Hallo ihr alle,
ich bin schon eine halbe Ewigkeit stille Mitleserin und möchte euch nun von meinem Weg zur Spondy erzählen.
ABER vorab erstmal: Vielen Dank für das tolle Forum! Auch wenn ich mich heute das erste Mal aktiv beteilige, konnte ich vom Lesen schon sehr viel für mich mitnehmen.
05/1995 Bandscheibenvorwölbung L5/S1
Über die Jahre hatte ich immer mal wieder leichte bis mittelmäßige Rückenschmerzen, die ich mit etwas Sport und Schonung weitestgehend ohne Schmerzmittel in den Griff bekommen habe.
11/2014 Bandscheibenprolaps L5/S1
Der Prolaps entstand bei einer Wegrutschbewegung in der Badewanne. Es schoss sofort vom Gesäß bis in die Ferse. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mit meinem „Beinschmerz“ überhaupt nichts anfangen. Bein? Rücken? Verbindung? Häh?
Da das im Urlaub passiert ist musste ich dort zum Arzt der mir dann eine „Tübinger Bombe“ gespritzt hat (wird bei Pferden auch als Dopingmittel eingesetzt - hihi, der hat meinen Hintern wohl mit einem Pferde... verwechselt).
MRT-Befund:
- Bandscheibenprolaps
- Paramedian links mit Lagebeziehung zur Wurzel S1
- fortgeschrittene Osteochondrose
- Dehydrierung der Bandscheibe
- fortgeschrittene Spondylarthrose (deutlich verminderter Zwischenwirbelraum)
- Lumboischialgie links
- Keine Rückenschmerzen
05/2016 Nukleotomie L5/S1
Nach eineinhalb Jahren Schmerzen, Kortison, Tilidin und KG kam es dann zum Super Gau. Durch den anhaltenden Druck hat sich der Nerv entzündet und ist langsam angeschwollen (zuerst dachte ich noch an eine Oberschenkelzerrung). Habt ihr schon mal versucht beim ärztlichen Notdienst jemanden davon zu überzeugen, dass man nicht mehr selber ins Krankenhaus kommen kann? Es hat vom ersten Anruf ganze 7 Stunden gedauert bis endlich ein Arzt bei mir war. Nochmal fünf Stunden drauf musste ich dann trotzdem mit dem Rettungsdienst ins KH. Ich konnte mir bis dahin nicht mal annähernd vorstellen, was es heißt vor Schmerzen zu schreien (ich dachte eigentlich vorher schon ich hätte starke Schmerzen...). Naja, es war auf jeden Falls sehr spannend wenn man Nachts um halb drei vom Rettungsdienst in einen Evac-Chair gepackt wird und der quietschend 2,5 Stockwerke runter muss. Nach folgender Diangnose kam ich dann um die Nukleotomie nicht rum:
- Linksseitige Großzehen-, Fußheber-, und Senkerschwäche (Lähmung)
- Achillessehnenreflex nicht auslösbar
- Zehenspitzengang absinkend, Einbeinstand nicht durchführbar
- Gehstrecke max. 100 Meter bei massivsten Schmerzen
- Hypästhesie (Gefühlsstörungen) im linken dorsolateralen Oberschenkel, Unterschenkel, Fußsohle, Ferse und Zehen
- Chronische Lumboischialgie links
- Keine Rückenschmerzen
02/2017 Bandscheibenextrusion L5/S1
Nach der OP bin ich in Reha und habe ungefähr ein halbes Jahr gebraucht bis ich nahezu schmerzfrei war. Ich konnte das erste Mal wieder 1 Stunde am Stück Walken gehen. Gesunde Menschen können das vielleicht nicht nachvollziehen, aber das war der Oberhammer! Endlich, endlich wieder etwas für sich selber tun. Mir ging es so gut, dass ich Anfang Januar einen Urlaub in Südfrankreich gebucht habe. Ende Januar fing mein Bein wieder an zu „brennen. Die Bandscheibe ist nachgerutscht. Was leicht anfing, steigerte sich rasant
- Paramedian links mit enger Lagebeziehung zur Wurzel S1
- Ausgeprägte Aktivierung der angrenzenden Grund- und Deckplatte
- Aktivierte Osteochondrose L5/S1
- Deutliche Höhenminderung des Zwischenwirbelraums L5/S1
- Spondylarthrose L4/5 und L5/S1
- Verdacht auf narbige Verziehungen / Verklebungen der Wurzel S1
- Keine Rückenschmerzen
05/2017 Spondylodese
Ich war zu dem Zeitpunkt seid 2,5 Jahre nicht mehr mit meiner Familie im Urlaub. Oft konnte ich Einladungen nicht annehmen weil ich nicht lange genug sitzen oder stehen konnte. Schulaufführungen, Turniere, Musikschulauftritte, welche Mutter hat immer gefehlt? Ich hab das alles nicht mehr ertragen. Eingeschlossen sein, wo bleibt da die Lebensqualität? Ich bin ein Mensch der gerne an der Natur ist, den Fernseher nicht braucht.
Ich hab es mir nicht einfach gemacht, aber zum Schluss bin ich ins Krankenhaus marschiert und hab mir einen Termin zur Versteifung geben lassen. Meinem Neurochirurg wäre es lieber gewesen wenn ich zusätzlich zum Bein noch Rückenschmerzen gehabt hätte. Damit konnte ich leider nicht dienen.
Was mir hinterher unheimlich gut getan hat war die Aussage des Operateurs. Er meinte bei den starken Verklebungen wären die Schmerzen niemals in den Griff zu bekommen gewesen, egal was ich versucht hätte. Der geminderte Wirbelzwischenraum hat bereits dazu geführt, dass die Grund- und Deckplatten der angrenzenden Wirbelkörper Microbrüche aufwiesen. Über kurz oder lang hätte ich also die Rückenschmerzen bekommen die dann auch zur Spondy geführt hätten.
- Schrauben-Stab-Spondylodese L5/S1 mit TLIF
- Cage 7mm (Knochenspäne aus Dornfortsatz)
- Spinalkanalentlastung
- Neurolyse (Verklebungen entfernt)
So, nun ist die Spondy beinahe drei Monate her. Targin und Tilidin konnte ich bereits vollkommen absetzen. Der OP-Bereich macht mit nur noch minimal Probleme bei zu viel Belastung, meistens bin ich dann selber schuld daran.
Das massive Brennen im Bein ist weg. Ich habe weiterhin Probleme mit den Muskeln, meine Zehen tun weh, es sticht in die Ferse, mein Oberschenkel ist wie die Fußsohle weitestgehend taub, aber ich bin guter Dinge! Ich weiß ja, dass es lange dauer bis sich so ein zickiger Nerv wieder etwas beruhigt. Ich bin realistisch und gehe davon aus, dass "etwas zurückbleibt", aber ich denke ich kann lernen damit umzugehen. Da gibt es hier im Forum ganz andere Geschichten.
Ok, ich geb es zu, zwischendurch gibt’s auch Tage da bin ich sehr nah am Wasser gebaut…
Gestern war mein 40. Geburtstag und ein Freund meinte am Telefon: „Pass bloß auf, ab 40 geht es abwärts“.
Ich nehme noch einmal täglich Lyrika und verwende ein TENS-Gerät.
So, ihr lieben, das war schon sehr ausführlich, arg viel länger habt ihr bestimmt keine Lust zum lesen … vielleicht erzähl ich euch beim nächsten mal von meinen Erfahrungen des KH-Aufenthalts während der Spondy.
Alles gute euch allen!
Sens