Mir lief es vor zwei Wochen kalt den Rücken herunter, als ich nach einer Physiotherapiesitzung das Internet durchforstet habe. Das Thema passt wie die Faust aufs Auge. Vor genau einem Jahr hatte ich mir mit 31 beim Sport eine Bandscheibenvorwölbung L4/L5 und Bandscheibenvorfall mit Sequester L5/S1 zugezogen. Im Kraftsport nicht unüblich, was mir vorher nicht bewusst war. Sonst hätte ich da die Finger davon gelassen und nur mit Körpergewicht trainiert. Massive Schmerzen, die ich zuvor noch nie annähernd erlebt habe. Anfangs in der LWS, die sich dann in das gesamte Bein vom Gesäß bis in die Wade verlagert haben. Im Weiteren hatte ich ausgeprägte Missempfindungen von der Fußsohle bis in den Oberschenkel. Zudem eine Parese vom Fußsenker bis in das Gesäß. Indikation zur Operation war nach Konsultation mehrerer Chefärzte nicht gegeben.
Ich habe mich dann trotz stressigen Alltag mit circa 14 Stunden Übungen pro Woche zurück gekämpft. Zudem viermal 20 Minuten Physiotherapie pro Woche. Die Missempfindungen gingen zunehmend zurück, die Parese hatte sich auch kurzfristig verbessert. Schmerzen hatte ich im Alltag ab der vierten Woche gar keine mehr. War auch wieder beweglich und merkte keine maßgeblich relevanten Einschränkungen mehr im Alltag. Kontroll MRT zeigte eine Auflösung des Sequesters, der Rest unverändert.
Dann kam im April die Reha, wo ich von allem das Falsche abbekommen habe. Nicht passende Kurse, schlechte Physiotherapeuten und abschließend ein Massagesessel, der mir auf die Knochen schlug. Das führte zu einem weiteren MRT mit Verdacht auf Rezidiv, allerdings mit unveränderten Befund. Zurückgeworfen hat es mich aber enorm. Ich konnte mich längere Zeit nicht mehr bewegen und es dauerte bis in den Sommer hinein, bis ich wieder annähernd soweit war. Sowohl was Beweglichkeit, als auch Kraft anging. Ich hatte seitdem aber schon einen leichten Knacks mit Angst vor Rezidiv. Zwischendurch hat mir dann eine Physiotherapeutin die Knochenhaut beim Ultraschall verbrannt. Meine Physiotherapeutin, die ich bis dahin als sehr gut empfand, wurde dann zunehmend ungeduldig. Einmal wurde ich in eine Übung forciert, wo mir klar war, dass ich ohne Bandage die Patellas reizen werde. Dies hatte ich deutlich angesprochen, mich dann unter Druck doch hinreisen lassen. Danach konnte ich mehrere Wochen nicht ohne Schmerzen laufen. Man hörte mir immer weniger zu. Ich müsste mich so und so bewegen können wie ein Turner. Das fand ich damals schon unangenehm
Im Oktober wurde dann noch einmal ein Kontroll MRT gemacht. ÜÜberhaupt keine Schmerzen mehr, Missempfindungen nicht mehr wahrnehmbar, Parese im Alltag auch nicht mehr bemerkbar. Für meinen Eindruck hatte sich die Vorwölbung L4/L5 fast komplett zurückgezogen, der Vorfall L5/S1 sah für mich auch besser aus. Der Radiologe meinte praktisch unverändert, der Neurochirurg der BG meinte leichte Verbesserung.
Nun vor zwei Wochen wollte ich meine Routineübungen auf die korrekte Ausführung kontrollieren. Wurde von der Physiotherapeutin vehement abgelehnt, ich müsste mich jetzt dehnen. Sie ist zunehmend dazu übergegangen, ohne Rücksicht auf die Tagesform ihren Plan durchzudrücken. Es wurde auch ständig rumgemeckert, dass ich bestimmte Bewegungen wie das Aufstehen schonend im Block machte. Ich müsse das in die Flexion usw. Hatte bei der Grätsche schon von Anfang an ein schlechtes Gefühl und äußerte dies auch deutlich, was aber ignoriert wurde. Auch bei anderen Übungen, es hat sich nicht gut angefühlt. Und ich war so dumm, und habe weiter mitgemacht und meine innere Stimme ignoriert. Merkte dann vereinzelt Stiche in der LWS. Bin dann noch heimgelaufen und dort merkte ich sofort Schmerzen in der LWS. Hatte dann über eine Woche Probleme, in der Seitenlage zu schlafen, ähnlich wie beim Vorfall. Schmerz war aber nicht vergleichbar, eher unangenehm ohne Ausstrahlung. Habe dann die letzte Woche meine Übungen gemacht und Schmerzen waren weg. Am Sonntag hatte ich wieder 60 Minuten trainiert: Beckenheben mit Bändern, Vierfüßlerstand, Superman, Wadenheben. Seitdem habe ich im Steißbein einen dumpfen Schmerz, als hätte man sich die Haut dort verbrannt.
Gestern dann noch einmal MRT wegen ungutem Gefühl, heute beim Neurochirurgen. Ich hatte einen kompletten Nervenzusammenbruch, als ich mir die Bilder alleine angesehen hatte. Befund vom Radiologen liegt noch nicht vor. Meiner Auffassung nach hat sich die Vorwölbung L4/L5 gegenüber Oktober wieder vergrößert. Gegenüber April identisch und deutlich besser als im Dezember letzten Jahres. Der Vorfall in L5/S1 ist meiner Auffassung nach gegenüber Oktober wieder größer geworden. Gegenüber April identisch und deutlich besser als im Dezember letzten Jahres. Der Neurochirurg meinte, es wäre keine offensichtliche Änderung gegenüber April mitunter auch Oktober zu erkennen. Das MRT aus Oktober hatte nur 20 Bilder, wieso auch immer. Die anderen MRTs ungefähr 100. Ob es daran liegt? Es war zwar die gleiche Radiologie, aber unterschiedliche MRTs. Minimale Veränderungen sollten nicht als krankhaft angesehen werden, je nach Lage und Belastung über den Tag wäre das unbedenklich.
Jedenfalls bin ich gerade mit den Nerven am Ende, nachdem ich da soviel Energie hineingesteckt habe. Physiotherapie in der Praxis habe ich beendet, Ersatz wollten sie mir nicht anbieten. Neue ist aber nicht in Aussicht. Zudem habe ich jetzt wahnsinnige Angst, weiter meine Übungen zu machen. Ich bin komplett verunsichert, denn so genau wollte der Neurochirurg hier auch nicht werden. Ob ich es jetzt nur noch schlimmer mache?