Zucker
02 Jun 2010, 14:28
Nachdem ich gestern den Termin mit meinem ehemaligen Operateur habe sausen lassen müssen, merkte ich im Laufe des Tages eine gewisse Erleichterung, und daraus resultierend, daß allein die Vorstellung an diesen Laden regelrecht traumatische Erinnerungen in mir hochspült.
Nun steht das Gespräch 14 Tage später aus, und ich muss mich langsam mal darauf einrichten, daß ich meine Beanstandungen vorbringen möchte ohne direkt wieder in Tränen auszubrechen (wozu ich normalerweise wirklich nicht neige!)
Daher möchte ich hier nun mal ein paar Fragen zum 'Krankenhausalltag' unmittelbar nach der OP stellen, um mal einen Vergleich zu haben, ob ich tatsächlich derart überempfindlich bin:
Am Tag der OP kam ich sowohl im Aufwachraum mal kurz zu mir (und hab wahrscheinlich ziemlichen Blödsinn geredet), und entsinne, daß ich 'auf Station' zumindest ein wenig Zwieback geknabbert und Kamillentee getrunken habe. Und irgendwann sackte ich dann halt in den Schlaf.
Tag 1 begann damit, daß mich gegen 6 Uhr zwei Schwestern weckten, und mir mehr oder weniger befahlen, daß nun aufgestanden wird. Wie es mir geht stand gar nicht zur Debatte, ich hatte höllische Schmerzen, konnte mich aber gegen das massive Drängen und Ziehen nicht wehren.
Als ich mich irgendwann mit schwer wackeligen Beinen an einen Rollator klammerte wurden mir kurzerhand noch die Schäuche samt Flaschen unter die zitternden Hände geklemmt, denn schliesslich sollte ich ja komplett bis an das Waschbecken 'gerollt' werden; das man mir den Blasenkatheterbeutel nicht noch zwischen die Zähne geklemmt hat wundert mich rückwirkend.
Ich weiss noch, daß ich immer wieder protestierte, daß ich das einfach nicht schaffe, man drängte mich aber erbarmungslos weiter.
Nach zwei Schritten wurde mir speiübel, was dann plötzlich das Interesse der Schwestern weckte, und bevor ich göbelnderweise auch noch mehr Arbeit verursache wurde ich nun plötzlich rappzapp wieder ins Bett verfrachtet.
Auf die Idee, mir vielleicht wenigstens mal mit einem feuchtem Lappen durchs Gesicht zu wischen kam man übrigens nicht - das wäre wohl zuviel an pflegerischer Leistung gewesen.
Am Frühstück hatte ich nicht das geringste Interesse, war aber froh dank des Blasenkatheters wenigstens trinken zu können.
Im Rahmen der Visite tauchte dann auch mein Operateur auf, berichtete, alles sei gut verlaufen, aber der zweite Eingriff sei demnächst nötig. Auf die Frage, wie es mir ginge, sagte ich, daß es mir sauelend zumute sei und ich auch starke Schmerzen hätte - ja, darum würde man sich auf Station natürlich kümmern, die sogeannten Stationsärzte waren ja auch anwesend.
Leider tat man aber nichts. Die Schmerzen wurden schlimmer und schlimmer, ab und zu sah ich zwar einen weissen Kittel in meinem Blickfeld, signalisierte wieder und wieder meine Schmerzen, aber von Abhilfe war keine Rede. Die Klingel war irgendwann auch nicht mehr greifbar (ich will jetzt mal keine Absicht unterstellen ...), ich verzweifelte immer mehr und bin irgendwann darauf übergegangen um Hilfe zu winseln und zu betteln, sobald ich irgendwen in meiner Nähe wahrnahm ... ich weiss nicht, ob meine Zimmermitbewohner massiv wurden, jedenfalls erlöste man mich irgendwann mit einer Morphiumspritze.
Im Laufe des Tages tauchte ein Physiotherapeut an meinem Bett auf, der mich in einer sehr langen Prozedur auf meine Bitte hin vom Rücken auf die Seite drehte.
Am Nachmittag wurde mir dann mehr oder weniger ungefragt der Blasenkatheter gezogen. Und ich dumme Nuss sagte natürlich nix dagegen, schliesslich wähnte ich mich ja noch bis zu einem gewissen Grad in 'guten Händen', ging davon aus, daß 'man' weiss was man tut.
Ansonsten kümmerte man sich nicht weiter, ich war jetzt ja bedröhnt und ruhiggestellt.
Zum Abend hin bat ich dann eine Pflegekraft, mich doch zumindest zur Nacht auf die andere Seite zu rollen (ich bin Seitenschläferin), so das ich nicht direkt auf dem Rücken liege. Immerhin lag ich jetzt ja schon seit Stunden auf der linken Seite, was ich auch als schmerzhaft empfand, aber nicht einordnen konnte.
"Dann rollen Se sich halt rum, wennSe anders liegen wollen!" bekam ich zu hören.
Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht, und das ichs vielleicht gar nicht mit einer Pflegekraft zu tun hätte - kein Witz!
Das konnte doch nicht wahr sein, was ich da hörte!
Ich versuchte ihr zu erklären, daß ich ... äh ... ja, eine umfassende OP am Rücken hinter mir hatte und das nunmal nicht ginge, mit dem Alleindrehen.
Worauf sie mir befahl, die Arme überm Oberkörper zu verschränken, um mich dann - irgendwie gegen die Schulter drückend .. ja, mich mehr oder weniger auf den Rücken zu schubsen, statt zu drehen.
Sämtliche Lautäußerungen über die damit verbundenen Schmerzen wurden ignoriert, bis ich irgendwann verzeifelt anfing laut um Hilfe zu rufen, damit dieses Monster von mir ablässt!
Drauf lies sie zwar von mir ab, ich brüllte nun wirklich erbost, ich sei schliesslich nicht zum Hornhautabhobeln hier, sondern hätte einen massiven Eingriff am Rücken gehabt, und sie solle gefälligst vorsichtiger mit mir umspringen. Worauf sie schlicht abstritt besonders ignorant vorgegangen zu sein, und ich stände vor der Wahl: entweder dreht sie mich nun auf die andere Seite, oder ich würde die Nacht halt weiter auf der linken Seite liegend verbringen.
Tja, was macht man da? Aufstehen und gehen fällt ja flach!
Also habe ich minutenlang die Zähne beim Umwälzen zusammengebissen und nur gehofft, daß ich danach in eine Art Koma falle!
Aber damit wars ja nicht vorbei:
sie krüselte nun hinter meinem Rücken an meinem Nachtisch rum und plötzlich hörte ich ein "Ach, da hat man heute morgen ja vergessen Ihnen Ihr Schmerzmittel zu geben .. och, macht ja nix, das kann man ja auch noch abends nehmen .."
"WIE BITTE, was haben Sie da eben gesagt?!" fragte ich entsprechend entgeistert.
Worauf sie sich in einem Säuselton wiederholte und das Ganze erneut abtat.
Ich hakte erneut nach: "WAS ist das genau für ein Medikament, das man da vergessen hat, das will ich jetzt WISSEN!"
"Och, nur was entzündungs- und schmerzhemmendes, aber kein Problem, das können Sie jetzt ja auch noch nehmen ... " und drückte mir Tablette und Schnabeltasse in die Hand.
Inzwischen war mir auch klar, daß sich offensichtlich niemand ernsthaft kümmert, geschweige denn, daß ich eine Chance hätte mich zu wehren, in meinem Zustand. Das man mir notfalls halt die Klingel wegnehmen würde, aber nicht auf das von mir Gesagte reagieren würde hatte ich ja nu hinreichend erfahren und hoffte nur darauf, daß ich wenigstens schlafen könne.
Toller Tag 1, ne?
Was mich jetzt mal interessieren würde:
1. Wie würdet Ihr am Tag 1 'mobilisiert'?
2. Konntet Ihr Euch eigenständig drehen?
3. Wie würdet Ihr die Schmerzen beschreiben nach der OP beschreiben, bzw. was hat man Euch dagegen verabreicht?
Jesses, allein das Niederzuschreiben macht mich grad wieder völlig fertig, aber irgendwie muss ich das alles ja mal überwinden, damit die zweite OP gemacht werden kann.
Beste Grüße,
Zucker
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