Hallo. Dies ist mein erster Beitrag hier und ich hoffe, ich habe ihn ins richtige Unterforum gestellt. Das Ärzte-Unterforum scheint ja mehr für Tipps gedacht zu sein als für Anfragen und dürfte selten gelesen werden (letzter Beitrag im September).
Ich habe einen Prolaps C6/C7 (wie anscheinend die meisten hier); Details, Krankengeschichte und Bilder kann ich auf Wunsch nachliefern. Mit meiner Überweisung zur neurochirurgischen Ambulanz ging ich auf Anraten meiner Betriebsärztin, die eine hohe Meinung von der Neurochirurgie am SMZ Ost hat, ebendort hin. Der Arzt wollte mich zuerst wegschicken, weil ich außer einer Dysästhesie im rechten Zeigefinger keine Beschwerden hatte. Aber weil ich etwas frustriert darauf hinwies, dass die physikalische Therapie nichts genützt hatte, holte er einen Oberarzt zu Rate, der mich fragte, ob das ein unangenehmes Gefühl ist. Die beiden fachsimpelten eine halbe Minute, dann ging der Oberarzt weg und ich wurde aufgefordert, draußen zu warten. Nach 10min holte mich der Arzt, der zuerst gegen eine Operation gewesen war, wieder herein und sagte: "Wir operieren Sie." Von vorne, mit Entfernung der Bandscheibe und Einsatz eines Carbon-Cages. Weil ich den auf Grund meiner damaligen Unkenntnis als künstliche Bandscheibe bezeichnete, klärte er mich auf, dass das 2 verschiedene Dinge sind. Aber ich müsse mich zuerst mal für oder gegen die OP entscheiden, und dann erst werde entschieden, was wirklich eingesetzt wird.
Ich hatte von minimal invasiven Operationsmetoden gelesen und war nun etwas perplex, dass so eine radikale Metode vorgeschlagen wurde. Weil der Arzt zuerst gegen und nun für eine OP war, dachte ich, sie haben mir nur nachgegeben, weil ich so lästig war. Also war ich froh, als mir der Arzt 2-3 Wochen Bedenkzeit genehmigte.
In dieser Zeit war ich privat bei einem Orthopäden, der mir von einer solchen Operation abriet, mir Spritzen gab und an seinem Krankenhaus irgendwas mit Infiltration machen wollte. Aber das hab ich letztlich verworfen, weil es mir nach einer reinen Symptombehandlung aussieht. Außerdem war ich bei einem Neurochirurgen eines anderen Krankenhauses (Speising), der mich ausführlich beriet. Er riet mir wegen der Gefahr einer schleichend kommenden Myelopathie zu einer OP und empfahl eine Prothese, weil damit die Beweglichkeit des Segments wiederhergestellt wird und damit die benachbarten Segmente, besonders C6/C7, wo er meint eine Protrusion zu erkennen (auf dem Röntgenbild sind jedenfalls wie bei C5/C6 spangenbildende Spondylophyten zu sehen), geschont werden. Seine Argumentation überzeugte mich und ich ging wieder zum SMZ Ost.
Meine Symptome wurden manchmal besser, manchmal schlimmer - meistens von Montag bis Freitag immer schlimmer und dann am Wochenende wieder besser. Wenn es schlimmer wurde, tat mir der rechte Fuß weh und ich kriegte etwas die Panik und wünschte mir eine möglichst baldige OP, damit keine bleibende Rückenmarksschädigung entsteht. Den Termin am SMZ Ost hatte ich jedoch an einem Tag, wo es etwas besser ging und mir wieder Zweifel an der Notwendigkeit einer OP aufkamen. Weil das MRT schon fast ½ Jahr her war, waren sich die Ärztin und ich einig, dass ein neues MRT sinnvoll ist. Ist der Prolaps gleich geblieben, dann sei eine OP notwendig, weil mir sonst bei einem Peitschenschlag ein Querschnitt drohe.
Das neue MRT sah aus wie eine Fotokopie des alten. Überhaupt keine Veränderung. Wieder bei der Ärztin im SMZ Ost, sagte ich, dass ich mich für die OP entscheide. Sie sah ein paar Sekunden auf die Bilder und sagte dann, dass sie zu einem Cage tendiert. Sie ging raus und fragte offenbar den Oberarzt, dann kam sie zurück und sagte: Ja, wir haben uns für den Cage entschieden.
Jetzt war ich schon wieder perplex. Der andere Neurochirurg hatte doch eine Prothese empfohlen! Ich berichete ihr davon, doch sie meinte nur, dass die Wirbelsäule an der Stelle sowieso schon versteift sei; und dass ich keine zusätzliche Beweglichkeit brauche, weil mein Hals eh beweglich genug sei. (Ich kann ihn vor und zurück beugen.) Außerdem sei der Cage eine seit 20 Jahren bewährte Technik, wogegen sie mit Prothesen noch wenig Erfahrung haben und anzunehmen sei, dass die Prothese in 10 Jahren kaputt gehe. Dieses Argument erscheint mir sonderbar, denn demnach dürfte man immer nur veraltete medizinische Techniken benutzen.
Jetzt weiß ich nicht, wem ich glauben soll - den Neurochirurgen vom SMZ Ost oder dem Neurochirurgen von Speising?
Die Neurochirurgie des SMZ Ost hat eigentlich einen guten Ruf, aber es ist v.a. der Vorstand Doz. Mühlbauer, der diesen guten Ruf genießt, und mit dem hatte ich nicht direkt zu tun. Da der Cage billiger ist als die Prothese, drängt sich zudem der Verdacht auf, dass die Ärzte angehalten sind, den Kostenfaktor zu berücksichtigen.
Ich könnte mich auch im Krankenhaus Speising operieren lassen.
Wahrscheinlich sollte ich noch eine dritte Meinung einholen. Neurochirugrische Abteilungen gibt es auch z.B. in der Rudolfstiftung und im AKH. Aber wer kennt sich gut mit Bandscheibenprothesen in der HWS aus?