Hallo, ihr lieben Leidensgenossen!
Noch habe ich keine Nachricht von der Rentenversicherung bekommen.
Dienstag um 10 Uhr wäre mein Antrittstermin in der Reha-Einrichtung gewesen, den ich aber nicht wahr nehmen konnte. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, einen Termin nicht wahr nehmen zu können, obwohl man in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen Termin, keine einzige Verabredung, verpasst hat.
Ab 10 Uhr habe ich minütlich auf die Uhr geguckt und mich geärgert, dass ich nicht da bin. Es hätte alles so einfach sein können, wäre ich körperlich in der Lage, dies zu schaffen.
Aber was nicht geht, das geht nicht.
So sehr ich mir auch was anderes gewünscht hätte, ich bin nicht Super-Woman.
Oh man, das ist was.
Normalerweise sollte ich in dieser Einrichtung gerade friedlich schlummernd im Bett liegen.
Doch stattdessen frage ich mich schlaflos, was der ganze Unsinn eigenlich soll.
Ich will doch nur so schnell wie möglich meinen Job wieder ausüben können, mehr nicht.
Ich habe diesen Beruf nicht gelernt, um ihn zuhause mit Stufenlagerung und an die Decke starrend, auszuüben. Und ich hasse es wie die Pest, unaktiv herum gammeln zu müssen.
Selbst bei meiner 7monatigen Chemo-Therapie vor 5 Jahren war ich nicht so passiv. Notfalls bin ich mit Mundschutz in die (gaffende) Öffentlichkeit gegangen.
Meine Bude sollte mal wieder gewischt und gesaugt werden, aber stattdessen muss ich auf die Heinzelmännchen warten, die niemals kommen werden. *Grrrrrr*
Und gleichzeitig hoffe ich, möglichst gar keine Post von der RV zu bekommen.
Habe keine Nerven mehr für Kompiziertes und schlechte Nachrichten.
Wenn ich könnte, dann würde ich ohne Rücksicht auf Verluste arbeiten gehen, um diesen Unsinn endlich beenden zu können.
Wie kann das nur sein? Da hat man eine schwere Grunderkrankung, dessen schlechte Prognose sich wider Erwarten nicht erfüllte. Da hat man es geschafft, gegen diesen Alptraum anzukommen und ihn zu besiegen. Da hat man es geschafft, sämtlich Spezialisten zu verblüffen mit dem Willen zu gewinnen. Da hat man es geschafft, wider Erwarten nicht Schwerbehindert zu werden, sondern im Gegenteil sogar seinen Beruf in Vollzeit auszuüben. Da hat man es geschafft, sämtliche Grausamkeiten und Misshandlungen vom Kind- und Jugendalter aufzuarbeiten, ein normales Leben führen zu können. Da hat man es geschafft, das zu werden, was man jetzt ist.
Und dann schafft es so ein anonymer Sesselfurzer, einen dermaßen zu demotivieren, dass man nicht mehr weiß, wie man sich verhalten und denken soll.
Unglaublich.
Ich werde ihm/ihr eine stacheligen Kaktus per Fleurop schicken, wenn das alles ausgestanden ist.