Putenkeule
20 Mai 2015, 13:24
Hallo zusammen,
ich stehe jetzt vor der Entscheidung mich operieren zu lassen, und würde vorher gerne ein paar Standpunkte/Erfahrungen bekommen. Ich hoffe da bin ich hier im Forum richtig.
Ich bin kein Mediziner, deshalb sind meine Erläuterungen vll. etwas laienhaft. Der unterste Lendenwirbel ist bei mir ein Gleitwirbel. Es fing vor ca. 2 Jahren an, als mein Sohn geboren wurde. Beim dauerhaften Tragen bin ich zwecks Entlastung ins Hohlkreuz gegangen, irgendwann ist nach ca. 10 min mein linkes Bein taub geworden. Ich bin dann zum Hausarzt, dann zum Orthopäden, der mir nach MRT den Gleitwirbel diagnostiziert hat.
Die Beschwerden haben sich im Laufe der Zeit dahingehend verschlimmert, dass ich vom Stehen (>3 min) und vom Gehen (>300m) Schmerzen im Bein und im unteren Rücken bekomme, sodass längere Spaziergänge nicht mehr machbar sind. Ich habe diverse Schmerzmittel probiert (Dyclac, Tilidin, Ibuprofen, Novaminsulfon), habe aber nicht den Eindruck dass die wirklich was bringen, zumal ich ja auch keinen dauernden Schmerz habe, nur bei o.g. Belastung. Ich habe auch eine Infiltration in den Rücken bekommen, hat aber auch wenig gebracht. Krankengymnastik blieb auch wirkungslos, ebenso eine Reha über 4 Wochen und dem nachfolgendem IRENA-Programm. Ein weiteres MRT, ein Jahr nach dem ersten, hat gezeigt, dass sich die Situation nicht geändert hat, alles noch so aussieht wie vor einem Jahr. Meinem Neuro-Chirurgen fällt jetzt auch nichts mehr ein, er meint wenn ich so nicht weiterleben möchte bleibt nur die OP. Das wäre eine Versteifung der 3 unteren Lendenwirbel und die Entfernung der zwischenliegenden Bandscheiben und Ersatz durch Cages.
Ich stehe nun vor der Entscheidung. Einerseits habe ich keine dauerhaften Schmerzen, bin auch nicht auf Schmerzmittel angewiesen, kann sogar halbwegs körperlich arbeiten (stecke gerade in den letzten Zügen des Hausbaus). Da gibt es hier sicher ganz andere Fälle. Mein Leidensdruck kommt eher daher, dass ich nicht länger als ein paar Minuten stehen kann, und längere Strecken gehen schon gar nicht. Spaziergänge, Wandern, durch die Stadt schlendern ist aktuell nicht mehr möglich, und das ist für mich ein harter Einschnitt. Diese OP erscheint mir aber auch sehr heftig, zum ich erst 35 bin, und der Neurochirurg bereits angedeutet hat, dass die weiteren Wirbel dann später Probleme machen können. Ich habe Angst vor eine Neverending Story. Ich fühle mich einfach noch zu jung dafür.
Was haltet ihr hier von dieser Situation? Wie würdet ihr euch entscheiden? Mir ist klar dass ich die Entscheidung selber treffen muss und werde, würde aber gerne mal die Meinungen anderer Betroffener hören.
Sabine1968
20 Mai 2015, 13:42
Hallo,
Ich bin 47 Jahre und war schlimmer dran, ich bin Anfang des Jahres nur noch vom Sofa zum Klo und zurück.
Also, an der Bildgebung wird sich nichts ändern, Gleitwirbel verschwinden nicht mehr. Es ist schon positiv, dass es keine Verschlimmerung bzw. Folgen gibt. Wenn was hilft, dann nur konsequenter Muskelaufbau, d.h. zwei bis drei Mal die Woche Gerätetraining und tägliche Übungen aus der Krankengymnastik.
Ich bin jetzt nach fünf Monaten bei zwei bis drei Stunden Belastbarkeit aber es geht langsam weiter nach oben.
Mein Arzt, der auch operieren würde, hat mir gesagt, dass er noch nicht operieren will. Ich sei zu jung und die Gefahr einer Anschlussinstabilität zu groß.
Beantworte Dir folgende Frage erst einmal ganz ehrlich: Hast Du trotz Kind wirklich konsequent über einen längeren Zeitraum Aufbautraining gemacht, also sechs Monate oder mehr?
Sabine
diebelsalt1980
20 Mai 2015, 14:53
Hallo Putenkeule,
ich hatte mit 33 Jahren das gleiche Problem und so ziemlich das selbe Beschwerdebild wie du gehabt. Nach über einen Jahr KG und Gerätetraining haben sich meine Beschwerden minimal verschlechtert und daher war eine OP nötig.
Den Verlauf nach der OP kannst du
hier Nachlesen.
Meine Ärzte waren von Anfang an der Meinung das durch intensives Training die OP nur aufgeschoben werden kann aber sie irgendwann doch anstehen wird. Bisher bereue ich den Schritt noch nicht und bin sogar sehr froh endlich wieder mehr Lebensqualität zu haben. Aber eine OP kann nur Erfolgreich sein wenn du dich danach weiter Rückengerecht verhältst und die Muskulatur trainierst. Wenn du das nicht Umsetzt ist die Möglichkeit der Anschlussinstabilität einfach zu groß. Die OP behebt nur ein Problem und macht dich nicht mehr 100% gesund, das musst du dir vor Augen halten und keine Wunder erwarten. Auch brauchst du nach der OP mindestens 3 Monate totale Schonung und danach geht es auch nur auf Sparflamme weiter.
gruß Andreas
Putenkeule
21 Mai 2015, 11:35
Hallo zusammen,
mir wurde von Anfang an gesagt, dass das konventionell mit Sport vermutlich nicht zu lösen ist. Ich habe dennoch alles mitgemacht, aber wie bei Andreas ist es eher etwas schlechter geworden als besser. Das motiviert natürlich wenig. Und nach den Übungen habe ich eigentlich immer Schmerzen im Rücken. Die Therapeuten sagen dann, ich solle die Übung weglassen, aber viele Übungen sind nicht mehr übrig.
Auf jeden Fall werde ich mir noch eine weitere Meinung einholen, und dann mal sehen. Aber die Entscheidung ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Merkt man ja auch an den verschiedenen Standpunkten hier. Wobei ich vermute, hier überwiegen die negativen, da die positiven vermutlich ein geringeres Mitteilungsbedürfnis haben.
Sabine1968
21 Mai 2015, 13:49
Hallo Putenkeule,
Ich glaube nicht, dass die Standpunkte so verschieden sind. Hätten mir meine Ärzte gesagt wir operieren, wäre ich Anfang des Jahres ins Krankenhaus gegangen. Es war aber der Chirurg, der sagte, dass er sich sicher ist, dass es anders geht, wenn ich bereit bin durchzuhalten und konsequent zu sein.
Andreas dagegen ist trotz aller Versuche nicht mehr weiter gekommen und da half dann nur noch die OP.
Wenn Du nun für Dich sicher sagen kannst, dass Du wirklich alles probiert hast und es trotzdem nicht geht, dann ist die Zeit vielleicht gekommen.
Wir möchten hier nur nicht, dass sich jemand mittels OP eine schnelle, praktische Lösung erhofft, auch dieser Weg ist lang und nicht unbedingt leichter.
Sabine
diebelsalt1980
21 Mai 2015, 16:33
Hallo Putenkeule,
mehrere Meinungen sind schon wichtig. Selbst wenn dann doch einheitlich zur OP geraten wird gibt es Unterschiede zwischen den angewandten OP varianten.
Du hast recht damit das die Meisten positiv operierten sich nicht mehr im Forum melden und Berichten. Klar ist das es viel mehr positiv als negativ operierte gibt. Ich kenne privat 4 Personen die positiv versteift wurden und zwei haben keinerlei Beschwerden mehr.
Die Mangelnden Berichte werden auch daher kommen das sowas meistens erst im hohen alter vorkommt und da noch die wenigsten im Internet unterwegs sind.
Daher finde ich es wichtig weiter über meinen verlauf der OP zu Berichten und hoffe das da noch einige andere Mitglieder positive Erfahrungen machen und Berichten werden.
Wichtig finde ich auch das Sabine weiter Berichtet und so zeigt das auch die Konservative variante funktionieren kann.
Damit kann bestimmt vielen etwas Motivation und Hoffnung gegeben werden die wir wohl alle in der schweren Zeit gut gebrauchen können.
gruß Andreas
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