Hallo Mario
Ich wurde vor 5 Jahren L4/L5-S1 versteift.
Um kurz auf deine Fragen einzugehen:
1. ich hatte auch keine Orthese und keine Reha.
2. Sitzverbot hatte ich gar nicht- Ob Verbot oder Ohne es macht zu Anfang ehe kein Spaß und dauert bei der Heilung so ziemlich am Längsten bis man einigermaßen schmerzfrei sitzen kann.
3. Ich wurde in der Klinik auch täglich mobilisiert und hatte leichte Entspannungsübungen. An Muskeltraining war aber gar nicht zu denken. Ich habe auch keine KG gemacht, sondern nur Lymphdrainage und Massagen für die Beine und Füße. Die Übungen die mir im KH gezeigt wurden habe ich zu Hause weitergemacht. Hatte vor der OP keine Reflexe mehr in den Beinen und mein linkes Bein und der Fuß hat gemacht was er wollte.
Was dir an Übungen gezeigt wurde ist für den Anfang völlig ausreichend.
4. Langes Stehen ist leider auch nur zeitweise möglich. Die Rückenmuskulatur wurde ja freigelegt und man hat wenig Gespür den Rücken in irgendeiner Form dauerhaft zu belasten.
5. Ich habe alle meine Einkäufe im Rucksack nach Hause getragen. So verteilt sich das Gewicht gleichmäßig. Mit einseitiger Belastung von Einkaufsbeuteln bin ich nicht klar gekommen. Was schwerer ist sollte man dicht am Körper tragen.
Ich schleppe heute noch alles im Rucksack nach Hause hat sich so eingeschlichen und man spart sich Beutel (Plastiktüten benutze ich seit 20 Jahren nicht mehr) und hat immer die Hände frei.
6. Autofahren
Ich kann dir aus Erfahrung sagen, verzichte lieber drauf, es macht keinen Spaß. Selbst zu Fahren ist schon ziemlich kriminell, weill es einem persönlich nicht gelingt den Radfahrerblick auszuführen oder rückwärts vernünftig einzuparken. Selbst als Beifahrer macht es keinen Spaß, du spürst jeden Buckel und jedes Schlagloch.
Was Sabine 1968 als Argument angeführt hat ist genauso wichtig.
Man weiß nicht wie es kommt, aber wenn was passiert und du unter Medis standest wird man die Schuldfrage immer auch auch dich abwenden und verteilen und behaupten du bist nicht ausreichend verkehrstauglich gewesen.
Was dir da an reflexartigem Malheur passiert ist ist mit Sicherheit tierisch schmerzhaft gewesen da es voll auf die Nähte und auf die Narbe geht.
Ich glaube nicht das es einen Einfuß auf die Schrauben oder den Cage hatte, da hat dich der massive Schmerz sicherlich vor bewahrt.
Klar macht man sich Gedanken und Sorgen und wenn du dir dazu nicht sicher bist solltest du es beim Arzt abklären lassen. Man braucht immer einen klaren Kopf um sich auf den langen Genesungsweg einzulassen und der feste Sitz der Schrauben ist anfänglich die Basis um sich überhaupt an die neue Situation zu gewöhnen.
Die körperliche Heilung der Wunde ist aber nur Teil, der sicherlich auch der Wichtigste ist aber den Eingriff muss man auch seelisch verarbeiten.
Die Angst die man vor der OP hatte ist nun gewichen und man kann sein Glück kaum fassen das es einem plötzlich wieder so gut geht.
So eine OP macht man Bestenfalls nur einmal.
Man sollte dabei aber nie vergessen, das es jahrelang gebraucht hat um so krank zu werden, erwarte also nicht das du innerhalb kurzer Zeit wieder gesund bist.
Es gibt nur einen Versuch für eine gute Genesung. Eine Reha reißt es auch nicht raus.
Meine Ärzte haben mir sogar strikt davon abegeraten, es muss verheilen wie eine knöcherne Fraktur.
Die Verknöcherung kann bis zu 2 Jahren dauern.
Es wird auch Tage geben, wo es nicht so gut geht aber das wird sich mit Zeit auch wieder verändern. Es wird auch keine kontinurieliche stetige Verbesserung geben, manchmal hat man das Gefühl das es nicht mehr vorwärts geht und der Heilungsprozess stagniert.
Deine OP war ein ziemlich heftiger Eingriff.
Man hat deinen Gleitwirbel Grad III nach Meyerding wieder in die ursprüngliche Lage gebracht und es wird eine ganze Weile dauern bis sich dein Körper an die neue Situation und Statik der WBS gewöhnt.
Rein gedanklich solltest du dich auf einen langen Weg 1-2 Jahre einstellen bis du der OP wirklich was Positives bescheinigen kann.
Man lernt damit zu leben und es funktioniert am Besten wenn man den aktuellen Bewegungsradius akzeptiert.
Viele Bewegungen müssen nun anders ausgeführt werden und es bedarf dazu immer einer gewissen Technik.
Versuch einfach die notwendigen Dinge des Alltag in eine Position zu bringen, damit du häufiges Bücken und nach vorn Überbeugen sowie Drehung des Oberkörpers sooft wie möglich vermeidest.- Es macht halt erst mal keinen Spaß weil man alles über die Bein bzw. Oberschenkelmuskulatur macht- das gibt ganz schön Muckis
Du bekommst ständig Rückmeldung deines Körpers was geht und was noch nicht geht. Der Körper lässt sich nicht überlisten und es gibt auch keine Übung die den Heilungsprozess beschleunigt.
Momentan sollte für die nächsten 3 Monate Ruhe und Entspannung im Vordergrund stehen damit sich eine gute Narbe entwickelt und nicht mehr Narbengewebe entsteht als nötig.
Also reize das OP-Fenster nicht und vermeide lokale Wärme im OP-Bereich. Das gilt auch für den Verzicht auf die Badewanne. Du weißt im Moment ehe nicht, wie du wieder aus der Wanne rauskommst.
Gehe viel spazieren und nimm dir die Zeit wenn der Körper Ruhephasen einfordert.
Ich will dich nicht weiter zu texten aber ohne Dissziplin und Geduld geht es nicht. Das regelt der Körper mit der Zeit für sich selbst.
Nur noch das Eine zum Schluß. Du brauchst immer einen klaren Kopf und die Gewissheit das die Schrauben fest sitzen.
Wenn du weiterhin durch das plötzliche Malheur Schmerzen hast, dann gehe zum Arzt und lass den Sitz der Schrauben und des Cages durch eine "einfache" Röntgenaufnahme überprüfen.
Ein MRT wird zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn machen das es im Bereich des Cages zu Artefakten kommt und der Bereich oftmals nicht mehr erkennbar ist. Auch zukünftig wird ein MRT wenig Sinn mehr machen, man wird dann ein CT machen müssen. Ein CT sollte aber nur durchgeführt werden bei einem begründetetn Verdacht, da die Strahlenbelastung um ein vielfaches höher ist als bei einer gewöhnlichen Röntgenaufnahme.
ich wünsche dir gute Besserung
paul42