Hallo Geissi,
keine Sorge, ich verstehe die Frage nach dem Grund, warum ich mich nicht operieren lassen will nicht als Aufforderung, mich zu rechtfertigen... (nicht mehr).
Wir sind eine Bandi-Familie. Mein Vater ist im zarten Alter von 28 Jahren operiert worden, damals (vor 40 Jahren!) war diese OP noch eine "Sekt oder Selters-OP". Entweder du stelltest nach dem Aufwachen fest, dass Du einen Querschnitt hast, oder Du hattest Glück. Es wurde noch ordentlich "gemetzelt", will heißen, richtig großer Schnitt und mal erst in Ruhe nachgucken, was da so los ist...
Aber.... ich kenne inzwischen eine Menge Altersgenossen meines Vaters, die eine ähnliche OP hinter sich gebracht haben und bar jeglicher Ahnung von Reha und AHB und KG vier Wochen später wieder in ihrer Metzgerei gearbeitet haben oder wie mein Vater am Behandlungsstuhl ganze Tage stehend zubrachten (er ist Zahnarzt und hatte sich gerade niedergelassen). Viele, eigentlich die meisten dieser Menschen hatten anschließend keinerlei Probleme, das gab mir zu denken und ich fragte mich, ob der "Fortschritt" bei dieser OP wirklich so segensreich ist, wie immer gesagt...
Und dann bin ich außerdem von Ärzten, Chirurgen und Notfallmedizinern umgeben (aber übrigens nie die, die man braucht!). Mit ihnen habe ich gesprochen und mir Chancen und Risiken erläutern lassen, ohne Schonung Jungs, kommt, seid ehrlich, ich bin ein großes Mädchen, klar?
Das, was sie sagten, machte mich noch nachdenklicher. Zu schnell operiert (da kommt man inzwischen gottseidank wieder von ab dank Gesundheitsreform), falsch operiert (der BSV war gar nicht der Verursacher der Schmerzen, viele hier im Forum können ein Liedchen davon singen) und was für mich entscheidend war: Die Erfolgsaussichten grundsätzlicher Natur.
Es ist insbesondere hier kein Geheimnis, dass eine OP nicht immer der Weg zum Heil ist. Für viele hier im Forum ist die OP der Beginn einer langen, langen Leidensgeschichte gewesen. Ich will jetzt nicht die Operation grundsätzlich verteufeln, aber ich für mich persönlich musste ja abwägen, ob ich die mir nun bekannten Risiken einging und ob sie gemessen an den Erfolgsaussichten auch berechtigt waren (simple Kosten-Nutzen-Entscheidung).
Ich bin ganz ehrlich, wenn es so eine "Blinddarm-Nummer" wäre, häteich es lange hinter mir, aber da es nicht so ist, habe ich für mich die Entscheidung getroffen, dass ausschließlich meine Blasen und Darmfunktion den Startschuss für die OP geben können. Diese Entscheidung ist ganz persönlich, denn jeder muss wissen, dass der konservative Weg durchaus der Steinigere Weg sein kann.
Ich habe den steinigen Weg gewählt (ich weiss nicht, wenn ich mein Leben so betrachte, scheine ich das häufig so zu machen

) und mich für "Freiheit" entschieden, so lange es eben geht. Ich habe mich emanzipiert, was Ärzte, Krankenkassen und Physiotherapeuten angeht, obwohl mir die Gespräche insbesondere mit der KK und dem Ortho oftmals den Wutschweiss auf die Stirn treiben, aber ich behalte das Heft in der Hand, das ist für mich ungeheuer wichtig. Dafür zahle ich den Preis, Schmerzen zu haben, die ich in mein Leben einbauen muss. Ich richte meine Tage nach meiner Form aus, habe gelernt, Hilfe anzunehmen und lasse fünfe auch mal grade sein.
Nachdem ich kurz vor einer aussichtsreichen Landtagskandidatur stand und wegen meines Rückens darauf verzichten musste habe ich mir geschworen, in vier Jahren so weit zu sein und dann anzutreten. Ziele setzen, die erreichbar sind, nicht zu viel zu schnell wollen und jeden Tag genießen, an dem man kurz vor dem zu Bett gehen auf dem Klo sitzt und sich sagen kann: Mensch, heute ging es eigentlich gar nicht so schlecht!
....und wenns eher heisst: Scheiße, was war das heute furchtbar, dann immer nach vorne gucken, Kopf hoch und dem nächsten Tag eine neue Chance geben!
In diesem Sinne
Alles Liebe
Jukes