Hallo Pelikan
Ich profitiere immer noch von einer Schmerztherapie von vor 10 Jahren.
Dort war ich 4 Wochen lang in einer Tagesklinik, wir waren eine Gruppe von 6 Leuten, wurden von einer speziell ausgebildeten Krankenschwester betreut.
Wir hatten Einzel- und Gruppenübungen.
Darunter waren: KG, Sport, Psychologe, Sozialpädagoge,
Spezielle Therapien (individuell zugeschnitten auf den Patienten) waren u. a. Biofeedback, Shiatsu-Massagen,
Der Chefarzt war für uns jederzeit ansprechbar.
Der Anfang war natürlich, jeden erst einmal medikamentös richtig einzustellen, die Gruppe einander kennenlernen zu lassen (wir hatten alle ähnliche Probleme!) und man erklärte uns das ganzheitliche Konzept.
Und so erlernten wir anhand von eigenen Erfahrungen, Rollenspielen und Diskussionen wie wir uns z. B. von der Außenwelt isolieren wg dem Schmerz.
Es gab für viele Dinge Rollenspiele etc und Stück für Stück erlernten wir mit Hilfe von Psychologen und Sozialpädagogen einzuschätzen, was wir unserem Körper zumuten können, wie wir den Schmerz managen können und wie wir der Isolation entgegenwirken können.
Wir erlernten auch, wie wir den Fokus weg vom Schmerz bekommen können.
Wir hatten dort Freitag nachmittag immer 3 Std, in denen wir bestimmen konnten, was wir tun wollten.
Das eine Mal gingen wir den Starnberger See entlang, machten im Freien Atemübungen, sollten den Geruch der Natur erschnuppern usw.
Einfach mal wieder back to the roots.
Das andere Mal haben wir getöpfert und viel Spaß gehabt. Wir lernten wieder zu lachen.
Ich persönlich kann die Schmerzklinik in Tutzing am Starnberger See nur weiterempfehlen, weil ich dort sehr viel gelernt habe.
Jetzt weiter zum "Heute".
Ich bin seit 2 Jahren bei einem Facharzt für spezielle Schmerztherapie in Behandlung, anfangs war ich dort jede Woche, dann 14 tgl und jetzt ist es meist ein 3wöchiger Rythmus.
Es ist bei ihm ähnlich wie bei einem Psychologen, er fragt mich, was ich seit dem letzten Besuch so alles erlebt habe, was alles negativ war und was ich positives zu berichten habe. Ich erzähle dann und er hakt nach bzw weist mich drauf hin, was ich in einer solchen Situation anders machen könnte.
Er legt auch größten Wert darauf, dass ich meine sozialen Kontakte aufrecht erhalte, dass ich vor die Tür gehe, dass ich nicht im tiefen Loch der Depression verschwinde.
Meine psychologische Begleitung zur Schmerztherapie habe ich bei der Psychologin gemacht, bei der ich 2005 schon einmal auf der Matte stand, weil ich Hilfe brauchte, weil ich den Tod meiner Schwester vor 10 Jahren nie verarbeitet hatte.
Da diese Therapeutin mich schon kannte, das Vertrauensverhältnis da war, ging ich wieder zu ihr.
Und sie hat zugehört, mir weiter (im wahrsten Sinne des Wortes) den Rücken gestärkt, in dem sie mich aufbaute, mir immer wieder sagte, dass ich Personen/Dinge, die mir nicht gut tun, mich nur runterziehen, aus meinem Leben entfernen müsse.
Sie holte den Egoisten aus mir raus und sagte knallhart "Wenn Sie nicht auf sich schauen - ein anderer tut es sicher nicht!"
Und sie hatte Recht.
Derzeit habe ich keine begleitende Psychotherapie, ich möchte aber auf jeden Fall wieder zu der Psychologin, denn das vergangene Jahr hat mich ziemlich gebeutelt und ich brauche wieder Hilfe.
Ansonsten manage ich meinen Tag schmerzmäßig ganz gut. Ich weiß in etwa, was ich mir belastungsmäßig zumuten kann und was nicht.
Tagsüber habe ich kaum Probleme, meinen Fokus weg vom Schmerz zu bekommen.
Nachts ist halt ganz schlimm. Wenn alles zur Ruhe kommt, dann dreht mein Schmerz auf.
Ich packe mich jetzt auch nicht generell in Watte und traue mir gar nichts mehr zu - sondern ich gehe Z. B. nach wie vor ab und zu auf ein kleines Club-Rockkonzert und da vergesse ich einfach mal für 2 Std, dass ich Pechmarie mit kaputten Rücken bin, sondern da bin ich einfach nur Maria, die "Rampensau" (in einer ultralight-Version

), die meine Freunde und Bekannten kennen.
Ich habe einen neuen Tanzstil kreiert - den "Crazy Crook-Dance" - weil Tanzen mit Krücken schon äußerst lustig aussieht.
Aber ich genieße jede Minute, die ich meinem Rücken "stehlen" kann. Da ich da sehr abgelenkt bin, schaff ich es sogar ein paar Std, mehr oder weniger ausgelassen zu sein...
Aber ich weiß, dass mein Rücken mich solche Exkursionen büßen lassen wird - aber diesen Preis zahle ich gerne!
Dann tut mein Rücken halt 2 Tage mehr weh als sonst - aber dafür hatte ich mal wieder Spaß und habe
GELEBT!
Zuhause in Selbstmitleid versinken und die Krankheit zum Lebensmittelpunkt zu machen... jeden Schmerz hegen und pflegen, nach neuen Symptomen suchen.... nääääää, das ist nix für mich. Dazu liebe ich das Leben viel zu sehr!
Mein Schmerztherapeut (und auch mein NCH) weiß von meinen gelegentlichen Exkursionen und er findet es spitze, dass ich mich nicht verkrieche.
Wenn ich hier so lese, was die meisten schmerztherapeutisch geboten bekommen, da
Einfach nur mit Tabletten vollstopfen ist nicht die Lösung.
Medikamente sind eine große Hilfe - ja. Aber sie alleine bringen einen nicht weiter.
Man braucht die Elemente Physio/Bewegung dazu und eben ganz wichtig noch, dass der Schmerzpatient lernt "Was passiert da eigentlich in meinem Körper?" und dann Stück für Stück herangeführt wird, wie man selbst seinen Schmerz und damit auch das Leben managt.
Denn es gibt ein Leben trotz Dauerschmerz. Zum einen muss man es lernen, es zu leben und zum anderen muss man es auch wollen.
Man darf sich nicht von seinem Schmerz versklaven lassen.
So, das ist jetzt eine lange Abhandlung geworden, vlt konnte ich Dir ein wenig weiterhelfen.
Lg
Maria