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Komplette Version Massenprolaps L5S1 Evolution

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Marcolainen
Hallo liebes Bandscheibenforum,

ich eroeffne diesen Thread um meinen Krankheitsverlauf zu dokumentieren, in der Hoffnung dass Leute sehen dass heftige Vorfaelle nicht zwingend operiert werden muessen.

Kurz zu meiner Person und meinem Bandscheibenproblemen: 29 Jahre alt, schlank (183cm, 65Kg) und sportlich, abgeflachte Lordose (Flachruecken).

Hatte schon vor 8 Jahren einen BSV L5S1 (Prolaps), aus dem wurde ein Sequester der verschwunden ist (wahrscheinlich resorbiert). Seit einem Jahr wieder Probleme mit der selben Bandscheibe. Im Sommer ein kleinerer Prolaps der auf die rechte S1 Wurzel drueckte, mit nur maessigen Schmerzen und ohne Taubheit, der wurde nach 3-4 Wochen asymptomatisch und konnte auf einem spaeteren MRT nicht mehr nachgewiesen werden. Dann Herbst wieder eine Rueckenblockade, mit Schmerz und Druck im Lombarbereich und leichte Ausstrahlung in Hintern und Oberschenkel links (gingen nicht unters Knie). Schmerzen waren nicht intensiv, dennoch sehr hartnaeckig. Habe mich zu diesem Zeitpunkt auch nicht wirklich geschont. Niessen und husten war schmerzhaft.

Dann vor 2 Monaten verhoben und habe dann nach einem Tag gespuert wie mein linker Ischias in Flammen aufgeht. Extreme Schmerzen, besonders in der linken Waade, mit Taubheit im klassischen S1 Areal. Keinerlei Paresen, konnte schon immer auf beiden Beinen gleich auf die Zehenspitzen/Hacken. Paresen wurden auch durch ein EMG ausgeschlossen. Niessen und Husten verursachten auf einmal keine verstaerkten Schmerzen mehr (ein Indiz dass aus einer Protrusion ein Prolaps geworden ist). MRT zeigte eine sehr raumfordernde transligamaentere Extrusion (also Faserring und hinteres Laengsband ganz gerissen) von ung. 25mm (Radiologe hat gar nicht mehr gemessen, hab ich danach selber gemacht, hat gleich koronale Schnitte fuer eine Orientierung fuer den Neurochirugen gemacht). Linke S1 Wurzel komprimiert und nach hinten verlagert, Duralsack linksseitig vollkommen komrimiert. NCs rieten zur OP, so schnell wie moeglich, zwar keine absoluten klinischen Gruende (keine Parese, kein Cauda-Equina Syndrom), doch anhand der Bilder haette sich niemand gewundert wenn ich schon inkontinent waere und nicht mehr richtig laufen koennte (war aber zum Glueck nie der Fall).

Hab mich dann schon mental auf eine OP eingestellt, habe mir aber noch 2 Wochen Zeit gegeben. Ketoprofen als Entzuendungshemmer und danach 9 Tage Kortison massig reingehauen (oral, keine PRT). Schonung dabei, weil ich merkte dass langes Sitzen und Gymnastik es schlimmer macht, nur kurze Spaziergaenge gemacht. Und siehe da, es wurde besser. OP erst einmal abgesagt.

Jetzt ist das ganze 2 Monate her und mir geht es schon ganz gut. Habe vor 3 Wochen versucht zu Schwimmen, tat aber nicht gut. Inzwischen geht es wieder (45 min 3xWoche). Spazieren war am Anfang auch nur max 30 min beschwerdenfrei, jetzt kann ich so viel Laufen wie ich moechte, tut am besten. Auch nach 7km keinerlei Beschwerden, im Gegenteil, Taubheit geht da weg, nur bin ich dann koerperlich schon muede.

Also was im Moment noch ist: Taubheit und manchmal kurzer Schmerz im Gesaess nachdem ich von einem Stuhl aufstehe. Schlafen tue ich in Stufenstellung und benutze ein Waermekissen. Keinerlei Probleme beim Sitzen, versuche es dennoch nicht zu uebertreiben. Aber was wichtig ist: KEIN SCHMERZ MEHR. Nehme zwar noch 2 mal pro tag 50mg Tramal, hab ich aber nicht mehr noetig, habe aber im Moment auch keine Lust auf einen Entzug. Sonst keine weiteren Medikamente.

So, das waere jetzt meine persoenliche Krankheitsgeschichte. Bin angehender Arzt und habe mich in den letzten 2 Monaten intensiv mit dem Thema befasst (Literatur, Studien). Ich moechte hier Betroffenen Mut machen dass auch bei schlimmen BSV Mutter Natur das ganze in den Griff bekommen kann, ohne dass man chirurgisch nachhilft.

Sollte jemand Interesse haben, wuerde ich erst einmal folgende Seite empfehlen (englisch):

http://www.chirogeek.com/Herniation/Hernia...ation-page.html

Da wird die grobe Anatomie und Physiologie der Bandscheiben, anhand von Bildern, sehr gut erklaert.
Auf der Seite wird dann auch angedeutet was die letzten Studien und Leitfaden ergeben:
Je ausgereifter ein BSV ist (also Extrusionen, am besten transligamaentar und Sequester, keine Protrusionen da hier der Faserring noch nicht ganz gerissen ist), desto besser stehen die Chancen dass er von alleine heilt.
Die Begruendung ist die: Bandscheiben haben keine eigene Durchblutung. Die erforderlichen Naehrstoffe komme per Diffusion aus den benachbarten Gefaessen (aus den Endplatten, aus dem Duralkanal). Demnach besteht also kein Kontakt zwichen Bandscheibenkern und Immunsystem. Immunzellen erkennen koerpereigene Strukturen anhand von Oberflaechenantigenen, die Bedingung ist dass diese Strukturen eine eigene Durchblutung besitzen. Diese werden dann von den Immunzellen toleriert (gelten als Self). Demnach kann man den Gallertkern als sequestriertes (verschanztes) Antigen betrachten, welches nicht toleriert werden muss wenn es auf einmal Kontakt zu Immunzellen hat. Dies geschieht bei einer Extrusion (bei Protrusionen leider nicht, da dar Faserring hier noch intakt ist). Der extrusierte Gallertkern setzt erst inflamatorische Substanzen frei, welche die umliegenden Nervenwurzeln entzuenden. Daher der intensive Schmerz am Anfang eines Prolapses. Hier ist der richtige Zeitpunkt starke Entzuendungshemmer zu nehmen, auch Steroide per PRT, dies aber nicht zu lange, da die Entzuendung die erste Etappe der Heilung ist. Die entzuendliche Reaktion zieht die immunzellen an, die das ausgetretene Material mit der Zeit beseitigen werden. Falls eine schmerzhafte Muskelkontraktion besteht, kann man dazu ein Muskelrelaxanz nehmen. Dieser ist m.M.n. der schwerste Moment es ohne OP zu schaffen, da Schmerzen und Schlafentzug, ggf. Kortisonartige Medikamente depressive Stimmung hervorrufen koennen. Nach 1-2 Wochen max nimmt dieser Schmerz ab und man sollte wieder durchschlafen koennen. Dann sollte man auch auf Entzuendungshemmer verzichten, da man sonst die Heilung verzoegert. Man sollte ein wirksames Schmerzmittel finden welches nicht entzuendungshemmend ist, seien es jetzt Opioide (Tilidin, Tramal oder staerkere BTM) oder Nervenleitungsmittel (Gabapentin oder Trizyklische Antidepressiva), man muss selber sehen welche einem helfen und welche NW man eher verkraften kann. In dieser Etappe sollte man absolut ruhen, ist nicht schlimm wenn man ein-zwei Wochen im Bett liegt. So bald man es toleriert koennen kurze Spaziergaenge gemacht werden. Also wirklich Bettruhe bis es besser wird, es wird zwar gesagt nicht mehr als 3 Tage, aber jeder ist anders, so wie jeder BSV anders ist.

Mit der Zeit wird man dann sehen dass man immer laenger ohne Beschwerden laufen kann. Dann kann man auch versuchen andere koerperliche Betaetigungen einzufuehren, diese duerfen aber keinerlei Beschwerden erzeugen. Man kann auch Physiotherapie machen, ist aber auch nicht besser als laufen. Will jetzt auch nicht sagen dass es sinnlos ist, aber man koennte in der Zeit was besseres machen. Schwimmen, wenn es ohne Schmerzen geht, waere hier am besten.

Also zusammengefasst: In der Akutphase Bettruhe, Entzuendungshemmer, Muskelrelaxanz, Schmerzmittel welche nicht entzuendungshemmend sind.

So bald die Akutphase vorbei ist (Schmerzen nicht mehr so stark, dennoch vorhanden) und es nicht mehr so schwierig ist aus dem Bett aufzustehen, Entzuendungshemmer raus und laaaaaaaaangsaaaaaaaaam anfangen zu mobilisieren. Alles vermeiden was den Schmerz intensiviert (aus eigener Erfahrung wuerde ich hierbei Physiotherapie seien lassen, hat bei mir alles noch mal verschlimmert und meine Heilung verzoegert). Man sollte selber herausfinden ob und wie lange man ohne Beschwerden sitzen kann und auch welche Art Stuhl man am besten toleriert. Mit der Zeit dann immer mehr mobilisieren ohne Schmerzen zu verursachen/zu verstaerken.

Was noch zu raten waere:
Durchblutung anregen! Deshalb mobilisieren sobald es geht, lokale Waerme hat in Ruhestellung den selben Effekt. Gefaesserweiternde Medikamente sind hier nicht angebracht, da diese systemisch wirken und der Blutdruck zu sehr faellt was zu viel des guten ist. Bisschen Alkohol abends ist auch nicht hinderlich. Kaffee waere hier auch (in Massen!) nicht hinderlich. Wenn es geht nicht rauchen. Oder zumindest weniger rauchen, da Nikotin insbesondere die kleinen Gefaesse verengt und damit die Heilung verzoegert. Blutdruck kontrollieren, sollte nicht zu hoch sein.

Viel trinken! Bandscheibenkerne binden Wasser, nach einem Prolaps ist die betroffene Bandscheibe ausgetrocknet und schmaler. Sie wird zwar nicht mehr vollstaendig regeneriert, aber man sollte versuchen von morgends bis abends viel Wasser zu trinken um die beste Chance zu haben dass die Bandscheibe wieder etwas hydratierter ist und nicht mehr an Hoehe abnimmt.

Schmerzliche Bewegungen vermeiden! Besonders exzessives Beugen der Hueften (wird gerne in der Physio gemacht), auch wenn es nicht weh tut, sollte unbedingt vermieden werden. Also kein Knie an die Brust. Dabei wird der Gallertkern stark nach hinten verlagert und drueckt auf den geschwaechten Faserring. Das selbe gielt auf fuer Streckung des Rueckens. Unteren Ruecken einfach neutral halten. Ggf. versuchen ein Hohlkreuz zu therapieren (einfach mal googeln, da kann man verschiedene Dehnuebungen machen). Flachruecken ist hier nicht so schlimm und oftmals nur waerend der Heilung vorhanden, ist eine Schutzstellung der Wirbelsaeule und geht meistens von alleine weg. Auf Training mit Gewichten sollte man verzichten.

Man sollte sich fragen was zu dem BSV gefuehrt hat. Ist es irgendein Sport? Eine gewisse Bewegung? Langes Sitzen? Schlechte Haltung? Wenn man einen Verdacht hat oder sich ziemlich sicher ist, sollte man versuchen in Zukunft dies entweder ganz zu lassen (zum Beispiel Kniebeugen/Kreuzheben) oder versuchen es zu optimieren (Haltungsfehler beim Sitzen/generell).

Mir sieht mir gar nicht mehr an dass ich Rueckenprobleme habe. Mein Gang ist ganz normal und habe auch keine Probleme bei langem Sitzen/Stehen. Und das nach 2 Monaten nachdem mir fast die ganze Bandscheibe raus ist (werde am Ende ein Schnittbild des Vorfalls posten, da sieht man wie schlimm es war). Der eine NC den ich jede Woche sehe raet mir trotzdem noch zur OP schulterzuck.gif , da er meint dass der Koerper so ein Riesenteil nicht abbauen kann. Wie gesagt ist laut der letzten Studien das Gegenteil der Fall (je groesser, desto besser die Chance und auch schneller). Taubheit ist noch bisschen am Aussenrand des Fusses vorhanden, geht aber auch manchmal ganz weg (nach Spazieren und Schwimmen).

Dies gilt wie gesagt fuer Vorfaelle welche zumindest den Faserring durchbrochen haben, am besten auch noch das hintere Laengsband und Sequester (welche eigentlich fast immer aus einer Extrusion entstehen und das letzte Glied der koerperlichen Heilung darstellt. Und das mit dem Verrutschen von Sequestern ist auch so ne Sache: es wurde gezeigt dass Sequester von neu gebildeten Gefaessen umzingelt und somit fixiert sind und sehr effizient abgebaut werden. Die koennen also gar nicht bei relativer Schonung verrutschen, es sei denn mann hat nen Unfall oder so was in der Art.) Daher plagen sich wahrscheinlich auch manche mit ner Protrusion unendlich rum, wenn man Glueck hat ist sie mittig und drueckt auf keine Wurzel und man hat zumindest keinen Beinschmerz/Missempfinden im Bein, Rueckenschmerzen sind dennoch vorhanden da der hintere Faserring Schmerzrezeptoren besitzt. Und wenn nicht, lassen die Schmerzen im Bein einfach nicht nach, war bei mir auch seit Herbst so, 4-5 Monate und keine eindeutige Besserung (Schmerzen waren zwar nicht so extrem wie denen bei dem kompletten Riss des Faserrings, dennoch ist jeder chronische Schmerz schlecht und macht einem zu schaffen).

Ich moechte hier nicht alles verallgemeinen, natuerlich ist es eine andere Sache wenn mann nach nem Vorfall Laehmungserscheinungen im Bein oder Symptome in der Genital- oder Rektalsphaere hat. Da sollte man lieber schnell einschreiten. Wenn man aber nur Schmerz und Taubheit hat, durch eine Extrusion/Sequester verursacht, stehen die Chancen aber gut dass diese auch weggehen (sensorische Nervenfasern haben eine bessere Regenerationsfaehigkeit als motorische).

Ich hab angfang Juli einen MRT Termin, bin gespannt was da rauskommt. Hier noch ein paar Links (hab leider nicht alle gebookmarked und habe 2 neue Buecher welche ich jetzt nicht scannen werde):

http://www.simplebackpain.com/discectomy.html#axzz47F6Qu19T

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3025225/

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2966735/

http://www.bjj.boneandjoint.org.uk/content/89-B/6/782

http://www.myrehabexercise.com/blog/do-her...d-discs-resorb/

http://www.udel.edu/PT/manal/spinecourse/D...euroscience.pdf

http://www.rebuildyourback.com/herniated-disc/no-surgery.php

http://www.joas.in/article.asp?issn=2319-2...28;aulast=Reddy

http://www.eurospine.org/sciatica.htm

http://www.healio.com/orthopedics/spine/jo...within-3-months

http://www.mc.vanderbilt.edu:8080/reporter...ex.html?ID=1001

http://josonline.org/pdf/v9i1p1.pdf

Alles Gute!
milka135
Hallo Marcolainen,
dankend habe ich deine Erfahrungen gelesen. Auch ich muss sagen es muss wohl Dinge die man in der heutigen Medizin sich nicht erkläaren kan oder will.

Denn gerade die Schneide-Facharztrichtung (Chirurgen) will wenig von Worten wzb.: Kompentierung usw. wissen.

Ich persönl. dürfte lt. Radiol., Neurol. u. NC aufgrund meiner WS betont HWS u. BWS Veränderungen nicht mehr laufen können. Allerdings ist mein Gangbild verändert, neurog. Blasenentleerungsstörung und neuropat. Beschwerden wzb.: Brennen, Glühen, Taubheitsgefühle-Gefühlslosigkeit, Stechen auch kein Fremdwort mehr.

Ich habe ja, nun das Komplettprogramm durch wzb.: PRT´s, FC´s, FC-Vereisung, Raze-Schmerzkatheter,... Aber wird immer mehr und schlimmer an Beschwerden u. Befunden.

Was mich nun bei deinem Erfolg interessieren würde. Was wurde dir an Physiotherapie aufgeschrieben. Wenn dir du in der Physiotherapie warst wie lange, wie oft und welche Therapie. Denn ich denke fast das hier irgendwie das Geheimnis liegt.

Zitat
Schmerzliche Bewegungen vermeiden!
Na da könnte ich nichts mehr machen. Es gibt zunehmend neben Rückenschule auch Ärzte die von dieser Vermeidung abraten. Und auch von den bis zu 3 Tagen Bettruhe raten Ärzte ab.
Also früher wo ich nur Rücken hatte (also nur Schmerzen) tat mir Finalgon Salbe gut. Um mich wieder halbwegs beweglich zumachen.

Auch wenn dein Text in Sachen Schmerzmittel/Schmerztherapie richtig ist. So scheuen sich insbesondere Orthopäden (Knochen.-Hüft.-Knieärzte) und HA was stärkeres als Ibu oder Tramal zuverschreiben. An Pregabalin/Lyrica & Co wollen die meisten Orthopäden u. HÄ auch nicht ran.

Liebe Grüße,
Milka wink.gif
(Ich könnte eigentl. meinem NC in Sachen WS und NC in Sachen Kopf das du anbieten. zwinker.gif )
Pinguin
lieber marcolainen,

zunächst möchte ich dir für deine ausführliche expertiese danken.
du hast dich ja wirklich richtig in zeug gelegt
aber als angehender arzt sicher nicht das allzu große problem.
trotzdem hat es zeit, wissen und ausdauer gekostet.
also nochmals herzlichen dank!

da ich zwar nur altenpflegerin bin/war, habe ich mich aber trotzdem auch für viele dinge (medizinische) interessiert bzw. interessiere mich noch immer dafür, und widme deshalb auch hier und da einem thema größere aufmerksamkeit.
einfach um erklärungen zu finden.

im grunde sind deine erklärungen nicht falsch.
nur leider funktionieren die von dir beschriebenen abläufe nicht immer und bei jedem.

es kommt ganz sicher auf die gesamte konstellation eines jeden einzelnen an.
z.b. wenn der einzige übeltäter die bs ist und alles andere drumherum intakt ist, also wirbel, keine arthrosen, keine osteochondrosen usw., dann
kann ich mir vorstellen dass dein konzept komplett aufgeht.

wenn aber oben benannte faktoren mit im spiel sind, dann wird die ganze anglegenheit schwieriger.

auch mit der schonung, du meinst 3 tage bettruhe, wäre z.b. bei mir undenkbar gewesen!
überhaupt konnte ich in der akutphase eine körperstellung nicht länger als max. 15 min. ertragen.
am besten kam ich klar, wenn ich immer ein wenig in bewegung war, natürlich völlig ohne beslastung.

auch jetzt geht es mir noch so, das ich grundsätzlich in bewegung sein muss.
das kann manchmal auch peinlich sein, weil ich z.b. wenn ich bei jemanden auf besuch bin, niicht länger als 15. min. sitzen, stehen oder sonstwas kann.
laufen ist nur noch mit hilfe(rollator) und sehr kurze strecken möglich.

dann gibt es ja noch die variante, dass der patient z.b. gar nicht weiss, dass er einen bs vorfall hat, dann aber durch einen zufallsbefund
darauf aufmerksam gemacht wird;
in diesem fall kannst du sicher gehen, dass sich bei diesem patienten zu 99% von heut auf morgen probleme/schmerzen einstellen.

und früher oder später ist er so richtig im teufelskreis drin.

hätte er niemals erfahren, dass er einen bsv hat, wäre mit sicherheit nichts dergleichen geschehen.

diese variante zeigt uns, dass die syche eine sehr wesentliche rolle bei uns menschen spielt.

interessant finde ich auch immer wieder, wenn patienten bei rehas oder stationären schmerztherapien die hände abwehrend heben, wenn
das thema psychotherapie/schmerz verstehen, mit schnerzen umgehen lernen usw. mit ins boot geholt wird.

viele fühlen sich auf den schlips getreten und sagen sich, "ich habs doch nicht mit dem kopf", weil sie einfach den zusammenhang
nicht verstehen und von vornherein eine abwehrhaltung einnehmen.

lieber marcolainen,

zugern würde ich zu diesem thema ausführlich fachsimpeln.

aber...heute ist die walburgisnacht und wir wollen dann noch zu hexenfeuer gehen.
auch wenn es mir auf grund meiner gesamten beschwerden schwer fällt an solchen veranstaltungen teil zunehmen, möchte ich doch
nicht völlig auf die schönen seiten des lebens verzichten.
außerdem möchte ich nicht, dass mein mann entweder wegen mir zu hause bleiben muss, oder alleine geht.
also raffe ich mich auf und gehe mit.
auch wenn ich weiß, dass es mir morgen sicher nicht allu gut gehen wird.

nun...deshalb möchte ich für heute zum ende kommen.
wenn du magst, können wir uns sehr gerne weter unterhalten.
vielleicht treffen wir uns im stammtischthread, oder du teilst mir per pm mit, ob du an einem weiteren austausch interessiert bist.

für heute jedenfalls wünsche ich dir noch einen wunderschönen abend, alles gute
und liebe grüße
konstanze
Marcolainen
Hallo Milka,

besonders was Radiologen sagen werden ist vielleicht nicht so wichtig. Die sehen nur Bilder. Diese muessen aber mit den koerperlichen Verfassungen und Beschwerden der Patienten korreliert werden. Man behandelt ja Menschen und keine MRTs. Der Radiologe sieht nur das Wort Ischiasschmerz und macht Bilder. Deshalb wuerde ich sagen dass jegwelcher Therapievorschlag eines Radiologen dessen Kompetenzen ueberschreitet. Und bei NCs ist immer das Problem dass viele von ihnen immer schnell schnibbeln wollen. Die wollen gar nicht hoeren dass das von selber heilen kann, was wiedergibt das die eig. keine Ahnung von dem Thema haben oder einfach zu sturr sind. Besonders deren arogante Art hat mich bei NCs und bei Radiologen angekotzt. Moechte hier wieder nicht verallgemeinen, war bisher jedoch der Fall bei den von mir aufgesuchten Fachaerzten (in Osteuropa, wo ich noch am studieren bin).

Darf ich denn mal fragen wie deine Diagnose lautet? Hoert sich naemlich nicht nach einem vereinzelten BSV an. HWS und BWS ist natuerlich schlechter als LWS, da dort noch Rueckenmark ist. Hast du DDD? Haben/hatten deine Eltern/Grosseltern/Geschwister Rueckenprobleme? Genetische Komponente ist bei Rueckenaffektionen oft dabei (bei mir - mein Vater hat an der selben Stelle auch BSV, ist mit der Zeit von alleine Versteift).

Ich habe eigentlich nichts gegen operative Eingriffe an sich, aber dann bitte mit Sinn. Eine Mikrodiskektomie bei einem Fehlen von Laehmungen oder ganz leichten Laehmungen und keiner Cauda Anzeichen macht einfach nicht richtig Sinn. Man geht OP Risiken ein, die nicht ohne sind und Heilung dauert danach auch ne Weile. Eine Bekannte hat sich vor 7 Wochen operiert, 1 Woche nach dem Vorfall (auch ne transligamentare Extrusion, wie bei mir), Symptome waren ungefaehr die selben wie bei mir, wobei die schmerzen im Liegen ertraeglich waren und sie wenigstens schlafen konnte. Sie laeuft immer noch wie ein Brett rum, kann nicht mehr als 30 min sitzen, braucht Schmerzmittel und bereut es jetzt da sie sieht dass es mir viel besser als ihr geht.
Natuerlich macht es Sinn wenn die Symptomatologie dramatischer ist. Das besagen auch die Studien, dass bei einer korrekten Indikationsstellung fuer eine OP diese auch ueberwiegend erfolgreich sind. Aber wenn nicht, geht das oftmals in die Hose, kein NC, kein Mikroskop, kein Endosk kann sich mit Mutter Natur in Sachen Heilung messen (zumindest was nen einfachen BSV angeht, bei akuter Apendicitis sieht das schon anders aus).
Oder wenn eine Bandscheibe schon so gut wie hin ist (wie bei mir), hat es auch nicht wirklich Sinn eine Mikro lassen zu machen. Wenn dann OP dann gleich Versteifen/Prothese. Wenn man nur Mikro macht und dann nach einem Jahr versteifen muss ist das dann auch Scheisse sich 2 OPs statt einer sich unterziehen zu muessen.

Ja das mit den Medikamenten ist hier genau so, die wollen hier nicht mal Krebskranken Morfin oder Oxycodon geben, da das ja suechtig macht, und geben terminalen Krebspatienten Tramal und hoechstens Penthasozin (veraltetes synthetisches Opioid mit schlimmen NW). Ganz im Ernst. Ich habe Glueck dass ich meinen Hausarzt gut kenne (ist jung und war an der gleichen Uni wie ich) und zwischen uns eher ein kolegiales Verhaeltnis herrscht. Deswegen bekomme ich auch fuer alles ausser BTMs Rezepte so viele ich moechte. Wuerde mir auch BTM geben, moechte aber lieber nicht fragen, habe die auch gar nicht noetig.

Aber wenn du Schmerzen hast die du nicht richtig in den Griff bekommst, dann wuerde ich dir persoenlich als Arzt auch BTMs geben um dir so viel Lebensqualitaet wie moeglich zu geben. Wenn ein Leiden gross ist dann spielt koerperliche/seelische Abhaengigkeit auch nicht mehr so ne grosse Rolle und ist dem Zweck (bessere Lebensqualitaet, im Stande sein zu laecheln, Interesse an anderen Sachen zu haben) gerecht. Also anstatt die ganze Zeit Schmerzen zu haben, was einen ja wirklich fertig macht, weiss ja selber wie es ist, wuerde ich es lieber in Kauf nehmen ein legaler Junky zu sein. Kannst ja mal versuchen einen juengeren, liberaleren Arzt und insbesondere eine mitfuehlenden Menschen zu finden.

In Sachen Bettruhe finde ich dass man selber merkt wann man wieder aufstehen kann. Da kann man nicht pauschal sagen max 3 Tage. Wenn nach 3 Tagen das Aufstehen immer noch schmerzhaft ist und man erst 10 min auf der Bettkante sitzen muss um danach auf den von der Radikulopathie betroffenen Fuss treten zu koennen, damit man nicht vor Schmerzen rumschreit dabei, bleibt man lieber noch im Bett. Mutter Natur wird einem signalisieren wenn es wieder geht, d.h. wenn Bewegungen einfacher fallen/nicht mehr so doll schmerzhaft sind. Nach einer OP hoppelt man auch nicht gleich durch die Gegend, das selbe sollte man nach einem nicht opererierten BSV auch nicht, da der Koerper wie nach einer OP versucht sich zu heilen.

Ich habe selber am Anfang immer diese mainstream Medizin Leitfaden befolgt. Max 3 Tage Bettruhe und dann Physiotherapie so schnell wie moeglich. Dieses Verhalten hat nicht nur meine natuerliche Heilung verhindert, sondern mir auch noch eine wiederkehrende Akutisierung der Schmerzen eingebracht (nach Physiotherapie Uebungen). Wenn man gerade so aus dem Bett kommt und sich keine 5 Grad beugen kann, ist Physiotherapie nicht angebracht. Sollte eigentlich gesunder Menschenverstand sein, bereue dass ich den damals nicht hatte und bereue auch das die Aerzte den dort wahrscheinlich auch jetzt nicht haben. Seit dem hoere ich einfach auf meinen Koerper und es geht stetig bergauf.

Es wird ja auch gesagt dass wenn sich die Symptome bei einem BSV sich zunehmend bessern, eine OP wahrscheinlich nicht noetig sein wird. Mann muss dem Koerper aber die Chance geben sich zu heilen, und wenn das eine 1-2 woechige und keine 3 taegige Bettruhe heist, dann ist das eben so. Und wenn man nach einer Woche noch keine Williamsuebungen machen kann dann ist das eben so. Geduld sollte hier das Stichwort sein.

Ich persoenlich halte nicht viel von Gymnastikuebungen wie sie in der Physiotherapie gemacht werden. Da hat mann exzessives Beugen (Williams Uebungen) und exzessives Strecken des Rueckens (MC Kenzie Uenungen). Beide sollte man, wenn man keine andere Alternative hat/weiss erst machen wenn man relativ schmerzfrei und wieder beweglich ist. Kann man den Rumpf im Akutfall nicht beugen, sollte man folglich nicht versuchen das mittels der Beine zu machen (klassiche WilliamsUebung). Strom und co. sind glaube ich nicht besonders hilfreich (Strom kann bei einer starken Parese helfen es zu verhindern dass der betroffene Muskel nicht hypotrophiert/schrumpft).

Wenn Mutter Natur es so macht dass man in der Akutphase eines BSV einen steifen Ruecken hat und sich aktiv nicht beugen kann/der Versuch schmerzhaft ist, sollte man ihr Vertrauen. Es besteht die Gefahr das bei dieser Bewegung noch Material durch den noch nicht geheilten Faserringriss rutscht. Diese z. Teil schmerzhafte Muskelspastik des Mittelbereichs ist also eine Schutzfunktion des Koerpers und man sollte nicht versuchen mit Gewalt diesen Teil beweglich zu machen. Es wird von alleine weggehen.

Ich persoenlich finde dynamische Bewegungen besser: erst einfach gehen, dann, sobald man es schmerzfrei kann, Schwimmen. Mit dem Schwimmen ist es so ne Sache, man sollte es halt koennen, also nicht ne Nummer schieben wo man mit Kopf ueber Wasser bei Brustschwimmen und exzessive Rotation bei Kraulen schwimmt. Dann lieber einfach bisschen einfach auf dem Ruecken treiben und versuchen paar Gymnastikuebungen im Wasser zu machen.

So, ich hab jetzt genug schriftlich gelabert, Ruecken ist schon steif vom ganzen Sitzen....Ich werde mal morgen das Forum durchstoebern um deine Krankheitsgeschichte zu finden. Wie gesagt sind das meine Erfahrungen eines einfachen BSV in der LWS so wie die letzten Erkentnisse der Wissenschaft was dieses Thema angeht.

Schoenen Abend Milka und der Rest der Bande!
milka135
Hallo Marcolainen,
dankend habe ich deine Zeilen gelesen. Bis auf der Sache Bettruhe spricht du mir aus der Seele. Soltest Schmerztherapeut oder FA f. Innere Medizin oder Psychiater werden. Es gibt ja, nicht um sonst das Sprichwort: "Es kommt nicht darauf an wie lange man lebt, sondern wie man lebt."

Den Folgend Satz:
Zitat (Marcolainen @ )
kein NC, kein Mikroskop, kein Endosk kann sich mit Mutter Natur in Sachen Heilung messen (

habe ich im Wartezimmer bei meinem NC auch schon gesagt.

Zu mir nein meine Ws-Veränderungen bedingt. Aber ich habe einen primär zuengangelegten Spinalkanal der durch verschied. Veränderungen der WS in Erscheinung tritt. Ich habe einen Wasserkopf (neurol. Defizite, veränderte Muskelspannung) und Hypophysendenom (Hormonveränderungen) die beiden treiben den Verschleiß voran. Ich kann aufgrund meines Hirnschadens keine höhergradige Opiate oder höhere Tramal dosis nehmen. (Gefahr eines Anfalls besteht.) Schmerzen, Mißempfindungen und Hirnorganischen Psychosyndrom bringt mich an meine Belastungsgrenze.

In Schmerzmittel kann ich dir nur zustimmen. Den ein Schmerzpat. kommt nur dann wieder im Gange wenn er schmerzarmer ist.

Ärzte die jungen Polykranke haben wollen findest heut zu Tage nicht. (Dank des G-Systems geht alles im Minutenschlag.

Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht,
Milka wink.gif
Marcolainen
Hallo Pinguin,

wie gesagt meinte ich in meinem Schreiben vereinzelte BSV ohne weiteren Begleitpathologien. Sollten diese vorliegen ist die ganze Sache natuerlich nicht mehr so simpel, da ja die Schmerzen/andere Symptome von verschiedenen Krankheiten/anatomischen oder physiopathologischen Veraenderungen kommen koennen.

Wurde dir vielleicht mal vorgeschlagen eine Laminektomie, ggf. mit einer Reserzierung des gelben Bandes, durchzufuehren? Es kann ja auch sein dass du dann auch nach Ausheilen des BSV immer noch eine Nervenkompression/Spinalstenose durch die Vergroesserung/Verdickung der anatomischen Strukturen hast...

Das mit der Bettruhe war nicht strikt Wort woertlich gemeint. Ich konnte die ersten 3 Tage auch nicht rumliegen, wie du schon sagtest musste auch ich staendig die Position wechseln. Bin die meiste Zeit auf allen Vieren durch die Wohnung gekrochen, wobei mir mein Hund Gesellschaft geleistet hat. Aber als ich wieder liegen konnte hab ich das auch gemacht (Foetusposition, Stufenstellung ging nicht).

Schoenen Gruss



Hallo Milka,

tut mir Leid das zu hoeren. Wenn ich daran denke was du z. Bsp. durchmachen must, komm ich mir wirklich wie ein Jammerlappen vor. Klar sind in deiner Situation keine staerkeren Opioiden angezeigt, dachte eig. dass nur Tramal die Krampfschwelle senkt (hat ja auch noch ne Noradrenalin Wirkung). Opioide sind aber bei intrakranialen Hypertonie kontraindiziert (was ja bei deiner Pathologie der Fall ist), so weit ich mich noch erinnern kann.

Moechte meinen Facharzt in Innerer, mit Spezialisierung Endokrinologie machen. Ist dein Hypophysenadenom ein autonom-sekretierendes? Klingt naemlich nach Wachstumshormon (STH). Wenn das der Fall ist, nehme ich an das wahrscheinlich eine beginnende/manifeste Akromegalie vorliegt. Kommen daher die Veraenderungen an der WS? Wuerde ein operatives Entfernen des Adenoms zumindest das Fortschreiten deiner WS Problemen stoppen?

Ich hoffe ich bin dir mit meinen Fragen und Vermutungen nicht zu nahe getreten. Auch hoffe ich dass du etwas finden wirst, seien es jetzt Medis, eine OP oder was auch immer die dein Leiden mindern.

Schoenen Gruss
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Angepasst von Shaun Harrison
Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter