

Nach einer langen Zeit des stillen Mitlesens reihe ich mich doch auch endlich in die Mitgliederliste ein hier.
Ich bin nun seit etwas mehr als einem Jahr im Club der "Bandis".
Angefangen hat alles kurz nach Beendigung meines Studiums im Frühjahr 2008. Ich hatte immer wieder Rückenschmerzen, nachdem ich meinen Job begonnen hatte - und schob das alles auf den Bürostuhl und ungewohnte Haltungen. Dass es so schlimm war, dass ich manchmal eine ganze Zeit lang krumm gehen musste, bis es wieder einigermaßen ging, ließ mich nicht zum Arzt gehen. Ebensowenig die Tatsache, dass es morgens auf der Fahrt zur Arbeit meist irgendwann beim Kupplungtreten wieder anfing. Jetzt weiß ich, wieso das so gewesen ist...
Der 22.06.2008 war ein Sonntag, den ich wohl so rasch nicht vergesse. Ich quälte mich mit Rückenschmerzen aus dem Bett und wollte den Frühstückstisch für mich und meine Mitbewohnerin decken, griff in den Kühlschrank, kam wieder hoch - und das wars. Ab da ging nichts mehr. Was ich in der Hand hatte, fiel hin und ich musste meine Mitbewohnerin rufen, damit sie mir zurück aufs Bett half. Ich hatte irrsinnige Schmerzen und konnte kaum laufen. Ich denke, Ihr wisst ja alle, wie das ist.
Meine Mitbewohnerin (die auch gleichzeitig meine beste Freundin ist) rief den ärztlichen Notdienst an und wurde recht unfreundlich abgefertigt, ich solle in die Notfallpraxis kommen. Das ging natürlich nicht und so hieß es warten. Abends gegen halb 7 war der Arzt dann endlich da; ich weiß gar nicht, wie ich die Zeit bis dahin herumgebracht habe. Er war auch recht ruppig und unfreundlich, gab mir eine Spritze und schrieb Schmerztabletten auf. Tags darauf solle ich dann zu meinem Hausarzt gehen.
Irgendwie habe ich die Nacht dann überstanden, konnte mich aber nicht zum Arzt bewegen am Montag. Ein Hausbesuch wurde auch nicht gemacht, irgendwie sind diese Zeiten ja leider vorbei, seit mein alter Hausarzt in Rente ist. Ich weigerte mich auch weiterhin standhaft, mich ins Krankenhaus fahren zu lassen.
Dienstag habe ich es dann zum Arzt geschafft. Der gab mir auch nochmal eine Spritze (die genausowenig half wie die erste) und ließ mich auf den Zehenspitzen und den Hacken gehen - was alles (noch) funktionierte. Daher schickte er mich dann auch wieder heim.
Mittwoch dann rief ich nach einer ganz furchtbaren Nacht und großen Schmerzen in den Beinen bei meinem Hausarzt an und hoffte wieder vergeblich auf einen Hausbesuch. Laufen konnte ich so gut wie gar nicht - aber der Arzt spekulierte über eine Thrombose und wollte mich zum Ultraschall in die Praxis bestellen. Das ging natürlich nicht, daher gab er dann meiner Mitbewohnerin für später am Tag eine Überweisung ins Krankenhaus mit, wo die Ultraschalluntersuchung dann gemacht werden sollte. (Meine Arztpraxis hat nämlich mittwochnachmittags zu). So weit kam es aber gar nicht, da es so schlimm wurde, dass ich vor Schmerzen wirklich aus Leibeskräften gebrüllt habe, ohne, dass ich es verhindern konnte. Ich bin eigentlich kein wehleidiger Typ, aber da ging nichts mehr. Meiner Mitbewohnerin hat das gereicht und sie rief den Notarzt.
Ich wurde unter stärkste Schmerzmedikamente gestellt, denn der Rücken tat weh, die Beine brannten, als lägen sie in offenem Feuer und die Novalgin-Infusion hatte den Effekt eines Schlucks Wasser. Was auch immer sie mir dann gegeben hatten - es war gut und ich spürte nichts mehr, war aber auch ziemlich "wattig". Ich wurde dann geröntgt im Krankenhaus; natürlich ohne Befund. Man riet mir, dort zu bleiben, also wurde ich aufgenommen und sollte tags darauf eine MRT bekommen. Das wurde aber irgendwie verschludert, so dass ich erst Freitag damit an der Reihe war.
Danach ging alles sehr schnell. Ich musste ins Krankenhaus Merheim wechseln wo ich notoperiert wurde, denn schon am Donnerstag wurden mein Bein und meine linke Gesäßhälfte taub. Diagnose war:
Massenprolaps L5/S1 mit ausgeprägter Kompression des Duralsackes und deutlichem epiduralen Reizzustand.
Im Entlassungsbrief von Merheim steht:
Diagnosen:
Bandscheibenmassenvorfall LWK 5/S1 linksbetont mit Caudasymptomatik.
Therapie:
Sequestrektomie und Nukleotomie LWK 5/S1 am 27.6.2008
Noch im Krankenhaus wurde eine Reha beantragt, die ich dann ambulant bewilligt bekam. Ich war jedoch nicht in der Lage, die Einrichtung zu erreichen, so dass mein Hausarzt als alternative eine andere Reha auf Rezept aufschrieb. Die war dann allerdings auch nur ca. 1-2 Mal in der Woche. Schmerzen hatte ich bei Entlassung keine mehr - aber das lag leider nur an der Medikation im Krankenhaus.
Ich humpele seitdem stark, Bein und Gesäßhälfte sind immer noch taub und der Nerv schmerzt nach wie vor sehr. In der Beweglichgkeit bin ich stark eingeschränkt und irgendwie trete ich seit der OP beinahe auf der Stelle. Natürlich muss ich nicht mehr im Stehen essen und ich kann mich auch mal ein Weilchen an den PC setzen - z.B. jetzt, um das hier zu schreiben. Aber Schmerzen habe ich nach wie vor und wohnte ich allein, ich wäre ziemlich aufgeschmissen. Bei vielen Dingen im Haushalt benötige ich Hilfe, manches kann ich nur unter Schmerzen und mit großem Zeitaufwand oder auch gar nicht.
Der Neurologische Befund vom 15.12.08 besagt:
Glutaeus medius links °4, Fussheber links °4. ASR nicht auslösbar, sonst ml MERE.
Hypästhesie + Hypalgesie L5/S1 links. Nachziehen des Beines mit pos. Trendelenburgzeichen.
Im Januar diesen Jahres wurde nochmal ein MRT gemacht.
Befund:
Untersuchung unter Einsatz der Synergy Spine-Spule.
Nativ: T1 sag. T2 sag. T2 fatsat sag. T 2 trans (was auch immer das bedeuten soll...)
Kein Nachweis einer Fraktur oder malignomsuspekter ossärer Signalalterationen.
Flache Lendenlordose mit regelrechtem Hinterkanten-Alignement ohne Nachweis einer Gefügestörung. Kein Nachweis einer tumorösen raumfordernden Läsion des Spinalkanals. Ende des Conus medullaris auf Höhe BWK12. Die mitabgebildeten paravertebralen Weichteile kommen orientierend unauffällig zur Darstellung.
Im Segment L5/S1 stellt sich der ehemalige Massenprolaps bei Zustand nach OP nicht mehr dar, stattdessen finden sich narbige Verziehungen mit Verzeichnung des periradikulären Fettgewebes um die linke S1-Wurzel, die partiell nicht sichtbar abgrenzbar ist. Ein Reprolaps findet sich nicht. Im Segment L5/S1 zunehmende Höhenminderung des Zwischenwirbelraumes mit Signalalterationen der angenzenden Wirbelkörperabschnitte auch mit leichten ödemtypischen Veränderungen sowie diskreten ventralen Spondylosen im Sinne einer zunehmenden Osteochondrose. Sämtliche weiteren Segmente kommen unauffällig zur Darstellung. Kein Nachweis einer Spinalkanalstenose oder einer neuroforaminalen Enge, keine relevanten Spondylarthrosen.
Empfohlen wurde eine PRT.
Beim Orthopäden bekam ich dann an 3 Terminen Injektionen der Facette L5/S1 und Wurzel sowie episacrale Überflutungen. Gebracht hat das alles nichts, außer mehr Schmerzen im Bein. Der Nerv hat nach den Behandlungen auch völlig verrückt gespielt und ich hatte beinahe 2 Wochen am Stück Kopfschmerzen, die ich für Migräne hielt, wohl aber durch Nervenwasserverlust ausgelöst wurden.
Im Mai war ich 3 Wochen in stationärer Reha die leider absolut gar nichts gebracht hat. Den Antrag hatte ich auf Wunsch der Krankenkasse gestellt und hatte nach der Reha dauernd Angst, dass ich nun einen Rentenantrag stellen muss.
Eine TENS-Therapie blieb ebenfalls erfolglos.
Außer Reha, TENS und PRT hatte ich natürlich ohne Ende Krankengymnastik, die ich auch daheim mit Übungen fortsetze.
Nun bin ich schon seit dem 23.6.08 krankgeschrieben und geändert hat sich nicht viel. Am meisten macht mir (neben den Schmerzen, die unterschiedlicher Stärke sind) zu schaffen, dass ich nicht vernünftig laufen kann. Ich bin immer gerne und viel gelaufen, und nun gibt es Tage, an denen ich kaum die Treppe herunterkomme. Manchmal kann ich mich auch nicht ins Auto setzen, weil ich die Kupplung nicht treten kann. Wie nervig das alles ist, wisst Ihr ja alle am besten.
Seit dem Wochenende habe ich auch wieder sehr heftiges Nervenbrennen und -reißen im linken Oberschenkel, je nach Bewegung geradezu unerträglich.
Jetzt hänge ich total in der Luft, denn im Januar/Februar läuft (glaube ich) mein Krankengeld aus. Mein Arbeitsvertrag läuft im April aus und ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll und wird. In der Reha sagte man mir, das brauche eben Zeit. Aber die Zeit bekommt man ja leider nicht.

Mein Orthopäde meinte, ich solle es mit CT-gestützter PRT versuchen - nach den unangenehmen Spritzen bei ihm war ich davon wenig begeistert. Die Ärztin im Krankenhaus machte mir bei meinem Vorgespräch dazu auch wenig Mut und was dabei alles passieren kann hat mir eine Sterbensangst eingejagt. Natürlich ist das alles selten - aber es passiert ja. Und sie meinte, nachdem die ersten 3 nichts gebracht hätten, würde sie sich von der CT-gestützten auch keinen Erfolg versprechen, denn so, wie ich das alles beschrieben hatte, hat mein Orthopäde schon die richtige Stelle getroffen.
Mal schauen - morgen muss ich zum MDK. Ich hatte mich schon gewundert, dass da nicht schon viel eher etwas kam. Ein bißchen Angst habe ich vor dem Termin ja - aber die Berichte hier haben mich ein wenig beruhigt.
Nach der Reha hatte ich auch einen Antrag auf Behinderung gestellt. Zurück kam das Stabdard-Schreiben mit einem GdB von 20. Unterlagen wurden von keinem meiner Ärzte eingefprdert... Also habe ich einen Widerspruch hingeschickt und schaue nun, was draus wird.
Ohje, Ihr Armen...durch diesen Mammuttext kämpft sich wahrscheinlich niemand durch.
Einen schönen Tag wünscht Euch
Iskendra