Dr. Al-Hami zu Operationen: „Wirbelsäule hat zentrale Bedeutung“
Fulda – Von Svenja Müller – „Versteifung ist eine sinnvolle, etablierte und erfolgreiche Operation“, sagte Neurochirurg Dr. Samir Al-Hami im Rahmen seines Vortrages zum Thema „Versteifungsoperationen“. Dabei zeigte der Neurochirurg ganz bewusst Risiken einer solchen OP auf und merkte kritisch an, dass diese längst nicht bei allen Patienten notwendig sei.
Der Raum in der Dr. Al-Hami International Academy war bis auf den letzten Platz gefüllt – das Thema fand großen Anklang. „Heute werden die Patienten aus ökonomischen Gründen schneller und teilweise unnötig operiert“, kritisierte Al-Hami den Druck, dem sich viele Ärzte und Krankenhäuser aussetzen würden. Der Patient selbst müsse sich immer wieder hinterfragen, ob er eine Operation über sich ergehen lassen möchte. „Der Dialog mit ihnen ist sehr wichtig“, so der Arzt, der anfügte: „Die Wirbelsäule hat eine sehr zentrale Bedeutung. Sie muss immer im Gleichgewicht – in der Balance sein.“ Schließlich verbinde sie mehrere Körperregionen und sei in verschiedene Typen – angeboren, traumatisch, pathologisch und pseudo – gegliedert. Verschleißerscheinungen seien ganz natürliche Störungen, beispielsweise an der Bandscheibe. Dabei könne es passieren, dass der Ring um die Bandscheibe reise, der Kern austrete und somit ein Bandscheibenvorfall vorliege. „Es kann aber auch sein, dass die Bandscheibe schrumpft und es zu keinem Vorfall kommt“, so Al-Hami, der gleichzeitig auf die Verengung der Nervenkanäle verwies: „Über die Hälfte der Menschen haben keine Beschwerden.“ Auch beim sogenannten Wirbelgleiten, das jeder dritte 65-Jährige hat, müsse es nicht immer zu Schmerzen kommen.
Weiterhin berichtete er von Fehlern, die Patienten immer wieder machen würden. „Man muss nach sechs Wochen eine Diagnose stellen“, so der Referent. Doch heute werde oft zu früh, aufgrund von Röntgenbildern operiert. „Versteifungsoperationen gibt es schon seit Jahrzehnten, seitdem sie erfolgreich an Patienten durchgeführt werden“, berichtete Al-Hami. Eine Versteifung halte, wenn sie gut gesetzt werde sogar ein Leben lang. „Wir müssen vorher wissen, ob die Wirbelsäule stabil ist oder nicht“, sagte Al-Hami. Nicht allein ein Wirbelgleiten sei Grund für eine Versteifung, dazu müsse die Wirbelsäule letztlich auch instabil sein. „Man kann den Patienten auch durch mikrochirurgische Entlastung helfen“, erzählte der Referent, der durch solch einen minimalinvasiven Eingriff den Druck vom Nerv nehme. Dabei sei vor solch einer OP eine Funktionsaufnahme unerlässlich, um zu sehen, ob sich die Wirbelkörper gegeneinander bewegen. Abgefragt werden müsse auch, ob eine konservative Therapie schon gemacht wurde. „Da muss man eine Schmerzanalyse betreiben“, wusste Al-Hami, der die Patienten auch immer über die Erfolgsquote einer solchen OP aufklärt. Zu den Risiken zählen unter anderem hoher Blutverlust, Nervenverletzung, Implantatbruch und Restbeschwerden. Letztlich gebe es immer nur eine individuelle Therapie-Empfehlung. Um den Zuhörern auch einen optimalen Eindruck zu verschaffen hatte sich Al-Hami auch einige Patienten eingeladen, die über den Verlauf ihrer Krankheit, Diagnosen, falsche Behandlungen und ihre erfolgreiche Therapie durch Al-Hami berichteten.