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Komplette Version Verschlimmernde Symptome nach HWS OP

Bandscheiben-Forum > HWS-Forum
DanielaF
Guten Tag zusammen,
ich bin neu auf dem Forum und bin sehr verzweifelt und suche Rat. Folgendes ist mir passiert: Im September 2019 bin ich mit einem Bandscheibenvorfall im Hals (zwischen C5 und C6 und auch ein leichterer zwischen C6 und C7) aufgewacht. Die Diagnose erfolgte ein paar Wochen später per MRT. Ich habe im linken Arm starke Schmerzen gehabt, war aber nach ca. 7 Wochen beschwerdefrei.
Im Novmber dann bekam ich kribbbelnde und taube Füsse, aber nicht mehr rechtzeitig einen Termin zum MRT (ich wohne zur Zeit in Belgien, da ist alles nochmal anders).
Mein Symptome nahmen aber zu und zu Weihnachten in Deutschland sah es dann vor allem nachts so aus: kribblende Füsse und Oberschnek bis in den Schritt, Schmerzende Arme, zuckende Füsse, Zucken die Schulterblätter hinunter: mein ganzer Körper "stand unter Strom". Zunächst hat dann die Notfallambulanz in Bonn mich mit tabletten gegen "restless legs" weggeschickt, woran ich nicht glaubte und die Tabletten haben dann nicht geholfen. Dann bin ich in einer andern Klinik mittels MRT untersucht worden und man hat festgestellt, dass die Bandscheibe doch erheblich das Rückenmark abgeklemmt hat, Myelopathie und die Probleme daher kamen.

Ich habe mich dann am 8.Januar in Bonn operieren lassen (heute weiss ich nicht ob das die beste Idee war) und bekam in Implantat M6, über das ja hier auch schon öfter diskutiert wurde.
Die Heilung verlief gut und ich war fast wieder beschwerdefrei. Dann aber kam es immer wieder zu Rückfällen, wobei mich die Ärzte hier in Brüssel mit einer langen Heilungsdauer (bis zu 3 Jahren für die Myelopathie) getröstet haben. Das war auch ok für mich. Diese Heilung sieht allerdings so aus, dass es mir immer mal wieder ausgezeichnet geht, wenn auch nur kurz, dann aber ein Rückfall kommt, der heftiger ist als der vorige und länger dauert.
In diesen schlechten Phasen bekomme ich nachts Panik und Angst und daher habe ich in den letzten 6 Monaten nochmal ein Röntgenbild der Prothese und zwei MRTS machen lassen (auf denen man aber nicht mehr viel sieht, wegen der Prothese). Ausserdem habe ich noch eine Punktierung gemacht und mich auf Borreliose testen lassen.
Letztlich habe ich meiner sehr guten Physiotherapeutin geglaubt, die mich immer wieder aufbaut und viel Erfahrung mit Trauma Patienten hat. sie sagt, es habe sich eine Radikulopathie entwickelt, die Sport und Zeit brauch.
Aber nun sind seit drei Wochen meine Beschwerden wieder so schlimm, dass ich gar nicht mehr schlafen kann und mich immer frage:
-Ist der nicht operierte leichte Bandscheibenvorfall eine Etage tierfer schlimmer geworden?
- Ist die Prothese verrutscht?
- Was passiert hier?
Ich habe nun folgende Beschwerden:
-Taubheit im Daumen und Zeigefinger - erstmals auch rechts
- Schmerzen linke Schulter und Oberarm
-Schmerzen in beiden Handgelenken, aber noch kein Kräfteverlust
- sehr starke Verspannungen im Nackem und Schultern, besonders links
- Prickeln in beiden Füssen, auch hoch bis in die Oberschenkel
- nachts Schmerzen in den Zehen
- Taubheit von den Füßen bis zur Hälfte des Unterschenkels, abwechselnd starkes Brennen (wie bei Sonennbrand)
-Unruhe in den Füssen
- Zucken in verschiedenen Muskeln.

Es ist schwierig, eine Anschlussbehandlung zu bekommen - und schliesslich bin ich ja auch noch ein paar Mal radiologisch untersucht worden. Ausserdem ist die Corona-Lage in Belgien schwierig. Tagsüber kann ich so aushalten, aber nachts denke ich regelmäßig, dass ich lieber sterben möchte. Meine jüngste Tochter ist erst 11 und ich bin in einer neuen Beziehung, in der wir vor 2 Jahren hier durchgestartet sind, aber nun denke ich oft, das ich so nicht weiterleben kann.

Gibt es jemanden, der mit einem solchen Heilungsverlauf Erfahrung hat und dem es dann irgendwann wieder gut geht? Oder hat jemand Erfahrung gemacht, dass alles schlechte Zeichen sind, die nochmal medizinisch abgeklärt werden müssen? Ich würde sonst im Januar sowieso wieder eine Besprechung in Bonn veranlassen - muss da aber alles selber bezahlen...

Übrigens - der operierende Neurochirurg in Bann hat mir telefonisch gesagt, der OP Verlauf gäbe keinen Grund für diese Beschwerden. Der behandelnde Neurochirurg hier in Belgien meinte, ich solle alle Ängste hinter mir lassen und mein Leben weiter leben heul.gif
Meine Hausärztin meinte, das erste Jahr für Leute wie mich sei meist die Hölle und ich würde nun Schmerzpatientin bleiben. Und ein anderer belgischer Neurochirurg meinte, ich hätte grosses Pech gehabt, aber das könnte sich auf anderem Level jederzeit wiederholen und die Prothese wäre eh nicht empfehlenswert...
Ich weiss echt nicht weiter.
Hat jemand Rat?

Danke Daniela
blumi
Hallo Daniela,

erst einmal willkommen im Forum, auch wenn der Grund kein so schöner ist.

Das Problem bei dir ist ja das die Beschwerden von verschiedenen Problemen herrühren können

1) die Myelopathie

2) der Vorfall darunter

3) die M6-C-Prothese mit all ihren Problemen

zu 1) Die Symptome einer Myelopathie können nach einer OP noch mal etwas schlechter werden, aber es passt nicht ganz zu deinem Verlauf, da es dir zuerst deutlich besser ging und es sich erst später verschlechterte. Ein Verlauf muss aber nicht ganz typisch sein. Bekommst du denn Medikamente gegen chronische Schmerzen (z.B. ein Antidepressivum) und gegen neuropathische Schmerzen (z.B. Pregabalin oder Gabapentin)? Wenn nicht, könnte dir das helfen.

zu 2) die Etage darunter lässt sich manchmal durch die Überstrahlung der Prothese darüber nicht mehr sauber beurteilen. D.h., man kann nicht sicher ausschließen, dass sich der Vorfall darunter nicht verschlimmert. Ich hatte selbst eine Spinalkanalstenose durch einen großen Sequester in der Etage unter meiner Prothese (M6-C 5/6 und jetzt Cage 6/7), der bildgebend nicht zu sehen war, die OP wurde Aufgrund der eindeutigen Beschwerden und neurologischen Messungen bei deutlicher Besserung kurzfristig nach PRT durchgeführt. Allerdings würde man bei Problemen C6/7 eher Beschwerden in Zeige-, Mittel- und der Innenseite des Ringfingers erwarten, die du nicht hast, das spricht eher dagegen.

zu 3) Die Prothese ist bei einer Myelopathie eigentlich kontraindiziert, weil es dann wichtig ist dass Ruhe in den Bereich kommt. Aber das lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
Im MRT kann man die Prothese nicht beurteilen. Grob kann man im Röntgen sehen, ob die Prothesen teile sich gegeneinander verschieben oder einsinken. Etwas besser kann man im upright-MRT sehen, aber auch nicht genau, und viele Ärzte können damit nichts anfangen weil es keine eindeutigen Standards gibt, wie die Befunde dieser Bilder zu interprätieren sind. Eine eindeutige Aussage bekommst du in einem Myelo-CT, das ist aber ein invasives Verfahren, bei dem, ähnlich wie bei einer Liquorpunktion, der Liquorraum punktiert wird und das Kontrastmittel dann dort hineingegeben wird. Da musst du gut überlegen ob du das möchtest ( kann ordentlich Kopfschmerz verursachen) und auch einen Arzt finden, der bereit ist, das zu tun.
Auch wenn die Prothese nicht kaputt ist kann sie große Schwierigkeiten bereiten. Mein Neurochirurg meint er hat viele Patienten erlebt, die sehr große Schwierigkeiten danach auch über mehrere Jahre hatten, die sich erst gegeben haben als die Prothese endlich verknöcherte. Er baut die daher nicht mehr ein (als er noch in der Klinik war hat er es noch gemacht). Ich kämpfe selbst bis heute mit den Beschwerden, allerdings ist meine Prothese zu hoch für mich und meine Wirbelsäule hypermobil, und zusätzlich hat sie sich jetzt so versteift, dass sie mich immer in eine Lordosehaltung zwingt. Was mir geholfen hat war ein Aufenthalt in einer Klinik für manuelle Medizin und Schmerztherapie, vorher war ich an einem Punkt, wo ich mich vor Schmerzen am liebsten verkrochen hätte, danach war alles viel besser.

Hast du dich neurologisch abklären lassen? Damit meine ich eine Elektromyographie (EMG) der Kennmuskeln der betroffenen Spinalnerven, um eine Aussage über die Schädigung zu treffen und SEP (sensorisch evozierte Potentiale) und die langen Bahnen zu beurteilen, die durch eine Myelopathie geschädigt sein können? Wenn nicht dann lass das mal abklären, das kann vielleicht noch Aufschluss bringen.

Kannst du mal ein Röntgenbild und eventuell auch ein MRT Bild demonstrieren? Das bringt vielleicht etwas Aufschluss.

Und lass dich nicht nicht mit Sprüchen wie: "das sind jetzt chronische Schmerzen" abspeisen. Auch dagegen kann man etwas tun und sollte man auch. Es ist gut dass du eine gute Physio hast die dich unterstützt und aufbaut. es gibt immer noch eine Möglichkeit, Besserung zu erreichen.

LG, Elke
DanielaF
Hallo Blumi,
vielen Dank für die Antwort.
Das muss ich nun erstmal verdauen. Was mich sehr irritiert, ist die Möglichkeit, dass die Prothese wegen der Myelopathie kontraindiziert ist. Das wäre in der Tat unfassbar.
Ich nehme zur Zeit ein Medikament, das sich hier in Belgien Redomex nennt (Amitryptiline) und somit ein Antidepressivum. Dies aber erst seit 4 Wochen und nur ganz selten eine Tramadol gegen die Schmerzen oder Ibuprofen. Die Schmerzen sind so schlimm gar nicht mehr gewesen, es waren vielmehr die neurologischen Probleme in den Beinen, die mich fertig machen. Vor allem, weil sie von unten nach oben aufsteigen und ein deja vu der Vor-Op Situation waren, als ich wirklich dachte, gelähmt zu werden.

Ein EMG wurde nur für die Arme gemacht, das war ok bis auf eine leichte Beeinträchtigung links bei C7. Die anderen Untersuchungen wurden nicht gemacht. Wie gesagt, ich habe über die Landesgrenzen Probleme, einen Arzt hier in Belgien zu finden, der sich verantwortlich zeigt und im total Lock Down hier im Frühjahr waren die Krankenhäuser auch für Routineuntersuchungen geschlossen. Ich werde mich auf jeden Fall bemühen, die unten genannten Untersuchungen machen zu lassen. Ob es hier Kliniken für manuelle Therapie und Schmezmedizin gibt, weiss ich niocht. Ich habe auch keine Reha oder Kur bekommen: 18 mal Physio, das war es dann. Ich finanziere mir Östhepathie, Akupunktur und Krankengymnastik selber, das ist alles sehr beschwerlich und ich fühle mich nicht gut betreut. Ich werde aber versuchen, auf jeden Fall die von Dir vorgeschlagenen Untersuchuchungen zu machen und den Operateur in Bonn auch mit der Fragwürdigkeit seines Verfahrens konfrontieren.
Nach den Bildern schaue ich auch einmal, ich habe sie nur auf einer Online Plattform vorliegen.

Erst mal vielen Dank für die Tips. Ich habe am Donnerstag einen termin bei einer Neurologin, da werde ich die Untersuchungen vorschlagen und mir von ihr einen Arzt empfehlen lassen. Nach den Bildern schaue ich noch.

Einen schönen (schmerzfreien) Abend,
Daniela
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