Hallo Bandis,
nachdem ich Eure Leidenswege gelesen habe, stelle ich fest, ich bin nicht alleine. Auch mein Leidensweg ist lang und wird es wohl auch bleiben. Hier nun meine Geschichte:
Im Aug. 2003 wachte ich morgens mit Schmerzen auf in der rechten Pobacke ziehend bis in den rechten Fuß. Wohlgemerkt, am Abend vorher fehlte mir nichts. Ich krabbelte einigermaßen rückengerecht aus meinen Bett und auf allen vieren zum Schreibtisch. Dort zog ich mich dann hoch, und siehe da, nach ca. 30 min. hatte ich einen einigermaßen aufrechten Gang. Laufen, liegen und stehen konnte ich zu dem Zeitpunkt noch, nur bei sitzen hatte ich starke Schmerzen.
Da die Schmerzen nach einer Woche immer noch nicht besser waren, führte mich der nächste Weg zu meinem Hausarzt. Ich sagte ihm, ich hätte mir wohl den Ischias eingeklemmt, was er nach der Untersuchung auch bestätigte. Er verordnete mir KG und Voltaren.
Nach weiteren 3 Wochen waren die Schmerzen immer noch da, dazu kamen noch Magenschmerzen vom Voltaren und die KG half auch, ich konnte mich ja nicht bewegen. Also wieder zum Hausarzt. Ich schilderte ihm meine Beschwerden einschl. der Magenschmerzen, und bekam andere Schmerzmittel Diclac 100 und eine Überweisung zum Orthopäden.
14 Tage später hatte ich dann endlich einen Termin bei meiner Orthopädin. Nach Schilderung der Beschwerden schickte sie mich zum CT.
Diesen Termin bekam ich innerhalb von 1 Tag, da ich Schmerzpatientin war. Der Radiologe stellte anhand des CT fest, es handele sich um einen kleinen paramedian rechts liegender BS-Prolaps im Segment L5/S1.
Meine Orthopädin korrigierte die Diagnose sofort, und meinte, es sei schon ein erheblicher Vorfall, da ich mittlerweile auch schon Taubheit im rechten Unterschenkel und rechten Fuß hatte. Was also nun tun. Gegen eine OP wehrte ich mich, also konservativ.
Da alles Maßnahmen nicht anschlugen, ich war mittlerweile mit den Medis schon bei 2 Diclac 150 pro Tag und für die nacht Tramadol, sollte ich nun zur Schmerztherapie ins KH.
Im Nov. 2003 also ins KH. Man gab mir also Infusionen mit Novalgin. Nach 2 Tagen wurde die Therapie abgebrochen, da die Schmerzen mittlerweile unerträglich waren. Ich konnte nur noch Liegen die Beine in Stufenlage gelagert, und die Schmerzen waren erträglich. Laufen war nur noch mit Krücken möglich, da ich das rechte Bein erheblich nachzog. Der Oberarzt schickte mich nun zum Neurologen. Dieser stellte fest, das mein Nerv erheblich geschädigt sei, und eine OP unumgänglich ist. Mir war mittlerweile alles egal, ich wollte nur noch die Schmerzen los werden.
Am 18.11.03 wurde ich operiert.
Diagnose nun: NPP L5/S1 rechts mit Wurzelkompression S1 rechts.
Nach 3 Monaten war ich nun endlich schmerzfrei. Klasse habe ich gedacht. Ich durfte allerdings 6 Wochen nicht sitzen und keine lumbalen Rotationen tätigen.
Im Januar kamen schleichend die Schmerzen wieder zurück. Ich konnte allerdings laufen und stehen. Im Sitzen waren die Schmerzen wieder da.
Trotzdem fuhr ich im Feb. 2004, 3 Monate nach der OP, zur Reha. Die hätte ich mir auch schenken können. Die Ärzte konnte man vergessen, die haben mich nur mit Medis vollgepumpt, u.a. auch Psychopharmaka, ansonsten auf meine Beschwerden aber nicht reagiert. Die Therapeuten waren ok, die haben ihr bestes gegeben. Da ich ja laufen konnte, wurde ich in die Nordic Walking Gruppe gesteckt. Einmal zum Walken, und am nächsten Tag konnte ich mich überhaupt nicht mehr bewegen. Also bekam ich 1 Woche Verlängerung, Krücken zum Laufen und noch mehr Medis.
Im Abschlußbericht stand von den Vorgängen allerdings nichts, ich wurde arbeitsunfähig mit starken Schmerzen entlassen.
Meine Orthopädin schickte mich sofort zum MRT. Der Radiologe meinte, es handele sich bei mir um Narbengewebe. Das könnte die gleichen Beschwerden auslösen wie ein Vorfall. Meine Ärztin und auch ich waren der Meinung, es ist ein erneuter Vorfall. Also wieder ins KH zur Schmerztherapie. Die hat diesmal sogar ein kleine Linderung gebracht. Auch dort meinte der Arzt, es ist Narbengewebe. Er könnte operieren, aber keine Garantie geben, das es nicht wieder kommt. OP habe ich abgelehnt, wollte es jetzt mit Akupunktur versuchen.
Meine Orthopädin hat also 10 Akupunktursitzungen mit mir gemacht, und o Wunder, die Schmerzen wurden besser.
Im Okt. 2004 waren die Schmerzen wieder so stark, das ich in Absprache mit dem Orthopäden, beim Neurochirurgen vorstellig wurde.
Der meinte nur, nach Durchsicht der MRT-Bilder, da müsste er operieren. Ich war so perplex und mit den meinen Nerven am Ende, das ich nach dem Grund überhaupt nicht mehr fragte.
Im Nov. 2004 erfolgte die zweite OP. Auf meine Frage wie viel Narbengewebe er denn nun entfernt hat, meine er, das war kein Narbengewebe, das war ein Rezidiv-Vorfall. Sowas passiert von 100 Leuten nur 5 Personen. Klasse, da habe ich wohl in der ersten Reihe gestanden und ganz laut hier geschrieen.
Eine Woche nach der OP bin ich im Dez. 2004 zum 2. mal in Reha gegangen. War prima. Hat wirklich etwas gebracht, und auch ohne Medis. Die Ärzte und Therapeuten haben sich unheimlich bemüht, und ihr bestes gegeben.
Nun war ich zum zweiten Mal schmerzfrei, dachte ich. War aber nicht so. Wie beim 2. Vorfall kamen auch hier die Schmerzen schleichend wieder. Im Sept. 2005 war ich wieder bei 2 Diclac 150 am Tage und für die Nacht Tramadol.
Meine Orthopädin meinte, da ist nichts. Also zum Hausarzt, und erneute Überweisung zum MRT.
Der Radiologe fragte mich nach dem MRT nur, ob ich weiss, was es ist. Antwort: ja, erneuter Vorfall. Er bestätigte dies, meinte bei 100 Personen etc., war mir ja schon bekannt. Ich sollte mich nun ausreichend beraten lassen, es gäbe nur noch zwei Möglichkeiten, Versteifung oder Endoprothese.
Der Neurochirurg lehnte eine Prothese ab, es gäbe damit noch keine ausreichende Erfahrungen, und wollte versteifen bzw. vorher es noch mit einer Infiltration versuchen. Die Infiltration habe ich noch über mich ergehen lassen, hat aber auch nur 3 Wochen geholfen, dann war ich wieder soweit wie vor der Behandlung.
Versteifen wollte ich meine Wirbelsäule nicht, und schon gar nicht mit 46 Jahren.
Nun in Absprache mit meiner Orthopädin in die nächste Klinik. Dort bekam ich im Jan. 2006 einen Termin.
Nach Durchsicht meiner Bilder, meinte der Chefarzt nur noch, warum sind sie nicht früher gekommen? Sie bekommen einen Endoprothese, das ist der einzige Weg, um meine Schmerzen zu lindern.
Nun wurde ich im März 2006 zum 3. mal an der Bandscheibe operiert. Ich musste allerdings die Einwilligung geben, wenn es nicht klappt, das man meine Wirbelsäule mit Eigenmaterial versteift.
Aus der Narkose erwachend, meinte ich, die sind mit einem Panzer durch meinen Unterleib gefahren. Hatte Wundschmerzen, ansonsten aber kaum noch Beschwerden.
Es hatte also geklappt, ich hatte nun die Endoprothese und keine Versteifung.
Heute, ein Jahr nach der OP kann ich nur noch sagen, es hat mir geholfen. Ich nehme heute nur noch ab und zu eine 1/2 Ibuprofen 400, und die Schmerzen sind fast weg. Ganz schmerzfei werde ich wohl nie wieder werden, aber so kann ich damit leben.
Was zurück geblieben ist, ist wohl eine Blockade im ISG-Gelenk, und das Taubheitsgefühl im rechten Unterschenkel und im rechten Fuß.
Jetzt habe ich Euch genug geschrieben, und stehe jederzeit für Fragen gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße an alle Leidengenossen
von Marlies