nachdem ich urplötzlich vor einschneidende Entscheidungen gestellt werde, habe ich über Umwege zu Euch gefunden und bereits viel gelesen.
Aber fangen wir von vorn an: Mein Name ist Michael, ich bin 36 Jahre alt und wohnhaft in Freystadt (Oberpfalz, Bayern). Wir haben uns hier mit meiner Frau und 5 Monate altem Sohn ein Häuschen gekauft und sind hier glücklich. Beruflich bin ich als Beamter in einer größeren Behörde in der Softwareentwicklung tätig, also ausschließlich am Schreibtisch. Rückentechnisch hatte ich zwar immer wieder mal Probleme im Schulter-/Nackenbereich (v.a. öfter einen "steifen Hals"), habe mir jedoch nie etwas dabei gedacht und es auf meinen Bürojob gepaart mit zu wenig Bewegung geschoben. Bis ich letzte Woche ins Bett gegangen bin. Kerngesund...
Frühs habe ich bemerkt, dass mir Schulter und Nacken weh tun, diesmal haben jedoch zwei meiner Finger links ein Kribbeln und leichtes Brennen entwickelt haben. Ähnlich, als ob einem die Hand einschläft, aber halt dauerhaft. Ich habe es wieder mal auf einen "steifen Hals" geschoben und bin auf Arbeit. Schmerzen in Schulter und Hals waren zwar da, jedoch durchaus auszuhalten. Ich habe es dann mit Wärme (und Massage durch meine Frau versucht), es hat sich jedoch nicht gebessert. Leider wurden die Schmerzen täglich immer schlimmer und das Taubheitsgefühl und Kribbeln/Brennen in der Hand blieb auch. Also bin ich Montag zu meinem Hausarzt und der hat mich sofort zum MRT überwiesen (Verdacht auf BSV HWS) und einen Termin beim Neurochirurgen vereinbart (Prof. Beisse in Rummelsberg). Gegen die Schmerzen bekomme ich Naproxen, dass ich immer noch nehme. Tagsüber lassen sich damit die Schmerzen überwiegend in den Hintergrund schieben, nachts könnte ich jedoch heulen vor Schmerz... Die Schmerzen selbst haben von Tag zu Tag zugenommen, heut habe ich erstmals das Gefühl, dass es ein wenig besser ist.
Ich bin also direkt zum MRT, hier der Befund des Radiologen
Indikation: Akute Cervicobrachialgien links mit Taubheit DI-DII links.
Kernspintomographie HWS vom 24.08.2011
Sequenzen: T1- und T2-gew. SE-Sequenzen sag., cor., STIR sag., BTFE und T2w/FFE ax., Myelographie
Befund: Erfasst wurde die WS vom Foramen magnum bis BWK 5.
Mäßige Streck-Fehlhaltung (Kommentar: kein Wunder, ich konnte nur mit Nackenkissen und überstrecktem Hals so lange in der Röhre aushalten. Den ersten Versuch mussten wir wegen der Schmerzen nach 5min abbrechen...).
Diskrete Ödematisierung der Deckplatte HWK 7 im Sinne einer marginal aktivierten Osteochondrose. Die BS kommen insgesamt dehydriert zur Darstellung. Mäßige Spondylose mit Retrospondylose der Seg. 5/6 und 6/7. Keine relevante Spondylarthrose. Flachbogige, linkskonvexe, skoliotische Fehlstellung. Mäßige Unkarthrose. Im Seg. HWK 5/6 deutlich links betonte, knöchern gedeckte Protrusion mit bilateraler neuroforaminaler Enge, links betont. Eine
Spinalkanalstenosierung liegt nicht vor. Im Seg. HWK 6/7 knöchern gedeckter lateraler bis prä- und intraforaminaler BSP rechtsseitig mit deutlicher neuroforaminaler Enge rechts, wobei das NF C 7 links frei imponiert. Ansonsten kommen die NF ohne relevante Stenosierung zur Darstellung. Ein weicher BSP demarkiert sich nicht. Unauffälliges Signal des Myelons. In der miterfassten oberen BWS kein Nachweis einer NF- oder Spinalkanalstenosierung.
Bewertung:
1. Prämature Bandscheibendegeneration mit mäßiger Retro- und deutlicher Unkarthrose.
2. Links betonte, knöchern gedeckte Protrusion im Seg. HWK 5/6 mit neuroforaminaler Enge links aggraviert durch Unkarthrose intraforaminal sowie knöchern gedeckter lateraler bis präforaminaler BSP im Seg. HWK 6/7 mit deutlicher neuroforaminaler Enge C 7 rechts.
3. Diskret aktivierte Osteochondrose Modic Typ I im Seg. HWK 6/7
Mittlerweile versteh ich auch fast alles davon, eine Frage hab ich aber noch an die Experten:
Was bedeutet, dass "das NF C 7 links frei imponiert"? NF C 7 ist mir klar, aber ist "freies imponieren" gut oder schlecht?
Gestern war ich dann in der Klinik Rummelsberg und hatte dort meinen Termin mit dem Chefarzt Prof.Beisse. Seiner Meinung nach habe ich eine generelle Veranlagung zu verengten Nervenkanälen, dies ist bei fast allen WK im Bereich HWS/BWS so. Dazu kommt dann eine Verengung links in 5/6 durch einmal Bandscheibe und zweitens Unkarthrose und rechts durch Bandscheibe in 6/7. Insofern deckt sich das mit dem Befund des Radiologen und würde meine Probleme linksseitig erklären. Rechts hab ich komischerweise keine Probleme, müsste sie aber nach MRT haben. Ist mir aber auch recht, mir reicht eine Seite völlig aus...
Dann kam seine Empfehlung, welche mich fast aus den Socken gehauen hat: Er rät mir dazu, die beiden Bandscheiben zu entfernen, die Unkarthrose dabei auszufräsen und zwei Bandscheibenprothesen einzusetzen (5/6 und 6/7). Mein erster Gedanke sah so aus:

Ich bin 36 und jetzt schon zwei künstliche Bandscheiben? Nö, danke. Er hat mir dann jedoch erklärt, dass er durch die bereits jetzt vorhandenen Störungen am Nerv befürchtet, dass dieser dauerhaft geschädigt wird. Klingt logisch, beruhigt mich aber dennoch nicht wirklich.
Daraufhin durfte ich dann zum Chefarzt der Neurologie. Dieser hat mit mir diverse Tests gemacht mit Strom und Nadeln und Kram. Kennen bestimmt viele hier. Seine Meinung war, dass starke Reizungen des Nervs erkennbar und nachweisbar sind. Aus seiner Sicht jedoch noch nicht kritisch, so dass er erst einmal 2 Wochen konservative Therapie empfehlen würde. Sollte es dann nicht besser sein, würde auch er zur Prothese raten. Daraufhin habe ich mit Prof. Beisse vereinbart, dass wir die 2 Wochen noch warten und dann entscheiden. Und außerdem habe ich ein Rezept bekommen für 10x KG für Osteochondrose und 10X Elektrotherapie. Sonst nix.
Und das ist jetzt der Stand der Dinge. Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

Mir ist ein wenig so, als ob man mir den Boden unter den Füßen wegzieht. Letzte Woche noch gesund und nun die Aussicht auf Schmerzen auf Lebenszeit oder gar schlimmeres. Vielleicht könnt Ihr mir ein bißchen helfen:
Wer hat ähnliche Erfahrungen und das mit konservativer Therapie wieder in den Griff bekommen? Reichen dafür 10x KG und 10x Elektrotherapie aus, oder soll ich mir von meinem Hausarzt noch anderes verschreiben lassen?
Wer kann mir einen guten Neurochirurgen in Nürnberg und Umgebung für eine zweite Meinung benennen, gern auch etwas weiter weg. Nur mehrstündiges Autofahren ist derzeit schmerzbedingt nicht drin. Wenn alle Stricke reissen: wie ist Eure Meinung zu Prothesen? Noch hoffe ich ja, dass der Kelch für´s Erste an mir vorbei geht...
Sorry, für den langen Beitrag.

Danke vorab und liebe Grüße,
Michael