Hallo liebe Bandis,
vorab möchte ich Euch sagen, dass ich Euer Forum richtig richtig toll finde und während meines Krankenhausaufenthaltes extrem viele Erfahrungsberichte von Euch gelesen habe und diese mir sehr gut weitgeholfen haben, mir meine Situation zu verdeutlichen.
Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr weiterkomme und möchte Euch "meine Geschichte" erzählen...
Angefangen hat alles Ende April 2007, nachdem ich durch ein Hebetrauma einen Schmerz im Gesäß verspürt habe. Einen Tag nach dem Besuch beim Ambulanz-Orthopäden im Krankenhaus ("Das ist ein ISG-Syndrom, einmal einrenken und dann geht's ihnen besser..."), fingen dann Lähmungserscheinungen im linken Bein an...
Ich konnte nur noch auf dem Bauch legen und beschloss aufgrund des Feiertages mich am nächsten Tag (dem 2. Mai) mit einem Liegendtransport zum Orthopäden zu fahren...
Die Sanis belächelten mich und fuhren mich lieber in ein Krankenhaus mit Neurologie, da einer von Ihnen einen Banscheibenvorfall mit ähnlichen Symptomen hatte und mir sagte, dass unbedingt ein MRT gemacht werden sollte.
Im Krankenhaus angekommen kümmerten sich sofort ein Unfallchirurg und ein Neurologe um mich. Aufgrund der Schwere der neurologischen Ausfälle im Bereich L5/S1 und meiner Schmerzen im Bein (konnte immer noch nur in Bauchlage liegen) hat er sofort ein MRT angeordnet, welches einen ausgedehnten Bandscheibenvorfall zeigte, bei dem ein Sequester in den Wirbelkanal geraten ist und dort "blockierte"...
Also wurde ich stationär aufgenommen und bekam anfangs eine Schmerztherapie der Extraklasse:
- Vier Temgesic zum Ruhigstellen in der ersten Nacht und dem folgenden Tag
- 2 Tramal Long
- 4 Paracetamol 500 mit Codein
- 1 Voltaren
- 1 Pantozol (mit beruhigtem Magen verträgt sich der Analgetika-Cocktail besser)
- Abends 1 Musaril (Tetrazepam) zum Relaxen
Bei Bedarf gab's auch noch Novalgin, wenn der Schmerz zu stark wurde... Aber das kam zum Glück nur einmal vor...
Die neurologische Untersuchung ergab, dass sowohl der L5 als auch der S1 Nerv fast vollständig lahmgelegt waren. Ich konnte mich nur "einbeinig" mit Hilfe eines Rollators ins Bad bewegen und das linke Bein nicht einmal stehend belasten.
Nachdem eine Woche vergangen war und ich immer noch ausschließlich in Bauchlage liegen konnte, erhielt ich trotz schlechter Aussichten die erste PRT und konnte mich drei Tage später sensationellerweise auch auf den Rücken legen und zwei weitere Tage später sogar das linke Bein im Stehen "gerade machen", aber null belasten.
Eine Woche nach der ersten PRT erhielt ich eine zweite PRT. Da diese nach zwei Tagen keine Besserung zeigte, wurde ein OP-Termin für den folgenden Mittwoch (nach insgesamt 3 Wochen Bettruhe und Beinlähmung) vereinbart.
Sensationellerweise ist es so, dass ich am Tag danach nachts auf die Toilette "gehüpft" bin und komischerweise das linke Bein belasten konnte. Ich klingelte sofort nach der Nachtschwester und konnte ohne Gehstützen bzw. Rollator auftreten und das Bein belasten.
Die darauf folgende Untersuchung hat ergeben, dass die Blockade beider Nerven zurückgegangen bzw. der Sequester "verrutscht" ist und dadurch der Operationsgrund nicht mehr gegeben war.
Da ich das Bein wieder belasten konnte und nicht mehr bettlägrig war, wurde ich nach drei schier endlosen Wochen aus dem Krankenhaus entlassen und bekam eine dreiwöchige stationäre AHB (Anschussheilbehandlung/Reha) verordnet, die ich auch 1 1/2 weitere Wochen später angetreten habe.
Und dort bin ich jetzt und weiss nicht mehr weiter:
Aktuell bin ich relativ schmerzfrei, d.h. ich nehme zwar noch 2 Tramal long, 4 Paracetamol und 1 Musril abends. Zusätzlich habe ich ein TENS-Gerät, welches ich gerne mal zwischendurch anschalte.
Allerdings gibt es entlang der "S1-Route" am Gesäß, in der Mitte des Oberschenkels und in der Mitte der Wade drei Punkte, die druckempfindlich reagieren.
Außerdem habe ich im linken Bein an der Wade 2cm, am Oberschenkel 4cm Umfang verloren und laufe dementsprechend nicht wirklich "rund". Deshalb kann ich zwar z.B. Treppensteigen, aber nur, wenn die Ferse des linken Fußes direkt auf dem Treppenabsatz abrollen kann - ich kann den Buß nicht so sehr heben (bzw. das Bein beugen), dass es normal geht. Ein links auf die Zehenspitzen stellen ist ebenfalls unmöglich, weil die Kraft dafür fehlt.
Der Neurologe hier in der Reha-Klinik hat einen Therapieplan zusammengestellt, der sich mehr um den Nerv und weniger um die Muskeln kümmert:
-Dampfdusche
-Krankengymnastik
-Massage
-Ergometertraining
-Reizstrom
-Med. Trainings Therapie (i.d. Gruppe)
Ich bin momentan am grübeln und komme nicht weiter, weil ich der Meinung bin, dass ich das Programm auch ambulant durchziehen könnte. So wäre statt Dampdusche eine heiße Rolle bzw. Fango möglich, KG & Massage könnte ich beim Physio bekommen, Reizstrom kommt aus dem TENS-Gerät und ein Laufband findet sich sicherlich auch noch...
Abgesehen davon habe ich nur 5 Anwendungen pro Tag, d.h. eins fällt täglich weg.
Ich denke ja, dass die letzten Rest-Probleme (sprich: Kraft in der Wade, Zehenspitzen, Treppensteigen, die "drei magischen Schmerzpunkte" und ein leichtes Kribbeln unten links, aber nicht unangenehm) mehr von den Muskeln kommen und weniger vom Nerven. Liege ich hier falsch?
Wie waren Eure Erfahrungen in Bezug auf den Therapieverlauf? Haltet ihr die stationäre Therapie für notwendig?
Ich danke Euch für Eure Meinung & freue mich über jede Antwort bzw. Rückfrage,
Christian