Über meine HWS-Thematik habe ich ja hier in verschiedenen Themenbereichen schon öfter geschrieben. Daher nur mal kurz eine Zusammenfassung für die, die nicht wissen, worum es geht.
Okt. 2002 - Unfall, sturz kopfüber mit leicht gedrehtem Kopf, Kopfanprall ohne die Möglichkeit mich abfangen zu können
Unmittelbar nach dem Unfall erste Beschwerden, die sich im Laufe der Zeit noch verstärkten (Nacken- und Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, teilw. Kribbeln in den Händen, Flimmern vor Augen, Konzentrationsschwierigkeiten etc.)
In den folgenden Jahren Odyssee von einem Arzt zum Nächsten, von einer Spezialklinik in die Nächste. Keiner konnte oder wollte etwas feststellen, schließlich wurde ich schon in die Psycho-Ecke geschoben.
Dann im Jan. 2006 bin ich zu einem Neurochirurgen, der erstmals über 3 Jahre nach dem Unfall eine Diagnose stellen konnte:
"Cervicalsyndrom, Cervicocephalgie und cervicoencephale Symptome bei Instabilität obere Halswirbel"
"... deutliche Translationsbewegung zwischen Dens und Massa lateralis von C1. Links ausgeprägtes Aufklaffen zwischen Dens und Massa lateralis von C1, so dass das linke Ligamente alare gerissen sein muss. Nach rects ebenfalls Fehlbeweglichkeit. Translationsbewegung des C1-C2 Gelenkes (Überdehnung der Gelenkkapsel auf beiden Seiten)"
Ein zweiter NCH bestätigte diese Diagnose. Beide sagten, dass die gerissenen Bänder nicht wieder zusammenwachsen könnten, da man sich das mit den Kopfgelenksbändern vorstellen müsse, wie bei einem Gummi, der unter Spannung steht. Wenn man den durchschneidet, dann ziehen sich die Enden auch zurück und würden so nie wieder zusammenkommen. Lediglich auf der angerissenen Seite könne es zu Verwachsungen kommen und dadurch sich wieder ein wenig stabilisieren.
Da ich eine (vom ersten NCH vorgeschlagene) Versteifungs-OP nicht wollte, bin ich der Therapieempfehlung des 2. NCH gefolgt. Ich habe eine feste Halskrause bekommen und diese zunächst ständig getragen. Dann habe ich ganzlangsam begonnen, die Halskrause abzutrainieren. Seitdem fahre ich jeden Tag zur KG und MT und mache auch meine Übungen zuhause. Erst mit der Halskrause hatte ich meine Schmerzen einigermaßen im Griff, so dass ich mit möglichst wenig Schmerzmedis auskomme (trotzdem brauche ich noch Valoron) und kann zumindest wieder stundenweise arbeiten.
In den letzten Jahren habe ich die Zeit ohne Halskrause soweit steigern können, dass ich nun auf den Tag verteilt ca. 10 Std. ohne Halskrause schaffe, an guten Tagen auch mehr.
Jetzt war ich in den letzten Tagen wegen einer anderen Sache im Krankenhaus (mein Beitrag dazu siehe hier). Mein behandelnder Internist meinte dann, dass man den Chirurgen konsiliarisch mal dazu befragen sollte, denn es sei ja nicht gut, ständig diese Halskrause zu tragen und es schränke ja auch die Lebensqualität ein. O.k. habe ich gedacht, wenn der so darauf drängt, dann soll der den dazu holen, aber habe mir da nicht allzu viel von versprochen, da es sich "nur" um einen normalen Unfallchirurgen, aber keinen Neurochirurgen handelt. Es wurden dann auch neue Röntgenbilder der HWS angefertigt, normal und in Funktion. O.k., die letzten sind auch schon 4 Jahre alt, mal neue zu haben, kann ja nicht schaden.
Dann kam am Montag der Chirurg zu mir ans Bett und da passierte das, was ich schon vermutet hatte: Er teilte mir freudestrahlend mit, dass meine HWS ausgeheilt sei und keine Instabilität mehr vorliege. Ich bräuchte die Halskrause nicht mehr tragen! Die Röntgenbilder sähen sehr gut aus (im Bericht steht nur was von Steilstellung in der oberen HWS-Hälfte).
Auf meinen Einwand, dass die NCHs gesagt hatten, dass die gerissenen Bänder nicht mehr zusammen wachsen könnten, meinte er, das sei falsch!
Im Entlassungsbericht (der Inneren Abteilung) steht auch nochmal das Statement des Chirurgen, quasi zur Info für den Hausarzt. Da steht: "Die Funktionsaufnahmen und Schrägaufnahmen der HWS zeigen keine Gefügestörungen oder sonstige indirekte Hinweise für eine ligamentäre Instabilität. ... Aus meiner Sicht besteht keine Indikation, den Kragen weiterzutragen. Bezüglich der Schwindelsymptomatik sollte eine Abklärung der Durchblutungssituation im Bereich der A.vertebralis empfohlen werden (z.B. Angio-CT)"
Also ist genau das eingetreten, was ich ja eigentlich schon vermutet hatte. Dieser (Wald- und Wiesen)Chirurg sieht keine Instabilitäszeichen in den Röntgenbildern und meint alles sei gut. Und das was die NCHs gesagt haben, interessiert nicht mehr (ich hatte alle Befunde dabei). Stattdessen werden weitere (teure) Untersuchungen - möglichst im eigenen Haus - empfohlen.
Ehrlich gesagt, hat mich seine "Diagnose" nicht wirklich irritiert oder verwundert, denn mit sowas hatte ich ja nach meinen bisherigen Erfahrungen schon gerechnet. Außerdem hätte er sich bzw. seine Abteilung auch in gewissem Sinne unglaubwürdig gemacht, denn damals unmittelbar nach dem Unfall hatte man mich dort geröngt und dabei lediglich eine leichte HWS-Distorsion diagnostiziert. Wenn er jetzt gesagt hätte, da ist mehr, das wäre ja auch für ihn und die Unfallchir. Abteilung nicht gut gewesen...
Die Bilder konnte ich noch nicht mitnehmen, werde sie mir aber in den nächsten Tagen besorgen und dann mal sehen, wie darauf die Stellung meines Dens/C2 im Verhältnis zu C1 hat...
Was mich aber jetzt schon ein bißchen verwundert ist seine Aussage, der NCH hätte was falsches erzählt, die Bänder würden natürlich wieder zusammenwachsen und das sei auch bei mir geschehen.

Was ist denn nun richtig?

Viele Grüße
Alexandra