Hallo zusammen!
Gerne möchte ich mich hier einmal vorstellen und euch meine Krankengeschichte erzählen. Es fühlt sich mittlerweile an wie eine Never-Ending-Story. Vielleicht hat der Eine oder die Andere ein paar Tipps für mich, wie es mit mir weitergehen könnte.
Ich versuche mal zusammenzufassen. Es ist dann doch etwas länger geworden.
Ich bin übrigens männlich und fast 40.
Mitte 2018 ging es los. Nach längerem Sitzen und Übereinanderschlagen der Beine Kribbeln im linken Bein. Nach längerem Sitzen Taubheitsgefühl im Gesäß /Steißbereich. Dazu auch Schmerzen in der Leiste. War insgesamt bei 7 Ärzten wegen der Leiste, hatte schon einen OP-Termin bekommen, bis ein anderer Oberarzt das Gegenteil behauptete – da wäre kein Leistenbruch, die Schmerzen kommen von einer Balanitis und von einer Hautentzündung, die die Lymphknoten zum Anschwellen gebracht haben. Also, OP abgeblasen, Urologe bestätigte Balanitis. In Sachen Bein und Gesäß half das aber nichts.
Eine Steißbeinfistel wurde noch chirurgisch ausgeschlossen, ebenso Probleme mit den Gefäßen vom Gefäßchirurgen.
Als dann noch „mittlere“ Rückenschmerzen hinzukamen, ging ich zu meinem Orthopäden. Der vermutete nichts Schlimmes, trotzdem zur Sicherheit MRT:
„Unauffällige Knochenstrukturen bei mittelständigen Wirbelkörpern. Unauffällige Iliosacralgelenke. Harmonischer Verlauf der Wirbelkörperhinterkanten. Höhenminderung der Bandscheibe L4/5 mit dorsolateral linksseitiger Vorwölbung der Bandscheibe. Maskierung der Nervenwurzel im Lateralrecessus. Erhebliche Einengung des Foramens. Höhenminderung auch der Bandscheibe L5/S1, die sich dorso-lateral rechtsseitig vorwölbt. Maskierung der Nervenwurzel im Lateralrecessus rechts. Einengung des Neuroforamens nur mäßig.
Osteochondrose L4/5 mit linksbetontem Prolaps. Osteochondrose L5/S1 mit rechtsbetontem Prolaps.“
Im Verlauf kam noch ein erschwerter Stuhlgang hinzu. Die Schmerzen waren fast nicht da, dafür wurde die Taubheit im Gesäß mehr.
Vorstellung in der Neurochirurgischen Klinik. Ich sei kein Notfall, aber mir wurde eine OP (Sequestrotomie und Nukleotomie Segment L4/5 links) angeraten. Diagnose: Großer BSW L4/5 links nach kaudal sequestriert sowie BSV L5/S1 rechts.
Zweitmeinung in anderem Krankenhaus (Wirbelsäulenzentrum) eingeholt, nachdem auch Probleme bei der Miktion (Gefühl von abgehenden Tröpfchen durch die Harnröhre) auftraten. Ärzte bestätigten den Befund der anderen Klinik und empfahlen dieselbe OP, allerdings hier endoskopisch.
Habe mich dann für eine OP zwei Tage später entschieden.
Vor der OP kurzes Gespräch mit dem Chefarzt im Einleitungsraum. Der sah für mich durchaus Probleme nach der OP in Sachen Nachrutschen von Bandscheibenmaterial. Leider kam mir nicht in den Sinn, das näher zu erläutern. Ich hatte Angst vor bleibenden Schäden in Sachen Blase und Mastdarm.
OP gut verlaufen, nach zwei Tagen entlassen. Operateur sagte aber, dass die Entfernung durch Verkalkung des BSV schwierig war.
Seit er OP leider Schmerzen im Sitzen und nach Sitzen, da war vorher nicht der Fall. Da das nicht besser wurde, 4 Monate nach OP dann doch eine Reha.
Reha musste kurz vor Schluss abgebrochen werden, da ich auf einmal wieder starke Schmerzen bekam. Als Notfall in die Klinik. MRT:
„Steilfehlstellung der LWS. Kein Nachweis einer frischen Fraktur, keine Gefügestörung. Bei L4/5 Zustand nach OP mit kontrastmittelausnehmenden Narbengewebe im operativen Zugangsweg links und links intraspinal mit Ummauerung der Nervenwurzel L5 links im Recessus lateralis; aktivierte Osteochondrose, deutliche linksbetonte, links aktivierte Spondylarthrose und breitbasiger Rest / Reproplaps mit geringem Kontakt zur Nervenwurzel L4 links foraminal und mit Kontakt zur Nervenwurzel L5 beidseits im Recessus lateralis, links deutlicher als rechts sowie mit relativer Spinalkanalstenose. Bei L5/S1 geringe Osteochondrose und rechts midiodorsaler Bandscheibenprolaps mit Kontakt zur Nervenwurzel L5 rechts foraminal und Kompression der Nervenwurzel S1 rechts im Recessus lateralis. Ansonsten regelrechtes Knochenmarksignal. Der Conus medullaris endet regelhaft auf Höhe iL1 mit Aufteilung in seine Filamente.“
Neurologische Untersuchung:
„Kein Klopfschmerz über der BWS oder LWS, ISG beidseits frei, kein Glutealer Druckschmerz, Kniebeuge & monopedale Standversuche unauffällig, Trendelenburg und Lasègue-Zeichen beidseits negativ, keine latenten oder manifesten Paresen, Muskeleigenreflexe seitengleich und lebhaft, Pyramidenbahnzeichen beidseits negativ, diskrete Hypästhesie und Hypalgesie in einem sehr umschriebenen Areal im Bereich der Großzehe beidseits, nicht konkret radikulär zuordbar, ansonsten Sensibilität allseits intakt, kein sensibler Querschnitt, Reithose frei, kein sichtbares umschriebenes Exanthem wie zum Beispiel bei einer Borreliose oder eines Zoster.
Unauffällige motorische Elektroneurografie des Nervus tibialis links, insofern kein Hinweis auf eine periphäre Nervenläsion. Bei der Elektromyografie des Musculus gastrocnemius links unauffälliger Befund. Bei der Elektromyografie des Musculus tibialis anterior links in 2 Insertionsstellen Nachweis von pathologischer Spontanaktivität in Form von Fibrillationen und positiv scharfen Wellen, chronisch neurogenen Umbauzeichen mit Amplituden über 3 mV, Interferenzmuster leicht schmerzbedingt gelichtet bis nahezu dicht.
Ursache der linksseitigen Lumboischialgien ist am ehesten der Restprolaps / Rezidivprolaps und das kontrastmittelaufnehmende Narbengewebe bei L4/5, elektrophysiologisch findet sich diesbezüglich auch ein florides L5-Syndrom links, ohne jedoch objektivierbare sensomotorische Defizite, daher aus neurologischer Sicht ist Fortführung eines konservativen Therapie-Procederes. Hinweise auf ein Caudasyndrom ergeben sich aus neurologischer Sicht nicht.“
Die Klinik empfahl daher, weiter konservativ zu arbeiten.
Zweitmeinung in einem anderen Wirbelsäulenzentrum eingeholt. Hier wurde zur erneuten OP geraten, dieses Mal aber beide Etagen. Die untere Etage sei wahrscheinlich für die Taubheit im Gesäß verantwortlich. Da der Wirbelkanal wieder betroffen ist, sei eine erneute OP sinnvoll.
Erste Klinik mit der Zweitmeinung konfrontiert. Hier wurden mir dann PRT-Spritzen empfohlen und von einer OP abgeraten. Ich würde nach einer OP wahrscheinlich erneut ein Rezidiv bekommen.
Einige Wochen Bedenkzeit, dann sagte ich den bereits gemachten OP-Termin ab. Am selben Tag rief mich einer der Oberärzte an und sagte, der Chefarzt wäre mit meiner Entscheidung gar nicht einverstanden. Die Vorfälle wären bei mir so groß, dass bei einem weiteren Nachrutschen von Bandscheibengewebe ein Querschnitt droht. Noch am Abend ein langes Gespräch mit dem Oberarzt, letztendlich doch für die OP entschieden.
OP wieder endoskopisch. Hat gut geklappt. Auch hier meinte der Operateur nachher, dass er Schwierigkeiten gehabt hätte, weil alles verkalkt war. Die OP hat wohl über drei Stunden gedauert.
Nach 6 Wochen Reha. Während der Reha wieder neue Schmerzen. Am Wochenende notfallmäßig in die Klinik. Neues MRT:
„Flache rechtskonvexe Skoliose der LWS. L4/5: Osteochondrose. Medianer bis rechts paramedianer Bandscheibenprolaps mit Pelottierung der deszendierenden Nervenwurzel L5 beidseits. Mäßig bis stärkergradige osteokartilaginäre Einengung des linksseitigen Neuroforamens mit Kontaktaufnahme zur Nervenwurzel L4 links. L5/S1: Beginnende Osteochondrose. Großer rechts mediolateraler Bandscheibenprolaps mit Rezessusstenose rechts und Pelottierung der Nervenwurzel S1 rechts. Protusionskomponente mit intraforaminaler Kontaktaufnahme zur Nervenwurzel L5 rechts. Beginnende Degeneration der Facettengelenke.“
Wurde nach 4 Tagen nach medikamentöser Schmerztherapie entlassen. Das MRT sei angeblich ok und nach der OP so erwartbar. Nehme seitdem regelmäßig Pregabalin in relativ niedriger Dosierung.
Wegen der weiterhin auftretenden Probleme mit Blase und Mastdarm Vorstellung in einer Neurourologischen Ambulanz. Urodynamik ergab zu viel Restharn und zu hoher Blasendruck. Blasenspiegelung ohne path. Befund, Prostata unauffällig. Angeblich kämen diese Symptome nicht vom Rücken!
Neues MRT 6 Monate nach OP: „Steilfehlstellung der LWS. Kein Nachweis von Wirbelkörperhöhenminderungen. Osteochondrose bei L4/5 Midoc 1 wie vorbestehend. Facettengelenksarthrose bei L4 – S1. L4/5: Nach Laminotomie bei L4/5 links gering progredienter links paramedianer Bandscheibenprolaps mit Affektion der L5-Wurzeln bds. Links > rechts sowie der linken L4-Wurzel neuroforaminal. L5/S1: Unveränderter, rechts mediolateraler Bandscheibenprolaps bei L5/S1 rechts mit Affektion der S1-Wurzel rechts. Regelgerechte Darstellung der miterfassten Weichteile. Nach intravenöser Kontrastmittelapplikation kein Nachweis von intraspinalem Narbengewebe mit Wurzelkompression.“
Mit diesem Ergebnis zur Klinik. Weitere konservative Therapie empfohlen. Leichte Schmerzen das linke Bein seitlich hinunter bis zum Zeh.
Nach weiteren vier Wochen Vorstellung in der ambulanten Klinik für Mikrotherapie. Indikation für eine serielle CT-gesteuerte Injektionstherapie bei L4/5 links lateral und epidural, also zwei Injektionen je Sitzung).
Ende des letzten Jahres wieder Kontrolle in der Neurourologie. Keine wesentliche Verbesserung. Selbstkathetisieren vorgeschlagen. Am Ende könnte auch ein Blasenschrittmacher eingesetzt werden. Dieser Arzt meinte nun, die Blasenstörung könnte doch von den Rücken-OPs kommen. Die Maßnahmen werden erst einmal nicht gemacht und die nächste Untersuchung im März abgewartet.
Jetzt sind 4 PRTs erfolgt, zwei folgen noch. Seit der dritten PRT vermehrt Kribbeln im linken Bein bis zum großen Zeh. Dies tritt auf nach dem Aufstehen nach Sitzen oder Liegen. Wenn man dann etwas läuft, geht das wieder weg. Der Arzt sagt dazu nur, solange es keine Lähmungen sind, sollte man erst einmal abwarten.
So, das ist meine Geschichte. Ich muss ja sicher nicht erwähnen, dass ich nun über ein Jahr Krankengeld bekomme und ich hier auch langsam an Grenzen komme. Ich hoffe, in ein paar Wochen wieder arbeiten zu können.
Allerdings macht mir der aktuelle Verlauf wieder große Sorgen. Steht doch noch eine weitere OP an? Wenn die OP sein muss, dann will man nicht mehr endoskopisch, sondern mikroskopisch arbeiten. Eine Versteifung wollen sie noch nicht machen.
Ich weiß wirklich nicht, was jetzt richtig ist. Eine dritte OP wäre natürlich nicht schön, zumal die Gefahr besteht, dass es zu einem dritten Rezidiv kommt.
Die PRTs sollen helfen, dass der Vorfall Wasser verliert und etwas kleiner wird und die Nervenwurzel wieder mehr Platz hat. Ob das funktionieren kann?
Ein privat abrechnender Orthopäde, der mich noch nicht kannte, hat sich Zeit für mich genommen und sagte: alles meine Entscheidungen seinen logisch gewesen. Man könne nicht sagen, dass ich etwas falsch gemacht hätte. Eine dritte OP würde nicht helfen. Die Spritzen seinen jetzt die logische Konsequenz. Wenn auch diese nicht helfen, wäre vielleicht ein stationärer Aufenthalt in einer Schmerzklinik zu empfehlen.
Natürlich habe ich Krankengymnastik bekommen, momentan zahlt die Kasse nicht und ich muss selbst zahlen. Nächste Woche gehe ich zum ersten Mal zu einem Osteopathen.
Ich möchte am Ende nochmal klar betonen: Ich habe kaum Schmerzen. Es kommt ganz selten vor, dass ich Novalgin einnehmen muss (vielleicht eine Tablette pro Woche). Es sind die Kribbelgefühle im Bein, die mich verrückt machen und natürlich die Gewissheit, dass schon wieder ein Rezidiv da ist, das mir gefährlich werden kann.
Mit meinen Nerven bin ich so langsam am Ende. Immer, wenn es mal etwas besser wurde, kam sofort der nächste Tiefschlag. Auch die Blasengeschichte ist keine Kleinigkeit. Denke da sehr oft an eine mögliche MS, auch wenn alle Ärzte das für nicht wahrscheinlich halten. Ich kann die Arztbesuche nicht mehr zählen und sehe kaum eine Verbesserung der Gesamtsituation.
Ich danke fürs lesen. Vielleicht habt ihr mir ja etwas zu sagen, das mir weiterhelfen kann.