Hallo zusammen,
hier mal meine Geschichte :
2007 wurde bei mir ein Bandscheibenvorfall L5/S1 diagnostiziert - mit Bandscheibenvorwölbung L4/L5
Nervenwurzeltandierung rechts
nach drei PRTs war klar, dies würde mir nicht helfen - bzw. hat mir nicht weitergeholfen
Also wechselte ich von Orthopäden zum Neurochirurgen, da mein Taubheitsgefühl mittlerweile schon in beiden Beinen war (vorher nur rechts)
2008 wurde ich "gelasert" - also drei kleine Stiche in den Rücken - Laser rein - Bandscheiben "verkleinert" (was im Nerv
steckte, wurde abgebrannt) ... und anschließende ambulante Reha über die DRV.
Diese war voll für den Eimer. Dazu muss ich sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt 27 Jahre alt war, deutlich die Jüngte in dieser Reha und abgesehen von einem Triathleten auch die sportlich fitteste :-))))
trotz meines BSV bin ich joggen gegangen, geritten, Spinning gefahren u.s.w.
der Witz war - um so mehr ich mich bewegt habe - desto besser ging es mir - um so weniger ich gemacht habe - desto schlechter
stehen oder sitzen war die Hölle... und langsames gehen...
also war ich Hamster im Laufrad und habe versucht so viel wie möglich zu machen - da es mir ja eigentlich damit am Besten ging.
Wenig Verständnis kam von meinem Umfeld - die haben ja immer nur gesehen, dass ich nur unterwegs und in Action war - aber waurm - das konnte keiner nachvollziehen... man kommt sich dann schnell vor wie ein Simulant :-((((
Das man sich teilweise gleich morgens nach dem Aufstehen 2-4 x 600mg Ibu gegönnt hat, um sich nicht zu bewegen und zu fühlen wie eine 90jährige, hat keiner gesehen.
Ende 2008 wurden die Schmerzen immer schlimmer.... hatte im Oktober noch mit Boxen angefangen - wobei es mir erstaunlich gut ging.
Mein Doc (Neurochirurg) ordnete einen neues MRT an - und im Januar 2009 hatten wir dann das Ergebnis:
da ich eine sehr ausgeprägte Hyperlordose (Hohlkreuz) habe - mein Kreuzbein steht fast im rechten Winkel zur LWS, würden meine Wirbel langsam aber sicher zerreiben - bzw. hätten diese schon ziemlich zerrieben.
ALSO : Offene OP - Einsetzen eines Pina Stand Alone Cages --> zählt als PLIF (also Versteifung) - allerdings wird nur das betroffene Segment versteift - bzw die eigene Bandscheibe rausgeholt und durch Plastik ersetzt.
OP war dann am 16. April 2009 - alles lief ohne Komplikationen, musste anschließend zwei Tage stramm im Bett bleiben, da mein Spinalnerv lt. meinem Doc extrem Vernarbt war durch die PRTs und dies auch noch "gerichtet wurde".
Korsett für 6 Wochen und dann ist alles gut....
am 05. Mai ging es dann zur Reha an die Ostsee. Super... 3 Wochen lang am A... der Welt...
Wie soll man denn gesund werden, wenn man sozial völlig verkümmert !!??!?!?!
Wie auch immer... Mein Operateur hatte gesagt, dass ich noch keine Wasseranwendungen habe dürfte - meine kosmetisch genähte Narbe wäre noch leicht verschorft. Ich sollte noch eine Woche warten. Das sah der Reha-Arzt aber ganz anders... Ende vom Lied : nach 5 Tagen war meine Narbe das 1. Mal auf - ich wurde 5 Tage vom Wasser befreit - und dann am 1. Tag gleich wieder 2x innerhalb von 2 Stunden für jeweils 40 min ins Wasser gejagt... Folge : Narbe war das 2te Mal offen

habe mich danach geweigert, weiter an Wasseranwendungen teilzunehmen.
Korsett wurde mir gleich am 1. Tag ausgeredet - davon würden sich die Muskeln zurückbilden.
tja... das "Highlight" war die Einzel-KG (Krankengymnastik) - ich wurde von einer netten Auszubildenden im 2ten Lehrjahr behandelt, die
mir in der 1. Behandlung noch erzählt hat, dass sie total aufgeregt wäre, weil ich ihr 1. Implantat bin. Super... ganz toll... erst habe ich noch überlegt, ob ich sage, dass ich nicht von einer Azubine behandelt werden möchte - aber ich hatte noch 2,5 Wochen vor mir und wollte nicht gleich negativ auffallen... tja... hätte ich es mal getan...
ihr Stabilisierungsübungen fand ich sehr grenzwertig - aber bei meinem Physio hier, der mich seit 1,5 Jahren betreut, mache ich mir nie Sorgen, bzw. zweifele nie etwas an.... da ich davon ausgehe, dass das med. Fachpersonal ordentlich geschult ist.
Sie ließ mich auf jeden Fall den Hintern anheben ( zu einer Art Brücke) und versuchte mein Becken zu kippen.
Die Pina Cages werden zwischen die Wirbel geschoben und müssen an diesen festwachsen - Versteifung "ohne steif" zu sein.
leider sind diese nach 5 Wochen nicht annährend angewachsen.
Ich hatte das Gefühl, mir hat jemand in den Rücken geschossen.... ich gequickt, sie erschrocken.... Hölle Schmerzen ...aufgestanden und weggewackelt wie ein Pinguin...
nächsten Tag ging es nach Hause. 1 Tag später zum Operateur zum Kontroll-CT - ernste Gesichter - es tut uns leid - ihr Implantat ist verschoben.
Wir warten jetzt noch mal 2 Wochen, ob sich etwas zurechtruckelt - ansonsten müssen wir wieder aufmachen.
Was soll ich sagen - hatte wieder mal das Glück gepachtet - es hat sich nichts geruckelt.
Inzwischen kam ich mir schon vor, als wenn ich völlig degenerieren würde, denn meine ganze Wohnung war ein einziges Post-it - ich konnte mir nichts mehr merken und hatte permanent Kopfweh.... werden wohl die Schmerztabletten sein :-((((((
25.Juni dann die Revisions-OP - nach dem Aufwachen war ich völlig kaputt und fühlte mich wie vom LKW überfahren...
mein Arzt kam und fragte, ob ich schon aufnahmefähig wäre.... na klar... : der Cage hätte auf der rechten Seite im Spinalnerv gesessen und wäre da schon festgewachsen gewesen, hätte die Dura (Hirnhaut - schützt das Rückenmark) verletzt und mir wäre Liquor ausgelaufen (Gehirnwasser) - was jetzt auch meine Kopfschmerzen und Vergesslichkeit erklärte - mein Hirn war schon angeschwollen durch den Unterdruck. Außerdem hätte ich extrem viel Blut verloren - aber Fremdblut wäre noch nicht nötig.
3 Tage stramme Bettruhe inkl. Blasenkatheter waren die Belohnung. Mir war 4 Tage komplett übel und ich hatte oberheftige Kopfschmerzen.
Donnerstags wurde ich operiert - Sonntag sollte ich das 1. Mal aufstehen - Kreislauf war ganz gut.... schwungvoll wollte ich aus dem Bett - und konnte gar nicht so schnell gucken, wie mein rechtes Bein unter mir weggebrochen ist... die Schwester konnte mich zum Glück noch halten.
meine Operateure wurden bestellt - und ich bekam einen Gehwagen - mit 28 !!!!!
Ende vom Lied - Nervenwurzelläsion L5/S1, da mein Nerv extremst verärgert war, dass er innerhalb von 2 Monaten 2 x geschnitten wurde.
Super... Dienstags kam der Orthopädietechniker : lila Krücken (die Sommerfarbe schlechthin ;-)))), Korsett von der Brust bis zum Po und Beinschiene (wie eine Sohle - bis unters Knie).
Ich kam mir vor wie ein Polizist im Vollschutz - und im Hochsommer echt nicht zu empfehlen.
Dann durfte ich nach Hause ... ich konnte nicht alleine stehen, Zähne putzen im Sitzen, Weg vom Sofa / Bett zum Klo war nicht ohne Krücken und Korsett möglich.
Meine Familie und Freunde völlig fertig - keiner konnte sagen, ob ich wieder fit werde - bzw. wie lange es dauern würde.
Zum Glück habe ich einen tollen Freund, eine tolle Familie und tolle Freunde..... sie besuchten mich alle zu Hause und halfen wo sie konnten und versuchten mir im Rahmen der Möglichkeiten ein Sozialleben zu ermöglichen.
Ich versuchte tapfer zu sein...musste lernen auch mal "Nein" zu sagen...heute geht es mir gar nicht gut und ich will alleine sein...aber auch dafür hatten sie Verständnis... und kamen trotzdem wieder ;-)))))))
Inzwischen war ich auch auf 4 x täglich 20 Tropfen Tramal - ohne war es nicht auszuhalten.
Eine Reha habe ich nach der 2ten OP verweigert - mein Doc hatte vollstes Verständnis.
Mein Physio hier - 1,85m , 115 kg und Ex - Football Spieler fing erst mit Strom an und langsam wechselten wir zur Krankengymnastik.
Ihm habe ich viel zu verdanken... meine Beschimpfungen lies er stoisch über sich ergehen - man ist tierich gefrustet, wenn man bis vor kurzem noch geboxt hat - und nun zwischen 2 Liegen, einer Wand und seinem Physio eingeklemmt wird, damit alle Richtungen abgesichert sind, in die man fallen könnte.
und ich meine fallen - richtig fallen - wie ein nasser Sack... weil man keine Koordination mehr hat.
Die Beinschiene war die Hölle - meine Hacke war komplett wund und meine Achillessehne aufgerissen.
Also gabs die zweite - wie ein stabilerer Strumpf. Null Stütze - und außerdem hat diese die Blutversorgung des Fusses fast komplett
unterbunden.
Mittlerweile kann ich einigermaßen alleine laufen - eher wackeln wie ein Pinguin - aber ich gehe im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Mein Pferd hat mich nie mehr geliebt als jetzt - ich komme zum Füttern und Bepuscheln - reiten ist nicht absehbar.
Mein Physio hat immer noch eine Engelsgeduld ....
ich habe die dritte Schiene bekommen (Blue Rocker - 190 gramm - Carbon - 700.-- Euro - Sondergenehmigung von der KV - drückt auch nicht mehr, sobald die Knochenhaut vernarbt ist - wie lange das dauert, kann keiner sagen)....
Anwalt ist eingeschaltet - meiner Meinung nach ist es grob fahrlässig, Azubis ohne Aufsicht an Patienten "üben" zu lassen....
Das fiese an dieser Nervenlähmung ist, dass du deinen Fuss spürst - aber nicht mehr richtig bewegen kannst. Meine Zehen sind Fremdkörper hochziehen ist nicht möglich - dadurch kann ich beim Gehen auch nicht abrollen. Ich kann mich schon wieder leicht auf die Zehenspitzen stellen - mit Halt - an Hackengang ist nicht zu denken - braucht man ja eigentlich nicht - aber auch nicht schön, wenn es nicht mehr klappt.
ABER ICH HABE NOCH GLÜCK GEHABT! !!!!!!
Lt. meinem Operateur hat ihn das alles eh gewundert... er hatte nach der 2ten OP gesagt, dass er Querschnittslähmung mit Kontrollverlust über Körperflüssigkeiten diagnostiziert hätte - hätte er mich vorher nicht gehen sehen.
Er meinte, dass er sich gewundert hat, dass ich überhaupt noch laufen konnte.....
Jetzt sind 5,5 Monate rum.... endlich hat mal einer das Wort "NERVENLÄHMUNG" in den Mund genommen - womit man als Patient mehr anfangen kann - als mit Parese oder Läsion.....
6 - 12 Monate kann so etwas dauern....
und ich lerne geduldig zu sein.....
Warum schreibe ich dir das alles :
1. Versteifung geht auch "sanfter" mit diesen Cages - du bekommst keine Schrauben und Platten - und bist deutlich beweglicher als mit kompletter Versteifung
2. Eingriff ist kleiner - Narbe ist kleiner (nur knapp 5 cm)
3. lasse dich um Himmels willen nicht von Azubis etc. behandeln - Patienten haben auch Rechte und sind keine Dummys zum Üben
Liebe Grüße und ich hoffe, ich konnte dir damit helfen,
Nina