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Komplette Version psychische Belastung wegen später Diagnose

Bandscheiben-Forum > HWS-Forum
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Sophia01
Hallo,

ich habe nun seit einiger Zeit mitgelesen und traue mich mal, meine erste Frage zu stellen...
Alter und Wohnort sind wohl aus meinem Profil ersichtlich.
Meine HWS-Geschichte ist schon "uralt" - der entsprechende Unfall liegt schon über 20 Jahre zurück -, wurde aber bisher leider eher psychosomatisch behandelt.
Ich habe an diversen Wohnorten quer durch Deutschland viele verschiedene Ärzte seit dem Unfall mit meinen Problemen "belästigt", wurde bis auf eine große, offene Schulter-OP aber stets mit der Diagnose "stellen Sie sich nicht so an" entlassen.
Vor 3 Monaten schickte mich eine Allgemeinmedizinerin dann ins MRT und nun wurde vieles klar...
"Knöchern überbaute Bandscheibenprotrusion mit knöcherner Einengung C6 rechts und konsekutiver Nervenwurzelkompression C6 rechts". Auch ein paar Nebenbefunde. Neurochirurgisch wurde aufgrund der MRT-Bilder und neurologischen Ausfälle Operationsindikation ausgesprochen.

Mein Problem ist, dass ich nach all den bisher gelaufenen Hilfeersuchen bei diversen Ärzten und der daraus resultierenden Konditionierung auf "stellen Sie sich nicht so an" mich psychisch nicht mehr in der Lage fühle, eine OP verkraften zu können. Ich habe mich durch die Ignoranz der somatischen und deshalb Ausrichtung auf psychotherapeutische Behandlung der Beschwerden über viele Jahre daran gewöhnt, die Schmerzen und Beschwerden auszublenden bzw. meinen rechten Arm insgesamt. Die Diagnose, dass da doch erheblich was ansteht und das auch schon lange macht mich nun völlig fertig.

Durch das Mitlesen hier in diesem Forum habe ich nun erfahren, dass wohl auch meine Schwindelanfälle, Ohnmachten, Sehstörungen. Atemprobleme und Probleme im Kiefergelenk von der HWS stammen könnten. Sicher scheint mir mittlerweile, dass die Probleme in der rechten Hand, die bisher durch Ruhigstellung durch Orthese und Voltaren-Salbe behandelt wurden, ebenfalls damit zusammenhängen.
Ich weiß momentan nicht, wie ich damit umgehen soll.

Der nun neue Physiotherapeut scheint endlich wirklich zu wissen, was er tut (habe auch da schlimme Erfahrungen gemacht....). Kann aber nach seiner Einschätzung die OP nur herauszögern und versuchen, die Nerven vom Abschalten abzuhalten, solange das knöchern noch geht.
Die Schmerzen im Arm sind mittlerweile während der Behandlung echt weniger geworden, dafür nehmen aber Lähmungen und Kälteempfinden zu.
Schwierig ist, dass es mir mittlerweile psychisch auch so arg schlecht geht...

Ich weiß einfach nicht mehr, wie und was ich aushalten kann. Langjährige Schmerzen kann ich anscheinend gut aushalten und ausblenden. Lähmungen kann ich kompensieren.
Aber nun scheint es echt ernst zu werden... Mittlerweile wird der Arm auch kälter - oder bilde ich mir das ein?
Fühle mich da echt hilflos - kennt das jemand hier?

Viele Grüße
Sophia01


House
Hey Sophia,

deine Geschichte liest sich wirklich schei..... Abgesehen davon ist es wie "Was war zuerst da, Henne oder Ei".

Was ich mich frage, du redest von Ausfallerscheinungen. Um welche handelt es sich denn im Genauen? Also wegen was wurde die OP Indikation gestellt? Weiterhin frage ich mich um was für einen Unfall es sich handelte und weshalb erst 20 Jahre später ein MRT gemacht wurde? Ich möchte dir auch in keinster Weise zu nahe treten, aber weshalb hast du Angst vor einer OP trotz der Konditionierung? Also in welchem Zusammenhang steht das?

Grüße
House
Sophia01
Hallo House,

danke für Deine Antwort und die Fragen.

Ich hatte vor ca. 22 Jahren ein Schleudertrauma nach einem Auffahrunfall. Das wurde damals lange von einem Orthopäden behandelt, weil die Röntgenbilder wohl nicht gut aussahen.
Danach wurde mir stets gesagt, dass es nach einem Schleudertrauma keine Spätfolgen gebe.

Ca. 4 Jahre später konnte ich den rechten Arm kaum noch bzw. nur mit starken Schmerzen bewegen, bin deshalb bei einigen Orthopäden gewesen, die mich stets mit "stellen Sie sich nicht so an" abfertigten. Nach 6 Jahren wurden dann massive Kalkablagerungen in der Schulter festgestellt, die dann wegen der Größe und Ausdehnung nur noch durch eine große offene Schulter-OP ausgeräumt werden könnten. Diese Zeit und die OP hängt mir noch immer sehr nach.
Das hat wohl mit der aktuellen HWS-Problematik nur wenig zu tun, aber die Wiederholung der Geschichte des "nicht-ernstgenommen-werdens" bis dann nur noch eine große OP helfen kann belastet mich.

Seit einigen Jahren leide ich nun unter chronischen Depressionen und bin seit zwei Jahren nach einem Zusammenbruch deshalb krankgeschrieben. Seit dieser Diagnose wurden körperliche Symptome eigentlich durchgängig nur noch als psychosomatisch eingeschätzt und nur noch selten wirklich untersucht. Bzgl. des rechten Arms waren die neuen Beschwerden lange Zeit auch ziemlich diffus - mal mehr, mal weniger Schmerzen und eher in Hand, Arm und Schulter. Knirschen und Knacken im Nacken und ein schmerzhafter "Gnubbel" neben der Wirbelsäule wurden ohne weitere Untersuchung als völlig normal abgetan.

Die Ausfallerscheinungen sind mittlerweile: einige Reflexe sind nicht mehr auslösbar, deutliche Schwäche im rechten Arm im Gegensatz zum linken, zeitweise Lähmungen und Empfindungsstörungen in der Hand und nun neu auch immer wieder Kälteempfinden. Ich weiß nicht, ob der Arm dann wirklich kälter ist, die Hand jedoch wohl schon (kann das echt sein?).

Abhängig von Kopfbewegungen auch Veränderung des Sehvermögens, Schwindel und zeitweise Ohnmachten sowie Probleme beim Luftholen (als wenn die Lunge teilweise "ab- oder eingeschnürt" ist), Ohrgeräusche sowie Schluckbeschwerden (Gefühl von Kloß bzw. Käfer im Hals). Das soll lt. meines neuen Physiotherapeuten durch Einengung von Blutgefäßen durch die knöchernen Veränderungen kommen sowie vom Zungenbein. Außerdem Probleme mit den Kiefergelenken.

Zunächst war ich ganz froh, dass all diese Beschwerden nun doch nicht psychosomatisch sind und ggf. durch Operation zu beheben, fühle mich aber mittlerweile psychisch nicht mehr in der Lage dazu.
Ich habe Angst vor der OP, weil ich nicht weiß, was mich danach erwartet.
Auslöser meiner chronischen Depressionen ist eine posttraumatische Belastungsstörung nach vielen schlimmen Erfahrungen und Unfällen. Und vor allem, wenn ich mich hilflos fühle "drehe ich durch". Ich habe große Angst vor der Hilflosigkeit nach der OP, dass ich mich kaum bewegen, nicht mehr "flüchten" kann, in diesem Zustand wieder keine Hilfe mehr finde etc. Befürchte, dass sich meine Depressionen noch sehr verstärken und ich das nervlich einfach nicht aushalte.

Viele Grüße
Sophia01


Pinguin
Hallo, liebe Sophia,
ersteinemal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Jetzt lasss Dich erst mal streicheln.gif .
Du scheinst echt eine gebeutelte Frau zu sein, was mir für Dich sehr leid tut.

Aber, auch wenn es die letzten Jahre absolut nicht gut für Dich gelaufen ist, solltest Du das MRT und den daraus ergehenden Befund jetzt als "Neuanfang" sehen.
Du hast jetzt die Chance an Deiner Misere etwas zu ändern und hast jetzt etwas in den Händen, was Hand und Fuß hat.

Du solltest Dich jetzt wirklich aufrappeln und Dir einen Termin bei einem guten Neurochirurgen machen, um Dir eine Zweitmeinung einzuholen.Die erste Meinung hast Du ja bereits.
Wie ich Deinem Beitrag enlese, warst Du sicher schon bei einem Neurologen, der Deine Nerven misst.
Wenn nicht wäre das der nächste Punkt, um die Dringlichkeit einer OP abschätzen zu können.

Die Aussage der damailgen Ärzte, dass ein Schleudertrauma kekne Spätfolgen hinterlässt ist so nicht richtig bzw. komplett falsch!
Sehrwohl kann es das nämlich.
Ich bin da auch so ein lebendes Beispiel dafür.

Wenn Du nun noch etwas Zeit zur Ordnung Deiner Gedanken benötigst, aber trotzdem vesuchen möchtest eine Schmerzlinderung ohne OP zu erzielen, dann würde ich Dir raten eine stationäre Schmerztherapiezu machen.
Und bitte habe keine angst vor einem Psychotherapeuten dort.
Die haben da eine andere Funktion, nämlich Dir zu helfen!!!!!!!

Wenn Du noch weitere Fragen oder Sorgen hast, immer gerne.

Erst mal liebe Grüße
Konstanze
Sophia01
Hallo Konstanze,

erstmal DANKE für Deine lieben Worte.

Nein, bei einem Neurologen war ich wegen dieser Sache noch nicht. Die Ausfälle im Arm sind mittlerweile so deutlich, dass ich da glaube ich keine Messung der Nerven brauche. Und die Symptome sind ja seit den MRT-Bildern auch alle physiologisch und pathologisch erklärbar. Die knöchernen Veränderungen sind nicht anders als durch eine OP zu beheben. Das haben mir so bisher nicht nur der Neurochirurg (der auch nach Durchsicht mit seinen Kollegen), sondern auch der Physiotherapeut und meine Hausärztin erklärt. Je länger ich warte, desto mehr Nervenschädigungen.

Ich glaube auch, dass eine OP mir diesbezüglich durchaus helfen würde, aber ich denke, ich KANN diese und die Zeit danach einfach PSYCHISCH nicht mehr aushalten. Dazu ist irgendwie schon zu viel passiert bzw. eben nicht... All die vielen Jahre "stellen Sie sich nicht so an" nagen an mir, wohl auch wegen meiner anderen psychischen Sachen und Vorgeschichte.
Zu der Entwicklung der psychischen Vorgeschichte würde ich mich allerdings lieber per pn austauschen, dazu gehören mittlerweile viele schlimme Sachen, die ich nicht öffentlich stellen möchte.

Das "verrückte" daran ist ja vor allem, dass ich kaum Schmerzen habe und KEINE Kopfschmerzen.
Damals, nach dem Unfall und unter der Diagnose "Schleudertrauma" und auch dann bei Beginn der Kalkschulter in den ersten Jahren waren die Schmerzen ganz arg schlimm. Es ging mir richtig übel, hochdosierte Medikamente und schlimme Schlafstörungen wegen der Schmerzen.
Aber nach und nach habe ich diese Schmerzen dann ausgeblendet, weil es ja keine Lösung dafür gab. Abgeschaltet, irgendwie... Gibt´s sowas?

Nach den neuen MRT-Befunden wurde ich immer wieder gefragt, wie doll denn meine Schmerzen sind und welche Medikamente ich dagegen nähme. Und wenn ich dann sage, ich bin in keinerlei Behandlung und blende meine Schmerzen schon seit vielen Jahren einfach aus und nehme nur noch die "Spitzen" nach Belastungen wahr gucken mich die Ärzte immer so komisch an und sagen mir, so was gäbe es nicht.... Schmerzen könne man nicht einfach "wegdenken".... Aber wenn mir doch nun seit über 15 Jahren nichts anderes übrig blieb.... Das bringt mich nun echt durcheinander und ich kann nicht mehr einschätzen, in wie weit ich meinem Körper dann nun noch trauen kann.
Ich weiß dazu nicht mehr weiter.
Kennt hier jemand sowas?

Viele Grüße


KAY77
Ich persönlich würde auch mal Funktionsaufnahmen der Kopfgelenke machen lassen.Ich hatte dieselben Symptome durch ein Schleudertrauma und gerissene Kopfgelenksbänder,was keiner jahrelang erkannt hatte.Das psysische ist bei dir bestimmt sekundär.
milka135
Hallo Sophia,
deine Geschichte ließt sich echt heftig. streicheln.gif

Kann verstehen, dass Jahre lange abgestempeln dich geprägt hat und dich nun von der OP abhält. Weil, es sich einfach in deinem Kopf eingebrannt hat. Ich wünsche dir, dass du irgendwann wieder Vertrauen in Ärzte oder Kliniken hast.

Nimmst du zur Zeit Antidepressiva? Wenn nein, dann lass dir doch ein AD verschreiben. Damit Kraft für die OP sammeln kannst.
Du sollst dich mit dem AD nicht betäuben oder änliches. Sondern einfach nur Kraft danken.

Zu.:
Zitat
Die Schmerzen im Arm sind mittlerweile während der Behandlung echt weniger geworden, dafür nehmen aber Lähmungen und Kälteempfinden zu.
kann ich nur sagen, dass Blutgefäße von Nerven gesteuert werden. Und das deine Aussage/Feststellung nach Zunahme der körperl. Beschwerden wzb.: Lähmung zeigt, dass es dein Nervenschaden fortschreitet.

Liebe Grüße,
Milka wink.gif

House
Hey Sophia,

also wie ich das verstanden habe bist du in keiner psychotherapeutischen Behandlung, oder?
Falls nicht, dann kann ich dir nur ans Herz legen eine anzustreben. Innerhalb einer solchen Therapie lernst du deine Ängste besser zu kontrollieren und ähnlich wie Antidepressiva hilft das schon den Teufelskreis körperlicher Schmerz - Psyche zu durchbrechen und dir Linderung zu verschaffen.

Hinsichtlich der deutlichen OP Indikation deiner Ärzte kann ich dir mal ein Beispiel aus meinem Leben schildern. Ich habe ein mega Impingment an der Schulter, seit zwei Jahren renne ich damit rum weil ich immer Angst vor der OP hatte, vor allem von den Drainagen (was übrigens auch der einzige Grund ist warum ich meine HWS nicht operiert lassen habe ;) ). Ich habe bisweilen bitterböse bereut, dass ich es noch nicht habe machen lassen, weil letztendlich es nur aufgeschoben und nicht aufgehoben war. Mittlerweile bin ich soweit zu sagen lieber gestern als morgen operieren, weil mein Leidensdruck immens hoch ist. Das das nichts mit deiner Problematik zu tun hat weiß ich, aber

so hart es klingt, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du schaffst es über deinen Schatten zu springen und lässt dich operieren, oder du wartest bis der Leidensdruck so immens hoch ist, dass es nicht mehr anders geht als es irgendwie machen zu lassen.

Wenn du deine Perspektive von dem ganzen änderst könntest du auch auf den Schluss kommen zu sagen"Ende aus, von wegen ich stell mich nicht so an, ich zieh das jetzt durch" smile.gif


Viel Glück
House
Pinguin
Liebe Sophie,

da ich aus Deinen Beiträgen Deine echte Verzweiflung herauslese, möchte ich Dir anbieten, dass wir uns per PM weiter unterhalten.
Natürlich gehören solche Angelegenheiten nicht in die Öffentlichkeit!
Eine Frage habe ich aber noch im Vorfeld;
hast Du in Deiner Famile niemanden, dem Du Dich mal anvertrauen konntest?

Ich freue mich also, dass Du Dich bald meldest.

Bis dahin,
Liebe Grüße
Konstanze
Sophia01
Hallo House,

doch, ich bin in psychotherapeutischer Behandlung, schon seit vielen Jahren... Zwischendrin sogar in der Psychiatrie, nachdem ich völlig zusammengebrochen bin. Das ist bzw. war ja immer das Fatale.... Habe in vielen, vielen Übungen gelernt, die körperlichen Beschwerden als "psychosomatisch" völlig auszublenden.
Psychopharmaka habe ich viele Jahre genommen. Verschiedene. Letztes Jahr habe ich die alle abgesetzt, weil mir alle nicht halfen. Mittlerweile weiß ich warum - die Symptome sind ja eben nicht NUR psychisch, sondern real....

Viele Grüße
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