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Bandscheiben-Forum > HWS-Forum
Hanna70
Hallo,

beim googeln nach den Begriffen meines MRT-Befundes habe ich Euch gefunden und aus der Erfahrung in einem anderen Forum weiß ich, dass Betroffene immer am besten helfen können.

Erst mal zur Vorgeschichte: Seit frühester Jugend leide ich unter Rückenschmerzen, erfuhr aber erst relativ spät, dass ich eine angeborene leichte Hüftdysplasie hatte. 2005 wurde links eine TEP eingesetzt. Mit viel Sport, vor allem Schwimmen und Wassergymnastik, konnte ich die Schmerzen einigermaßen kompensieren.
2007 erkrankte ich an Gebärmutterkrebs, ein Jahr später entstand durch die Strahlentherapie eine Rektum-Scheiden-Fistel. Nach (anerkannten!) Behandlungsfehlern 2008 habe ich seitdem eine Rektum-Scheiden-Blasen-Fistel, ein Kurzdarmsyndrom mit Colostoma und bin total harninkontinent. Seitdem ist jedewede sportliche Betätigung ausgeschlossen, was natürlich für die Wirbelsäule bzw. Muskelaufbau vollkommen kontraproduktiv ist. Dummerweise habe ich unter dem rechten Fußballen auch noch ein ständig nachwachsendes sehr schmerzhaftes Hühnerauge (OP hat da auch nichts gebracht).

Nun zum eigentlichen Thema:
Vor ca. 14 Monaten schoss in meine linke Hüfte (mit der TEP) plötzlich ein so wahnsinniger Schmerz ein, dass ich aufschreien musste und mich für ca. 5 Minuten absolut nicht mehr bewegen konnte. Das wiederholte sich täglich ca. 5 bis 8 mal am Tag. Ich dachte zunächst, dass etwas mit der Hüftprothese nicht mehr in Ordnung sei. Eine Sintigrafie schloss diesen Verdacht jedoch aus - die Prothese sitzt immer noch top!

Meine Orthopädin "tippte" auf Lumboischialgie und überwies mich zu einer Schmerzärztin. Inzwischen waren 5 Monate mit immer wieder diesen täglichen Schmerzattacken vergangen. Von der Schmerzärztin bekam ich eine sehr hohe Dosierung (300 mg/Tag) Gabapentin verschrieben. Damit wurden nach einiger Zeit die Attacken seltener und nicht mehr soooo schmerzhaft. Die Nebenwirkungen extreme Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Appetitlosigkeit nehme ich inzwischen in kauf, auch wenn sie sehr zermürbend sind. Ein von mir gewünschtes MRT lehnte sie ab mit der Bemerkung: ich wüsste ja, dass ich eine Spinalkanalstenose hätte. Das letzte MRT war zuvor 2004!

Nun überwies mich mein Hausarzt zum MRT. Befund:

Rechtskonvexe Torsionsskoliose im oberen LWS-Bereich. Fortgeschrittene lumbale Osteochondrose und Spondylosis deformans sowie bilaterale Spondylarthrose. Keine Gefügestörung. Links Mediolateraler bis foraminaler Prolaps L1/2 mit Neuroforamenstenosierung links und Affektion des Spinalnerven L1 links. Knöchern abgestützte Protrusion L2/3 links foraminal betont mit knöcherner Neuroforamenstenosierung. Partiell knöchern abgestützter links mediolateraler bis foraminaler Prolaps L3/4 mit Affektion des Spinalnerven L3 links. Mäßiggradige knöcherne Neuroforamenstenosierung L4/5 rechts. Flacher breitbasiger und knöchern abgestützter Prolaps L5/S1 mit geringer Duralsackpelottierung und höhergradiger Neuroforamenstenosierung linksseitig. Keine signifikante Spinalkanalstenose. Unauffällige Darstellung des Myelons und der Cauda equina.

Auch wenn ich natürlich froh darüber bin, musste ich doch über den Satz "Keine signifikante Spinalkanalstenose" grinsen... So eine Orthopädin ist ja wohl schlimmer als keine Orthopädin!

So, und nun habe ich einen Termin Ende November in der Wirbelsäulensprechstunde der Uni-Klinik.

Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir grob erklären könntet, was so alles bei mir los ist, damit ich etwas besser vorbereitet in diese Sprechstunde gehen kann.

Ich humple inzwischen beidbeinig und habe mich gerade zum Gebrauch eines Rollators durchgerungen (eitel bin ich nämlich noch!). Aber meine Gehstrecke liegt zur Zeit bei gerade mal 100 m. Den Weg zu meinem HA von 300 m schaffe ich nur mit mhereren Malen stehenbleiben. Ach ja, eine Thrombose hatte ich während meines 4monatigen KH-Aufenthaltes 2008 auch noch, was aber erst 6 Monate später festgestellt wurde, mir aber nach wie vor ein dickeres Bein beschert.

Aufgrund meines Alters (73) und der "Nebenerkrankungen" kommt für mich eine OP nicht infrage. Aber was sonst?

Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Wäre trotzdem schön, wenn mich jemand erhört und helfen kann.

Danke schon mal!

Hanna70
Andre63
Hallo Hanna,

die Nervenaffektion L1 links aufgrund des Prolaps l1l2 passt gemäß der Dermatome zu Deinen Problemen in der linken Hüfte, unabhängig von der TEP.

Was die Behandlung mit Verkleinerung des Prolaps und damit verbundener Nervenentlastung angeht, muss ich auf die Einträge erfahrener Bandis verweisen. Ich selbst hatte zwar offenbar einen Prolaps an der gleichen Stelle, der war aber 12 Wochen später weg (dafür kamen andere Probleme).

Gruß

Andre
fungirl
Hallo Hanna,

erstmal herzlich Willkommen hier bei uns. Mensch du hast ja schon allerhand in deinem Leben mitgemacht.

Ich versuche mal dir einige Sachen aus deinem MRT zu übersetzen. Ein Meister dadrin ist unser Paul 42 , vielleicht meldet der sich auch noch.


1. zu :
Zitat
Rechtskonvexe Torsionsskoliose im oberen LWS-Bereich.

Bei einer Torsionsskoliose ist die Wirbelsäule nicht nur zur Seite verbogen, sondern zusätzlich um die eigene Längesachse verdreht.

2.
Zitat
Fortgeschrittene lumbale Osteochondrose und Spondylosis deformans sowie bilaterale Spondylarthrose

das sind degenarative Veränderungen an der Wirbelsäule , die in deinem Alter ziemlich oft und fast normal sind.
da du ja schon eine Hüftprothese trägst, denke ich das du sowieso Athrose vorbelastet bist.

3
Zitat
.Links Mediolateraler bis foraminaler Prolaps L1/2 mit Neuroforamenstenosierung links und Affektion des Spinalnerven L1 links

du hast auf der linken Seite einen Bandscheibenvorfallin Höhe L1/2
foraminal bedeutet, dass sich das Bandscheibengewölbe in Richtung der Nervenwurzelaustrittsöffnung verlagert, die dann ausstrahlende Schmerzen verursachen.

4.
Zitat
Knöchern abgestützte Protrusion L2/3 links foraminal betont mit knöcherner Neuroforamenstenosierung
.
dann in Höhe L2/3 eine Bandscheibenvorwölbung
Ein Neuroforamen ist eine Öffnung, durch die ein Rückenmarksnerv zieht. Wenn diese Öffnung eingeengt ist, dann besteht eine "Neuroforamenstenose".

und ähnliches hast du dann auch in den anderen Höhen L3 und L4/5.
Protrusion heisst Vorwölbung und Prolaps ist der Vorfall, aber das weisst Du sicherlich schon.
Im grossen und ganzen sind da bei dir schon einige Baustellen die Schmerzen auslösen können.

Und einiges scheint schon älter zu sein weil bei einigen Sachen schon wieder knöcherne Abstützungen gewachsen sind, mal ganz laienhaft ausgedrückt.

Der Orthopäde hat sich vielleicht etwas falsch bei dir ausgedrückt, als er von einer Spinalstenose gesprochen hat, aber das bei dir Nerven bedrängt und eingeengt werden steht ausser Frage.
Ein Orthopäde ist in so einer Sache auch nicht der richtige Ansprechspartner , da ist man wirklich beim Neurochirurgen oder wie Du es machst in einer Wirbelsäulenklinik besser aufgehoben.

Und operiert wird heute wirklich nicht mehr schnell und wenn du schreibst das eine OP bei dir gar nicht in Frage kommt , gibt es viele andere Möglichkeiten.
In wie fern und welche Medikamente du überhaupt zu Dir nehmen darfst weiss ich jetzt nicht.
Sehr gut helfen oft Cortisionspritzen die man gezielt spritzen kann und noch genauer als PRT Spritze unter CT, die helfen oft, das dieses ausgetretene Gewebe wieder einschrumpft.

Selbst bist du ja schon auf dem richtigen Weg und gehst mit deinem Rollator , wenn auch nur wenige Meter, aber das ist viel viel besser als nur zu legen. Und wenn es mehrmals am Tag nur kleine Runden durch deine Wohnung sind, immer wieder gehen und ruhen.

Vielleicht könntest du auch die Stufenlagerung ausprobieren, tut vielen sehr gut und entlastet den unteren Rücken. Du stellst dir etwas auf die Couch so etwa in Höher einer Wasserkiste ( liegt auch ein wenig an deiner Grösse) so das du die Knie angewinkelt darauflegen kannst.

Und sehr wichtig ist auch immer das richtige Aufstehen, aber wenn du da mal googelst findest du sehr viel zum rückengerechten Verhalten.

Zum anderen noch, es gibt so viele Medikamente die Linderung bringen können , wenn Du dein Medikament nicht so gut verträgst und so müde wirst, besprich das mit deinem Hausarzt. es dauert bis man das richtige für sich gefunden hat.

Ich hoffe ich konnte dir ein klein wenig helfen, ( bin ja kein Arzt ) und wünsche Dir gute Besserung




Hanna70
Hallo Andre und fungirl,

ganz herzlichen Dank für die schnellen Antworten. Ich habe am Nachmittag mal etwas hier gestöbert und muss/kann sagen: Ihr habt hier offenbar ein richtig tolles Forum, ähnlich dem Stoma-Forum, in dem ich ansonsten aktiv bin. Daher weiß ich auch, wie wertvoll die Hilfe von selbst Betroffenen ist.

Die meisten Begriffe des Befundes waren mir ja schon bekannt, mich haben nur die "Fortschritte" hin zu den knöchernen Prolapsen erschreckt. Neu sind für mich vor allem die Neuroforamenstenose und die Protrusion. Danke für die super Erklärung. Die Ausstrahlung ins Bein wird dadurch verständlich.

Die ständigen plötzlichen Schmerzattacken waren höllisch, auch wenn ich einiges gewohnt bin. Was besonders schlimm war, dass sie scheinbar aus dem Nichts heraus kamen, einfach so - aus dem Stand. Da genügte offenbar die kleinste unbewusste Gewichtsverlagerung, um so eine Attacke auszulösen. Ich kann gar nicht sagen, was schlimmer war - der Schmerz selbst oder die Angst davor.

Zwischen den Attacken war dann ein Dauerschmerz, etwa 3 bis 4 auf der Schmerzskala. Seit ca. 3 Wochen ist das Bein fast schmerzfrei, dafür macht der Rücken wieder mehr Beschwerden. Kann aber auch sein, dass der Beinschmerz den Rückenschmerz "verdrängt" hat. Außerdem bin ich Opium-Patient wegen des Kurzdarmsyndroms, was die Schmerzschwelle ja auch etwas nach oben hebt.

In einem Visite-Beitrag hatte ich auch etwas zu den Cortisonspritzen unter CT gesehen. An so eine Behandlung beim Neurochirurgen hatte ich auch gedacht.

Was heißt PRT-Spritze?

Medikamentierung ist bei mir insgesamt etwas problematisch, da ich eine Pseudoallergie gegen viele Medis habe, d.h. ich reagiere auf viele Medikamente mit einer akuten Pakreatitis. Deshalb bin ich schon froh, dass wir mit Gabapentin zumindest etwas gefunden haben, was ich außer den genannten Nebenwirkungen vertrage.

Stufenlagerung ist mal wieder ein Tipp, auf den ich selbst hätte kommen können... Grins...

In der Wohnung komme ich noch ganz gut ohne Rollator zurecht. Ich merke nur beim Einkaufen, wie viel Entlastung es mir bringt, wenn ich mich auf den Einkaufswagen stützen kann.

1999 hatte ich nach meinem 4. Bandscheibenvorfall eine 4wöchige Reha, in der ich viel gelernt habe, u.a. auch zu rückengerechtem Verhalten, Lasten heben und aufstehen.

LG Hanna
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