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Bandscheiben-Forum > Kreuz und Querbeet > Wenn einer eine Reise macht
herzogin
War von Euch schon einmal jemand in der wunderschönen Ecke Italiens und kann mir ein paar Tips geben? Wir sind die erste Woche in San Gimignano (also mittendrin) und die zweite Woche an der Küste (zwischen Carrara und Pisa). Klar Florenz, Siena, Lucca und Pisa (mein Freund möchte unbedingt den schiefen Turm live sehen) stehen auf dem Programm. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Ecken die man unbedingt sehen muss? Da wir mit dem Auto runter fahren, sind wir auch mobil. Ich hoffe nur, dass das mein Rücken alles so mitmacht, aber wir haben danach noch eine Woche Urlaub zum erholen.

So, wer nun Tips hat möge Sie bitte weitergeben. Jetzt schon einmal meinen herzlichster Dank.

Herzogin
herzogin
So, nun ist der Urlaub leider schon vorbei. Aber er war einfach toll. Wir haben viel gesehen und erlebt. Und das beste war, dass mein Rücken kaum gemuckt hat. Dem hat die Wärme richtig gut getan, sodass auch das viele Autofahren recht gut ging. Und nun für alle zum miterleben:

Los ging's Samstags Morgens um 06:00 (und das bei mir als Morgenmuffel). Es war einfach ein schöner Tag, treuer Begleiter: die Sonne. Darum haben wir uns entschlossen einen 'kleinen' Abstecher über Frankreich nach Chamonix zu machen. Wir wollten doch einmal den Mont Blanc sehen. Um 18:00 Uhr waren wir mit vielen Pausen auch da. Traumhaftes Wetter und Berggipfel mit Schneegipfel. Wahnsinn. Am Sonntag Morgen hiess es um 08:00 auf zur Bergmahnstation. Auf den Mont Blanc kommt man zwar nur zu Fuss, aber auf den Nachbarberg (Agil du Midi 3.800 m) gibt es eine Bahn. Um 09:00 waren wir dann oben. Das muss man mal gesehen haben: Bilderbuchwetter und die 4000-er Berge um sich rum. Es gab nur Sonnenschein und klare Sicht, keine einzige Wolke am Himmel. Selbst Photos können diesen Eindruck nicht wiedergeben.
Gegen Mittag waren wir wieder unten und es ging weiter mit dem Auto über zahlreiche Pässe nach Italien. Dort haben wir in der Po-Ebene nochmals übernachtet und erreichten am Montag-Nachmittag unser Hotel in San Gimignano. Vorher gab es noch einen Abstecher in's Ferrari-Museum in Maranello (ist aber nur etwas für eingefleichte Ferrari-Fans). Unser Hotel war ein ehemaliges Bauernhaus mit alten Backsteinen. Leider war der Service nicht so toll: schmutzige Zimmer, schlechtes Frühstück. Dafür Landschaftlich aber ne Wucht: mitten im Weinberg mit Blick auf den Ort. Der Ort ist ein altes Städtchen mit jedemenge Türmen, einer Stadtmauer, alten Gässchen, die für den Autoverkehr gesperrt sind. Eben ein typischer Ort der Toskana.
Von dort aus haben wir die Gegend erkundet. Am ersten Tag die Wein- und Olivenberge bis Volterra, am 2. Tag nach Florenz, am 3. Tag das Chianti-Gebiet, am 4. Tag Siena und am 5. Tag ging es dann ans Meer.
Florenz ist eine tolle Stadt. Der Dom ist die 3. grösste Kirche in Europa und kann über 8.000 Leute aufnehmen. Von aussen sind dort fast alle Kirchen mit weissem und grünen Marmor geschmückt, innen sind die meisten recht dunkel. Kleine bunte Fenster, Holzdecken und dunkle Wandgemälde. Aber es gibt auch noch andere schöne Ecken: Die alte Brücke über den Arno mit den kleinen Häuser drauf, der Plazza de Michelangelo mit Blick über Florenz, die Fahrt nach Fiosole usw..Leider hatten wir nicht soviel Zeit auch in die Paläste/Museen zu gehen, aber irgendwann werd ich mir Florenz nochmal in Ruhe anschauen.
Vom Flair gefiehl mir dann Siena besser. Der Dom ist nicht ganz so pampös, aber von innen schöner gestalltet. Dort gibt es viele Marmorbilder auf dem Boden. Die Gassen sind auch schöner. Es ist eben nicht eine so grosse Stadt.
Tja und an der ganzen Gegend konnte ich mich sowieso nicht satt sehen. Die ganze Woche hatten wir teilweise Temperaturen bis 32 Grad und strahlendblauer Himmel. Jeden Mogen einen traumhaften Sonnenaufgang und abends einen Untergang. So richtig romatisch alles.
Wie gesagt, Samstags ging es an Meer: Forte dei Marmi. Der Promi-Ort schlechthin. Die ganzen Luxusgeschäfte waren aneinander gereit: Gucchi, Armani, Prada, usw.. Und mit uns reiste auch das schlechte Wetter an. Zwar immer noch warm, so um die 25 Grad, aber Wolken, Gewitter, Sturm und heftige Regenschauern. So konnten wir nur 3 mal unseren Pool benutzen und in's Meer bin ich nur mal kurz mit den Füssen. Also haben wir unser Ausflugsprogramm verlängert und sind rumgefahren (eigentlich wollten wir uns dort die Sonne auf den Bauch scheinen lassen). Monnatgs haben wir uns die Carrara-Marmorbrüche angeschaut. Das ist schon beeindruckend, vor allem wenn die LKW's vor und hinter uns den Berg runterfuhren, mit den riesen Quader auf dem Hänger. Aber irgendwie wird man etwas wehmütig, was mit der Natur so alles gemacht wird. Überall ist in den Orten Marmor zu finden, und sei es als Bürgersteig. Und wir haben uns mit Souvenirs inkl. Geburtstagsgeschenken eingedeckt.
Dienstags haben wir uns Pisa und Lucca angeschaut. Pisa fand ich etwas enttäuschend. Der Turm ist mit 55m recht klein und eben nur schief. Ansonsten gibt es dort noch eine Kathedrale und eine Taufkirche, aber auch nicht besonderes. Das Museum hab ich mir gespart.
Lucca ist auch ein nettes Örtchen, kleine Gassen, einen kleinen ovalen Platz und auch ein paar nette Kirchen inkl. Dom im gängigen Stil. Leider hatten wir dort immer wieder Regenschauern, was den allgemeinen Eindruck etwas trügte.
Donnerstags haben wir uns dann die Insel Elba gegönnt. Bis um 2:00 spiellte auch das Wetter mit, und ab dann gab es nur noch Regen. Trotzdem ist Elba wunderschön: Tolle Landschaft, schöne Örtchen und nette Sandstrände. Und bei der Überfahrt von einer Stunde kann man sich so richtig die Meerluft um die Nase wehen lassen.
Landschaft gefiel es mir am Meer nicht so gut. Mag aber auch daran liegen, dass man vom Meer recht wenig sieht, da dort der Strand komplett mit Strandbäder zugepflastert ist. Dort kann man sich für teuer Geld 2 Liegestühle und 1 Sonnenschirm mieten, darf sich aber sonst nicht dort aufhalten.
Naja, und dann hiess es schon wieder fast Koffer packen und nach Hause fahren. Also ging es Samstags los richtung Heimat. Kurzer Zwischenstop in Portefino (bei Genua), was ein nettes aber recht teures Hafenörtchen ist. Und eigentlich ist die Fahrt an der Küste dorthin viel schöner. Dann ging's vom Meer aus auf direktem Weg zum Comaer-See. Dort haben wir in einem kleinen Dorf übernachtet um am Sonntag nach Hause zu fahren.

Landschaftlich ist die Toskana wunderschön und wenn man Kunst und Kirchen mag bekommt man einiges geboten, aber leider schaffen die Italiener es, einem einen schlechten Eindruck vom Land zu vermitteln. Überalle werden horende Preise für Lebensmittel, Parken, Eintritt oder anderer Leistungen verlangt, dabei ist der Service eine Katastrophe, wir haben nicht selten 'ne halbe Stunde auf eine Bedienung gewartet und dann locker 2,70 Euro für Capucchino und 4,50 Euro für ein Bier gezahlt. Und auch der Wein ist dort recht teuer. Eigentlich wollten wir uns nämlich auch mit Chianti-Wein eindecken, aber er ist dort wesentlich teurer, als hier. Selbst beim Erzeuger. Gleiches gilt für Olivenöl. Kurzum: Die Toscana kann man nur mit prall gefülltem Geldbeutel besuchen. Schade eigentlich. Aber die Auswirkungen sind schon zu spüren: 40% Einbusen in der Tourismusbranche in Italien.

So dass war der Reisebericht. Er ist zwar etwas länger, aber sowas lässt sich nicht in 3 Sätzen berichten.

Bis denn
Herzogin
Harro
Hi Herzogin,
danke für deinen interessanten Reisebericht.

Wenn ich mir die Preise so anschaue, dann werde ich wohl doch nicht dahin fahren, trotz der schönen Landschaft. Ich kann ja schlieslich kein Geld k......
Muss ich mir ein anderes Reiseziel aussuchen, aber bis nächstes Jahr ist ja noch viel Zeit.


Harro smokin.gif winke.gif
tach-post
Das ist ein sehr schöner Reisebericht.
Gut geschrieben und auch gut zu lesen.
Danke dafür.
tach-post
tach-post
Ich komme richtig in Urlaubsstimmung.
Aber leider eine zu teure Gegend.
licecow
Hallo ihr Toskana-Fahrer,
man kann auch seine Musik Instrumente in den Koffer legen, wenn man in die Toskana fährt.
Ich habe meinen Mann schon halb überredet, sich doch dafür auch mal eine Woche frei zu halten - für einen Musik-Kurs in der Toskana.
Musikferien für Hobbymusiker
Lernen und Urlaub miteinander verbinden
gemeinsames Musizieren
Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene...
Das würde mich halt unheimlich reizen, ABER es ist ziemlich teuer, jaja kinnkratz.gif
Da muß eine alte Frau lange für stricken... (Besonders wenn sie nicht stricken kann, psst)

winke.gif Thea
focki
QUOTE (tach-post @ 22.01.2005, 19:37)
Das ist ein sehr schöner Reisebericht.
Gut geschrieben und auch gut zu lesen.
Danke dafür.
tach-post

Hi tach-post winke.gif
das stimmt, die Toskana ist wirklich sehr schön.
Obwohl ich ja ein Griechenland Fan bin.
Deutschland Urlaube sind wegen dem Wetter nicht so mein Ding.
Höchstens mal so als Kurztrip.
licecow
Hi Herzogin,
QUOTE
Da muß eine alte Frau lange für stricken... (Besonders wenn sie nicht stricken kann, psst)

Vielleicht kann ich mir das Geld ja vor Ort mit Mandoline spielen zusammenkratzen, vielleicht verkraftet dann unser Reiseetat die Kosten besser...
winke.gif Thea
Hansi
biggrin.gif
Hi Herzogin,

hatte Deine erste Frage vor dem Urlaub leider nicht gesehen. Im Prinzip habt Ihr den schönsten Teil der Toscana bereits durchgemacht. Sehenswert wäre noch die Cinque Terre, nahe La Spezia gewesen ebenso wie ein kleiner Ort vorne am Golf von La Spezia. Der Ort heißt Portovenere. Dort wurde ein Großteil des Filmes "Der Graf von Monte Christo" gedreht. Es gibt dort eine wunderschöne "Blaue Grotte" ähnlich wie bei Capri unten. Man fährt mit einen Fischer mit seinem kleinen Boot dorthin. Niemals mit dem Ausflugsschiff, da dieses die Grotte nur von außen zeigen kann. Der Fischer legt sein Boot Richtung Meer und lässt sich rückwärts in die Grotte hineintreiben. Es ist bei der Brandung ein richtiges Abenteuer, aber die Fischer kennen das Meer dort wie Ihre Westentasche. Der Ort Portovenere selbst war früher ein Piratennest. Von dort wurden die Schiffe welche nach La Spezia fuhren, übrigens der größte Kriegshafen Italiens, überfallen und entweder bezahlten die Kaufleute oder sie wurden niedergemetzelt und die Fracht nach Portovenere gebracht. In Portovenere gibt es fast mehr Katzen als Menschen.
Dieses Verhältnis stammt noch aus der Zeit der Seeräuber und man sagt, wenn es keine Katze mehr in Portovenere gibt, dann stirbt der Ort. Dementsprechend werden die Katzen dort gehegt und gepflegt. Deutsche Touristen sind dort immer noch nicht allzu viel zu sehen.
Ich kenne es jetzt rd. 18 Jahre. Als ich das erste Mal dort war, gab es überhaupt keine Touristen außer meiner Gruppe, höchstens italienische. Heute ist es wesentlich mehr, aber immer noch wenig Deutsche darunter.
Was Du in dem wunderschönen San Gimignano gesehen hast, sind sogenannte
Geschlechtertürme. Es waren früher wesentlich mehr. Aber keiner war höher als der Turm der Kirche. Dies wurde bestimmt als die Gibbeliner noch gegen die Guelfen kämpften. Diese Türme waren zum einen der Fluchtturm. Tür zu Ende mit Lustig - niemand konnte den Turm einnehmen. Zum anderen war es ein Statussymbol. Je höher der Turm war, um so angesehener war die Familie.
Im übrigen wie Du geschrieben hasst , ist es eine wunderschöne Landschaft. Ich bin nach zwanzig Jahren immer noch jedes Jahr aufs neue begeistert zwei,drei Mal im Jahr diese Tour zu fahren. Habt Ihr die Wildschweinwurst und Wilschweinpastete in San Gimignano versucht? Ist etwas ganz Feines aber teuer.
Ebenso der weiße Ziegenkäse welcher mit Auftröpfeln von Kastanienhonig ganz vorzüglich schmeckt.
Auf Eurer Fahrt von San Gimignano über Volterra vor ans Meer seid Ihr auch an einem ganz wichtigen Gefängnis vorbeigekommen. Es ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Das bestgesicherte in ganz Italien. Dort ist nach nun neun Jahren immer noch keiner rausgekommen.
Elba habt Ihr leider nur an einem Tag gemacht. Somit konntet Ihr die Westküste nicht fahren. Sie ist der schönste Teil von Elba. Aber ich denke, dass Ihr in der Picola Minerva wart. Also in dem Bergwerk wo sie die wunderschönen Steine und Kristalle herausholen. Ebenso in Porto Ferrario wo Ihr ja mit der Fähre ankamt. Die Villa Napoleon wird Euch sicher ebenso enttäuscht haben wie mich.
Elba ist auch ein Tauchparadies.
Du schreibst es ist sehr teuer in der Toscana. Hier vermute ich, dass ihr immer in den entsprechenden Orten wie Lido di Camaiore, Forte dei Marmi, Marina di Pietrasanta oder Marina die Massa Euren Kaffe getrunken habt. Dann geb ich dir recht.
Aber selbst in diesen Orten gibt es typische italienische Lokale welche von den Touristen meist nicht gefunden werden oder auf Grund des äußeren Eindruckes nicht betreten werden. Und gerade da ist es eben auch typisch italienisch. Hier bekommst Du Deinen Espresso für 90 Cent, den Capuccino für 1.20 Euro. Da kostet er bei uns mehr. Leider steht in keinem deutschen Reiseführer, dass das Bier in Italien teuer ist. Die 4-4,50 Euro sind normal für Gesamt Italien.
In Italien trinkt man den Wein.
Was Ihr auf Eurer nächsten Tour da runter auch noch besuchen könnt ist natürlich das riesengroße Seeaquarium in Genua. Es ist den Besuch allemal wert.
Aber trotz den Geldausgaben denke ich wird es nicht Euer letzter Besuch der Toskana gewesen sein, oder?
Für Sandstrände welche noch nicht touristisch überlaufen und mit Bagno`s (Strandbädern) zugebaut sind, müsst Ihr an die Adria in die Region Marken also in Richtung Ancona, welche 30 Kilometer hinter Rimini südlicherweise beginnt.
Hier gibt es allerdings sehr wenig Hotels weil kaum Tourismus da ist.
Oder Ihr geht nach Valverde di Cesenatico. Zwischen Ravenna und Rimini.
Da geht es noch. Rimini selbst ist tödlich. Wir habe einmal ausgerechnet, dass wenn alle Hotel- und Ferienwohnungsbenutzer in Rimini an den 14 Kilometern Strand gleichzeitig anwesend wären, dann hätte Jeder doch ganze 3 cm² zur Verfügung.


Liebe Grüße

Hansi sonne.gif
licecow
Hallo an die musizierenden Bandis,
wer Musikferien in der Toskana machen möchte, kann bei mir erfahren, wohin man sich wenden kann.
Allerdings: die Zeit drängt!

winke.gif Thea sonne.gif
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Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter