Chronologie eines Bandscheibenvorfalls
15.09.2013- Sonntag
Ein schöner Sonntagmorgen beginnt und ich plane ganz spontan eine Motorradtour ,die über ca.300Km zum Edersee gehen soll.Vorher aber muß ich meine Frau mit dem Auto zum Bahnhof fahren,da sie wie jedes Jahr,ein paar Tage Urlaub bei Ihrer Mutter verbringen möchte.Schnell die Reisetasche ins Auto gepackt und los gehts zum Bahnhof.
Wieder zu Hause beginne ich mit meiner Motorradtourplanung und bereits 30min später sitze ich auf der Maschine und geniesse das schöne Wetter und freue mich auf die Tour !
Beim Tanken fällt mir ein, daß es mal wieder an der Zeit ist, den Luftdruck zu überprüfen.Ich hocke mich also runter auf die Knie und spendiere meinen Reifen ein wenig frische Luft.Beim wiederaufrichten,bemerke ich einen leichten Druck im unteren Rücken,gemischt mit einem leichten ziehen,welches zu verspüren ist."Nichts wildes" Denke ich und setzte meine Fahrt fort.Nach weiteren ca.30 gefahrenen KM ,ist es Zeit für eine Raucherpause.Beim absteigen vom Bike bemerke ich wieder dieses ziehen im unteren Rücken,welches langsam anfängt mich zu ärgern.Ich entschliesse mich meine Tour abzubrechen und fahre wieder nach Hause, um meinen Rücken etwas Ruhe zu gönnen.
Im Laufe des Tages wird es nicht besser und ich entschliesse mich, ein heisses Bad zur Entspannung des Rückens zu nehmen.Leider ohne Erfolg-das ziehen im Rücken hält sich hartnäckig.Also hoffe ich darauf,am nächsten Morgen wieder fit zu sein und begebe mich zur Nachtruhe.
16.09.2013 Montag ca.2.00h
Ich erwache und verspüre sofort dieses ziehen im unteren Rücken ! Vorsichtig versuche ich aus dem Bett zu steigen, um die Toilette aufzusuchen.Noch nicht ganz aufrecht stehend,bekomme ich plötzlich,ein unwahrscheinlich schmerzhaftes "Reissen" auf der linken Rückenseite bis fast hoch zur Schulter.So dermassen schmerzhaft,daß ich mich auf allen vieren auf dem Boden wiederfinde.Fast bewegungsunfähig vor Schmerz, versuche ich das Bad zu erreichen, indem ich auf allen vieren dorthin robbe/krabbel.Im Bad angekommen,versuche ich mich vorsichtig am Waschbecken hochzuziehen.Als wenn der erste Schlag noch nicht hart genug gewesen wäre,bekomme ich beim Versuch mich aufzurichten gleich den zweiten Schlag hinterher ! Wieder lande ich auf den Boden und bekomme langsam ein wenig Panik.Nun kommt auch noch ein sehr starker Schweissausbruch hinzu und zu guter letzt auch noch Übelkeit mit Brechreiz,welchen ich aber mit Atemübungen und Konzentration verhindern konnte.Irgendwann gelang es mir dann doch die Toilette zu benutzen und konnte danach in stark gebeugter Haltung wieder den Weg zurück ins Bett finden.
8.00h
Ich sitze im Wartezimmer meines Hausarztes und wenig später schildere ich ihn den Vofall.Mit Verdacht auf eine Muskelverspannung,bekomme ich Ibuprofen 2x800mg pro Tag verschrieben und zur Erholung gibt es einen Krankenschein für eine Woche.Die Tabletten schlagen kaum an und ich verbringe die Woche zu Hause und versuche mich zu schonen.
23.09.2013 Montag 8.00h
Ich sitze wieder im Wartezimmer meines Hausarztes und bekomme diesmal neben einer zusätzlichen Woche Krankschreibung, den Tip,viel spazieren zu gehen.Leichtes Fahrradfahren soll ebenfalls von Vorteil sein.
23.09-29.09.2013
Wie von meinem Hausarzt empfohlen gehe ich mehrmals täglich spazieren und nutze mein Ergometer Fahrrad zu Hause mindestens 2xtäglich für 15min.An manchen Tagen scheint eine spürbare Besserung einzutreten, die dann aber meistens schon am nächsten Tag wieder durch Schmerzen zunichte gemacht wird.Langsam beschleicht mich der Eindruck, das meine Rückenschmezen wohl noch eine zeitlang andauern werden.Weiterhin nehme ich 2x 800mg Ibuprofen am Tag,die aber nicht gegen den Schmerz ankommen,lediglich ein wenig lindern.Mittlerweile war auch meine Frau wieder zu Hause und ich konnte mich nun zu 100% um mich kümmern.
30.09.2013 Montag
Wieder beim Hausarzt,stellt dieser die Diagnose,daß es sich wohl um eine Blockade handelt.Er telefoniert mit mehreren Chiropraktikern, bis sich einer bereit erklärt mich am nächsten Tag spontan aufzunehmen.Einen Krankenschein,diesmal für die nächsten vollen 2 Wochen, bekomme ich ebenfalls mit auf den Weg nach Hause.
01.10.2013 Dienstag
Früh Morgens stelle ich mich beim Chiropraktiker vor, der ebenfalls sofort eine Blockade vermutete.Nach ein paar Übungen ging es ab auf die Liege und ich wurde erstmal kräftig eingerenkt.Es knackte ein paar mal gut hörbar und das war´s.Schmerzen hatte ich keine dabei.Es gab noch ein paar Tips mit auf den Weg und voller Zuversicht trat ich den Heimweg an.
02.10.2013-13.10.2013
Es wird einfach nicht besser,im Gegenteil ! Ich werde zunehmens unbeweglicher und kann kaum noch etwas im Haushalt tun.Schmerzen sind zwar erträglich, aber laugen einen so langsam regelrecht aus.Mir fällt auf,das ich ständig müde bin und immer kraftloser werde.Eines Morgens wache ich auf und stelle beim anziehen der Strümpfe fest, daß meine Waden, an beiden Beinen,an den nnenseitenkribbeln und leicht taub sind.Zudem bemerke ich daß meine Waden an den Aussenseiten anfangen zu Schmerzen.Zudem bekomme ich zeitweise krampfartige Anfälle im Gesäss,welche sehr schmerzhaft sind.
14.10.2013 Montag
Wieder beim Hausarzt angekommen,beschreibe ich meine zunehmende Kraflosigkeit,Müdigkeit und berichte über meine inzwischen völlig taub gewordenen Waden.Ich kann den Schreck meines Arztes heute noch genau vor Augen sehen ! Jetzt war ihm klar: Verdacht auf Bandscheibenvorfall.Jetzt kann nur noch eine MRT gewissheit bringen.Ich sollte sofort nach Hause fahren und mir eine Tasche packen und dann zur ambulanten Aufnahme ins KH fahren.Die Überweisung ins KH gab es gleich dazu.Im KH angekommen,wurden nach 2std Wartezeit,mehrere Übungen durchgeführt und neben röntgen auch Blut abgenommen.Die MRT wurde für Mittwoch geplant.Ich bekam ein schönes Zimmer und starke Schmerzmittel.Die Schmerzmittel schlugen sehr gut an,so daß ich tatsächlich dachte,ich komme nochmal mit einem blauen Auge davon.
16.10.2013 Mittwoch
Es ging zur MRT.Das Ergebnis wurde mir dann nach ein paar Stunden von einer Ärztin mitgeteilt. Grosser Bandscheibenvorfall ! Was nun ? Was soll ich nun machen ? Ich suchte Rat bei der Ärztin.Sie zeigte mir nun verschiedene Wege auf ,die möglich wären.Die Aufklärung,das weiss ich heute,war absolut Top und sehr gut erklärt ! Ich entschloss mich dazu,es ohne Operation zu versuchen.Allerdings riet mir die Ärztin unbedingt dazu,mir die Meinung eines Spezialisten anzuhören,der selbst im KH als Neurochirug,mit Schwerpunkt Wirbelsäule tätig ist.Ich willigte ein und eine Stunde später stellte sich der Neurochirug bei mir vor.Seine Vorhersage war jedoch niederschmetternd ! Nett und freundlich gab er mir zu verstehen,daß mein Bandscheibenvorfall eigentlich operiert werden müsste.Ich wollte es jedoch weiterhin erst ohne OP versuchen.Er versicherte mir aber,daß ich in spätestens in einem Jahr,wahrscheinlich aber viel eher,wieder bei Ihm landen würde,weil ich starke Schmerzen in den Beinen und Rücken bekommen werde.Ich verliess daraufhin erstmal das KH.
17.10.2013-07.11.2013
Ich versuche alles ! Ich gehe täglich viel spazieren,ich fahre Rad und ich gehe zur Physiotherapie.Mein Zustand verschlechtert sich trotzdem ! Ich habe nun,zu den Schmerzen im unteren Rücken,auch Schmerzen in der Hüfte.Egal ob ich mich aktiv bewege oder ein paar Tage ruhe,es wird unerträglich.Am schlimmsten sind die immer länger andauernden Krämpfe im Gesäss.Ich bemerke daß ich beim spazierengehen kaum noch Kraft habe und mir nach 100m bereits die Puste ausgeht.Morgens nach dem aufstehen sind die Schmerzen dermassen unerträglich,das ich minutenlang völlig bewegungslos an ein und derselben Stelle verharren muß. Und nun kommen dann tatsächlich die vom Neurochirugen vorhergesagten Schmerzen ich den Beinen dazu.Meine Kraft geht zuende wie ein Akku der seine Leistung verliert.Ich kann keine Treppen mehr steigen und verlasse die WHG nicht mehr.
07.11.2013 Donnerstag
Ich suche den Neurochirug im KH auf und berichte von meinem Zustand.Nach einer sehr guten Aufklärung/Gespräch willige ich einer Operation ein.Der OP Termin wird auf den 13.11.2013 festgesetzt.
07.11.-12.11.2011
Ich verbringe diese Tage zu Hause mit gemischten Gefühlen.Eine Mischung aus Freude,das es nun bald vorbei ist und ein Gefühl aus Angst vor der OP.Die starken Schmerzen,die hauptsächlich Morgens und Abends auftreten,machen mir aber immer wieder deutlich wie sehr ich einer OP entgegensehne.
13.11.2013 Mittwoch
Ich begebe mich Morgens um 7.00h ins KH.Meine Tasche trägt mittlerweile meine Frau,weil selbst das bekomme ich nicht mehr alleine hin.Dann gehts ab in den Warteraum und 3 Std später ist es dann soweit.Ich werde für die OP vorbereitet.
14.30
Ich erwache aus der Narkose und höre die Worte "Haben sie Schmerzen" ? oh ja,ich hatte Schmerzen und sofort wurde mir ein Schmerzmittel in die Vene gegeben.Dann gings ab aufs Zimmer wo ich den Rest des Tages in Rückenlage verbrachte.Die Nacht war schmerzhaft und Schlaf war kaum möglich.Eine 30mg Morphium Tablette in der Nacht,die ich vom Pfleger bekam,brachte leichte Linderung.
14.11.2013 Donnerstag 8.00h
Die Schwestern bringen das Frühstück und machen mir Mut mich auf den Bettrand zu setzen.Ohne Hilfe (habe meinen Stolz :-) ) schaffte ich es nach mehreren Versuchen dann tasächlich mich aufzurichten und mein Frühstück einzunehmen.
Ab jetzt ging alles sehr schnell ! Erstes aufstehen,erste Gehversuche usw. Aber das wichtigste: Dieser quälende Schmerz war fast vollständig verschwunden ! Am nächsten Tag waren auch die letzten Krämpfe endlich verschwunden und am dritten Tag hatte ich kein Taubheitsgefühl mehr in den Waden.Es ist erstaunlich wie schnell sich ein Körper nach wochenlanger Quälerei doch wieder erholen kann.
18.11.2013 Montag
Ich verlasse das Krankenhaus.Ich kann mich wieder bewegen,habe kaum noch Schmerzen und kann aufrecht gehen.Ich bin in einem sehr guten Zustand ! Ich gehe täglich spazieren und geniesse jeden Tag.An jeden Tag merke ich eine spürbare Besserung meines Allgemeinzustandes.
Heute 27.11.2013
Ich bin quasi völlig schmerzfrei.Einen leichten Druck und leichten Muskelkater verspüre ich noch,mehr nicht.Bin gut beweglich und gehe ohne Schwierigkeiten mehrere Kilometer am Tag spazieren.Schmerzmittel nehme ich seit Montag keine mehr und morgen werden die Fäden gezogen :-)
Ich bin wieder im Leben !
Durchgeführt wurde übrigends bei mir folgendes:
Entfernung des Bandscheibenvorfalls in Höhe L3/4 und Laminektomie L3/4 mit anschließender dorsaler Spondylodese L3/4