Hallo Bandis,
Vor etwa 5 Wochen hatte ich einen ziemlich großen, mediolateralen BSV an der L5/S1 BS rechts, der die rechte S1-Nervenwurzel deutlich abdrängt. Das wurde vor einer Woche durch MRT-LWS bestätigt. Von Anfang an hatte ich erhebliche Schmerzen, die klassisch über das gesamte S1 Dermatom verbreitet sind und die sich bisher kaum gemindert haben.
Ich kann auf den Zehenspitzen laufen, wiewohl es mir so vorkommt, als sei ich dabei auf dem rechten Bein etwas wackeliger und möglicherweise habe dort weniger Kraft als links. Auch der Hackengang geht rechts. Meine Beweglichkeit rechts ist allerdings recht eingeschränkt, ich hinke, und vom Achillessehnenreflex rechts ist kaum etwas da.
Vor etwa 2 Wochen stellte sich dann auch ein Taubheitsgefühl in der Fußsohle ein, hinten zur Ferse hin und an der Seite und vorn zur kleinen Zehe, das sich seither kaum verändert hat. Es fühlt sich so an, als sei der Fuß halb eingeschlafen (kein Prickeln), doch ein Tasten an der Hautoberfläche fühle ich noch, wiewohl gedämpft.
Dieses Taubheitsgefühl macht mir Sorge. Offensichtlich leiten die kleinen sensiblen Nervenfasern, die das Druck- und Tastempfinden vermitteln, nicht mehr richtig oder sind blockiert. Was irreversible Nervenschädigung anbetrifft, so unterscheidet man bei lumbalem Wurzelsyndrom im allgemeinen wohl die folgenden Alarmstufen: erster Alarm, bloß Schmerzen; zweiter Alarm, dazu auch Taubheitsgefühl; dritter und höchster Alarm, dazu auch Lähmung. Irgendwo in diesem Kontinuum, zwischen Alarm I und Alarm III, sollte man wohl an eine schnelle Operation denken (zur Dekompression der Nervenwurzel, damit Wurzeltod vermieden wird), und irgendwo in dieser Mitte scheine ich zu sitzen.
Heute ging ich mit meinen MRT Befund zu einem Orthopäden, und der war sich nicht ganz klar, was er zu diesem Taubheitsgefühl in meinen Fuß sagen sollte. Er meinte, daß man das sorgfältig beobachten sollte, und eine Operation wäre möglicherweise angebracht (vorzugsweise Mikroexzision des ausgetretenen BS-Kern-Materials, was dann den Druck auf den Nerv beseitigen würde). Er gab mir dann eine Dexamethason-Spritze (zur Besänftigung des Nervenwurzelödems) und verschrieb mir 6 Physiotherapie-Behandlungen, die morgen anfangen (keine Massage; ich muß in irgendeinem Gerat hängen, unter Strom. Auf meinen Grabstein kann man dann sagen: "Er wurde gehängt und durch Stromschlag getötet" - muß ein schlimmer Verbrecher gewesen sein).
Ich hatte mir auch schon vorher einem Termin bei der Rückenzentrale des hiesigen Helios-Klinikums besorgt, wo mich ein Neurochirurg untersuchen wird (ich möchte gerne eine zweite Meinung von jemandem aus einer anderen Fachrichtung haben). Allerdings ist dieser Termin erst in zwei Wochen.
Mein gegenwärtiges Dilemma ist, daß ich nicht weiß, wie ich dieses Taubheitsgefühl zu interpretieren habe. Falls mit jedem weiteren Tage, an dem diese Nervenfasern eingeklemmt sind, weiterer und möglicherweise irreversibler Schaden entsteht, dann wäre es leichtsinnig, weitere 2 Wochen auf eine genauere Untersuchung zu warten, und ich würde in dem Falle auf einen früheren Termin drängen. Falls dieses Taubheitsgefühl aber relativ harmlos ist und die betroffenen sensiblen Nervenfasern sich wieder erholen werden, dann würde wohl kein Grund zur Panik bestehen.
Ich habe viele Beiträge in diesem Forum über ein BSV-bedingtes Taubheitsgefühl gelesen, aber das Spektrum der Symptome und Meinungen darüber ist sehr breit, und von ihnen kann ich mir kein klares Bild erstellen, das genau meine Situation beschreibt. Mir ist es nicht klar, was mit den sensiblen Nervenfasern passiert, wenn sie weiterhin gequetscht werden und man ein andauerndes Taubheitsgefühl hat - ob sie absterben (mit permanentem Verlust der Sinnesempfindung, sofern das nicht schnell repariert wird) oder bloß vorübergehend funktionsunfähig sind und sich dann wieder voll erholen.
Kennt sich jemand von euch damit aus and kann mich über meine Situation aufklären? Vielen Dank!
Robert