Hallo Kalle,
habe auch "nur" Osteochondrose mit kleinem BSV bei C5/6 und C6/7 und beschäftige mich mit dem OP-Thema eigentlich schon seit 2 Jahren.
Habe schon mehr als 4 Meinungen. Fakt ist, die Hälfte ist ggf. für OP, die andere Hälfte strikt dagegen. Weitere Meinungen einzuholen wäre in meinem Fall nur noch kontraproduktiv. Habe mich schon intensiv mit der Materie beschäftigt, da ich der Meinung bin, ich muß ja auch hinterher mit den Konsequenzen leben. Der Arzt läßt sich alles unterschreiben.
Die Neurochirurgen gucken meist nur, ob Nerven eingeklemmt sind, die sie befreien können. Wenn dies nicht der Fall ist, dann besteht allenfalls eine relative OP-Indikation aufgrund von Therapieresistenz bei konservativen Maßnahmen. Die, die sich doch eher noch die gesamte Wirbelsäule angucken und nicht nur auf die eingeklemmten Nerven schauen, sind eher die orthopädischen Chirurgen. Ob die die besseren Operateure sind sei dahingestellt, das vermag ich nicht zu sagen. Aber sie denken halt noch in andere Richtungen.
Überhaupt würde ich auf alle Fälle immer versuchen herauszufinden, wieviel Erfahrung der jeweilige Arzt auf dem Gebiet der Bandscheibenprothesen hat. Heutzutage wird diese Methode an jeder Ecke angepriesen und dem Patienten "verkauft" auch wenn der Arzt gerade mal sozusagen seinen "Führerschein" für diese OP-Technik gemacht hat. Und ich denke, daß gerade da auch "ein" Problem mit den vielen "mißratenen OP´s" liegt.
Die Wirbelsäule ist ein ganz empfindliches Gebilde und bringt man das Gleichgewicht durch operative Eingriffe durcheinander, dann ist Holland in Not. Deshalb ist Erfahrung des Operateurs extrem wichtig. Leider ist es sehr schwierig unabhängige Infos über die betreffenden Akteure zu bekommen. Werbung macht jeder gern für sich. Das ist in der Medizin nicht anders als in anderen Branchen. Und Skrupel haben die meisten nicht. Ich finde immer ein guter Arzt greift nicht sofort zum Messer, nimmt sich Zeit für den Patienten, erklärt geduldig und hilft mit, Alternativen zu erarbeiten. Leider sind diese Exemplare sehr selten geworden, da auch in der Medizinbranche das Leitmotiv nicht vorrangig Verantwortung und Berufung sind, sondern leider wohl auch notgedrungen überwiegend wirtschaftliche Motive. So bekommt man eben bei einigen schnell diese Prothesen "verkauft", der nächste rät ab, weil er die Technik noch gar nicht drauf hat und rät vielleicht eher zur Versteifung oder er läßt dann ganz die Finger davon. So ein Exemplar hatte ich auch mal vor der Linse. Es wurde mir zur Versteifung geraten und 2-3 Monate später hatte ich Infopost im Briefkasten mit der Supernachricht, daß die Praxis nun auch in der Lage sei diese Prothesen einzubauen. Somit war mir klar, der Rat zur Versteifung beruhte nicht auf Überzeugung, daß das die beste Methode sei, sondern darauf, daß die neuere Technik noch nicht beherrscht wurde. Es ist dann aber jedenfalls ehrlicher dem Patienten abzuraten, als ihn mit einer Methode zu operieren, die man noch nicht so gut beherrscht.
Am besten man hat einen Operateur, der beide Methoden gleichermaßen beherrscht, ausgesucht.
Wenn keine Lähmungen da sind, dann hat man ja auch die Zeit, sich ausführlich über die Methode zu informieren, und Pro und Contra für sich abzuwiegen. Das Dich diese Phase neben der Spur laufen läßt, kann ich nur zu gut nachempfinden. Es ist immer die Angst da einen Fehler mit der Entscheidung zu machen. Egal wie man sich entscheidet.
Da ich mittlerweile so viele Meinungen erhalten habe, konnte ich mich bis jetzt noch nicht zur OP entscheiden. Der Schritt ist nicht mehr reversibel. Es kann gut gehen, aber auch genausogut schief. Dafür ist die Wissenschaft noch nicht soweit, um genauere Prognosen abgeben zu können, gerade auch weil jeder Patient und jede Wirbelsäule anders ist. Es spielt einfach auch eine große Rolle wieviel Risiko man bereit ist einzugehen, ohne zu wissen, was es mir genau bringt.
Was mich bei Deinem Beitrag hat aufmerksam werden lassen ist, daß Du von einer Fingerstreckerschwäche geschrieben hast. Das hört sich nicht so gut an. Wie lange hast Du die denn schon? Wenn schon sehr lange, dann ist es bestimmt fraglich, ob das mit OP wieder weggeht. Kann sein, kann auch nicht sein. Wenn erst kurz, dann wäre eine OP sicher zu überdenken.
Mein Motto: Hinterfrage alles was Du nicht verstehst und versuche Dir ein eigenes Bild zu machen soweit wie das möglich ist, wenn die Zeit noch nicht drängt.
Viele liebe Grüße
Fitze