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Komplette Version Völlig gegensätzliche Facharztaussagen

Bandscheiben-Forum > HWS-Forum
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SandraT
Hallo,
ich habe mehrere Bandscheibenvorfälle HWS incl. massiver Quetschung des Rückenmarks. Vor zwei Jahren lag ich mal wegen der Schmerzen einige Tage flach (wie ein Messer im Arm).
Aktuell habe ich seit einem Sturz im Januar den Kopf blockiert. Seitlich mehr als nach oben und unten (vor allem blöd beim Autofahren, in Bauchlage den Kopf seitlich ablegen geht z.B. auch nicht). Dazu Krafteinschränkungen - Liegestütze gehen gar nicht mehr, selten auch mal frische Wasserflasche aufschrauben nicht. Im Alltag fällt es so kaum auf, allerdings kann ich nicht länger nach unten schauend mit den Armen arbeiten von der Kraft her und es zieht dann alles wie verlegen.
Der Orthopäde und ein Neurochirurg meinten, nicht operieren, das würde man nur bei Lähmungen, das Risiko am Rückenmark sei (zu) hoch und meine Einschränkungen würden viele andere kaum registrieren - ich müsse damit leben lernen.
Bzw. der Neurochirurg meinte, das würde mich irgendwann (bin 42) einholen (wächst Knochen an den Nerv) und dann! müsse man schauen, ob/wie man die Schmerzen behandelt bzw. dann evtl. Bandscheibenprothesen setzen. Er empfahl aktuell Facetteninfiltration mit Bucein ohne Cortison (da aktuell nicht entzündet).
Der Neurochirurg hier in der Gegend, der die Fac.inf. dann machen sollte, meinte allerdings, das bringe gar nichts und grade, weil das Rückenmark gequetscht ist, muss! operiert werden. Mindestens zwei Vorfälle - über den dritten massiven müsse man reden, je mehr, desto längere OP und damit auch höheres Risiko. Dass der eine noch Ärger mache, schätze er 10% aber man stecke nie drin. Er würde jedoch mit einer OP der anderen zwei Vorfälle (von 4-5 insgesamt - nicht alle quetschen das Rückenmark) auf keinen Fall länger als drei Monate warten, da auch die Regeneration immer schwieriger werde. Er will versteifen, da seiner Erfahrung nach (er wohl schon alleine über 800 OPs) Prothesen problematischer sind, mehr Risiken, häufig Folge-OPs und da Knochen drum wachse und bei Versteifung die Beweglichkeit daher nicht schlechter sei. Diese käme hauptsächlich vom Atlas bzw. insgesamt und nur minimalst von den zwei Wirbeln.
Nun weiß ich gar nichts mehr! Nicht operieren? Sofort operieren? Prothese? Versteifung? Kann bei einer Versteifung die Beweglichkeit tatsächlich wieder mehr werden? Bzw. kann die Blockade rein von den gequetschten Nerven kommen? (Ist eher so, wie man gesund nicht nach hinten gucken kann, also nicht wegen der Schmerzen, sondern es ist einfach Ende von der Bewegung her/zieht dann wie bei Dehnung).
Wenn OP - Prothesen oder Versteifungen?
Und wie ist es danach? Der eine meinte, sechs Wochen gar! nichts! tun, danach Auto nur mit Halskrause usw. und der eine meinte, eine Woche keinerlei Kopfbewegung, nach einer Woche leichten Alltag ohne Krause aber drei Monate nicht joggen oder so und sechs Monate nichts Ruckartiges.
(Ich hoffe, es passt jetzt alles. Das ist mein erster Beitrag hier und irgendwie hüpft das Forum immer hin und her und mein Text landet in den falschen Zeilen. Musste eh schon einmal komplett neu tippen, da durch einen Hüpfer alles weg war. :-(. Habt Ihr das - mit dem Handy - auch?)
Vielen Dank für Eure Infos und Erfahrungen!
Ich habe vor, mir noch mindestens eine Drittmeinung zu holen aber erfahrungsgemäß hat leider nicht unbedingt die Mehrheit Recht und man weiß ja nicht, wer nun mehr Ahnung hat.
Puh - grade ist wieder etwas mit Rechtschreibung aufgeploppt, ich dachte schon bei dem weißen Bildschirm, es sei wieder alles futsch.
Also schnell auf senden (gleich neues Thema - hat mich eben irritiert bei Vorschau - wollte ja das hier senden und nicht noch ein Thema ;-)) und auf viele Antworten hoffen!
Danke nochmal!
Liebe Grüße
Sandra
odysseus
Hallo Sandra,

mit Bandscheibenvorfällen kenne ich mich selber nicht gut aus (das ist nicht meine Baustelle), aber ich habe mich recht viel mit dem Rückenmark beschäftigt. Insofern antworte ich Dir jetzt mal aus meiner Erfahrung und meiner Sicht heraus, und hoffe, dass noch jemand ergänzt bzw. seine Sichtweise und Erfahrung beisteuert.

Vielleicht erst einmal vorweg ein paar Fragen:

Gibt es aktuelle Bildgebung, einschliesslich der oberen HWS (also nicht nur von den Bandscheiben)?
Auf welcher Höhe sind denn Deine Baustellen?
Wie lange sind die Bandscheibenvorfälle schon her?

Grundsätzlich ist es so, dass es aus meiner Sicht tatsächlich eine ernstere Angelegenheit ist, wenn das Rückenmark geärgert wird und nicht nur die austretenden Nerven im Bereich der Neuroforamina. Das gilt ganz besonders im Bereich der Halswirbelsäule. Je nach betroffener Höhe verläuft dort alles mögliche an Leitungsbahnen im Rückenmark: Für die Beine, den Rumpf, die Arme (jeweils Motorik, Koordination, Schmerz-, Berührungs- und Temperaturempfinden), das vegetative Nervensystem (Schweissbildung, Herz-Kreislauf, Blase, Darm), und oberhalb einer bestimmten Höhe auch für die Atmung. Hinzu kommt, dass das Rückenmark nicht gut regeneriert, wenn es einmal verletzt ist - man kennt das von Querschnittverletzungen.

Wenn das Rückenmark betroffen ist, sind Schmerzen nicht unbedingt Hauptsymptom. Das bedeutet nicht, dass die Symptome und (drohende) Verletzung auf die leichte Schulter genommen werden sollten. Es müssen auch nicht unbedingt Lähmungen auftreten; auch ein erhöhter Muskeltonus, Spastik, Muskelzuckungen oder Kloni können Symptome sein, eine Störung der Fähigkeit des Körpers, die Temperatur zu regulieren, Koordinationsstörungen etc. Meine Erfahrung ist, dass viele Ärzte eher nach Symptomen peripherer Nervenverletzungen schauen (also außerhalb des Rückenmarks) und gar nicht so sehr nach Symptomen schauen, die im Bereich des Rückenmarks verursacht werden können - leider.

Für mich wäre auch die Frage, warum Du denn den Kopf nicht recht drehen kannst. Hast Du den Eindruck, dass das an Muskelverspannungen/Spasmen liegt? Oder dass Wirbel verhakt sind und falsch stehen?

Wenn Deine Symptome vom Rückenmark her kommen, dann würde ich persönlich vermuten, dass eine Infiltration wenig Erfolg bringen dürfte - denn das Rückenmark erreicht man nicht mit einer Infiltration, nur die Nerven, nachdem sie das Rückenmark verlassen haben.

Bei Bandscheibenvorfällen ist es, meine ich, so, dass man, wenn sie frisch sind, die Chance hat, dass sie in den kommenden Wochen (Ich glaube, 6-10?) eintrocknen und sich das Gewebe dabei ggf. wieder etwas zurückzieht, so dass bedrängte Strukturen ggf. wieder frei werden könnten. In der Hinsicht wäre ggf. die Frage relevant, wie lange die Vorfälle her sind.

Zu Prothesen sagte mir ein Arzt, dass diese bei Instabilität kontraindiziert sind - daher wäre es sicherlich wichtig, dass genau geschaut wird, ob eine Instabilität vorliegt. Inwiefern Prothesen über mehrere Etagen überhaupt gehen würden, wäre vermutlich die nächste Frage.

Zu Versteifungen sagte man eine Zeit lang, dass die Gefahr bestehe, dass benachbarte Segmente durch die Mehrbelastung später auch instabil werden. Allerdings habe ich letztens irgendwo gehört und gelesen, dass das zwischenzeitlich wohl auch anders bewertet und als kein ganz so großes Risiko mehr angesehen wird. Ich weiss aber leider die Quelle dazu nicht mehr.

In Sachen Beweglichkeit der HWS ist es so, dass die Hauptrotation aus dem Segment C1/C2 kommt, und die Bewegung fürs Beugen/Überstrecken/Seitneigung zu einem großen Teil von C0/C1. Mit C1 ist der Atlas gemeint.

Eine weitere Meinung einzuholen und Dich weiter zum Thema zu informieren ist sicherlich eine gute Idee. Wenn aber wirklich das Rückenmark bedrängt wird, denke ich, dass es gut ist, Dich an einem Arzt zu orientieren, der auf das Rückenmark eingeht. Von Deinen Beschreibungen her scheint mir das am ehesten der Arzt in Deiner Nähe zu sein.

Alles Gute Dir!

odysseus
SandraT
Hallo,
danke für die Antwort - kann ich hier irgendwo Fotos anhängen - da kam "bitte komplette URL eingeben oder so...
Dann könntet Ihr es besser sehen.
SandraT
Ah, ich glaub, ich habe es raus - stelle mal einige der Fotos als Beispiel rein.
Die Vorfälle sind nicht frisch - teils zwei Jahre, teils evtl. von Januar und ?.
Mist - Da steht "dieser Typ kann nicht hochgeladen werden". Kann ich die Dir mailen olus Befundfoto?
Da steht im Groben drin, C3/4, 4/5, 5/6, 6/7 sind betroffen mit "Bilateraler Retrospondylose/lateraler Vorfall, der in das Foramen reinragt/spondylotisch durchsetzt/großer lateraler intraforaminaler Vorfall/mit Maskierung Wurzel C6 und C7/teils ossifiziert/Myelon komprimiert aber nicht alteriert/..."
Was auch immer das nun alles bedeutet.
LG und danke nochmal!
Sandra
SandraT
Achso - nee. Die Kopfblockade liegt nicht an Verspannungen. Dann würde sich das ja mal ändern und mehr ziehen wie bei verlegen oder so und nicht in alle Richtungen sein. Ist ja seit dem Sturz (ob da ein Vorfall von ist, konnten die Ärzte nicht sagen).
Und es tut beim normalen Gucken nicht weh. Geht halt ab einem bestimmten Punkt nicht weiter, wie die normale Sperre bei z.B. Arm auf den Rücken, das Knie nicht nach hinten knickbar ist oder so. Zieht dann! halt etwas.
Ich war schon bei einem Osteopathen und habe das Gefühl, seitdem geht es einen Hauch weiter. Auf dem MRT war nichts Besonderes zu sehen - halt die alten Vorfälle plus einen, der vor zwei Jahren noch nicht da war.
Ich frage mich halt, ob der Nerv einfach die Bewegung nur bis zu einem bestimmten Punkt mitmacht und das nach OP evtl. wieder ginge oder ob da knochentechnisch was festhängt. Muskulär denke ich, wie gesagt nicht wegen des fehlenden Schmerzes und da es relativ plötzlich und in alle Richtungen und vor allem seit einem halben Jahr relativ konstant so ist.
Ja - meine Wirbelsäule scheint nicht die beste aber ich habe Sorge, dass ich mit Versteifung diese "Blockade" noch mehr fixiere bzw. insgesamt noch weniger beweglich bin plus lange Trainingspause und eben Risiken.
Oder ob das Risiko Querschnitt ohne OP größer ist? Gibt es spezielle Rückenmarksspezialisten?
Wohne Richtung Düsseldorf/Wuppertal.
Nochmals danke!
odysseus
Hallo Sandra,

ich hab Dir eine private Nachricht geschrieben wegen der Bilder. Mit dem Hochladen hier im Forum kenne ich mich leider nicht aus.

Hm, dann hast Du die Vorfälle also schon länger und ganz schön viele Baustellen für Dein Alter, das tut mir leid. Gibt es dafür eine Erklärung, die Du kennst?

Ich übersetze mal, soweit ich das kann, ohne Garantie auf Richtigkeit:

bilateral = beidseitig
Retrospondylose = knöcherne Anbauten hinten am Wirbelkörper (kann z.B. nach Bandscheibenvorfällen oder in Folge einer Instabilität geschehen, wenn ich das richtig weiss)
der in das Foramen reinragt = intraforaminal = in dem Bereich, in dem die Nervenwurzeln die Wirbelsäule verlassen
spondylotisch durchsetzt = mit knöchernen Anbauten
ossifiziert = verknöchert
Myelon = Rückenmark
komprimiert, aber nicht alteriert = keine Signaländerung im MRT im Rückenmark zu sehen, also keine Entzündung, kein Ödem, keine Einblutung

Ich würde das so verstehen, dass die älteren Bandscheibenvorfälle zwischenzeitlich knöchern überbaut sind und dies zum einen die Nervenwurzeln bedrängt, zum anderen das Rückenmark komprimiert wird.

Die Sache ist die, dass nicht jede Rückenmarksverletzung mit einer Signalveränderung des Rückenmarks im MRT einhergeht, und das Rückenmark auch leiden kann, wenn es z.B. über eine Kante geknickt oder gedehnt wird. Insofern würde ich da vor allem nach Deiner Symptomatik gehen. Letzten Endes behandelt man ja Symptome, keine Bilder.

Zur Muskulatur: Ob das Argument "dann müsste es ja mal weggehen" so anwendbar ist, wenn die Muskeln quasi spastisch verkrampft sind (weil sie über das Rückenmark ein falsches Signal bekommen) weiss ich ehrlich gesagt nicht. Ich hatte auch schon Situationen, in denen mein Kopf "wie festgezurrt" war - nicht angenehm, aber ich denke, letzten Endes eine gute Schutzreaktion des Körpers, um Schlimmeres zu verhindern.

Aber wenn Du nicht den Eindruck hast, dass das muskulär ist, und das plötzlich mit dem Sturz angefangen hat, wäre ggf. auch die Frage, ob ein Wirbel subluxiert ist. Ich denke mal, ein Bruch ist eher unwahrscheinlich. Aber nach diesen Dingen wird ein Arzt sicherlich auch schauen, wenn Du die Symptome schilderst (mit Bildgebung, dafür vermutlich am besten per Röntgen oder CT, da sieht man die Knochen besser). Ich würde allerdings auf keinen Fall jemanden manuell an Deine HWS heranlassen. Einrenkungsmanöver, "Blockaden lösen" oder Ähnliches sind sowieso auf Höhe der HWS wirklich gefährlich, und wenn Dein Rückenmark bedrängt ist, gleich noch mal doppelt.

Es gibt eine Leitlinie zur zervikalen spondylotischen Myleopathie; vielleicht ist das für Dich interessant. Darin werden z.B. auch Abwägungen gemacht zum Thema OP oder keine OP. Die Leitlinie orientiert sich allerdings auch daran, ob Signalveränderungen im Rückenmark erkennbar sind - Dehnungsverletzungen (auch ohne Signalveränderungen) sind erst in den letzten Jahren mehr ins Auge der Forschung gerückt:

Leitlinie zervikale spondylotische Myelopathie

Viele Grüße,
odysseus
Sab
Hallo,


hat denn die Blockade der gelenke etwas mit den Bandscheibenvorfällen zu tun ? - Ich habe solche Blockaden manchmal, die werden dann chiropraktisch "eingerenkt". Und die können erhebliche Beschwerden machen, haben aber bei mir nichts mit Bandscheibenvorfällen zu tun.

Was für Beschwerden hast Du denn genau ? Bzw, kannst Du mit diesen leben ? - Ich persönlich würde mich auf keinen Fall operieren lassen solange ich nicht Lähmungserscheinungen habe. Du solltest vielleicht noch eine Drittmeinung einholen, und zwar von jemandem , der nicht selbst operiert. Hast Du einen guten Physiotherapeuten ? - Die kennen sich nämlich auch manchmal gut aus. Da würde ich auch noch mal nachfragen. Auf Bilder - so lange es sich nicht um Tumoren oder Frakturen handelt - würde ich nicht so viel geben. Die sehen oft schlecht aus und den Leuten geht es trotzdem nicht schlecht.

Viel Erfolg

Sabine
Huetchen
Darf ich mich als ebenfalls HWS geplagter mit dran hängen?
Ich finde die Ausführungen zum Rückenmark und das verlinkte Dokument dazu sehr interessant.
Wenn man eine leichte Bedrängung hat, wird diese durch eine OP dann behoben und das Rückenmark erholt sich dann?
Wenn ja, hat das eventuell einen Soforteffekt oder dauert das unter Umständen?
Wie verhält sich das mit bedrängten Nerven die ca. 3 Monate Taubheitsgefühl in Daumen und Zeigefinger auslösen?
Harro
Guten Tag zusammen
vielen Dank für Deine Beteiligung hier im Forum.
Seid doch bitte so lieb und setzt Deinen Beiträgen eine Anrede und einen Gruß dazu, so kommen die Beiträge viel freundlicher herüber und lesen sich angenehmer.
Beiträge ohne Anrede und Gruß sind unpersönlich!

Ich möchte auch an dieser Stelle auf unsere Boardregel verweisen.

Danke!

Liebe Grüße Heidi & Harro
Huetchen
Hallo Harro,

das mit der Anrede habe ich übersehen, allerdings dachte ich die Grußformel "Gruß aus NRW Huetchen" unter meinen Beiträgen wäre ausreichend.

Sorry für das Mißverständnis.


Gruß Christian
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Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter