Birgit63
24 Jan 2019, 16:43
Hallo an Alle!
Seit mehreren Wochen lese ich hier. Ich bin 55 Jahre alt.
Meinen ersten Bandscheibenvorfall L5/S1 hatte ich im Jahr 1999, da habe ich meinen damals 1-jährigen Sohn aus seinem Bett gehoben und es hat im Rücken gezogen und strahlte bis ins Bein aus.
Mit einer EAP-Behandlung (erweiterte ambulante Physiotherapie), Spritzen und Medikamenten konnte mir jedoch relativ schnell geholfen werden.
Der nächste Vorfall 2013 an gleicher Stelle. Hier habe ich eine Cortison-Stoßtherapie verordnet bekommen, die zwar meinem Bandscheibenvorfall geholfen hat, mir aber während der Therapie starke Nebenwirkungen bereitet hat.
Wieder Schmerzen ab 2015, allerdings ohne Ausstrahlung ins Bein. Immer wieder Physiotherapie, Schmerzmedikamente, Rückenübungen zu Hause, Fitnessstudio, Triggerpoint-Akupunktur usw. Nichts hat wirklich geholfen.
Im Januar 2018 kam ich für 4 Wochen zur Rückenreha. Danach ging es mir endlich wieder gut, was jedoch nicht lange anhielt, obwohl ich ständig Übungen zu Hause machte.
Immer wieder Ischiasschmerzen mit Ausstrahlung ins Bein.
Im Dezember 2018 ging es mir dann so schlecht und ich hatte solche Schmerzen, dass ich mich kurz vor Weihnachten krank melden musste (ich bin trotz der Beschwerden immer arbeiten gegangen, habe einen Job, bei dem ich Gott sei Dank auf den Beinen bin, im Büro sitzen hätte überhaupt nicht mehr geklappt).
An Weihnachten bin ich nur noch gekrochen, hatte mittlerweile kein Gefühl mehr in den Zehen des rechten Fußes.
Zum ärztlichen Bereitschaftsdienst ….. nehmen Sie mal Ibuprofen, ach, sie sind alleinerziehend, dann haben sie ja bestimmt Stress, entspannen Sie sich....
Am 25. konnte ich nicht mehr, ich habe nachts geheult vor Schmerzen, wäre am Liebsten ins Auto und vor die Wand.
Mit dem Taxi in die nächste Uniklinik, dort hat man mich ernst genommen und ich kam ins MRT.
Riesiger Bandscheibenvorall L5/S1 mit Abklemmung des Nerven S1. Mittlerweile komplett taubes Bein. Ich kam erstmal an den Morphin-Tropf, damit ich überhaupt wieder klar denken konnte. Auf die Station. Am 26. habe ich dann Urin verloren, da ich meine Blase nicht mehr spührte…..aber in den OP, eine Nukleotomie.
Beim Aufwachen der glücklichste Mensch der Welt, euphorisch, zum ersten Mal seit Jahren! keine Schmerzen mehr (außer an der OP-Wunde) Nach 3 Tagen schmerzfrei und ohne Medikamente entlassen worden. Zu Hause war ich ziemlich überfordert, Bett zu tief, Toilette zu tief, ein Socken fiel mir runter.....sodass ich mir Hilfsmittel habe verschreiben lassen bzw. selbst gekauft habe.
Meine Mutter kam zu mir und hat sich gekümmert, meine Kinder (volljährig) haben den Haushalt so gut es ging geschmissen.
Leider nach 10 Tagen wieder Schmerzen, erst wenig, dann immer mehr. Am 15. Tag habe ich es nicht mehr aushalten könne und wieder in der Klinik angerufen, ich sollte vorbei kommen, Untersuchung. Die Ärztin war nicht so zufrieden.
Entweder erneuter Vorfall, Narbengewebe oder ein Bluterguss, der sich verkapselt hat. Ich sollte wieder ins MRT.
Da war ich nun heute.....tja.....erneuter großer Bandscheibenvorfall mit Sequesterbildung, ich ziteriere aus dem MRT-Bericht:
"In Höhe LWK 5/SWK 1 zeigt sich ein median/mediolaeraler re. Bandscheibenvorfall bis intraforaminal proximal rechts reichend mit lateraler re. Einengung des Duralsackes, Sequestrierung. Der intraspinale Anteil imponiert größer als in der Präoperativen Untersuchung vom 25.12. Konsekutive hochgradige Recessusstenose rechts, Affektion der abseigenden S1-Wurzel.
Nun....da ich wieder auf 4 x Ibu 600 plus 4 x Novalgin plus 2 x Tilidin bin, die Schmerzen trotz Medikamente nicht beherrschbar sind, ich wieder ein Kribbeln im Bein habe und immer wieder Taubheit an der Außenseite Wade habe, stehe ich am 04. Februar wieder auf dem OP-Plan.
Die Bandscheibe soll entfernt werden, ein Cage eingesetzt und/oder eine Versteifung gemacht werden. Die Ärzte werden sich beraten und mich nächste Woche anrufen. Ich hoffe, dass dann, egal was für eine OP, endlich Ruhe ist.
Meine Lebensqualität war die letzten Jahre so eingeschränkt, ich möchte wieder Sport machen, Fahrrad fahren, am Leben teilnehmen, arbeiten und für meine Kinder da sein, Urlaub mit ihnen machen....ich habe oft im Hotelzimmer nur im Bett gelegen bzw. bin spazieren gegangen, an andere Sportarten war nicht zu denken. Meine fast 90-jährige Mutter ist fitter als ich.
So, jetzt freue ich mich auf den Austausch mit euch!
Liebe Grüße
cecile.verne
24 Jan 2019, 17:13
Hallo Birgit
Du hast echt eine happige BS-Odyssee hinter Dir und es scheint noch kein Ende nehmen zu wollen.
So wie ich Dich verstehe, steht schon eine Versteifung des Segmentes an (was eigentlich auch logisch ist, denn BS-Material hat es wahrscheinlich keines mehr zwischen den Wirbeln. Um die Versteifung zu machen, wird eben so ein Cage eingesetzt, eigentlich ein Platzhalter, der die Bandscheibenfachhöhe so wiederherstellt, als wäre die BS noch da, bloss wird alles knöchern durchbaut.
Was Du von jetzt an einfach sicher in Deinen Alltag einbauen musst: Du hast einen stark beschädigten Rücken und vorsichtiger Gebrauch dieses Rückens wird Dich zeitlebens begleiten. Frisch fröhliches wie es einmal war, gibt es eigentlich nie mehr. Trotzdem wird vieles wieder möglich sein und es sollte Dir eigentlich nachher auf jeden Fall viel besser gehen als jetzt.
Nichtsdestotrotz hat Deine Wirbelsäule nach der OP ein Segment welches sich bewegt weniger, heisst, dass die andern alles auf "ihre Kappe" nehmen müssen was an Belastung anfällt. Deswegen ist bewusstes Leben das A und O um eine Anschlussdegeneration (der Schaden am nächsten Segment) so lange als möglich hinauszuziehen.
Mein Neurochirurge hatte mir vor der OP gesagt (gut, ich bin 2 Etagen versteift, also L4- S1, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis das nächste Segment dann auch kommt, das könne 1 Jahr, 2 Jahre, 3 Jahre, 5 Jahre, 10 Jahre gehen, niemand kann es sagen, aber es kommt....
Nach der Op, die halt doch ein recht grosser Eingriff ist, ist seeeeeeehr viel Schonung das A und O. Nur liegen und spazieren ist erlaubt, und dies während einigen Wochen, ev. Monaten. Richte Dich schon jetzt positiv darauf ein. Auch diese Zeit vergeht und wenn man gut organisiert ist, sogar "relativ rasch".
Alles Gute und LG
Cécile
Schnütchen
25 Jan 2019, 06:39
Hallo,
Bei mir war es bei L4/5 so, da wurde 2 x die BS operiert, weil 2 x sequestriert, beim 3.ten mal dann die Versteifung. Und jedesmal hofft man, das es besser wird
Mach langsam, wie cecile geschrieben, sonst gehts wieder nach hinten los.
Gruss ute
Birgit63
25 Jan 2019, 12:13
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten.
Gestern rief mich mein Chirurg zu Hause an, sie hätten meinen Fall besprochen und wollen doch noch einmal eine Nukleotomie durchführen.
Ich habe noch genug Höhe, das habe ich selbst auf den MRT Bildern gesehen und war sehr erstaunt. Er meinte, die große OP wär das letzte Mittel
und das könnte man immer noch machen, denn auch da gäbe es Risiken. Ich hätte Pech gehabt und gehöre leider zu den 10 % bei denen ein
Rezidiv vorkommen kann.
Das Schlimmste für mich ist, dass ich mir selber nicht mehr traue und hin und her überlege, was ich eventuell zu Hause falsch gemacht haben könnte.
Ich habe mir eine Putzfrau organisiert, die die Böden macht und Bad, meine Mutter war hier, hat gekocht, die Spülmaschine ausgeräumt.
Mein erwachsener Sohn ist mit dem Auto zum einkaufen und hat Wasserkisten geschleppt.
Ich habe einen Greifarm, damit ich mich extra nicht nach unten beugen muss, bin immer über die Seite aufgestanden, am Waschbecken bin ich in die Knie zum Zähneputzen.
Beim Duschen Bauch und Popo angespannt.
Ich habe leider ein sehr niedriges Bett, aber auch da bin ich in die Knie, mit den Händen an der Kante abgestützt und mich dann über die Seite vorsichtig draufgelegt.
Eine Toilettenerhöhung habe ich auch.
Ich wüsste nicht, was ich nach der OP anders machen könnte.
Sicher ist meine tiefe Rückenmuskulatur nicht die Beste, aber die kann ich auch nicht innerhalb von wenigen Tagen aufbauen.
Natürlich möchte ich auch mal wieder arbeiten gehen, alleinerziehend mit zwei Kindern in Schule und Ausbildung, da reicht das Krankengeld nicht. Ersparnisse hab ich, aber naja.
Hm....ratlose Grüße
cecile.verne
25 Jan 2019, 13:42
Hallo Birgit
schön, dass es im Moment noch bei "nur" einer Nukleotomie bleibt.
Du machst eigentlich alles genau so, wie es ein Rückenpatient machen muss. Tip-top, dass Du Dir eine Haushaltshilfe für die Bodenpflege organisiert hast. Vielleicht kann Dir auch jemand noch behilflich sein, wenn Wäsche gewaschen werden muss, nicht dass Du da schwere Körbe heben musst oder über Kopf Wäsche aufhängst.
Arbeiten gehen musst Du im Moment halt schon auf die längere Bank schieben und sehen, wie die Heilung dann vonstatten geht. Positives Denken hilft aber auch allgemein weiter!
Ich drücke Dir die Daumen, dass alles klappt und sich der Rücken still hält!
LG Cécile
Birgit63
10 Feb 2019, 12:06
Hallo an Alle!
Ich bin heute aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem am 04.02. das zweite mal eine Nukleotomie bei L5/S1 durchgeführt wurde.
Ich hatte ja wenige Tage nach meiner ersten OP Ende Dezember schon wieder starke Schmerzen und im MRT wurde ein erneuter Bandscheibenvorfall mit Sequestrierung festgestellt.
Den OP-Bericht habe ich leider noch nicht, der ist noch nicht fertig geschrieben, aber ich konnte mit meinem Operateur sprechen.
Der 2. Vofall war Daumennagel groß und klebte am Nerv und Duralhaut.
Es war eine ziemliche Arbeit diesen zu entfernen, es wurde oberflächlich die Duralhaut verletzt, es trat aber kein Liquor aus. Trotzdem sollte ich nach der OP 48 Stunden strenge Bettruhe inkl. Bettpfanne einhalten.
Der Faserring der Bandscheibe war hinter dem Vorfall bereits bis auf eine Miniöffnung vernarbt, sodass sich dieser Vorfall auch nicht mehr hätte zurückziehen können.
Laut der Info meines Operateurs war in der Bandscheibe kein loses Gewebe mehr zu finden, er geht davon aus, dass die Bandscheibe leer ist.
Das ist eine ganz neue Situation für mich, dass ich quasi ohne Puffer „auf den Felgen“ laufe. Zur Zeit bin ich bis auf Muskelschmerzen in der Wade schmerzfrei. Die Physiotherapie wollte gleich wieder den Nerv dehnen und auch den Piriformis-Muskel kneten, sodass es dort wieder zwackte. Mein Chirurg sagte, der Nerv soll jetzt erstmal in Ruhe gelassen werden.
Das A und O bis an mein Lebensende heißt Stützmuskulatur aufbauen, um eine Versteifungs-OP zu vermeiden bzw. so lange wie möglich hinauszuzögern.
Danke fürs Lesen und ich freue mich auf eure Erfahrungen.
Am 20.03., also 7 Wochen nach OP geht es auf ambulante Reha.
TomGast
10 Feb 2019, 13:41
Hallo Birgit
Da lese ich von einer unendlichen Leidensgeschichte..............
Ich bin " fachlich " nicht so gut,wie viele der hier schreibenden Mitbetroffenen.Aber ich kann Dir wenigstens meine Genesungswünsche virtuell rüberschicken.Und ich hoffe,Deine Schmerzen reduzieren sich bald auf "0".
Und noch etwas:wenn ich hier von den vielen Leidensgeschichten lese,so frage ich mich als OPI,was habe ich mich schon groß zu beklagen......................und irgendwie relativieren sich meine eigenen Beschwerden.
Ganz lieben Gruß
Tom
cecile.verne
10 Feb 2019, 14:19
Hallo Birgit
schön, dass Du die OP hinter Dir hast und, dass es jetzt langsam wieder bergauf geh. Betonung aber auf langsam!
Das Risiko, dass ohne Bandscheibe Du da schon in die Richtung eine Versteifung geht, die der Körper selbst macht ist sicher gross. Du wirst wahrscheinlich auf dieser Höhe bis dahin dauernd zu kämpfen haben, denn die Facettengelenke drückt es jetzt mehr und mehr aufeinander.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du Wege findest, trotz des lädierten Rücken ein gutes Leben führen zu können!
LG Cécile
Jutta70
20 Feb 2019, 17:05
Hallo Birgit,
bei mir wurde 2012 das Bandscheibenfach L4/5 ausgeräumt, ohne Cage, ohne Schrauben. Und ich habe bis heute keinerlei Schmerzen, lediglich ist die Taubheit außen an der Wade langsam wieder mehr geworden.
Also, warte nicht auf neue Probleme, sieh positiv in die Zukunft!
LG Jutta
Birgit63
22 Apr 2019, 11:39
Hallo an Alle und Frohe Ostern.
Ich habe länger nicht mehr geschrieben, da ich sehr verunsichert war, ob ich etwas Positives oder doch eher Negatives zu berichten habe.
Erstmal danke an Jutta70, dein Fall macht mir Hoffnung.
Am 04. Februar hatte ich ja meine 2. OP (Rezidiv wenige Tage nach meiner 1. Bandscheiben-OP Ende Dezember).
Nach 3 Wochen bekam ich endlich den OP-Bericht nach Hause geschickt, ich habe mehrmals nachgefragt.
Dort las ich dann, dass ich doch einne Liquorverletzung hatte und mir noch im OP ein Blut-Patch gelegt wurde. Daher durfte ich auch nur liegen nach der OP.
Gott sei Dank ist alles gut verlaufen.
Auch musste ich leider lesen, dass das gesamte Bandscheibenfach leergeräumt und ausgespült wurde, vorher im KH hieß es, es würde nur der erneute Vorfall weggenommen und loses Material ausgekratzt werden.
Seitdem fühle ich mich etwas wie auf einer Zeitbombe.
Meine Genesung verlief so lala.
Natürlich habe ich mich überhaupt nichts mehr getraut, nachdem ich nach der 1. OP quasi im Liegen einen erneuten Bandscheibenvorfall erlitten habe.
Jedoch habe ich nach ca. 3 Wochen mit leichter Krankengymnastik angefangen, eigentlicht nur Übungen im Liegen und Bauchmuskel anspannen und prompt hat sich der Nerv wiedergemeldet. So war es ein Up and Down.
Ich hatte die Befürchtung, dass es wieder richtig los geht, dass sich wieder Narbengewebe gebildet hat und dass der Nerv wieder bedrängt wird. Nach ein paar Tagen ließen die Schmerzen wieder nach.
5 Wochen nach der OP war ich komplett schmerzfrei und was mich sehr erstaunte, auch das taube Gefühl an der äußeren Wade und an den Fußzehen war verschwunden. 6 Wochen nach der OP ging es auf Reha, diese hat mich erstmal komplett zurückgeworfen. Muskelkater am ganzen Körper, im Rücken zog es, der Ischiasnerv protestierte und das Steißbahn tat so weh, dass ich kaum sitzen konnte. Ich habe sogar wieder Ibuprofen genommen, obwohl ich doch nach der OP alle Schmerzmittel abgesetzt habe.
Das zog sich die ganzen 3 Wochen Reha hin, die Wochenenden habe ich fast nur im Bett gelegen, da ich so fertig war und diese Zeit zur Erholung brauchte. Dann hat sich auch alles beruhigt, am Montag ging es wieder los.
Ich habe noch eine Woche Verlängerung bekommen und bin seit letzten Mittwoch zu Hause. Bis Ende April habe ich noch Urlaub, dann ist geplant, dass ich wieder arbeiten gehe.
Zur Zeit fühle ich mich gut, ich merke jedoch, dass ich noch lange nicht genug Rückenmuskulatur aufgebaut habe. Gestern habe ich 15 Minuten im Garten das Unkraut gejätet, natürlich mit super geradem Rücken, aber da habe ich gemerkt, dass das grenzwertig war. Danach war Schluss.
Ich bin jetzt zwiegespalten, in der Reha Betreuung von allen Seiten, man konnte fragen, wenn was zwickte, und jetzt ist man völlig auf sich allein gestellt.....daher schreibe ich nun noch einen Post in der "Sport"-Rubrik.
Liebe Grüße und wenig Schmerzen!
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