Marc0703
26 Dez 2020, 11:29
Guten Tag,
zuerst einmal wünsche ich euch noch schöne Weihnachten.
Ich möchte kurz meinen Krankheitsverlauf schildern: vor ca. 10 Wochen habe ich wieder einmal Probleme mit dem Rücken bekommen, Symptome Bandscheibe (kenne ich schon). Nach ca. 1 Woche sind die Schmerzen bereits zurückgegangen alles super, am nächsten Tag aber saß ich auf meinem Bürostuhl und habe eine Art von Krampf erfahren, der ca. 1h angehalten halt und während dieser Zeit extreme Schmerzen hervorgerufen hat. Als diese Art von Verkrampfung/Schmerzen aufgehört haben entstand ein permanente Sensibilitätsstörung am hinteren Oberschenkel,Wade und in der Ferse und Außenbereich des Fußes inkl. des kleinen Zeh, weiterhin entstand dadurch ein Kraftverlust und die Fußheberparese. Ab dem Zeitpunkt hatte ich überhaupt keine Schmerzen und konnte bis auf Zehenspitzen stehen und nicht richtig abrollen sämtliche Bewegungsabläufe Schmerzfrei durchführen.
Nach 6 Wochen, 6 PRT´s und täglicher Physiotherapie ohne jeglichen Erfolg, hatte ich mich auf anraten des Neurologen entschieden mich an dem Bandscheibenvorfall L5/S1 zu operieren, mir wurde im Vorgespräch mitgeteilt, dass nach der OP alles besser ist und nach 3 Wochen wieder Symptomfrei bin, mittlerweile sind 6 Wochen vergangen ohne das ich überhaupt eine Änderung eingestellt hat. Bei meiner Widervorstellung meinte der Arzt, dass es jetzt dann auch bis zu einem Jahr dauern kann.
Zusätzlich haben meine Symptome vor als auch nach der OP starke Verwunderung bei der Physiotherapeuten ausgelöst, da ich weder bei bewussten Schmerzprovozierenden Übungen oder Schmerzprovozierenden Massgen und Triggern Symptome einen Vorfall gezeigt habe. Ein weiterer Neurologe meinte auch, dass ich der Sache Zeit geben muss, ich allerdings habe das Gefühl, dass der Vorfall nicht die Ursache ist obwohl alles Symptome auf ein S1 Symptom hinweisen.
An dieser Stelle bin ich etwas verzweifelt, da mir diese Einschränkung das Arbeitsleben, Privatleben als auch Hobby´s negativ beeinflußt.
Ich bin 34 Jahre 1,88m und 81kg und nicht ganz unsportlich unterwegs bin.
karin59
26 Dez 2020, 12:06
Hallo,
Mal eine Frage dazu :
War es ein Neurologe oder ein Neurochirurg ?
Da besteht ein Unterschied. Der Neurologe beurteilt das gesamte Nervengeflecht, der Neurochirurg kann beurteilen, wo die Nerven evtl. geschädigt werden oder sind.
Es wäre sinnvoll ein MRT zumindest Röbi anzufordern.
Das derartige Sachen sehr langwierig sind oder sein können, wird Jeder bestätigen. Das sollte nicht das Problem sein. Mir scheint, eine schnelle genauere Abklärung sehr nötig um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Marc0703
26 Dez 2020, 12:48
Hallo Karin,
es handelt sich um eine Neurochirurgische Praxis.
Du meinst ein MRT vom aktuellen Status nach der OP, korrekt ?
Was für mich untypisch erscheint, sind das ausbleiben der typischen Beschwerden eines Vorfalls, egal bei welcher Bewegung, welcher weder vor noch nach der OP vorhanden waren.
Auch das ausbleiben jeglicher Verbesserungen oder Änderung der Symptome nach der OP machen mich stutzig.
Meine Therapeutin meinte, dass Sie auch einmal die Erfahrung gemacht hat, dass ein Nerv im Becken eingeklemmt war und ähnliche Symptome ausgelöst hat.
Was ich noch vergessen habe, ist das ich einen Schmerzpunkt habe der sich im Bereich des Beckemkam befindet, wenn dieser mit dem Finger stärker getriggert wird, entstehen Schmerzen. Der Arzt meinte das ist Normal auf Grund der Muskelverspannung, allerdings habe ich diesen Punkt bereits seit beginn vor 10 Wochen und dieser hat sich auch nicht verändert.
LG Marc
Hallo,
Also wenn du eine akute Parese und Taubheit 6 Wochen mit PRTs therapierst ohne jegliche Besserung, ist es kein Wunder dass sich der Nerv bisher noch nicht erholt hat: Und die Aussage der Physio, tut mir leid, aber dann kennt sie sich nicht genug aus. Bei lateralen Vorfällen ( macht ca. 10 % der Vorfälle aus) hast du die Beschwerden im Bein und nicht im Rücken ( manchmal auch mehr im Bein und kaum im Rücken), und das was du beschreibst ist eine klassische S1-Lähmung inc. Fussenkerschwäche (kein Zehenstand möglich).
Ein Piriformissyndrom macht keine Lähmung. Überhaupt halte ich die Tendenz einiger Physiotherapeuten, alles auf den armen M. piriformis zurückzuführen, für wenig valide.
Klar mag es immer mal wieder Verspannung im M.Piriformis geben, aber mann muss sich auch im klaren darüber sein, dass der M. piriformis variabel L5 bis S2 innerviert ist, und es insofern nicht verwunderlich ist, wenn bei einer S1 Läsion auch der M. piriformis Probleme bereitet.
Du brauchst noch Geduld. Du kannst mit morgendlichem Wechselduschen an den Beinen deine Nerven anregen. Eventuell kannst du ein EMS-Training mit deiner Physio beginnen oder gezieltes Muskeltraining.
LG, Elke
Jutta70
26 Dez 2020, 13:16
Moin,
wenn Du die Indikation zur OP anzweifelst: ein Piriformis-Syndrom (was die Physio wohl meinte) macht keine Parese.
L5/S1 verursacht allerdings typischerweise eine Fußsenkerschwäche, schränkt also das Stehen auf Zehenspitzen ein. Die Fußheberschwäche entsteht eher bei L4/5. Es kann bei einem großen Vorfall allerdings auch der darüberliegende Nerv komprimiert werden, so daß L5/S1 beide Paresen auslöst.
Je nachdem, wie ausgeprägte die Schädigung am Nerv war, dauert es unterschiedlich lang, bis eine Regeneration stattgefunden hat. Der Nerv regeneriert sich auch in der Regel so, daß neue Nervenfasern wachsen müssen und das braucht seine Zeit, denn der Weg zum Fuß ist lang. Und nicht jede Parese bildet sich komplett zurück.
Eine zeitnahe Zweitmeinung ist aber sicher angebracht, insbesondere um L4/5 zu beurteilen. Da solltest Du unbedingt um eine Bildgebung bitten.
Triggerpunkte an Muskeln kann man reichlich habe, wenn Muskeln durch jahrelange Schonhaltungen verkrampft sind. Und die lösen sich kaum von allein. Meine letzte LWS OP war 2017 und ich hatte gerade solche Triggerpunktbehandlungen. Die waren anfangs so schmerzhaft, daß mein Kreislauf in die Knie ging. Inzwischen ist es deutlich besser und die Beweglichkeit kein im LWS und Beckenbereich ist völlig anders.
Ich denke schon, dass Dein schmerzhafter Punkt im Zusammenhang zum BSV steht, aber weder die Ursache war, noch daß er mit den anhaltenden Paresen im Zusammenhang steht.
Kannst Du bitte genauer erklären, was Du mit ausbleibenden typischen Beschwerden eines Vorfalls meinst?
LG Jutta
Marc0703
26 Dez 2020, 13:20
Hallo Elke,
vielen lieben Dank für deine Einschätzung.
Ich glaube, was mich so belastet und an der Diagnose zweifeln lässt, sind die getroffene Aussage vom NC die nicht eingetroffen sind (nach 3 Wochen alles wieder top). Ich habe halt Ängste, dass sich auf Grund der dauerhaften Lähmung Folgeschäden entstehen.
Gibt es aber Möglichkeiten festzustellen ob tatsächlich der L5/S1 die Ursache ist ?
Ich habe im Forum bereits viel über Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen gelesen, kann aber nicht einschätzen ob es auch für mich relevant wäre.
Kennst du noch weitere Ansätze ?
Das mit den Wechselduschen ist ein guter Hinweis.
VG Marc
Hallo Marc,
Die Nervwnleitgeschwindigkeit ist nicht so entscheidend, aber ein Elektromyogramm, das ein Neurologe durchführen kann. Da kann man anhand der Kennmuskeln ziemlich genau feststellen, ob und wenn welche Nervenwurzel geschädigt ist und ungefähr auch wie lange schon.
Nerven heilen nur sehr langsam, da kann sich in einem Zeitraum von 1-2 Jahren nach Entlastung noch einiges bessern.
LG, Elke
Marc0703
26 Dez 2020, 15:53
Hallo Jutta,
es handelt sich bei mir um eine Fußsenkerparese.
Was ich mit typischen Symptome meine ist: das ich während der ganzen Zeit nur 1x mal Schmerzen hatte als ich diese Art eines Krampfes erhielt und ansonsten immer Schmerzfrei bin, entsprechend keine Ausstrahlung von Kribbeln oder Schmerzen in Bein oder Gesäß, keine Veränderung wenn ich stark ins Hohlkreuz gehe, auch das anheben im Liegen des gestreckten Beins ergibt keine Schmerzen oder ähnliches und das kenne ich aus den Jahren zuvor anders, dort hatte immer die Konservative Therapie geholfen, selbstverständlich hat ich damals aber keine Lähmungen.
VG Marc
Jutta70
26 Dez 2020, 16:29
Hallo Marc, ich hatte das offenbar falsch gelesen.
Je nachdem, wie der Prolaps liegt, sind die Beschwerden unterschiedlich.
Ich hätte bei meinem ersten BSV Lambada tanzen können, null Rückenschmerzen, aber ich konnte nicht sitzen. Beim 2. konnte ich sitzen, aber nicht stehen.
Wenn der Prolaps sehr langsam rutscht wie bei meinem 2. BSV und an der HWS bei 4 Vorfällen können die Schmerzen ausbleibenden und nur Muskelschwäche macht sich bemerkbar.
Wenn Du schon seit Jahren immer wieder Beschwerden hast, ist der Nerv schon vorgeschädigt gewesen.
Der Nerv braucht Zeit sich zu regenerieren. B-Vitamine können de Heilung evtl unterstützen, aber letztlich wachsen Nervenfasern einfach langsam.
Zum Vergleich: Patienten mit Augenmuskellähmungen werden frühestens nach einem Jahr wegen des entstandenen Schielens operiert. Und der Weg zum Hirnstamm zum Auge ist ein vergleichsweise kurzer. Ich hatte eine Patientin, bei der bei kompletter Parese nach 6 Monaten keine Besserung zu sehen war, nach 12 Monaten dann doch und nach 18 Monaten eine komplette Erholung.
Eine Vorstellung beim Neurologen solltest Du aber schon vereinbaren.
LG Jutta
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