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Komplette Version NPP L5/S1 - Tipps bei Nervenschmerzen

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BandiHoch3
Liebes Forum,

ich bin bzgl. Bandscheibenvorfällen schon einiges gewöhnt, habe aber ein für mich neues Problem, bei dem ich auf Erfahrungen/ Alltags-Tipps hoffe.

Die außerordentlich schmerzhafte Akut-Phase habe ich durch starke Schmerzmittel und Spritzen weitgehend hinter mir. Der Schmerz hat sich insofern verändert, dass er nicht mehr allgegenwärtig ist, sondern insb.
nach dem Aufstehen zeitversetzt auftritt. Sobald die LWS vertikal belastet wird, fährt mir ein Schmerz vom Gesäß ausgehend auf der Hinterseite des linken Beins hinunter.

Oft ist das nach einer kurzen Schonhaltung wieder weg. Manchmal ist der Schmerz aber so brachial und länger andauernd, dass ich mich zusammenkauern muss, damit ich es aushalte. Und das obwohl ich noch Eotricoxib 90 nehme. Ich tippe einmal, dass der Nerv bzw. die Nervenwurzel gepresst/gereizt wird.

Ich fange demnächst mit Physio/KG, mache brav meine Übungen und liege häufig auf meinem Heizkissen.

Hat(te) jemand ähnlich Beschwerden? Was könnte da im Alltag evtl. noch helfen? Besteht die Chance, dass sich das bessert? Ich bin ein sehr sportlicher Mensch. Daran ist mit dieser Art Beschwerden aber nicht zu denken.

Kann sich das mit der Zeit von allein legen, wenn sich die Strukturen "neu arrangiert haben"?

Könnte Osteopathie bei diesen Beschwerden helfen? Die Behandlungen sind recht teuer und ich bin diesbzgl. eher skeptisch.

Vielen Dank im Voraus für Erfahrungen, Tipps und Hinweise.

Viele Grüße
MB
Juergen73
Hallo MB,

nach einer Zeit kann das ausgetretene Material der Bandscheibe eintrocknen und somit den Nerv weniger bedrängen.

Osteopathie wird teilweise von den Krankenkassen bezahlt. Meine KK zahlt z.B. 500€/Jahr.

Mit hat ein Physiotherapeut sehr gut geholfen. Bekommst du denn keine KG verschrieben?
paul42
Hallo MB,

ich glaube persönlich nicht das Ostopathie hier unbedingt die richtige Wahl ist.

Wenn du schon mehrmals BS Probleme in diesem Segment hattest wird die Pufferfunktion schon deutlich gemindert sein oder die BS sogar austrocken.

Hast du einen aktuellen schriftlichen MRT Befund?
Die Behandlung richtet sich an der Diagnose aus.
Ohne Befund ist es schwer die Situation zu beurteilen.

Der morgentliche Anlaufschmerz deutet auf eine vermehrte Beanspruchung der Facettengelenke hin.
Das nach vorne Beugen entlastet den Spinalkanal.

Du solltest bereits im Bett vor dem Aufstehen ein paar kl. Übungen im Bett machen.
Einfach die Füße und Beine kurz anstlellen und im Wechsel kurz heben.

Du kannst deinen Arzt mal nach Schlingentisch fragen, weil das die WBS ohne Schwerkraft entspannt. Bewegung im Wasser wird dir bestimmt auch helfen.

viele Grüße

paul42
corum
Grüß dich!

"Besteht die Chance, dass sich das bessert? Ich bin ein sehr sportlicher Mensch. Daran ist mit dieser Art Beschwerden aber nicht zu denken.

Kann sich das mit der Zeit von allein legen, wenn sich die Strukturen "neu arrangiert haben"?"

Ja natürlich, es wird sich bessern!. Wie meine Vorredner schon gesagt haben, die Bandscheiben können heilen und sich regenerieren! Jedoch kann sich dieser Heilungsprozess bis zu 360 in die Länge ziehen. Betrachte den Bandi wie eine Wunde, die sich durch KOllagenanlagerung wieder schließen kann. Danach ist die reparierte Bandscheibe wieder Belastungsfähig. Also ja, die Strukturen können sich wieder Voll neu arrangieren, bitte habe etwas Geduld. Verzichte auf eine Operation, wenn du keine ausfallerscheinungen hast, außer du bist im Leistungssport und verdienst dadurch dein Geld.
Wenn du wieder Belastungsfähig bist,kannst du durch ein gezieltes Krafttraining die dorsalen Strukturen der Bandscheibe gezielt stärken und Leistungsfähiger zurückkommen, als du vor dem bandscheibenvorfall warst.
Mein Tipp: Höre NICHT auf Orthopäden oder Neurochirurgen, sondern auf STUDIERTE Physiotherapeuten. Hol dir ein Rezept und suche dir einen studierten Physio. Diese haben evidenzbasiertes Wissen, im gegensatz zu Orthos und Neuros, welche sehr häufig ein eher veraltetes Wissen aufweisen.

In Meinen Augen kannst du dir das Geld für einen Osteopathen sparen, das brauchst du nicht. Kannst du natürlich machen, jedoch wird dir jegliche Form von manueller Therapie nur ganz kurzfristig für einige Stunden helfen.
Im Grunde genommen würde ich an deiner Stelle nun den Heilungsprozess der bandscheibe unterstützen durch Geduld, viel Bewegung und Ernährung. Sobald die Schmerzen abklingen und du dich wieder bewegen kannst, ist es Zeit für ein differenziertes Krafttraining mit Schwerpunkt stärkung der äußeren dorsalen Strukturen der Bandscheibe. Dir wird es blendend gehen, dass kann ich fast schon versprechen.

Tschaui
BandiHoch3
Hallo,
vielen Dank für die Antworten.

@Juergen: Mein NC ist recht verschreibungsfreudig, da werde ich kommende Woche ein Rezept für Physio bekommen. Allerdings ist es schwierig da eine richtig gute zu finden. Manuelle Therapie, Muskelverhärtungen entfernen hilft zwar auch schon einmal, aber oft ist der Effekt nicht nachhaltig (siehe corums Kommentar).

@Paul: Ich hab leider den schriftlichen Befund nicht, da ihn mein NC direkt bekommen hat. Er hat mir am Bild gezeigt, dass sich der alte Bandscheibenvorfall vergrößert hat und das Material nach unten links entwichen ist. Das mit den Bettübungen werde ich in jedem Fall probieren.

@corum: Bzgl. Ernährung werde ich mich einmal schlau machen, da bin ich etwas nachlässig. Hinsichtlich Krafttraining wäre das dann etwas wie Kiesertraining oder gibt es Übungen, die man in den Alltag integrieren kann?

Danke nochmals für die Hinweise.
VG
MB
corum
@Bandi hoch 3
Grüß dich! Im Folgenden erläutere ich dir kurz den Schlachtplan, der deine Wirbelsäule und Bandscheiben frisch aus dem Ei schlüpfen lässt biggrin.gif

1.) Es geht grundsätzlich darum, dass du den schmerz reduzierst und eine grundbeweglichkeit zurückerlangst. Du solltest also erstmal zum Physio gehen und hier das übliche machen: Nervenmobilisation, Krankengymnastik, sanftes Bewegungstraining.

2) hast du deine Beweglichkeit wieder musst du auf jeden fall ein differenziertes Krafttraining machen: Für den Anfang bietet sich die sog. segmentale Stabilisation an. das bedeutet, du trainierst die lokale Muskulatur, also tiefliegende muskulatur, im sinne von transversus abdominis, Beckenboden, Multifidii. Training mit instabilen Untergründen wie Pezziball, bei isoliertem Anspannen von Beckenboden und Nach innenziehen des Bauchnabels

3.) Training der globalen Muskulatur: Hier Folgendes:
Erector spinae mit lumbalen, thorakalen und zervikalen Anteilen und volle Bewegungsamplitude der Rückenstrecker. Ein Beispiel hierfür wäre die römische Liege, mit multisegmental extension + lateralflexion. Bedeutet z.b: du lässt dich frei nach unten „hängen“, bis der Rücken gebeugt frei nach unten hängt. Dann die LWs nach oben strecken. Zusätzlich musst du an der römischen Liege noch eine Rotation und lateralflexion einbauen: wir wollen den Rücken gegen Widerstand 3dimensional Bewegen.
Weiterhin musst du deine Wirbelsäule axial belasten: Kniebeuge mit gewicht, vorgebeugtes Rudern, kreuzheben, hier gibt es tausend varianten die man machen kann und perfekt an deine anatomie und Leistungsvermögen angepasst werden können. Hier geht es darum, das Ineinandergreifen der Facettengelenke zu trainieren.

Nicht zu vergessen die globale Bauchmuskulatur, also gerade und seitliche bauchmuskeln: z.b power Crunch: wichtig hierbei: ohne hyperlordose aufrollen, also die unteren beiden Wirbelkörper auf dem Boden aufgesetzt lassen beim hochgehen. Auch eine fantastische Übung, um die dorsalen Anulusringe belastbar und zugfest zu machen.
Und natürlich brauchst du auch die "großen" Muskeln, wie latissimus dorsi und Gluteus, die ebenfalls an der Lumbalfaszie ansetzen und die LWS stabilisieren: Heißt Rudern, Lat Zug oder klimmzüge und Gesäß schön auftrainieren.

Das wäre nun meine Vorgehensweise, aber das ersetzt natürlich keine Beratung beim Physio. Dennoch bin ich mir sicher, dass dich ein derartiges differenziertes Krafftraining enorm weiterhelfen wird. Du brauchst schon einige Geräte, deswegen würde ich ins Fitness studio gehen. Kieser Training mag gut sein, kann ich aber nicht wirklich beurteilen. Glaube die haben da keine freien gewichte, römische Bank und instabile Untergründe? die brauchst du aber sicherlich! Glaube bei Kieser haben nur einachsige Maschinen? Das ist für den anfang nicht verkehrt, reicht aber nicht aus!
BandiHoch3
Hallo,
Vielen Dank für diese sehr konkreten Tipps. Ich begebe mich jetzt auf die Suche nach einer Physiotherapie die etwas Derartiges kann smile.gif.

Nochmals vielen Dank!
MB
corum
cool. halte uns mal auf dem laufenden wie sich die sache entwickelt. Viel Erfolg.
blumi
Hallo Corum,

ich verstehe ja, dass du Optimismus verbreiten willst, aber
Zitat
Dir wird es blendend gehen, dass kann ich fast schon verspreche
ist numal etwas , was man nicht versprechen kann, daher wäre ich mit so einer Aussage sehr zurückhaltend. Ich habe auch wochenlang mit PRTs, Physio und konsequentem täglichen Training meinen LWS- BSV soweit hinbekommen dass ich dachte, jetzt ist alles super, bis ich auf einmal an der treppe stand und hochgehen und noch mehr runtersteigen auf einem bein wegen einer Quadrizepslähmung nicht mehr funktionierte. Tut mir leid wenn ich deine Aussage relativiere, aber bei dir klingt das wie ein: wenn du alles richtig machst, wird garantiert alles super, und das wird es nur bei denen nicht, die alles falsch machen - dem ist aber nicht so, so einfach funktioniert die Welt nun mal nicht.

Genauso sehe ich das mit der Aussage
Zitat
Diese haben evidenzbasiertes Wissen, im Gegensatz zu Orthos und Neuros, welche sehr häufig ein eher veraltetes Wissen aufweisen.
die so pauschal einfach Quatsch ist. Es gibt gute Physios mit gutem evidenzbasiertem Wissen genauso wie Physios mit Allgemeinplätzen, genauso wie es gute Orthos und Neuchis mit evidenzbasiertem Wissen gibt und solche die das nicht haben. Und es gibt natürlich auch einiges, was nicht evidenzbasiert sein kann, z.B. weil etwas so selten ist, dass die Studienlage sehr dünn ist, so dass das Wissen zwangsläufig eher "Eminenzbasiert" als "evidenzbasiert" ist.

Im übrigen bezweifele ich, dass ein studierter Physiotherapeut zwangsläufig besser ist als ein ausgebildeter. Aber vielleicht ist die Studienlage dazu eindeutig? Bei Hebammen, die es sowohl studiert als auch nicht studiert gibt, kann ich das so aus meiner Erfahrung heraus jedenfalls nicht bestätigen.

LG, Elke
corum
Hallo Elke,

Diese Aussage mit dem Versprechen nehme ich dann auch zurück. Kann ich natürlich nicht versprechen. Ich glaube aber dennoch, dass ein differenziertes Krafttraining für den Threadersteller das richtige ist, vor allem da er/sie von einer sehr sportlichen Vergangenheit spricht. Es ist aber meine Meinung und wie ich schon sagte, professionellen Rat ersetzt das NATÜRLICH nicht.

Zum Thema evidenzbasiertes Wissen muss ich meine Aussagen ein wenig konkretisieren: Alle Orthopäden kann ich nicht über einen Kamm scheren, es gibt sicherlich fachlich hervorragende Orthos und auch Neurochirurgen. Aber es ist doch unbestreitbar, dass Krankenkassen den Ärzten nunmal nicht viel Geld für Beratung auszahlen. Im Schnitt haben Ärzte ca. 10 Minuten Zeit / Patient, für reine Beratungen bekommen sie nun wirklich nicht viel. Kann der Patient in 10 Minuten gut aufgeklärt werden über Bandscheibenvorfälle? Das wage ich zu bezweifeln, jedoch ist es umso wichtiger, dass der Patient auch die Hintergründe seines Problems VERSTEHT. Das ist nunmal bei meiner ansicht nach studierten/ausgebildeten Physios viel eher gegeben als bei Ärzten. Deswegen mein Vergleich. Und auch ausgebildete Physios sind top, jedoch ist das Arbeiten mit Studien nunmal eher Inhalt im Bachelor und Master Studium als in der Ausbildung. Damit will ich nicht sagen, dass ausgebildete Physios nicht mit Studien umgehen können, das wäre quatsch. Vlt haben ausgebildete Physios einen Praktischen Vorteil, deswegen nochmal mein Rat: Such dir einen studierten Physio mit praktischen Erfahrungen, das wäre top.

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Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter