nachdem ich hier nun schon einige Zeit mitgelesen habe und dabei im BWS-Bereich die ein oder andere Leidensgeschichte fand, die meiner doch frappierend ähnelt, habe ich mich nun auch einmal angemeldet und möchte meine Geschichte zum Besten geben.
Wenn mir hier jemand Tipps und ggf. weitere Therapieansätze im Raum Dortmund geben möchte, gerne...
Zu mir: m, 34, 185cm, ca. 96kg. Bürojob (IT).
Leider jahrelang totaler Sportmuffel und mit mehreren Diäten und Gewichtsschwankungen sicherlich nochmal ordentlich was versaut.
Meine Geschichte fing zunächst mit einer vermeintlich ganz anderen Baustelle an. 2014 bekam ich an einem Wochenende eine absolute Arrythmie. Sprich: Das Herz war komplett aus dem Takt geraten. Sehr unangenehmes Erlebnis. Nichtsahnend ging ich damit zu meinem Hausarzt, der ein EKG schrieb und mich dann in die nächste Notaufnahme weiterschickte – mit dem traumatischen Erlebnis, dass ich quasi dazu gezwungen wurde, mich im Rollstuhl in ein Monitoring-Zimmer bringen zu lassen...
Diverse Untersuchungen und Versuche mit Medikamenten zur Herstellung des Rhythmus folgten – ohne Ergebnis. Mir wurde schon eine Ablation "angedroht". Stattdessen wachte ich aber am nächsten Morgen auf und der Rhythmus war einfach wieder da, so als wäre nichts passiert. So wurde ich dann entlassen, musste noch einen Blutverdünner nehmen und das Kopfkino nahm seinen Lauf...was war das jetzt? Kann das wieder passieren? Die Sinne waren nun geschärft. In den folgenden zwei Jahren trieb es mich noch zweimal in die Notaufnahme (ich bin jeweils zu Fuß hingegangen – merkt man schon, wieviel „Not“ das unterm Strich war

Es folgten dann noch ein Langzeit-EKG und ich trug einen Monat lang eine „Rhythmus-Card“ mit mir hier herum. Man ahnt es schon: Ohne Ergebnis.
Medikation: Leichter Betablocker, um Ruhe reinzubringen.
Irgendwann zweifelte ich schon so sehr an mir selber, dass ich begann, Opipramol zu nehmen. Was das gebracht hat: Ich kam morgens schwerer aus dem Bett, sonst nichts.
Irgendwann macht man dann den „Fehler“ und beginnt zu googlen. Dadurch bin ich erstmals auf Zusammenhänge zwischen WS-Problemen und „Herzbeschwerden“ aufmerksam geworden.
Da mein Hausarzt keine große Hilfe ist (den kann man nach meiner Erfahrung leider nur zielgerichtet nutzen, um eine Überweisung oder ein Rezept zu bekommen...), bin ich dann 2016 auf eigene Faust zum nächstbesten Orthopäden. Ergebnis: Beckenschiefstand, Einlagen für die Schuhe, eine BWS-Blockade entfernt, TENS-Therapie, Mediflow-Wasserbett.
Resultat der Einlagen: Mir passten fast keine Schuhe mehr, ansonsten keine Verbesserung. Mediflow fühlt sich immerhin ganz entspannend an...
Nächster Versuch dann: Osteopath. Einlagen sofort wieder weg, Beckenschiefstand korrigiert, Faszientherapie. Mäßiger Erfolg, aber immerhin.
Zwischendurch folgten dann immer mal wieder auch Phasen, in denen die Probleme komplett wie weggeblasen waren, ohne dass ich das einer konkreten Maßnahme o.ä. hätte zuordnen können. So schleppte ich mich durch 2016 und 2017.
2018 wurde es dann wieder zunehmend nervraubender mit meinen Beschwerden.
Ich kann gar nicht zählen, wie viele „Herzinfarkte“ ich mittlerweile überstanden habe und denke mir, dass jeder, der meine Beschwerden zum ersten Mal erlebt, wohl komplett am Rad drehen würde. Das mache ich eigentlich nicht mehr – die Angst ist meistens eher der blanken Wut über diesen Sch... gewichen.
Mittlerweile bemerkte ich zusätzlich auch noch heftige Verspannungen vor allem in der linken Schulter, besonders unterm Schulterblatt.
Zunächst ging ich wieder mal zu meinem Hausarzt. Trotz der bisherigen Diagnostik konzentrierte er sich nur auf das „Herz“ und verschrieb mir Ranexa. Dieses Mittel kannte ich gar nicht. Zuhause stellte ich dann fest, dass es ein Mittel gegen Angina Pectoris ist. Macht man die Packung auf, kommt einem als erstes ein großer Notfallzettel entgegen, den man doch bitte immer bei sich führen soll...
Des lieben Friedens willen habe ich es tatsächlich ausprobiert. Ergebnis war wie zu erwarten – hat rein gar nichts gebracht.
Was man dazu noch sagen sollte: 2017 habe ich mir ein neues Fahrrad zugelegt. Mit dem Ding mache ich problemlos Ganztagestouren > 100km und das noch bei ambitioniertem Tempo - OHNE irgendwelche "Herz"probleme. Genauso steige ich zu meiner Wohnung im 4.OG hoch und gerate meist nicht einmal aus der Puste...
Nach diesem Erlebnis probierte ich es im Frühjahr 2018 auf Empfehlung nochmal mit einem anderen Orthopäden hier und bekam auch ENDLICH erstmals eine mehr oder weniger konkrete Diagnose: BWS-Syndrom, Intercostalneuralgie, Hyperkyphose.
Doc hat auch direkt wieder mehrere BWS-Blockaden gelöst.
Behandlung danach: Insgesamt 12x MT. Diese empfand ich durchaus als wohltuend und damit ging es mir zumindest zeitweise auch besser. Allerdings merkte ich auch, dass das noch nicht reicht. Ortho und Therapeut merkten außerdem beide an, dass meine Rückenmuskulatur unterentwickelt ist und es dadurch jederzeit wieder zu Blockierungen kommen kann.
Ich bekam nun zusätzlich Rehasport verschrieben. Dort gehe ich im Moment auch zweimal je Woche hin und habe grundsätzlich den Eindruck, dass es mir danach besser geht, aber zumindest nie schlechter als vorher. Zuhause lege ich mich auch nicht nur auf die faule Haut, sondern achte darauf, jeden Tag wenigstens einige der erlernten Übungen (Dehnen und Muskelkräftigung) durchzuführen.
Damit hatte ich dann tatsächlich mal so 6-8 Wochen am Stück eigentlich meine Ruhe.
Zusätzlich habe ich in diesem Jahr, da ich es so rundum leid war, noch folgendes gemacht:
- komplette sportmedizinische Untersuchung beim Kardio (alles tip-top, bei 250W wg. Knie aufgehört)
- großes Blutbild tip-top
- MRT BWS o.B.
- Röntgen Thorax o.B.
- Schilddrüsenszintigramm o.B.
Also ist zum Glück davon auszugehen, dass organisch alles bestens aussieht.
Leider ist dann aber nun aktuell vor einigen Wochen offenbar irgendwas passiert, das meine Beschwerden wieder getriggert hat. Aktuell habe ich im Wechsel zu kämpfen mit spürbarem Herzklopfen teils über mehrere Tage am Stück (Puls und Rhythmus dabei aber vollkommen normal!). Schmerzen am unteren linken Rippenbogen. Schmerzen links vom Brustbein, Schmerzen im linken Brustmuskel. Zwischendurch übler Triggerpunkt auf einer Rippe linksseitig, total verspannte Schultern. Das alles tritt im lustigen Wechsel auf. Kein Symptom ist so wirklich dauerhaft da!
Die Schmerzen oder Empfindungsstörungen (schwer zu beschreiben, „schlechtes“ Gefühl in der Brust) treten meistens immer nur für einige Sekunden auf.
Da mich dieser Sch.... so langsam in der Birne weichkocht (im Sinne von: es irritiert einen halt ständig und fühlt sich bedrohlich an), habe ich es nochmal mit dem Osteo versucht.
1. Sitzung: mehrere Blockaden in der BWS entfernt – führte vorübergehend zu einer Linderung
2. Sitzung: Zwerchfell total verspannt – mobilisiert, außerdem Blockade in der HWS entfernt (die hatte ich gar nicht bemerkt bis dahin)
Diese zweite Sitzung war am vergangenen Mittwoch und hat alles wie es scheint nur verschlimmert. Ob man da jetzt noch von einer „Erstverschlechterung“ sprechen kann?
Am Donnerstag merkte ich zunächst beim Rehasport, dass ich durch bestimmte Bewegungen Extrasystolen triggern kann. Abends auf dem Sofa hatte ich dann quasi permanent mit Stolperern zu kämpfen.
Freitag aufgewacht, Stolperer wieder weg, aber diffuses Spannungsgefühl im Brustkorb.
Abends wieder meine Übungen gemacht. Stunde später, wieder auf dem Sofa, gingen die Stolperer erneut los.
Heute morgen: Stolperer wieder weg, dafür dieses diffuse Gefühl in der Brust...
Vorhin dann zum ärztlichen Notfalldienst gegangen. Der Doc war zufällig auch Akupunkteur und hat „notfallmäßig“ eine Triggerpunkttherapie durchgeführt, die stellenweise sehr schmerzhaft war. Die Nadel fühlte sich eher an, als würde jemand mit der vollen Faust in die Muskeln drücken. Irgendwie auch beeindruckend...
Diagnose: massive Myogelosen HWS und BWS beidseitig.
Aktuell sind die „Herzbeschwerden“ gerade weg (ich hoffe, das bleibt auch erstmal so), dafür meldet sich nun die Rückenmuskulatur deutlich zu Wort.
So, und nun stehe ich hier und weiß langsam nicht mehr weiter.
Zunächst vielen Dank an alle, die mein „Auskotzen“ bis hierhin durchgehalten haben.
Zusammengefasst habe ich also:
- vermeintliche Herzbeschwerden mit diffusen Gefühlsstörungen und Schmerzzuständen im Brust- und Rippenbereich (nur linksseitig)
- einen Beckenschiefstand
- ständig wieder verspannte Schultern
- organisch keinerlei (nachweisbare) Beschwerden
- keine Befunde im MRT und Röntgen
- BWS-Syndrom und Intercostalneuralgie
- Myogelosen BWS und HWS
Wie gesagt gehe ich regelmäßig zum Rehasport und mache auch zuhause Übungen, um meine Muskulatur und den gesamten Halteapparat zu stärken. Auch auf dem Fahrrad sitze ich regelmäßig. Ich achte im Büro darauf, in Bewegung zu bleiben, häufiger aufzustehen, zu dehnen usw...
Das scheint mir im Moment nur alles überhaupt nichts zu bringen.
Was kann ich noch tun? Ich hatte überlegt, mir jetzt nochmal MT aufschreiben zu lassen, scheint ja zumindest temporär Linderung zu bringen.
Eine psychische Ursache für meine Probleme behaupte ich, ausschließen zu können - die promovierte Expertin wohnt zum Glück nebenan

Umgekehrt schlägt mir der Mist aber aufs Gemüt. Ich meistere meinen Alltag zwar im Prinzip ohne Einschränkungen und habe auch so gut wie keine Fehlzeiten aufzuweisen, aber fühl mich dabei halt in den schlechten Phasen alles andere als gut - was dann wieder dazu führt, dass man sich gerne einigelt, keine Lust auf Aktivitäten hat usw... In den "guten" Phasen sieht das ganz anders aus.
Meine Erfahrungen mit Ärzten sind, dass man sich letztendlich um alles selber kümmern muss. Es gibt einfach niemanden (oder ich habe ihn noch nicht gefunden), der einen bei so einem Komplex mal "an die Hand" nimmt.
Hätte ich mich nur auf meinen Hausarzt verlassen, würde die "Therapie" bis heute nur aus Betablockern und ggf. Antidepressiva und einem Mittel gegen AP bestehen...
Was mich außerdem ank.... ist, dass ich bis heute erstens nur mehr oder weniger eine Diagnose ("Syndrom") habe, also gar nicht so genau weiß, wo die Probleme letztendlich herkommen und ich außerdem bislang keinen richtigen Trigger finden konnte, der das auslöst.
Joar, das war meine Geschichte - danke für eure Zeit.
Felix
