Guten Tag, liebes Forum.
Ich bin neu hier, und möchte mich vorstellen, indem ich kurz schildere, wie es um mich steht, welche Ängste und Sorgen aus meiner neuen Situation erwachsen sind.
Ich bin Zeitungszusteller, und habe mich jahrelang (aus Bequemlichkeit) seitlich auf meinen Wagen gesetzt, ohne schwerwiegende Probleme zu bekommen. Dann war ich - mehr oder weniger - gezwungen eine Ernährungsumstellung vorzunehmen, die (neben deutlichem Gewichtsverlust) auch dazu führte, daß ich mich nicht mehr seitlich auf den Wagen gesetzt habe. Schmerzen im unteren Rückenbereich hatte ich zeitweise immer wieder, aber sie gingen auch immer wieder vorbei, und es war nie so, daß ich arbeitsunfähig gewesen wäre. Nach der Ernährungsumstellung habe ich mich nicht mehr seitlich auf meinen Zeitungswagen gesetzt, und war absolut beschwerdefrei.
Vor ein paar Wochen habe ich mich aber (aus Müdigkeit/Faulheit) mal wieder auf den Wagen gesetzt, und dies war wahrscheinlich ein Riesenfehler. Erst ging die Arbeit wie gewohnt, doch nach ein paar Wochen fingen die Rückenschmerzen an, die mir ja aus der Vergangenheit nicht unbekannt waren. Gerade vor Tourbeginn, wo es darum geht ziemlich schwere Zeitungspakete zu heben, auszupacken, und in den Wagen zu legen, wo man sich sehr oft nach vorne beugt, traten Schmerzen auf (z.T. einschießend). Ein Aufrichten, und nach hinten dehnen besserte die Situation, Gehen mit dem Wagen ging gut (vorallem große Schritte), Treppensteigen ging auch, und in der Regel waren die Scherzen nach ca. 3/4 der Tour weg.
Problematisch war nur, daß die Schmerzen im letzten Viertel weg waren, aber dafür stellte sich im rechten Bein allmählich ein unangenehmes Taubheitsgefühl (Fuß wie in Watte gepackt) ein, und ich war froh, mich auf's Fahrrad setzen zu können. Die 7km Rückweg mit dem Rad waren dann kein Problem.
Die Situation hat sich aber dramatisch verschlechtert. Der 17.07. war mein vorläufig letzter Arbeitstag, und da war die Muskelschwäche im rechten Bein so stark (inzwischen habe ich gelernt, daß man wohl Fußheberschwäche dazu sagt), daß ich wirklich nur noch getorkelt bin, der Zeitungswagen wurde zur unverzichtbaren Gehhilfe. Seit 18.07.2018 bin ich arbeitsunfähig.
Mein Hausarzt hat mir eine Überweisung zum Facharzt (Orthopädie) ausgestellt, mit dem Auftrag ein MRT machen zu lassen, da Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Glücklicherweise habe ich nur ein paar Tage danach einen Termin gekriegt (das ist ja mittlerweile absolut ungewöhnlich!), am 23.07. 08:30 Uhr. Die Arzthelferin hat mir aber erklärt, daß der Befund schriftlich an meinen HA geht, und dies bis zu einer Woche dauern kann, was wohl ganz normal zu sein scheint.
Jedenfalls bin ich direkt nach dem MRT einkaufen gefahren (Rad), und auf dem Rückweg habe ich dann gemerkt, daß ich nicht mehr genügend Kraft im rechten Bein habe, mich auf den Sattel zu ziehen, und mich nach vorne abzutreten, so daß ich beinahe gestürzt wäre. Dies ging (und geht) also nur noch wenn ich einen Bürgersteigabsatz habe, der den Sattel quasi senkt. Ich weiß also, daß ich in diesem Zustand nicht mehr verkehrstauglich bin, und auf keinen Fall mehr Fahrrad fahren sollte. Ich habe die letzten Meter dann auch zu Fuß geschoben.
Weil ich mich inzwischen so gut es ging informiert habe, habe ich erfahren, daß Rückenschmerzen in Kombination mit einem Taubheitsgefühl immer einen Notfall darstellen, der eigentlich keinen Aufschub duldet, weil dies dazu führen kann, daß ein Nerv (z.B Ischiasnerv) eingeklemmt sein kann, mit der Folge, daß der ganze Nerv abstirbt (Wurzeltod), was dazu führen kann, daß ein Bein (in meinem Fall das rechte) irreversibel gelähmt bleibt. Davor habe ich natürlich Angst, und deshalb habe ich mich noch am gleichen Tag (vormittags) in die Notaufnahme meines Krankenhauses (Virchow/Charite) geschleppt, ihnen meine Lage geschildert, und auch die Daten-CD mit den Bildern übergeben. Es erfolgte der Manchester-Triage-Test um meine Dringlichkeit einzustufen, und in der Akte habe ich Dringlichkeitsstufe 3 (gelb) erkannt, was wohl bedeutet, daß ich nach 30 Minuten zumindest einen Facharzt gesehen haben muß. Dies ist auch geschehen, die Rettungsärztin hat eine Neurologin geschickt, die mit mir ein paar Tests geacht hat (auf den Zehen stehen (versagt), auf den Fersen (versagt), auf dem linken Bein hüpfen (absurd), und noch ein bischen Abtasten). Aus meiner Akte ging schon hervor, daß ich Diabetiker bin, und das Insulin, das ich vor Jahren gesprizt habe, nach der Ernährungsumstellung eigenmächtig abgesetzt habe (warum ich das gemacht habe, habe ich der Neurologin erklärt). Aber das Urteil der Neurologin war schon gefallen - sie erklärte mir, daß das Taubheitsgefühl nicht vom Rücken her kommt (sie stellt die Schmerzen nicht in Abrede) sondern daß es mein Zucker sein muß, und daß zwei Krankheiten nur zufällig zusammenkommen, und ich den falschen Schluß gezogen haben muß. Das ganze nenne sich Polyneuropathie. Wichtig: sie erklärte mir, daß sie die Bilder-CD nicht lesen konnte!! Habe mich dann unter größten Strapazen nach Hause geschleppt. Ich (als Laie) vermute hier eine glatte Fehldiagnose.
Nun habe ich mich am nächsten Tag wieder zu meinem HA geschleppt, und ihm auch den Arztbrief des KH gegeben, und er meinte aber, daß auch er nicht glaubt, daß der Zucker das Taubheitsgefühl/Muskelschwäche auslöst, zumal ich ihm meine Zuckerwerte zeigen konnte, die auch immer wieder Werte einer Unterzuckerung (z.B. 82) sind. Die sind zugegeben (insgesamt) erhöht, aber niemals so, daß es gerechtfertigt wäre anzunehmen, die Probleme kämen nicht vom Rücken. Außerdem hat ein großen Blutbild einen HbA1c von 5.9 ergeben.
Mein HA ist nun in seinen wohlverdienten Urlaub gefahren, und kommt erst am 20. August wieder zurück. Er läßt sich aber in dieser Zeit vertreten. Ich sehe mich nun in einer ziemlich prekären Lage, weil ich praktisch in meiner Wohnung gefangen bin. Einen Freund habe ich davon unterrichtet, und er hat sich bereit erklärt in dieser Übergangszeit für mich einkaufen zu gehen.
Das weitere Vorgehen stelle ich mir nun so vor (und natürlich interessiert mich Eure Meinung dazu): Morgen (Montag) schleppe ich mich zum stellvertrendenden HA, in der Hoffnung, daß dieser mir den schriftlichen Befund mitteilen kann (darf er den Brief, der ja formell nicht an ihn persönlich gerichtet ist, öffnen? Muß ich ihm eine Entbindung für die Schweigepflicht geben, damit er den Brief öffnen, und mir den Befund mitteilen darf?) Ansonsten müsste ich ja bis zum 20.08. warten.
Ich habe inzwischen gelernt, daß eine Operation in Sachen LWS immer die allerletzte Option darstellt, und man vorher alles andere versucht (konservative Methoden) eine Heilung herbeizuführen. Bei uns im Haus gibt es einen Physiotherapeut, und wenn der Befund nicht ausdrücklich nahelegt, daß ich als Notfall ins KH gehöre, dann werde ich den stellvertretenden HA um eine Überweisung zu diesem Physiotherapeuten bitten.
Okay, liebes Forum - das ist meine Fallbeschreibung.