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Komplette Version Bericht über OP L 5/S 1 und die Komplikatioen dana

Bandscheiben-Forum > Erfolgreich operiert
gerhard.mainz
Liebe Bandscheiben-Gemeinde,
nachdem ich die Forumsbeiträge hier ja schon seit einigen Wochen fleißig lese, will ich gerne auch meine eigene Geschichte als Beitrag einstellen. Sie zeigt vor allem wie viel Geduld man mit der Genesung ausbringen muss... auch wenn noch nicht alle Beschwerden weg sind, wähle ich dazu das Forum „erfolgreich operiert“. Aber über die Beurteilung können und sollen wir hier gerne diskutieren!

Meinen Ersten BSV hatte ich vor etwa 7 Jahren - L 5/S 1, er begann schleichend, wurde zum Jahresende schlimmer und nach Weihnachten ganz schlimm. Im Januar/Februar 2005 konnte ich dann nicht mehr laufen und wurde im Schmerzzentrum Mainz operiert - danach AHB, bei der ich mich absolut nicht wohl gefühlt habe (Kasernenhofton, standardisierte und nicht abgestimmte Behandlungen, psychische Abstürze). Trotz weiterer Beschwerden beim Sitzen in ich dann, ich glaube, 7 oder 8 Wochen nach der OP wieder arbeiten gegangen (prekäres Beschäftigungsverhältnis). Es bekam mir lange nicht richtig gut, aber etwa ein halbes Jahr und mit vielen eigenen Anstrengungen und Übungen später war ich dann wieder ziemlich beschwerdefrei. Die Jahre danach auch....

Ab letztem Herbst begann mit dem Abschluss einer Projektarbeit ein ziemlicher Stress. Zum Jahresbeginn dache ich Abend immer, ich bekäme dicke, schmerzende Füße. Das ging mit kalten Güssen aber immer gut weg. Im März hatte ich dann nach längerem Sitzen immer Kribbeln im Bein. Der HA verschrieb mit KG, ich kam zu einem SEHR guten Physio und mit fleißigen Übungen nach Mc Kenzie ging das rasch weg. Mir ginge wieder gut, auch wenn ich ahnte, dass ich sehr aufpassen muss... Im April kam dann zur Projektarbeit noch ein weiteres akutes Vorhaben mit drei Wochen Mega-Stress und körperlichem Einsatz... die erste Woche ging gut, aber nach der zweiten hatte ich ein übles Ziehen in Ischias, das über das WE ganz grauenhaft wurde... dann eine Woche zu Hause, Stufenlagerung, Schonung, Diclo... es wurde zeitweilig besser... wieder arbeiten gegangen, wieder schlimmer... das übliche Spielchen halt. Ab Mai ging dann gar nix mehr.

Am 16.5. endlich mein Termin beim Ortho, der nach der üblichen Untersuchung nix weiter tat, als mich zur RMT zu schicken... dann ging alles ganz schnell. Am 17.5. in der Röhre, am 18.5. Überweisung zum Neurochirurgen, wo ich durch Zufall noch am selben Tag vorsprechen durfte (normalerweise 2-3 Wochen warten). Mittlerweile noch Zehenlähmung; auch wenn die Schmerzen durch Medis und TENS-Behandlung nachgelassen hatten. Ich hatte also wieder einen BSV L 5/S 1 rezidiv, nochmal ziemlich groß und sequestiert, und man machte mir keine Hoffnung dass er sich konservativ behandeln ließe und empfahl die OP... diese könne gleich am 25.5. sein.

Wer das Mainzer Schmerzzentrum und die kleine Station, die nur auf BSV spezialisiert ist kennt, weiß dass dort die Behandlung und die Pflege ganz hervorragend sind. Ich habe dem Vorschlag also gleich zugestimmt und war, ehrlich gesagt, frohgemut, dass ich alles rasch überstehen könne und nicht lange mit Schmerzen und anderen Peinigungen zu tun hätte. Ich kam also am 24.5. wirklich erleichtert in die Klinik mit dem üblichen Prozedere - leider aber gab’s dann noch einen wirklich tragischen Zwischenfall. Am Nachmittag erfuhr ich, dass zwei Tage zuvor mein bester Freund verstorben war. mit dem ich sehr sehr viel über viele Jahre zusammen war und alles Mögliche unternommen hatte, über Nacht, mit 48 an Herzversagen. Es hat mir einfach nur noch jeglichen Boden unter den Füßen weg gezogen. - Dennoch wollte ich die OP machen, denn auch sonst hätte sich an der Situation nichts geändert und es wäre auch furchtbar gewesen, zwei Wochen zu Hause zu liegen und sich dann z. B. nach der Beerdigung operieren zu lassen.

Die Op verlief dann gut und nach Plan. Die erste Nacht war erwartungsgemäß schlimm, und vom 3. bis 5. Tag starke Schmerzen, was aber wohl vorkommt. Aber die Parese war weg, ich durfte am 1. Tag danach aufstehen und wurde rasch mobilisiert. - Aufgrund meiner schlechten Erfahrung und der schwierigen psychischen Situation entschied ich mich, nach Absprache mit den Ärzten, gegen eine AHB, auch da ich zu Hause versorgt würde. Mit Unterstützung des HA und meiner guten Physio würde das schon gegen. Am 8. Tag nach OP wurde ich entlassen.

Die Entscheidung war gut, wie sich dann zeigen sollte. Denn am 9. Tag - der 2.6., also Feiertag - fielen der Zehenheber und der Fußheber langsam, aber dann komplett wieder aus. Dazu Schmerzen und Beschwerden, wie ob ich einen neuen BSV hätte. Ich war natürlich in vollkommener Panik und froh, dass ich am 3.6. noch einmal in die Ambulanz des NC gehen konnte. Insgesamt noch 4 Mal sollte ich mich dorthin wenden - und wurde immer absolut promt und kompetent behandelt, wofür ich der Klinik sehr sehr dankbar bin. Ich weiß nicht, wie dies mit den Ärzten in einer Reha-Klinik gelaufen wäre, die ich als äußerst 05/15 in ihren Diagnosen, wenn nicht präpotent in ihrer Einstellung gegenüber und bei der Behandlung jener Patienten, die nicht nach der gewohnten Norm spuren und funktionieren, in Erinnerung habe... gegebenenfalls hätte man meine Komplikationen dort einfach ignoriert, aber das ist natürlich Spekulation.

Also die Geschichte ging dann natürlich weiter... als am Montag darauf, den 6.6. noch die selben Beschwerden hatte, ordnete der NC noch einmal eine MRT an. Die hatte ich am 9.6. mit dem Ergebnis, dass sich ein wenig Wasser am Nerv angesammelt hatte. Behandlung mit Cortison, die mir wegen der Nebenwirkungen nicht gut bekam, aber etwas Linderung der Schmerzen brachte (die Parese blieb). Nach den 5 Tagen Stosstherapie kam dann aber alles wieder. Auch die Verzweiflung ;-( . Wir warteten bis zum 20.6., es blieb unverändert. Da der NC eine genaue Diagnose erstrebte, sollte ich ein weiteres bildgebendes Verfahren absolvieren, eine Myelographie (da lernt man mal, was es alles so gibt). Zu Hause las ich ein bisschen im Netz und fand die schlimmsten Horror-Geschichten darüber. Nun ja, mit viel Angst ging ich am 28.6. in die HSK Wiesbaden, wo die Untersuchung sehr professionell und vorsichtig vorgenommen wurde. Die Einspritzung des Kontrastmittels in den Wirbelkanal war jedenfalls halb so wild, da kann ich jeden nur beruhigen... leider war es aber der heißeste Tag des Sommers, das Liegen für den Rest des Tages zu Hause war somit das unangenehmste... ich bekam am Nachmittag leichte Kopfschmerzen, aber das war es dann schon mit den Nebenwirkungen.

Am 30.6. Besprechung mit dem NC, die sehr beruhigend war. Es war nur eine leichte Verlagerung des Nervs und nix Schlimmeres, was vielleicht eine 2. Op erfordert hätte - größte Erleichterung, wie Ihr Euch alle denken könnt. - Ich muss noch berichten, dass ich durch den HA bestens versorgt wurde mit allem was man so braucht,. und dass ich ab Mitte Juni wieder in die KG ging, wo mein Physio alles daran setzte, den Fuß zu mobilisieren (ich konnte kaum, also nur im „Storchengang“ laufen). Die Reflexe waren da, wenn auch sehr sehr schwach... Ende des Monats bekam ich dann eine Orthese, die mit einem Gummiband den Fußheber unterstützte. Das Laufen ging damit schon etwas besser, und ich unternahm mehrere kleine Rundgänge am Tag... die Schmerzen gingen zurück, aber Taubheit in den Zehen und das Prickeln und Ziehen im ganzen Bein bzw. Fuß blieben erst noch eine Weile.

Anfang Juli kam dann die Wende und mein Fußheber zeigte leichte Besserung und dann deutliche Reaktionen. Der Zeh ließ und lässt sich noch immer etwas mehr Zeit. Seit Mitte Juli nehm’ ich keine Schmerzmittel mehr, und etwa seit der Zeit mach ich nicht nur 2 X in der Woche die KG, sondern jeden morgen auch Krafttraining am Seilzug nach Anweisungen des Physio - mittlerweile mit ordentlichen Gewichten und ca. 45 Minuten. Ich ging jeden Tag etwas länger und habe sowieso noch eine größere Reihe von Übungen, die ich zu Hause mache und die ständig modifiziert werden.

Mittlerweile gehe ich kleine Strecken ohne die Orthese, die ich nur bei meinen längeren Strecken noch trage. Am Mittwoch bin ich 2 und gestern 2,5 Stunden gegangen (mit Päuschen), das war dann aber doch etwas sehr lang :-D man überschätzt sich immer noch leicht. Nach Überanstrengung und zwischendurch immer wieder mal Kribbeln und Ziehen, aber immer in erträglichem Maß. - Leider fällt mir das Sitzen immer noch schwer, diesen Text schrieb ich in mehreren Portionen, das geht einfach noch nicht anders, wird aber auch langsam besser... ich arbeite noch nicht, hoffe aber, dass die vielleicht zum September wieder geht. Insgesamt bin ich recht optimistisch, auch wenn die Tage mit den vielen Übungen etc. vielleicht etwas eintönig verlaufen und man sich einfach wieder ein „normales“ Leben wünscht.

So nun ist mein Bericht aber wirklich SEHR lang geworden - aber das war ja meine Krankengeschichte auch. Mich würde sehr interessieren, ob meine Komplikationen ungewöhnlich waren, oder ob andere Ähnliches erleben mussten. Und ob Ihr denn auch meine OP als „gelungen“ ansehen würdet, trotz der Schwierigkeiten.

Allen Leidenden und Betroffenen wünsche ich von Herzen gute Besserung und wenige Schmerzen, und ganz liebe Grüße an alle auch aus Mainz vom

Gerhard
solis
Hallo Gerhard, wink.gif

danke für Deinen Bericht und ich denke schon, dass Du Dich zu den "erfolgreich operierten Bandis" zählen kannst.

Ich erkenne doch viel aus der Geschichte meines Vaters wieder und ich weiß, wie lang der Weg sein kann. Immer wieder Rückschläge,
Angst und immer wieder der Zwang, geduldig zu sein...

Du bist mit Deinen Fortschritten schon sehr weit und ich glaube, dass viele Bandis gern mit Dir tauschen würden.

Mein Vater ist am 01.06.2011 operiert worden und auch wir hatten am 12. Tag nach der Op "Land unter". Nervenschmerzen, Medis bis ans Limit, 360 km Entfernung zum Operateur, Nachuntersuchungen und Probleme ohne Ende.

Aber für uns war immer das "Bauchgefühl" wichtig. Man kann sich selbst gut einschätzen und dann trifft man auch Entscheidungen, gegen Medis, für Reha, wie weit die Gehstrecken werden usw.

Dennoch bleibt der Weg noch weit und wie war das mit der Geduld... ? Es wird noch lange dauern und man muss sich an kleinen Fortschritten freuen.

Ich drücke Dir fest die Daumen, dass es immer aufwärts geht. sonne.gif

Liebe Grüße winke.gif
Solis

gerhard.mainz
Liebe Solis,
vielen Dank für Deine Antwort! - Ja, ich bin insgesamt zufrieden mit meiner Situation und Entwicklung und die Geduld, das ist wirklich so eine Sache... ich finde, darauf wird man allgemein zu wenig vorbereitet. Auch damals in der AHB war ja eine Beratung in diesem Sinn, wie man z.B. mit Komplikationen psychisch umgehen kann, gar kein Thema. Ich denke da bestehen wirklich große Defizite.

Hab die Geschichte von Deinem Vater gelesen, das war natürlich sehr heftig und ich hoffe es geht ihm jetzt besser? Dass man den Ärzten manchmal regelrecht ausgeliefert scheint... nun ja das kann man ja leider öfters hier lesen.

Mir hat es sehr geholfen mich unter Nutzung aller Möglichkeiten mit dem Thema auseinanderzusetzen, gerade auch aus medizinischer Sicht. Natürlich soll man selbst keine Diagnose wagen, aber wenn man dann gezielt nachfragen kann, das ist oft schon "die halbe Miete" (manchmal dann aber auch wird trichtig gebliockt... das werde nauch einige kennen).

Weil Du noch gefragt hattest, warum Schmerzen abends/nachts stärker sind - auch das beobachten ja viele: Ein Physio erklärte es mir einmal vereinfacht so, dass Nerven auf eine hohe Zufuhr von Sauerstoff und schnelle Blutzirkulation angewiesen sind. Da im Bett der Blutdruck fällt, wird auch die Zufuhr vom Sauerstoff geringer, und der Nerv "beschwert" sich dann... klingt logisch.

Das würde auch erklären, warum viele meiner jetzt immer noch eintretenden Komplikationen und Wehwehchen beim Laufen und Bewegen tendentiell besser und beim Liegen auch tagsüber tendentiell schlechter werden...

Ich werde bei Gelegenheit updaten und neues Berichten - für heute liebe Grüße an alles ung gute Besserung für jene die es brauchen können!
Gerhard

rosa77
Hallo Gerhard!

Obwohl wir beide eine sehr ähnliche Geschichte haben, ist sie doch total unterschiedlich!

Nach meinem 2.Vorfall hatte ich auch mit der Fußheberparese zu tun. Die nach der Op zwar Zeit brauchte, aber langsam besser wurde. Leider hat sich das bis heute nicht ganz regeneriert und ich vermute, es werden Langzeitschäden bleiben.

Nach der 1. Op hatte ich die ersten Tage auch starke Schmerzen, vorallem beim umdrehen im Bett.
Nach der 2. Op waren nur wenig da..

Erstaunlicherweise konnte ich 3 Tage nach beiden Op s wieder spazieren gehen. Ich dachte, dass wäre normal. (Obwohl ich beim 2. ten Vorfall auch nicht in der Lage war auf Toilette zb. zu gehen. Ich konnte nur wie ein Käfer mit angezogenen Beinen auf dem Rücken unter Höllenschmerzen liegen) Mit deinem Bericht wird mir Klar das es auch ganz anderen aussehen kann!


Das mit deinem Freund tut mir sehr leid. Ich verstehe total, dass ein schwerer Bsv einen psychisch schon total umhaut, aber dazu so eine schlimme Nachricht noch..

Ich wünsche dir eine schmerzfreie Zeit!

Lg
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