davidkiel
04 Jan 2016, 20:45
Hallo,
Ich wurde im Oktober 2015 also vor ca. 10 Wochen endoskopisch L5S1 operiert (Sequesterentfernung). Schmerzen im Bein waren erstmal weg, was wahrscheinlich auch an den Schmerzmitteln und der Narkose lag. Nach ca. 4 Wochen, in der anschließenden Reha bekam ich starke Beinschmerzen. Nach 1 Woche Ruhe würde es besser, aber sie waren nie ganz weg. Heute 10 Wochen nach der Reha sind die Beinschmerzen immer noch da mal mehr mal weniger. Der Nerv soll angeblich frei sein. Warum bekomme ich immer wieder Beinschmerzen, an der Rückseite des Oberschenkels? Wie lange kann das Dauern? Was habt ihr für Erfahrungen?
Für Anworten wäre ich dankbar, bin sehr verzweifelt.
David
paul42
05 Jan 2016, 17:37
Hallo davidkiel
Willkommen im Forum
Durch eine operative Entfernung eines BSV kann ein bedrängter Nerv zwar sofort entlastet werden.
Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass sich im Anschluss einer OP trotzdem noch zeitweise neurologische Beschwerden zeigen.
Es ist davon abhängig wie stark und wie lange ein beteiligter Nerv bedrängt oder komprimiert wurde.
Bestenfalls erholt sich ein Nerv etwa 1mm/ Tag, wenn es gut läuft.
Bei entsprechender Beinlänge lässt sich also abschätzen mit welcher Zeit in etwa zu rechnen ist.
Was nun wirklich deine Beschwerden auslöst lässt sich schwer beurteilen.
Zitat
Heute 10 Wochen nach der Reha sind die Beinschmerzen immer noch da mal mehr mal weniger. Der Nerv soll angeblich frei sein.
Wie wurde denn festgestellt, dass der Nerv wieder frei sein soll?
Wenn das die Aussage des Operateurs ist, ist natürlich nach der OP und der Reha schon einiges an Zeit verstrichen, was diese Aussage relativiert.
Das eine zeitnahe Reha mit unangemessener Belastung oftmals Ursache eines erneuten Traumas ist, ist leider nicht so selten.
Eine zeitnahe Reha vermittelt leider viel oft das Gefühl, dass es mit der OP getan ist und man sich nun zukünftig um einen starken Rücken kümmern kann.
Dem Heilungsverlauf des beteiligten Nerven im Rücken muss seine Zeit lassen.
Die immer wieder erwähnte Tiefenmuskulatur des Rückens kann man trainieren wenn der Heilungsprozess der Narbe abgeschlossen ist.
Der gerissene Faserring der ursächlich für einen BSV ist, braucht etwa gute 8 Wochen um sich zu schliessen. Resorbierbares Nahtmaterial löst sich nach etwa 8-10 Wochen auf.
Damit bist du immer noch sehr frisch operiert.
Da du von zeitlicher und unterschiedlicher Intensität der Beinschmerzen schreibst, kann man ein akutes neues Trauma vermutlich als Ursache ausschliessen.
Ein Rezidiv BSV würde mehr oder weniger anhaltende Beschwerden in ähnlicher Intensität wie vor der OP erzeugen.
Aus meiner Sicht handelt es sich um einen relativ normalen Heilungsverlauf. Letztlich kannst aber nur du beurteilen wann deine Beschwerden entstehen und ob diese von deiner körperlichen Belastung abhängig sind.
Dennoch könnte man derzeit versuchen mit gezielten gerichteten Bewegungen des Fußes, der Zehen, oder des Beines wieder leichte Reize zu setzen damit der Nerv wieder lernt wo und was seine Aufgaben sind und somit die Feinmotorik zu stimulieren und zu verbessern. Auch eine Fußreflexonenmassage kann dazu beitragen wieder gerichtete Impulse zu senden.
Achtung !!!!!! Das kann nochmal ziemlich unangenehm werden wenn der Nerv über einen langen Zeitraum bedrängt war.
Wichtig dabei ist das man neben dem Training auch auf ausreichende Entlastung und Entspannung achtet.
Eine erfolgreiche OP entlastet zwar den Nerv direkt vor Ort, aber bis sich wieder eine störungsfreie Reizweiterleitung einstellt braucht es seine Zeit.
Das kann Wochen oder mehrere Monate brauchen.
Ich habe 1,5 Jahre gebraucht bis mein großer Zeh wieder das gemacht hat, was ich wollte.
Ein BSV hat immer seine Vorgeschichte und ist ein degenrativer Prozess der sich über einen langen Zeitraum entwickelt hat.
Das Ereignis bzw. die Diagnose BSV ist nur der Tropfen der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Wenn eine OP erfolgt ist, ist man noch lange nicht wieder gesund.
Man sollte die Zeit für die Genesung nutzen und für sich festzustellen was in den letzten Jahren dem Rücken möglicherweise nicht gut getan hat und dann sachte überlegen, was man zukünftig vielleicht besser machen kann.
Im Vordergrund steht dabei, dass man sich zukünftig rückengerecht verhält und man sich nicht blind in ein Procerdere stürzt um an Verbesserung zu arbeiten ohne dabei ein Gefühl der eignen Grenzen zu kennen.
Alles zu seiner Zeit und in einem angemessenen Rahmen.
gute Besserung
paul42