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Was ist eine akute Gefahr?
Die gefahr ist akut, wenn ohne baldigste OP ein deutliches Risiko besteht, dass Nerven irreversibel geschädigt werden.
Irreversibel ist das entscheidende Wort.
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Bei der klassischen Nukletomie geht die Wissenschaft davon aus, dass bei 10-15% der Operierten ein Postnukleotomie-Syndrom auftritt.
10-15%, das halte ich für deutlich zu viel. Besonders dann, wenn das Risioko vermeidbar wäre.
Wenn eine OP unumgänglich ist, dann muss man das Risiko von 10-15% hinnehmen.
Anderenfalls sollte man es nicht übereilt hinnehmen. Das finde nicht nur ich, sondern da sind viele Orthopäden meiner Meinung.
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Und hier ist die Dunkelziffer meines Wissens nach nicht bekannt, wieviele "nicht operierte Patienten" mit dauerhaften Schmerzen bzw. Taubheitsgefühl oder gar Paresen leben (müssen).
Es gibt Untersuchungen, wie das Befinden 3 Jahre nach einem BSV ist. Zum Befinden gehören Schmerzen, Gefühlsstörungen und Paresen dazu.
Die Untersuchungen sagen, dass es entweder den Nichtoperierten im Schnitt etwas besser geht oder gehen von keinem signifikantem Unterschied aus.
Es gibt keine Untersuchung die Hinweise gibt, dass es Operierten im Schnitt besser geht.
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Dann wären da noch die Nebenwirkungen der Schmerzmedis ....
Ja, das ist ein Risiko. Deswegen sagen viele orthopäden auch, wenn ein halbes Jahr kosequente konventionelle Therapie nicht genug gebracht hat (nicht genug gebracht heißt für mich: man kommt nicht ohne Dauereinnahme von Medis aus), dann ist ein minimalinvasiver Eingriff angezeigt.
Wie immer mit der Ausnahme:akute Gefahr irreversibler Nervenschäden. Dann sollte man immer sofort operieren und nicht warten, bis die Nerven tatsächlich bleibend geschädigt sind.
Deswegen sollte jeder vor einer OP auch von einem Neurologen untersucht worden sein, der kann sagen, ob eine akute OP-Indikation vorliegt.
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Jeders Ding hat zwei Seiten.
Ja. In meiner Reha habe ich genug kennengelernt, die eine wahre OP-Odyssee hinter sich hatten, weil bei einer OP was schiefgelaufen ist.
Dann folgten weitere OPs um das wieder zu reparieren.
Danke, aber nein danke.
Klar, ich kenne auch erfolgreich Operierte und erfolgreich Nicht-Operierte.
Trotzdem: eine OP ist nicht mehr rückgängig zu machen. PUNKT.
In vielen Fällen kann man eine OP aber immer noch nachholen.
Wenn also keine akute Gefahr im Verzug ist, gibt es keinen Grund, übereilt zu operieren.
Betonung liegt auf übereilt. Wer sich nach 4 bis 6 Monatenkonsequenter, qualitativ hochwertiger Physiotherapie immer noch mit Beschwerden herumplagt, die so nicht akzeptabel sind, der kann sich dann ja operieren lassen und ist sich dann wenigstens sicher, dass es keine unnötig übereilte OP war.
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Ich stehe dazu, das ich mich lieber operieren lassen würde, als über einen längeren Zeitraum (die Schulmedizin geht bei einem BSV ohne OP von ca. 12 - 26 Wochen aus) starke Medikamente zu nehmen.
Deine Entscheidung, die du für dich natürlich treffen kannst und darfst.
Es ist dein gutes Recht so zu entscheiden. Für dich.
Generell gesagt ist imho letztlich eine reine Riskoabwägung.
Welches Risiko werte ich höher: die Nebenwirkungen der Medis oder die Gefahren einer OP (Kunstfehler, Postnukleotomiesyndrom usw.).
Eine Pauschalantwort darauf kann auch ich nicht geben.
Angesichts der Probleme und Leiden, die ich bei anderen gesehen habe, die erst durch eine OP kamen, rate ich zu einer gut durchdachten Entscheidung.
Ausnahme ist wie gesagt wenn akute Gefahr besteht dass Nerven dauerhaft kaputtgehen, dann sollte man nicht zu lange zögern sondern rasch operieren.
meine 2 ¢
N.