Hallo Aurora,
ich kann Deine Angst sehr gut verstehen.
Ich denke aber, dass du Dir keine so große Sorgen machen musst, solange Du dich an ein paar Regeln hältst.
1. Du solltest Dich in regelmäßige neurologische Kontrolle begeben. Mit Hilfe von Messung der Nervenleitgeschwindigkeit der langen Bahnen im Rückenmark (SSEP und MEP) kann man das Ausmaß der Rückenmarksschädigung sehr gut kontrollieren und im Auge behalten.
2. Suche dir einen Neurochirurgen, der Dich im Zweifelsfall schnell operieren kann, wenn es nötig werden sollte
Was hast Du denn momentan genau für Beschwerden und wie war/ist der Verlauf der Beschwerden?
Wie lautet denn Dein genauer Befund?
Wie lange hast Du denn die Probleme mit der HWS schon? Wie alt ist der BSV?
Warst Du schon beim Neurologen?
Eine Querschnittslähmung bekommt man nicht so schnell und im Rollstuhl landet man auch nicht so ohne weiteres.
Das passiert zum Glück nur sehr selten!
Ich allerdings gehöre zu diesen seltenen Fällen.
Ich hatte im Januar 2001 einen schweren Skiunfall, durch den ich ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten habe und eine Instabilität der Kopfgelenke (C0-C2) habe.
Im Sommer 2004 kam dann noch ein BSV in der BWS hinzu, wohl auch noch eine Folge des Unfalls. Vor dem Unfall hatte ich nämlich absolut nie Rückenschmerzen und schon gar nicht in der BWS. Nach dem Unfall jedoch bekam ich immer häufiger schmerzhafte Blockaden in der BWS, immer im Bereich des BSV auf dem Niveau Th5/Th6.
Nachdem ich im Januar 2006 Ausfallserscheinungen in den Beinen und im Rumpf bekam, die immer schlimmer wurden, wurde ich im Mai 2006 schließlich wegen diesem BSV (Th5/Th6) operiert. Direkt vor der Operation konnte ich nicht mehr als 10-20m am Stück laufen mit Krücken. Ich wurde in Maastricht in den Niederlanden operiert und es wurde eine transthorakale Microdiscectomie durchgeführt. Es war keine leichte Operation und die OP dauerte fast 5 Stunden. Während der Operation konnte mein Neurochirurg das ganze Ausmaß des BSV sehen. Es war ein verkalkter Massenvorfall, der in diesem Bereich das Rückenmark stark deformierte. Zusätzlich war der BSV komplett mit der Dura verwachsen und hatte an dieser Stelle ein Loch in die Dura (Rückenmarkshaut) gestoßen, wodurch ich schon vor der OP ein Liquorunterdrucksyndrom hatte. Dieses Leck wurde dann bei der OP gleich mitversorgt.
Auch die Beschwerden von meiner BWS wurden leider lange nicht richtig ernst genommen, weshalb ich letztlich auch zu spät operiert wurde. Seitdem habe ich zusätzlich zu den übrigen Problemen seit dem Unfall eine inkomplette Querschnittslähmung ab Th5/Th6. Ich kann im Haus mit Hilfsmitteln (Krücken und Rollator) laufen und außerhalb brauche ich für etwas längere Abstände meinen Rollstuhl. Aufgrund meiner neurogenen Blasenstörung bekam ich im Dezember 2006 einen Blasenschrittmacher (S3-Stimulator) implantiert, der mir einigermaßen gut hilft. Ich muss seither nicht mehr regelmäßig katheterisieren. Vorher habe ich wohl über einen Zeitraum von 2-3 Jahren täglich um die 500-600 ml Restharn in meiner Blase gehabt ohne, dass es jemandem aufgefallen ist. Auch der Darm ist leider so ziemlich komplett paralytisch und ich muss jeden Tag große Mengen Abführmittel in mich reinstopfen. Traurige Bilanz meiner zu spät entdeckten neurogenen Blasenstörung: etliche Blasenentzündungen 4 Nierenbeckenentzündungen, eine Nierenentzündung und eine Urosepsis mit temporärem Nierenversagen.
Die operierte BWS bereitet mir zwar immer noch Schmerzen, aber dank 60mg Targin (Oxycodon) und 1600mg Neurontin (Gabapentin) lassen sie sich ganz gut aushalten. Vermutlich wurde durch die OP ein Interkostalnerv (Zwischenrippennerv) beschädigt/durchtrennt, der mir nun eben die Schmerzen bereitet. Machen kann man da leider nicht viel, außer abwarten und Medis schlucken.
Was das Laufen betrifft, habe ich zwar seit der Operation schon Fortschritte gemacht, aber es geht eben sehr langsam. Auch werde ich auf jeden Fall für immer eine Paraplegie behalten.
Mein Ziel und gleichzeitig mein Traum ist es aber, irgendwann einmal mit meinem Freund Hand in Hand die Straße auf und ab laufen zu können, ohne Hilfsmittel. Dafür bin ich viel am Trainieren und ich bekomme Ergotherapie, Physiotherapie (beides Hausbesuch) und mache therapeutisches Reiten.
Um mein Ziel zu erreichen, bin ich leider auf eine große Schwäche von mir angewiesen, nämlich Geduld!
Ich will dich jetzt wirklich nicht schockieren, denn was mir passiert ist, ist großes Pech und beruht auf einer Verkettung von Missverständnissen und Fehleinschätzungen.
Wenn du irgendwelche Fragen hast oder so, dann kannst Du Dich gerne bei mir melden.
Es würde mich freuen, mehr von Dir zu hören.
Liebe Grüße von Nicoline