Hallo Pampelmuse

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ich bin zwar nicht von der LWS-Fraktion, aber ich kann Eure Sorgen da sehr gut nachvollziehen, da ich da auch so meine eigenen Erfahrungen mache und eigentlich Physiotherapeutin bin.
Ich hatte vor 7 1/2 Jahren im Alter von 21 Jahren einen Ski-Unfall. Seitdem hat sich mein Leben drastisch geändert und meine Gesundheit hat unter den folgen des Unfalls enorm gelitten. Bei dem Unfall hatte ich ein SHT 2 erlitten und zusätzlich habe ich seither eine Instabilität der Kopfgelenke mit entsprechenden Beschwerden (Hirnstamm-Symptome).
Im Sommer 2004 kam dann noch ein BSV in der BWS hinzu, der wohl auch die Folge des Unfalls war. Nachdem ich im Januar 2006 Ausfallserscheinungen in den Beinen bekam, die immer schlimmer wurden, wurde ich im Mai 2006 schließlich wegen diesem BSV (Th5/Th6) operiert. Während der Operation konnte mein Neurochirurg das ganze Ausmaß des BSV sehen. Es war ein verkalkter Massenvorfall, der in diesem Bereich das Rückenmark stark deformierte. Die Beschwerden von meiner BWS und entsprechende Befunde wurden leider lange nicht richtig ernst genommen, weshalb ich letztlich auch zu spät operiert wurde. Seitdem habe ich zusätzlich zu den übrigen Problemen seit dem Unfall eine inkomplette Querschnittslähmung ab Th5/Th6. Ich kann im Haus mit Hilfsmitteln laufen und außerhalb brauche ich für längere Abstände meinen Rollstuhl. Seit meiner Operation habe ich aber kleine Fortschritte gemacht.
Schon lange vor meiner Operation hatte ich auch unter Problemen mit Blase und Darm (massive Obstipation, paralytischer Darm) gelitten, die sich leider erst sehr spät als neurogen bedingt herausstellten.
Ich habe knapp 3 Jahre an dieser neurogenen Störung von Blase und Darm gelitten, ohne dass es ein Arzt darauf gekommen wäre. Ich hatte immer Probleme, um Wasser zu lassen, obwohl die Blase meinem Gefühl nach eigentlich voll war. Die Folge waren ständige Infekte von oberen und unteren Harnwegen. Dadurch wurden meine Probleme immer auf den Infekt geschoben. Irgendwann wurde dann mal eine Zystoskopie gemacht unter Narkose. Dabei stellte sich dann heraus, dass meine Harnröhre durch die ganzen Infekte total stenosiert und vernarbt (verengt) war. Die Stenose wurde dann mittels einer Dilatation operativ beseitigt und für meine Probleme gab es fortan einen neuen Grund: die Stenose der Harnröhre.
Erst als bei mir dann auch Lähmungen in Oberkörper und Beinen auftraten kam man auf die Idee, es könnten ja auch neurogene Blasenstörungen sein. Ich wurde dann mit Medikamenten behandelt (Omnic und Ubretid), die auch etwas halfen gegen meine spastische Blase.
3 Monate nach der OP bin ich dann in die Reha gegangen und dort wurde dann die erste Restharnmessung gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass ich ständig zwischen 500 und 700 ml Restharn in der Blase habe. Ein paar seltene Male hatte ich vor und kurz nach meiner OP auch einen totalen Harnverhalt mit Restharnmengen bis zu 2000 ml. Der Urologe stellte dann mittels Urodynamik fest, welche Art der Blasenstörung ich genau habe. Ich habe kein Gefühl für meine Blasenfüllung und somit merke ich nicht mal, wenn ich hohe Restharnmengen habe. Ich habe mich dann ein halbes Jahr lang täglich selber 3 bis 4-mal katheterisiert. Seit einem Jahr ist das jedoch nur noch sehr selten nötig, da ich vor einem Jahr einen Blasenschrittmacher implantiert bekommen habe. Dieses Gerät ist ein Segen für mich!
Die traurige Bilanz der ganzen Blasen-Geschichte ist aber: etliche Blasenentzündungen, Stenose der Harnröhre, 5 Nierenbeckenentzündungen, eine Nierenentzündung (Glomerulinephritis) und eine Urosepsis (schwere Blutvergiftung) mit akutem Nierenversagen und vorübergehender Dialyse. Die Urosepsis habe ich nur knapp überlebt und habe deswegen 5 Wochen auf der Intensivstation gelegen.
Ich kann also eure sorgen bezüglich der Komplikationen bei neurogenen Blasenstörungen gut verstehen. Die Gefahr dabei geht vor allem vom Restharn aus. Die Inkontinenz ist zwar lästig, aber nicht wirklich gefährlich. Zum Glück habe ich da keine Probleme mit, da ich ja eher das entgegengestellte Problem habe.
Wie hoch sind denn aktuell die Restharnmengen bei Deiner Freundin? Wenn der Restharn dauerhaft über 100 ml liegt, wäre der intermittierende Selbstkatheterismus eine Möglichkeit, die Deine Freundin dann auch ernsthaft in Erwägung ziehen sollte.
Deine Freundin sollte sich dringend in urologische Behandlung begeben, falls sie es nicht schon ist.
Mir wollte man schließlich alternativ einen suprapubischen Katheter legen

, wenn es mit dem Blasenschrittmacher nicht geklappt hätte. Zum Glück hat es ja geklappt!!
Eine genaue Prognose kann ich euch natürlich nicht geben, aber ich denke, Deine Freundin hat recht gute Chancen, dass zumindest die Probleme mit Blase und Darm in den Griff zu bekommen sind, oder sogar rückläufig sind. Immerhin wurde ja schnell operiert, hingegen zu mir. Die Dauer der Kompression auf die Nerven spielt einfach eine ganz entscheidende Rolle.
Wenn ich Euch noch irgendwie weiterhelfen kann, dann lasst es mich wissen.
Ansonsten wünsche ich vor allem Deiner Freundin ganz viel Kraft und gute Besserung für die nächste Zeit. Sie soll den Kopf bloß nicht hängen lassen.
Liebe Grüße von Nicoline