Seb194
14 Jun 2018, 14:39
Hallo zusammen,
nach mittlerweile 7-monatiger Leidenszeit (+ X Jahre) wende ich mich nun mal an dieses Forum - in der Hoffnung, neue Impulse zu bekommen aber natürlich auch, weil der Frust mittlerweile unglaublich hoch ist und ich mir das einfach mal von der Seele schreiben muss.
Ich schlage mich schon seit meiner Jugendzeit mit LWS-Problemen rum, hatte meinen ersten BSV mit 17. In meinen 20ern hatte ich die Probleme aber eigentlich im Griff - hauptsächlich Dank einiger physiotherapeutischer Übungen, Schwimmen und Radfahren. Seit 3 1/2 Jahren schlage ich mich aber nun wieder vermehrt mit meinem Rücken rum und alle Aktivitäten scheinen eher zu schaden als zu helfen. Ich versuche mal, alle relevanten Details aufzulisten, alles werde ich aber sicher nicht unterbringen können.
Voraussetzungen:
- Körpergröße: 2,06m
- Schon immer relativ flacher Rücken (kaum Lordose)
- Coxa Valga rechts und relativ schiefes und verdrehtes Becken, leichte Beinlängendifferenz - wobei das laut Physios nicht dramatisch ist.
- Jahrelange sitzende Tätigkeiten und Sitzen am PC daheim
Beschwerdegeschichte
- Vor ca. 1-2 Jahren: Immer wieder mal Schmerzen in der LWS, die nicht ausstrahlten, sowie "blockiertes" Gefühl in der Wirbelsäule, so dass ich mich oft nicht ganz aufrichten konnte -> bei längeren Ruhephasen Besserung.
- Im Verlaufe des letzten Jahres kamen dann Sensibilitätsprobleme hinzu (ausgelöst vermutlich u.a. durchs Joggen): Kribbeln in den Schienbeinen/um das Knie herum, erste vereinzelte leichte Schwächeepisoden in den Beinen -> oft provozierbar durch Liegen auf dem Rücken und Heranziehen der Beine oder durch tiefes in die Hocke gehen, um die Hüfte etwas aufzudehnen.
- Zudem Facetten regelmäßig nach Sport gereizt und entzündet (z.B. Kraulen, Stabilitätsübungen)
- Die Symptome klangen dann im Herbst erst wieder ab (längere Radtour, keine Physio mehr, Akupunktur)
- Zur Prävention habe ich dann erneut KraGy angefangen und mein Physio hat versucht, mehr Mobilität und Wölbung in die LWS zu bringen - über einige wenige Wochen war dann folgender Symptomablauf zu beobachten:
1. Zunächst Besserung, Gefühl der Beweglichkeit in der LWS
2. Kribbeln in den Schienbeinen, insb. nach Aufstehen morgens
3. Nach Training in die Streckung -> Schmerzen bei der Beugung des Rückens
4. Dann immer mehr Schwächegefühle in den Beinen, bei Abnahme der Schmerzen in der LWS
Ich habe die Physio dann abgebrochen und mir erst einmal Ruhe verordnet. Physio und Orthopäde waren ratlos.
Aktueller Zustand:
- die Symptome sind nicht zurückgegangen - ich habe nun seit ca. 7 Monaten Schwächegefühle in den Beinen (insb. links), die bereits nach kurzen Gehstrecken spürbar werden.
- mittlerweile auch vermehrt im Becken/Hüftbereich ein "weiches" Gefühl - jegliche Stabilität scheint dort verschwunden zu sein.
- oft Gefühl, dass mich etwas herunter oder nach hinten zieht.
- gelegentlich sogar taubes Gefühl in der Magengegend, Gefühl, Bauchmuskeln nicht mehr zu 100% aktivieren zu können.
- oft sogar taubes Gefühl der Haut über der LWS
- Probleme beim Muskelzugriff, wenn ich z.B. mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken liege und versuche, das Becken in die Höhe zu stemmen - es fühlt sich an, als lägen 50kg Gewicht auf meinem Becken
- oft dumpfe Schmerzen, wenn ich Druck auf das Kreuz-/Steißbein ausübe, Steißbein allgemein sehr schmerzempfindlich
- ansonsten kaum klassische Rückenschmerzen mehr, was mir wirklich Angst macht
- Kribbeln immer an anderen Stellen - meist Schienbein, manchmal um das Knie rum, gelegentlich Außenseite des Unterschenkels - linkslastig, aber auch häufig rechts
- Wirbelsäule sehr druckempfindlich (auf dem Rücken liegen fast nicht mehr möglich)
Bildgebung & Befunde:
- auf MRTs sind immer nur leichte Bandscheibenvorwölbungen zu sehen (L4/L5, L5/S1) - bei L5/S1 "höhergradige linksseitige Recessusenge. Die Nervenwurzel L5 ist nach dorsal verlagert."
- mäßige Spondylarthrosen
- keine Stenose erkennbar
- kaum Veränderungen auf MRTs in den letzten 3-4 Jahren
- CR-Funktionsaufnahmen der LWS zeigen eine leichte (!) Instabilität zwischen L4/L5, aber laut NC und Physios eher zu vernachlässigen
- Neurologe sprach vergangenen Sommer von "eindeutigem orthopädischen Problem"
-> Laut den Ärzten lassen sich die chronischen Beschwerden nicht zu 100% erklären
Therapie:
- mir wird immer wieder Kräftigung des Rückens empfohlen - doch scheinen jegliche Übungen eher kontraproduktiv zu sein.
- Physios empfehlen mir seit Jahren, in die Extension zu trainieren, weil mehr Lordose in die LWS müsse - dieses Vorhaben habe ich nun endgültig aufgegeben und habe sogar den starken Verdacht, dass diese Richtung für den Großteil meiner Symptome verantwortlich ist.
- Reha und/oder Schmerztherapie (Schmerzzentrum Uniklinik Freiburg) sind als nächstes dran, aber vermutlich erst in Richtung Herbst.
Ich habe seit Dezember fast 10kg abgenommen, meine Ernährung verbessert (Verdacht Diabetes? BMI ist allerdings 22...), versuche regelmäßig zu Wandern/Spazieren zu gehen, Radzufahren, mache Übungen und neuerdings gehe ich wieder Schwimmen. Ich fühle mich ansonsten körperlich so fit wie lange nicht, aber meine Beine (insb. das linke) wollen oft schon nach wenigen hundert Metern nicht mehr. Ärzte und Physios sind absolut ratlos. Ich vermute mittlerweile eine Art Kettenreaktion von Überbelastung, darauffolgender Nervenbeinträchtigung, die dann wieder die Muskelkraft beeinträchtigt und so bei der geringsten Belastung mittlerweile meine Wirbelsäule zu großem Stress ausliefert, weil meine Muskulatur nichts mehr abfedert. Phychisch schwanke ich gerade zwischen depressiven Episoden und kleineren hoffnungsvollen Phasen, aber meist geht die Richtung ganz klar ins negative...
So, dass war es erstmal. Viel Text, ich weiß - ich blicke mittlerweile ja selbst schon fast nicht mehr durch. Vielen Dank schon mal , wenn ihr euch wirklich durchgekämpft habt ;) Über Ideen oder Vermutungen o.ä. wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße, Sebastian
severedo
18 Jun 2018, 20:46
Hallo Seb194,
ich erkenne meine Beschwerden bei Dir etwas wieder, wenn auch in abgeschwächter Form. Auch ich habe einen Flachrücken und bekomme dieses Kribbeln im Bein nach längerem "auf dem Rücken liegen".
Meine Vermutung ist auch ein leichter Gleitwirbel, wohl L4/L5 oder L5/S1. Helfen tut da anscheinend nur ein extremes Muskelaufbautraining der unteren Rückenmuskulatur zusammen mit speziellen
Dehnübungen die dort die Nerven in alle Richtungen bewegen.
Bei mir persönlich habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Ich bin von Natur aus eher steif in der unteren Wirbelsäule. Wenn ich diesen Bereich aufdehne für einige Tage/Wochen und dann
z.Bsp. joggen gehen, ist all das Dehntraining sofort wieder für die Katz weil ich nach dem Joggen noch viel steifer bin als vorher. Ich habe das Gefühl mein Körper will durch diesen konstanten Stress von allen Seiten
die Wirbel in der Position halten, Dehnen wäre so ja eigentlich kontraproduktiv, weil dadurch die Umgebung elastischer wird und ein schwaches Bindegewebe die Wirbel nun erst recht nicht mehr stützen kann?
Sport tut mir komischerweise ohne Dehnübungen am besten, mit habe ich immer ein Nervenkribbeln noch tagelang danach.
Du schriebst: "CR-Funktionsaufnahmen der LWS zeigen eine leichte (!) Instabilität zwischen L4/L5, aber laut NC und Physios eher zu vernachlässigen".
Wie detailliert war denn diese Aufnahme? War das ein richtiges CT mit Querschnitten oder wurden nur die Wirbelkörper betrachtet? Denn auch ein kleines Rutschen eines Wirbels
kann die Bandscheiben extrem in den Spinalkanal reindrücken und dort zu Problemen führen, sowas sieht man aber nur in einer stehenden MRT-Aufnahme. Vor allem
wenn noch eine Rotation des Wirbels dazukommt, was man auch schlecht erkennt auf reinen Röntgenaufnahmen.
Siehe z.Bsp. hier:
http://www.upright-mrt.de/klinische-indika...tenose-der-lws/http://www.upright-mrt.de/klinische-indika...ereich-der-hws/LG,
Severedo
Seb194
21 Jun 2018, 09:18
Hallo severedo,
danke für deine Antwort. Ich versuche Dehnübungen ebenfalls zu vermeiden, da ich oft das Gefühl habe, dass zusätzliche Mobilität die Probleme verschlimmert. Trotzdem fühlt sich die untere Rückengegend auch oft "verklemmt" oder "eingeschnürt" an und ich habe dann oft das Verlangen, Bewegung reinzubringen.
Was mich (neben der Schwäche beim Laufen/Stehen) gerade am meisten Beschäftigt ist die Magengegend. Oft scheint die Bauchmuskulatur ebenfalls nicht so zu funktionieren wie sie soll und der Magen fühlt sich oft aufgebläht und schwer an, obwohl das definitiv nicht so ist. Zudem beobachte ich seit Wochen immer wieder mäßige Atembeschwerden, insb. wenn ich liege oder Sitze. Zudem ist oft auch im Übergang zur Brustwirbelsäule die Haut leicht betäubt und ich spüre sogar weiter oben gelegentlich ein Kribbeln.
Meine Vermutung ist die, dass die Instabilität des ganzen Verbundes dafür gesorgt hat, dass auch die obereren Wirbel zu stark belastet wurden. Vor 1-2 Monaten hatte ich bei längerem Stehen mal gelegentlich starke Schmerzen in diesem Bereich (so ca. Th12 bis L3) und irgendwann waren die zwar weg, aber alles wirkt seitdem "wie betäubt". Nur, wenn ich die untere Wirbelsäule versuche, im Vierfüßlerstand zu beugen, dann spüre ich einen Schmerz und die Wirbel (insb. L2-L4) fühlen sich "wie verklebt" an. Der Schmerz scheint dabei aber eher von den Gelenken her zu kommen....
Zu den Funktionsaufnahmen: es handelte sich dabei um einfache Röntgenbilder (Normal, Inklination, Reklination). Ein Upright-MR gibt es hier in Süd-West-Deutschland glaube ich nicht. Ich werde wohl demnächst noch mal einen NC aufrufen und mal fragen, ob es evtl. Sinn macht, das mit einzubeziehen.
Was mir Mut macht, ist, dass du ja offenbar sogar Joggen gehen kannst und deine Krankenhistorie ja auch nicht gerade ohne ist. Bei mir ist sogar leichtes Spazierengehen schon wahnsinnig anstrengend und ein viertägiger Städtetrip (lockeres Schlendern) hat mich neulich schon total geschafft. Schwimmen geht mit ach und krach, ob es mir gut tut, weiß ich aber auch nicht so wirklich. Der Sommer ist gefühlt irgendwie jetzt schon gelaufen - ich glaube nicht, dass ich meine geplanten Urlaube (alle recht laufintensiv) irgendwie genießen können werde

Die Arbeitssituation lässt eine Reha oder eine Schmerztherapie gerade nicht zu. Ich quäle mich durch jeden Arbeitstag. Arbeite ab Juli zum Glück nur noch 80%, das ist zumindest etwas, auf das ich mich ein wenig freuen kann...
Viele Grüße
Sebastian
severedo
21 Jun 2018, 17:32
Hallo Sebastian,
ich hab auch einige Minuten/Stunden wo ich ähnliche Probleme habe, leichtes Herzstolpern, Atemenge, Bauchschmerzen, Durchfall. Der Kardiologe/Proktologe konnte nichts finden,
ich denke daher auch, dass es von der Wirbelsäule kommt. Wenn ich mich
dann bewege, geht es meist wieder weg. Falls ich in solchen Situationen auf dem Rücken liegen bleibe verschlimmert sich das ganze. Was bei mir seit meinem Vorfall geholfen hat, ist eine gesunde
Bewegung einzuhalten. Das fängt beim Schuhwerk an (Keinen Absatz, Platz für die Spreizung der Zehen im Schuh vorne) und hört beim richtigen Sitzen (Stehtisch!) und Gehen auf. Ich vermeide es komplett, Gewichte
über 10 kg zu heben oder Rucksäcke zu tragen, falls ich doch mal was schweres Heben muss, dann nur bewusst aus der Hocke nah am Körper, damit ich nichts provoziere. Das soll ja alles noch um die 50 Jahre halten ;)
Ansonsten kann ich nur weiter Mut machen, der Körper bekommt in unserem Alter erstaunlich viel hin wenn man ihm denn die nötige natürliche Umgebung bietet. Meine Nerven haben sich wieder fast komplett regeniert und ich
weiß jetzt worauf ich achten muss. Auf der Arbeit achte ich darauf, dass ich viel laufe und im Stehen, Knien oder auf speziellen Stühlen arbeite. Zuhause liege/stehe ich wenn ich esse oder am PC bin und hab die Stühle dort komplett verbannt.
Wie ist denn Deine sonstige körperliche Verfassung? 2,06 m ist ja auch schon eine beachtliche Körpergröße! Dein BMI war ja im Normbereich, aber bist Du schlank, athletisch, untrainiert? Wie sind Deine Körperproportionen?
Hast Du ein elastisches Bindegewebe / elastische Haut?
Alleine Deine Größe erzeugt ja schon eine viel höhere Hebelwirkung auf Deine Bandscheiben, da ist eine gute Haltung besonders wichtig. Am besten mal einen älteren erfahrenen Physiotherapeuten aufsuchen,
der sich das Gesamtbild von Kopf bis Fuß auch mal anschaut. Sowas ist auch schon hilfreich, um zu erkennen wo sich Wirbel so verdrehen und neigen, dass die Nerven bedrängt werden.
Mein Physiotherapeut hat viel an meinen Schultern gearbeitet, die zu weit vorne waren. Die Wirbelsäule muss man immer komplett trainieren, es reicht bei so Fällen wie uns leider nicht, nur eine Baustelle
zu bearbeiten. Seitdem achte ich auf eine gute Haltung, von der Ausrichtung der Füße und Hüfte bis zur Haltung der Schultern und des Kopfes.
Wie ist Deine Ernährung? Ich habe meine komplett umgestellt seit dem Bandscheibenvorfall, z.Bsp. viel mehr Rohkost (Stichworte: Bindegewebe, Entzündungshemmend), um den Körper nicht noch
zusätzlich zu belasten. Nimmst Du Medikamente?
Seb194
28 Jun 2018, 11:37
Hallo severedo,
vielen Dank für deine ganzen Tipps. Einige davon versuche ich schon, umzusetzen (Stehtisch, wenig Sitzen, Bewegung). Bezüglich der Atemnot glaube ich langsam, dass es sich um Muskelverspannungen handelt. Ob diese irgendeine mechanische oder eine nervöse Ursache haben, weiß ich nicht. Leider hält die Verspannung (obere Bauchmuskeln und Brustkorb) relativ häufig lange an und ist wirklich äußerst unangenehm. Ich glaube aber, dass ich durch Entspannungsübungen da was erreichen kann - zumindest habe ich den Eindruck.
Meine körperliche Verfassung ist eigentlich gut. Ich wiege aktuell nur noch 93kg und fühle mich eigentlich fit (abgesehen von den Schwächegefühlen, die das schon extrem trüben). Auch achte ich seit längerer Zeit schon auf bessere Ernährung. Süßigkeiten habe ich noch nicht komplett aus meinem Leben verbannt - die sind eindeutig eine große Schwäche von mir und mein Verdacht ging schon mehrfach in Richtung Zuckerprobleme, aber diagnostiziert wurde da nie was und eigentlich glaube ich da auch nicht so wirklich dran.
Ich bin eher schlank, habe mittlerweile aber auch etwas mehr Muskelmasse (Schwimmen, Übungen) bekommen. Problematisch könnte meine Bindegewebsschwäche sein. Ich habe überall Dehnngsstreifen (richtig heftige), die hauptsächlich vom Wachstum kommen. Das liegt bei uns in der Familie. Zudem sammelt sich Fett bei mir immer im fast nur im Hüftbereich an, was es noch etwas schwieriger macht, mit meinen langen Hebeln Stabilisationsübungen zu machen.
Meine Körperhaltung ist eben das ganz große Mysterium. Ich habe einen Flachrücken und entsprechend ist meine Haltung auch nicht optimal. Im Sitzen tendiere ich schon immer zum krummen Rücken. Das Problem ist eben, dass mir das Erzwingen einer geraden Körperhaltung (im Sitzen und im Stehen) eben auch noch nie etwas geholfen hat - auch, weil ich mit dem oberen Rücken extrem kompensiere. Schon vor 6-7 Jahren habe ich mal daran gearbeitet und habe dadurch eher mehr Rückenschmerzen bekommen. Solche Dinge wie z.B. McKenzie-Übungen (Auf dem Bauch liegen und Oberkörper hochdrücken) waren immer kontraproduktiv. Ich glaube einfach langsam, dass ich aufhören sollte, mit Gewalt an meiner Haltung zu arbeiten, bzw. eine Balance finden muss. Auch die derzeitigen Probleme sind ja durch Physiotherapie ausgelöst worden, bei der ich extrem in die LWS-Streckung reintrainieren sollte.
Medikamente nehme ich kaum welche. Lediglich gelegentlich Ibuprofen, wenn sich die Facettengelenke mal wieder melden (meist nach dem Schwimmen, ca. 1-2 Mal die Woche). Ich habe ja auch eigentlich kaum Schmerzen, sondern eher Gefühlsausfälle, Kribbeln und Schwäche...
Eine neue Beobachtung habe ich in den vergangenen Tagen gemacht: die Muskelschwäche kann ich am besten "demonstrieren", wenn ich mich mit angewinkelten Beinen auf den Rücken lege und versuche, das Becken abzuheben. Das fühlt sich dann in etwa so an, als lägen da 50kg drauf. Ich kriege es oft nur unter größter Anstrengung hoch. Bleibe ich dann liegen, spanne meinen transversus abdominis an und konzentriere mich auf die Beckenkippung und hebe die Beine R und L wechselseitig ein wenig an, dann merke ich, wie die Beine plötzlich "leicht" werden, als hätten sie kaum mehr Gewicht. Und hier und da erreiche ich dann auch einen Zustand, bei dem ich dann plötzlich auch das Becken hochbekomme und meine Muskelkraft wieder voll da zu sein scheint. Versuche ich stattdessen die Multifidii im LWS-Bereich anzuspannen (also Kippung in die andere Richtung), dann wird alles wieder wahnsinnig schwer und unbeweglich (-> bei Lordose werden Nerven beeinträchtigt?).
Ich werde jetzt mal weiter die tiefen Bauchmuskeln gezielt kräftigen und versuchen, sie auch beim Sitzen/Laufen mal etwas gezielter einzusetzen. Das fällt oft sehr schwer, weil eben die obere Bauchmuskulatur z.T. extrem verspannt ist, bzw. noch verspannter wird, weil ich den transversus noch nicht so gut isolieren kann.
In Bewegung fühlt sich meine Wirbelsäule einfach alles in allem recht instabil an und ich habe das Gefühl, dass einfach die Statik völlig aus dem Lot ist. Da ich am Anfang der Misere oft Schmerzen im Steißbein hatte und auch jetzt dieser Bereich immer mal wieder dumpf schmerzhaft ist und ich im Bereich der S1-S4-Dermatome oft Kribbeln oder Taubheit spüre, habe ich immer noch den Verdacht, dass die Ursache des Ungleichgewichts vlt dort zu suchen ist. Mein Orthopäde hat das allerdings eindeutig verneint....oder das ist eben doch alles Der BSV L5/S1...
Gruß
Andre63
03 Jul 2018, 11:38
Hallo, Sebastian,
einiges an deiner Geschichte kommt mir bekannt vor.
Im Mai 2014 hatte ich einen rechtsseitigen BSV L1/2 mit Nervenwurzelkomprimierung L1 und L2, was mir zunächst heftige Rückenschmerzen bescherte. Nach Akutbehandlung mit Spritzen bekam ich regelmäßig Medikamente (Arcoxia 90 und Tilidin). Da ich eine beidseitige Hüftdysplasie habe mit häufigen Schmerzen im rechten Hüftbereich seit fast 30 Jahren, kann ich nicht sagen, ob ein Teil dieser Schmerzen von diesem BSV kam. Auf Anraten eines Orthopäden begann ich im Juli 2014 mit med. Kräftigungstherapie der LWS, aufgrund meiner orthopädischen Probleme war's aber kaum möglich, diesen Trainingsstuhl auf mich anzupassen. Mit jeder Trainings-Einheit wurde es schlechter, die Übung auszuführen.
Als ich nach der 3. Einheit aus dem Gerät stieg, stellte ich eine Kniestreckerschwäche rechts fest, dazu ein Taubheitsgefühl im rechten Hüftbereich außen sowie einen tauben Streifen von dem tauben Hüftbereich bis zum Knie. Im Verlauf der nächsten Monate nahm die Kniestreckerschwäche zu, außerdem machte sich eine Hüftbeugerschwäche bemerkbar. Mit der Übung "Beine anziehen in Rückenlage, Becken anheben" verstärkte sich eines Tages die Hüftbeugerschwäche deutlich, nachdem ich einen heftig reißenden Schmerz quer über die rechte Hüfte hatte.
Trotz eifriger Diagnostik wurde die Ursache beider Schwächen nicht gefunden. Da es das rechte Bein mit der ohnehin schmerzenden Hüfte ist, komme ich mit einem Gehstock zurecht. Mein Hausarzt, der auch mein Schmerzdoc ist, begann im Oktober 2014 mit einer medikamentösen, gut wirkenden Schmerztherapie. Als die Muskelschwächen einsetzten, stellte ich nämlich zusätzlich jedes mal ein taubes Gefühl im Bereich der LWS fest, nachdem ich geduscht hatte, gleichzeitig wurde die Kniestreckerschwäche vorübergehend stärker. Nach dem kurzen Aufenthalt imThermalbad auf Ischia war's extrem mit der Kniestreckerschwäche. Das erzählte ich meinem Arzt, und ich bekomme seitdem Palexia und Lyrica. Damit ist die Taubheits-Reaktion auf Wärme weg, die Paresen im rechten Bein sind nach dem Duschen noch kurzzeitig etwas stärker.
In den ersten Monaten mit den Paresen konnte ich auch eine Schwäche-Zunahme beim leichten vorbeugen feststellen. Beim NC knickte mir reproduzierbar das rechte Knie ein, wenn er auf's rechte ISG drückte. Mal davon abgesehen, dass beide ISGs sowie das Steißbein mir zunehmend Beschwerden machen, löst Druck auf's rechte ISG bis heute eine kurzzeitige Verstärkung der Kniestreckerschwäche aus. Der NC erklärte, dass es bislang nicht vollständig geklärte Zusammenhänge zwischen Lendengeflecht (Bereich der Aufteilung und Neuverbindung von Nerven aus den Nervenwurzeln) und den Nerven im ISG-Bereich gibt.
Vielleicht gibt's bei dir auch eine Konstellation, die meiner ähnelt. Achja, ich hab zwar keinen Flachrücken, aber eine reduzierte Lordose der LWS sowie reduzierte Kyphose der HWS. Möglicherweise ist bei dir nicht der Flachrücken, sondern die Torsion der LWS das größere Problem. Guck mal, ob es in deiner Umgebung eine Ergotherapie-Praxis gibt, die Yurashi anbietet. Das ist eine japanische Muskelentspannungs-Methode, die sehr sanft ist. Die bekomme ich zur Zeit, weil meine gesamte Rücken-Hüft-Oberschenkel-Muskulatur durch den Wirbelsäulenverschleiß ziemlich verspannt ist.
Gruß
André
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