Defekt
10 Okt 2021, 16:34
Moin an alle Leidensgenossen, ich bin etwas überfordert mit meiner aktuellen Situation.
Kurz zu mir:
Baujahr 66, groß gewachsen (1,96m) und viele Jahre im Handwerk gearbeitet. Rückenprobleme begleiten mich irgend wie schon 30 Jahren, mal mehr mal weniger und immer gegen angekämpft. Die letzten 10 Jahre arbeite ich nicht mehr schwer körperlich, fahre viel Rad und gehe in Fitnessstudio bis zum Tag X.
2020 ein Fahrradsturz, Hüfte demoliert und links ein Hüft-TEP bekommen. Fast 1 Jahr gebraucht um wieder vernünftig gehen zu können, anfangs wurde ein Riss im Schienbein unterhalb des Knie übersehen welcher die Reha Phase stark einbremste. Aber ich habe immer noch schmerzen bei Joggen oder wenn ich lange sitze, dann wurde e2020 ein MRT gemacht.
Der Neurochirurg sagte das meine Bandscheibe LW 4/5 leicht nach links verschoben ist und er könnte das mit Spritzen versuchen, im Abstand von 3 Wochen. Erste Sitzung muuste ich mich nach vorne beugen und er hat links und rechts gespritzt und dann den ganzen Tag liegen. Bei der zweiten Sitzung das gleiche noch mal und seit dem Schmerzen im rechten gesunden rechten Bein. Dritte Sitzung aufgrund der Bescherden rechts, nur noch rechts gespritzt.
Dann waren wir im Urlaub, viel spazieren gegangen und ab den dritten Tag schmerzte das rechte Bein so heftig das ich nur unter schmerzen laufen konnte.
Urlaub abgebrochen zum Hausarzt und Schmerzittel bekommen. Pysio gestartet, die bringt immer für ein paar Stunden etwas Besserung.
Drei Tage später zum entspanne im Sole Thermalbad gewesen und Abends beim Essen waren rechts dann die Schmerzen weg, wie als wenn wer ein Schalter umgelegt hat. Dann in der Nacht wachte ich auf mit höllen Schmerzen im linken Bein, fühlte sich an wie ein Mega Krampf an. Also ich merkte das der Fuss taub wurde, habe ich mich hoch gequält an den Möbel entlang gehangelt und irgend wann wurde der Schmerz etwas weniger. Alles an Schmerzmitteln eingeworfen was da war und im sitzen war es dann halbwegs erträglich.
Wieder Hausarzt, Cortison und Tilidin bekommen und noch mal zum Neurochirurg. Die Situation erklärt, Fuss / Schienbein sind immer noch Taub links und nun stellte er mich ohne weitere Untersuchung vor die Wahl. Noch mal Spritzen oder OP, ich stimmte dann der Spritze in meiner verzweifelten Lage zu.
Die Schmerzen wurde immer heftiger, ich konnte kaum noch laufen. Dann in der Verzweifelung zu einen anderen Neurochirurg in einen MVZ mit angeschlossen Krankenhaus gefahren. Dieser hörte sich das alles an und Übergab mich gleich der Notaufnahme im Krankenhaus. Dort dann MRT und EGG, Diagnose Mediobilateral massenprolaps zwischen LW 4+5. Riss 2cm, Vorwölbung 8-9mm steht im Bericht, OP erstmal nicht erforderlich, Reha beantragt
Nach 4 Tagen wurde ich jetzt entlassen, was mich völlig fertig macht ist die Tatsache. Das ich aktuell noch 10m laufen kann, dann werden die Schmerzen ab der Hüfte abwärts zu groß. Der Fuss links ist immer noch taub und rechts sind auch schon erste Anzeichen von taubheit zu Spüren. Sitzen geht (fast schmerzfrei), flach liegen im Bett gar nicht. Auf die schnelle noch ein verstellbares Lattenrost besorgt, so das ich zumindest schaffe 4-5 Stunden mal zu schlafen.
Jetzt sitze ich hier, werfe Schmerzmittel + Pregabalin und Coritson (noch 3 Tage) ein und Frage mich wie soll ich überhaupt ein Reha machen wenn ich gerade mal 10m laufen kann. Ich habe auch noch Pyso Termine nächsten Wochen, aber bringt das überhaupt was mit solch einer Diagnose und ich wüsste auch nicht wie ich dahin kommen soll, da der Weg vom Parkhaus bis zur Praxis viel zu weit ist.
Das ganze frisst extrem an der Psyche, jetzt schon wieder so Ding und das wo ich gerade mal 4 Monate wieder voll gearbeitet habe. Beim GDB haben die mir Aufgrund meiner ganzen Beschwerden (Trümmerbruch Handgelenk nicht mehr voll beweglich, Rücken, Hüft-TEP) vor 1 Monat 40% nach Einspruch gegeben. Da ist also auch kein Kündigungsschutz.
Ist das normal das man relativ Schmerzfrei sitzen kann, aber kaum 10m laufen kann bzw. nicht länger als 5min stehen kann? Ich habe da jetzt echt Angst, ist mein erster bewusster und diagnostierter Bandscheibenvorfall :-/
paul42
11 Okt 2021, 12:28
Hallo Defekt
Willkommen im Forum
Was du da beschreibst klingt nach kräftigem Vorfall der BS.
Den Rehatermin halte ich für unrealistisch, zumindest werden sich den Beschwerden vermutlich nicht verändern.
Wenn die Wegstrecke so kurz ist, drückt es ordentlich gegen den Nerv.
Das nach gebeugte Sitzen entlastet da die bedrängten Nerven eher.
Im Bett kannst du mal Stuifenlagerung versuchen und in Seitenlage hilft ein Kissen zwischen den Knien.
Wenn du magst, kannst du mal deine Bilder und den Befund hochladen.
Bist du körperlich untersucht worden?
Wie hoch ist der Kraftgrad des Fußes?
viele Grüße
paul42
Defekt
11 Okt 2021, 15:17
Moin paul42
Bilder habe ich leider nicht bekommen im KH, werde noch mal nach Fragen müssen.
Im Befund steht:
Mediobilateraler Bandscheibenmassenprolaps LWK 4/5 auf einer Breite von ca. 2 cm mit einer Dorsalvorwölbung um 8-9 mm und spinaler Enge.
Kein Hinweis auf eine relevante foraminale Enge. Keine höhergradige Bandscheibendorsalvorwölbung in den übrigen untersuchten Segmenten.
Kraft in Beinen und FÜssen ist völlig normal, ansonsten haben die mich ja auch komplett durch gescheckt und alles ok.
Auf der Seite liegen mit den Kissen und so kenne ich noch von der Hüft OP, aber aktuell kann ich meist gar nicht lange auf der Seite liegen.
Heute Morgen war auch so grauenvoller Tag, um 5:00 aufgestanden und dann auf den Weg zum Bad gemacht. Das sind maximal 20m, ich habe jetzt schon die Krücken wieder hervor geholt damit ich die Beine weniger zu belaste beim laufen, aber trotzdem musste ich mich auf der Strecke zweimal hin setzen weil die Schmerzen auf nüchteren Magen doch zuviel waren.
Um 8:00 habe ich dann die erste Tablettenladung plus Tilidin eingeworfen, trotzdem war die Beine selbst im liegen oder sitzen nicht schmerzfrei und jeder Toilettengang weckte die Schmerzen wieder auf. Seit der Mittagsladung geht es jetzt wieder soweit, das ich zumindest mal im Sitzen weitgehend Schmerzfrei bin. Pysio Termin für diese Woche habe ich alle abgesagt, gar nicht dran zu denken das ich auf eigenen Füssen dahin komme und morgen habe ein Termin beim Hausarzt.
Da graut mir jetzt schon vor, die Wege und das warten. Mal schauen was man dort sagt zu den Dosierung von den einzelnen Medikamenten und ob evtl. ein anderes Schmerzmittel besser wäre. Ich konnte mir das bis dato gar nicht vorstellen was ein BSV für Auswirkungen haben kann, aber das ich mich aktuell nur noch auf Krücken durch die Wohnung bewegen kann ist schon echt krass.
Gruß Detlef der defekte :-/
Hallo Detlev,
Sind bei dir Mal PRTs, also Spritzen an die Nervenwurzel unter CT- Kontrolle,. angesprochen worden?
Das könnte dir ggf. noch helfen. Alternativ vielleicht auch eine Cortisonstosstherapie.
LG, Elke
Defekt
11 Okt 2021, 17:42
Moin
Nein der alte Neurochirurg hat mir noch nicht mal erklärt was er da in LWS spritzt und sein letzter Vorschlag war ja weiter Spritzen oder OP ohne jegeliche weitere Untersuchung. Den offiziellen Termin bei den Schmerzspezialisten zur Aufnahme, welcher mich auch an die Notaufnahme übergeben hat ist erst am 25.11.2021.
Also noch ein Stück weit hin und die Up's und Down's zerren an den Nerven. So eine Attacke wie heute Morgen läßt einen fast verzweifeln, jetzt aktuell kann ich zumindest wieder unter erträglich Schmerzen mit Krücken mal zur Toilette. Meine Hoffnung liegt da drin das ich das mit einer höheren Dosierung der Medikamente besser kontrollieren kann.
Aktuell sind sind es 2x 75mg Pregabalin, 3x 600er Ibu, 1x 40er Pantoprazol, 2x 100/8 Tilidin und Coritison noch zwei Tage zum ausschleichen.
Als das Anfing mit den Schmerzen noch vor dem Bandscheibenvorfall, hatte ich auch schon die Medikamente verschrieben bekommen. Aber eigentlich nicht und wenn nur niedriger dosiert genommen, weil mir die Sachen zu krass waren. War bestimmt ein Fehler, aber hinter her ist meist schlauer.
Gruß der Detlef mit F ;-)
Juergen73
11 Okt 2021, 18:00
Hallo Detlef,
Zitat
Aktuell sind sind es 2x 75mg Pregabalin, 3x 600er Ibu, 1x 40er Pantoprazol, 2x 100/8 Tilidin und Coritison noch zwei Tage zum ausschleichen.
hat dir diesen Medicocktail ein Arzt verschrieben? Oder plünderst du gerade deine Hausapotheke?
Andernfalls würde ich mir aber schnellstens was anderes überlegen.
Man weiß so als Laie ja gar nicht die ganzen Wechselwirkungen.
Da kannst du noch ganz andere Probleme bekommen als Rücken.
Defekt
11 Okt 2021, 19:08
Hallo Jürgen
Das haben die vom Krankenhaus so aufgeschrieben, lediglich Tilidin ist von meinen Hausarzt. Im Krankenhaus habe immer Morgens und Abends noch Infusion bekommen mit Schmerzmittel. Da konnte ich ja auch noch so halbwegs laufen im Zimmer und Schmerzen hielten sich in Grenzen, aber am Entlassungstag habe nichts bekommen und der Weg zum Auto war Schmerztechnisch grenzwertig nur mit Pausen zu bewältigen.
Pantopranzol muss ich wegen Reflux sowie so bei IBU mit einwerfen, ansonsten meide ich eigentlich Tabletten wie die Pest. Tildin, Pregablin, Cortison würde ich nie ohne Rücksprache mit einen Arzt einnehmen.
Gruß Detlef
Hallo Detlev,
Bis Ende November hälst du das so nicht durch.
Die können ja auch Stationär PRTs oder PDA als Therapie machen,
Dazu vielleicht noch eine manuelle Therapie.
Du brauchst etwas, was dir lokal hilft gegen den Schmerz, sonst verkrampft alles immer mehr.
Du kannst dich auch notfallmäßig aufnehmen lassen.
LG, Elke
Defekt
11 Okt 2021, 20:33
Hallo Elke
ich war ja jetzt notfallmäßig ein paar Tage im Krankenhaus, man sagte mir das dieses nicht operiert werden muss und hat die Reha beantragt. Die Krux natürlich ist das ich dort weniger Probleme hatte weil das Schmerzmittel offfensichtlich viel wirksamer war. Dann wird man ja befragt bei der Visite wie es einen geht und wenn man gerade seine Dröhnung bekommen hat und eh nur auf den Bett sitzt geht es einen natürlich besser. Ich habe den dann auch immer Erzählt das dieses nur für die sitzende Position im Bett gilt, im Leigen / Stehen oder beim Laufen aber Schmerzen in die Beine schießen.
Klar ist man dann auch froh, wenn nicht operiert werden muss und man nach wenigen Tagen wieder nach Hause darf. Das es dann Zuhause so abgeht habe ich nicht erwartet, heute Morgen war ich auch schon wieder kurz davor den Weg ins Krankhaus anzutreten.
Ist nicht meine erste schwere Verletzung, bloss kann ich mich auf den BSV nicht so einstellen wie auf eine gebrochene Hüfte oder ein zertrümmertes Handgelenk. Hier weiß ich gar nicht wie ich die Heilung Unterstützen kann, weil ich das nicht sehe oder direkt an der BS spüre.
Weitere möglichkeiten will ich Morgen mit meinen Hausarzt abklären und dann ist ja wieder die Geschichte mit den Termin als Kassenpatient.
Gruß Detlef
Defekt
12 Okt 2021, 12:14
Moin
Mal ein Update:
Habe ja seit gestern die Tildin auf 100/8 zweimal am Tag erhöht und das erstmal seit langen wieder 6-7 Stunden am Stück geschlafen. Klar hat das ewig gedauert bis ich mit Kissen, Kopfteil und Fussteil Verstellung eine Position gefunden habe in der ich nicht das Gefühl hatte das von Minute zu Minute der Schmerzen mehr werden und ich dann irgendwann eingeschlafen bin. Aber ich habe geschlafen und bin mal nicht völlig geredert aufgewacht.
Die Sozialstation vom Krankenhaus hat sich heute auch gemeldet und am 29.10. darf ich zur Reha in die Klinik Niedersachen, Bad Nenndorf.
Meine Hausarzt meinte heute das man Tildin bis 600/48 täglich dosieren kann, es aber bewusst am Anfang sehr niedrig dosiert wurde. Weil man ja auch erstmal schauen muss, wie ich es überhaupt vertrage und wenn nötig würde man auch noch andere stärkere Mittel verschreiben. Mit zweimal 100/8 geht es mir heute zumindest schon deutlich besser, als jetzt die Tage davor.
Dieses Auf und Ab in Gefühlswelt muss man erstmal weg stecken, habe mich die letzten Tage schon geistlich im Rollstuhl oder mit Rolator gesehen. Das lesen hier im Forum ist ja so oder so zu sehen, man kann viel Positives heraus ziehen, aber man kann sich auch schnell in eine Depresion herein steigern. Je nach Schmerzlevel kann ich das bei mir selber auch feststellen, aber anderes herum tut mir das schreiben hier sehr gut. Meine Frau möchte ich mit meinen negativen Gedanken möglichst wenig belasten, die hat schon genug mit mir durch gemacht und immer Tapfer zur Seite gestanden.
Danke hier schon mal allen für die Tips und Ratschläge, jetzt habe ich ja erstmal ein Ziel / Zeitfenster mit den Reha Termin.