Hallo Morris,
mensch das tut mir wirklich leid für Dich, lasse Dich mal drücken!
Ich wurde zwar nicht an der HWS operiert, aber ich kann deine Ängste und Sorgen sehr gut nachvollziehen. Du brauchst jetzt in der Tat eine Menge Geduld.
Ich schreibe Dir mal ein wenig, wie das bei mir war/ist. Vielleicht hilft Dir das ja ein wenig.
Aufgrund eines Bandscheibenvorfalles in der Brustwirbelsäule habe ich eine inkomplette Querschnittslähmung ab Brusthöhe und bin teilweise auf den Rollstuhl angewiesen (momentan leider zum größten Teil). Im Mai 2006 wurde ich zwar erfolgreich operiert, aber leider kam die OP für mich zu spät.
Der Bandscheibenvorfall hat bei mir Teile meine Rückenmarkes zerstört, andere Teile sind wahrscheinlich zum Glück nur "beleidigt". Direkt vor der Operation konnte ich zwar fast nicht mehr laufen (nur 10-20 m am Stück mit Hilfsmitteln), aber die Ärzte haben meinen Bandscheibenvorfall unterschätzt. Sie gingen davon aus, der BSV könne ja nicht mehr viel größer werden, da er ja total verkalkt sei. Leider war dies ein Irrglaube! Bei der OP wurde das volle Desaster sichtbar. Es handelte sich um einen Massenvorfall mit heftiger Destruktion des Rückenmarkes. Zudem war der Vorfall total mit meiner Rückenmarkshaut verwachsen und hatte ein Loch in diese gestoßen (sekundäres Liquorunterdruck-Syndrom).
Nach der Operation habe ich 4 Tage nur gelegen, dann durfte ich am 5. Tag endlich mal in den Rollstuhl und am 6. Tag bin ich dann mit einem Physiotherapeuten das erste Mal nach der OP ein paar Schritte gelaufen. Dabei habe ich dann erstmal einen Schreck bekommen, da das Laufen noch schlechter als vorher ging. Ich habe wie ein Sandsack auf den Krücken gehangen, bin ständig durch die Beine gesackt und über meine eigenen Füße gestolpert.
Der Grund für diese Verschlechterung war die Schwellung im OP-Gebiet, die noch auf das Rückenmark drückte. Deswegen habe ich nach der OP hochdosiert Kortison bekommen.
Zwei wochen nach der Operation konnte ich dann zumindest wieder so gut laufen, wie vor der Operation.
Du solltest da also auch ein wenig Geduld haben. Bei Dir ist die OP ja noch ganz frisch. Mache Dich also erstmal nicht verrückt. Ich weiß, ich habe leicht reden. Es ist nicht einfach, um die Ruhe zu bewahren.
Nach der OP wurde ich dann das erste Mal mit der Diagnose "inkomplette Querschnittslähmung" konfrontiert. Es hat eine zeitlang gedauert, bis ich die Diagnose akzeptiert habe und mich damit assoziiert habe. Anfangs habe ich unterbewußt die Diagnose verdrängt. Nun (1 1/2 Jahre später) befinde ich mich in der Fase, mich irgendwie mit der Situation zu arrangieren und neue Wege zu finden für mich und mein Leben.
Ich mache zwar Fortschritte und es wird langsam besser, aber ich werde auf jeden Fall dauerhaft eine Behinderung behalten.
Das Leben hat sich zwar durch die Querschnittslähmung sehr verändert, aber mittlerweile denke ich mir: ist das Leben deshalb schlechter geworden? Nein! Es ist nur etwas komplizierter gefunden, weil ich vieles besser planen muß und es nicht mehr so einfach ist.
Momentan bin ich dabei mich zu bewerben, damit ich endlich anfangen kann zu arbeiten. Da ich selber Physiotherapeutin bin (habe 3 Tage vor meiner OP in den Niederlanden mein Diplom bekommen), dürfte dies aber schwierig werden. Wenn, dann klappt es nur mit Hilfsmitteln. Wenn alle Stricke reissen, werde ich eine Umschulung machen.
So, jetzt hast Du einen kleinen Einblick, wie das bei mir war und ist. Wenn du noch mehr über mich wissen willst, dann schau Dir doch mal mein Profil an oder ältere Beiträge.
Mir fällt es teilweise auch sehr schwer, um die Geduld zu bewahren. Aber was haben wir für eine andere Möglichkeit? Keine!
Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit und Glück.
Liebe Grüße von Nicoline