Hallo zusammen,
nachdem ich Mittwoch letzte Woche die erste Kontrolluntersuchung hatte und alles OK war (Schrauben fest und die Cages an dem Platz, wo sie hingehören), dachte ich, ich melde mich mal wieder und erzähle, wie's mir seit Anfang November, also ca. 10 Tage nach der Versteifung ergangen ist.
12 Tage nach dem Eingriff war die Wunde schon so gut verheilt, daß die Fäden raus konnten. Kurz danach, am 12. Novermber, hab ich dann mit der ambulanten Reha angefangen. Das waren im wesentlichen 4 - 6 Stunden am Tag MTT (die gleichen Geräte und Übungen wie im Studio, nur mit der Hälfte oder noch weniger an Gewicht), Wasserballett

, Nordic Walking, Massage und ein paar Seminare, also Rückenschule und so was. Im großen und ganzen war die Reha OK, allerdings hab ich mich manchmal doch ziemlich unterfordert gefühlt, das Programm ist eben doch mehr oder weniger auf einen "Durchschnitts-Rückenpatienten" abgestimmt. Wenn's einem schlechter geht, kannst man immer noch Übungen weglassen oder weniger Gewicht nehmen, aber wenn man fitter ist als gewöhnlich, fällt man eben aus dem Raster. Mehr Gewicht oder andere Übungen is' nich', da lassen sich die Therapeuten auf nix ein. Na ja, bin dann trotz einer 6-Tage-Reha-Woche Samstag nachmittag noch ins Studio, damit ich nicht völlig vom Fleisch falle....
Die Nervenschmerzen im rechten Bein wurden auch ganz allmählich schwächer (wobei sie heute noch nicht weg sind, aber ich bin guter Hoffnung, daß es irgendwann mal ganz aufhört), der Fußheber rechts ist allerdings immer noch nicht besser als 4/5, trotz regelmäßiger Theraband-Übungen. Hat jemand von Euch Erfahrungen, wie lange so was dauern kann, sowohl die Nerven als auch die Parese?
Was nach Reha-Ende am 2.12. immer noch ziemlich schlecht ging, war längeres Sitzen und Stehen, so daß ich als arbeitsunfähig bis Mitte Januar entlassen wurde. In der Zeit war ich nicht untätig, sondern hab mir im Studio von einem Trainer ein Core-Trainingsprogramm für die untere Rumpfmuskulatur zusammenstellen lassen, bei dem besonders die inneren, tiefliegenden Muskeln gestärkt werden. War dann praktisch jeden Tag im Studio (3 x die Woche Core-Training, Nerven-Muskel-Koordinationsübungen (wichtig!!), an den anderen Tagen Ausdauereinheiten mit Ergometer, Laufband (strammes Gehen mit 5%), Crosswalker, Beintraining durch Lunges mit Kurzhanteln, Beinstrecker, -beuger im Sitzen und Wadenmaschine, sowie 1 x die Woche "Spaß"-Training für mich mit Bankdrücken, Kurzhantel-Schrägbankdrücken, Überzüge, Butterfly, Rücken- und Schulterübungen, wie z.B. Klimmzüge, Dips, usw., )
Während der Reha habe ich schon Arcoxia und Valoron heruntergefahren, und in etwa Mitte Dezember, jedenfalls vor Weihnachten, war ich dann auf Null mit den Schmerzmitteln. Klar spürt man den Rücken noch, aber es war auszuhalten, und ich war froh, daß ich das Zeug nicht mehr brauchte. Erstens macht Tilidin abhängig (hab' ich nach 2 Monaten schon gespürt, mir gings mal ziemlich dreckig, als ich die Dosis reduziert hatte, und nach der Pille war plötzlich alles wieder gut!), und zweitens schlägt's auf den Appetit, wenigstens bei mir. Ich habe in den 2 Monaten, die ich die Mittel nahm, fast 10 kg verloren! Und was fast das schlimmste war: Mir hat der Alkohol nicht mehr geschmeckt!

Und ein Schwabe ohne Viertele, kaum vorstellbar!
Am 11. Januar, also 2,5 Monate nach der OP, hab ich dann mit der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben (90% sitzende Tätigkeit) angefangen, 2 Wochen mit 4 Stunden, dann 2 Wochen mit 6 Stunden am Tag. Der Rücken mußte sich schon an's Sitzen gewöhnen, aber seit Montag diese Woche bin ich wieder voll arbeitsfähig, gehe also wieder ganz normal zur Arbeit, d.h., das Geld kommt wieder von der Firma und nicht mehr von der Krankenkasse.
Klar spüre ich die OP noch, aber es ist ohne Schmerzmittel bequem zu ertragen, und es wird von Woche zu Woche besser. Zusammenfassend kann ich sagen, daß wohl meine gute körperliche Verfassung vor der OP als auch der Sport hinterher das meiste dazu beigetragen gaben, daß ich wieder so schnell auf die Beine kam. Die Core-Übungen werden mir wohl immer bleiben, aber auch das Ausbelasten beim Krafttraining kommt nicht zu kurz. Ich habe zwar seither immer um die heikle Stelle im Lendenwirbel-Bereich herum trainiert, um sie nicht zu belasten, bis sie durch Knochenbildung stabil geworden ist (also keine Kniebeugen mit Langhantel, kein Kreuzheben), aber beim Bankdrücken bin ich immerhin schon wieder bei 3 sauberen Wiederholungen mit 105 kg (Beine angezogen, um den Rücken nicht zu belasten), und bei Klimmzügen und Dips schnalle ich mir auch schon wieder eine 5 kg-Scheibe um, damit ich nicht so viele Wiederholungen machen muß

Dem Befund der Kontrolluntersuchung nach kann's ja nicht so falsch gewesen sein, was ich bisher an Sport gemacht habe. Joggen traue ich mich noch nicht, ich glaube, die Schläge ins Kreuz halte ich noch nicht aus, aber ich hoffe, daß ich zum Start der Motorradsaison 2010 wieder dabei bin (sofern das Wetter endlich besser wird, bisher sieht's ja nicht danach aus: -5°C und Schneetreiben!). Hoffentlich muß ich die Harley nicht gegen eine BMW eintauschen wegen der besseren Federung. Diese Schande!!
So, das ist jetzt etwas länglich geworden, aber ich wollte einfach mal einen Bericht über eine (bisher) recht positiv verlaufene Versteifung abliefern, nach all den Hiobsbotschaften, die ich hier schon gelesen habe. Hat sicherlich jeder von Euch gemerkt, daß ich auch rüberbringen wollte, daß man mit (Kraft)Sport (sofern er denn gesundheitlich möglich ist!), viel zur Rekonvaleszenz beitragen kann. Von den Ärzen habe ich schon alles mögliche empfohlen bekommen, angefangen von "Kein Kraftsport, gehen sie Schwimmen!" bis hin zum Kieser-Maximalkrafttraining, also das völlige Gegenteil, aber wir haben im Studio einen 68jährigen mit 4 versteiften Ledenwirbeln (OP vor fast 20 Jahren), der Bankdrücken in der 67 kg-Klasse wettkampfmäßig betreibt und 130 kg drückt!! Das wäre doch ein Vorbild für alle Spondys
In diesem Sinne wünsch ich allen viel Glück, die's noch vor sich haben, und allen anderen, daß wir wenigstens von Anschlußinstabilitäten verschont bleiben!
Viele Grüße, bis spätenstens nach der nächsten Kontrolluntersuchung!
Ralf