Hallo ihr lieben,
einiges hat sich in den letzten Wochen getan, unter anderem war ich auch in der Rommelklinik, in Bad Wildbad (14.11-25.11.17).
Diese Einrichtung kann ich nur wärmstens empfehlen.
Die Ärzte sind mega freundlich, nehmen sich Zeit, sind einfühlsam und vor allem auch kompetent.
Nach dem ich nur mit Hilfe hängend über dem Rollator und mit Tränen in den Augen ankam, standen schon Vermutungen im Raum, ob ich nicht lieber gleich zu einer Op-ins Kkh weiter geschickt werden solle.
Man entschied sich aber dafür, eine epidurale dorsale Infiltration durchzuführen. Dies war auch ein durchschlagender Erfolg.
Vom Schmerzfaktor 9 auf maximal 1-3. Alle Mitpatienten haben mich mit großen Augen angestarrt und sich mit mir über meine "Wunderheilung" gefreut. Weiterhin wurde Oxycodon ausgeschlichen und mit Gabapentin angefangen. Desweiteren bekam ich auch zum ersten Mal in meinem Leben ein EMG, es konnte ein Nervenschade vom letzten alten Bs festgestellt werden, aber zum Glück kein neuer.
Da ich im Gegensatz zu meinen Mitpatienten (die meisten hatten mit chronischen (Wirbelsäulen) Schmerzen zu kämpfen), einen akuten Bs hatte, war meine Therapie auch anders: ich wurde von allen Therapeuten und Ärzten ermahnt einfach mal nichts zu tun. Keine Arbeit, keine Dehnungen, keine Übungen, keinen Sport...Vielleicht hätte ich das auch einfach mal früher machen sollen...
Mir ging es im Laufe der Zeit immer besser und auch am Entlasstag haben sich sämtliche Ärzte, Therapeuten und Mitpatienten mit mir gefreut und meinten: "wir sind vorsichtig optimistisch. Gönnen sie sich noch 2 Monate Pause und fangen sie dann langsam wieder mit Sport und Muskelaufbau an."
Gesagt getan, ich war daheim, habe mich mega gefreut und mich in 4 Monaten wieder Handstand/Klimmzüge etc machen sehen...
Pustekuchen. Nach einer Autofahrt (von 2 Stunden) bekam ich erneut Schmerzen. Doch diesmal, welch Überraschung: im rechten Bein. Habe versucht es zu "ignorieren" und mich erstmal zu beruhigen. In der darauffolgenden Nacht bekam ich so massive Schmerzen, wie ich sie NOCH NIE in meinem Leben hatte. Konnte keine Position ohne Schmerzen mehr finden. Morgens rief ich dann den Notruf und der Krankenwagen kam. Ich hab dann erstmal zwei Dosen Fentanyl bekommen. Mit Hilfe der Sanitäter gings dann in den Krankenwagen dann ins Kkh. Leider aber das falsche, in dem (naheliegendsten) Kkh wollte ich nicht operiert werden.
Besprach das dann auch und wurde leider erst nach 6 Stunden in das andere Kkh verlegt.
Zu dem Zeitpunkt war mir schon längst klar: Not op! Ich konnte das rechte Bein nicht belasten, der Fuß Platschte auf, das Knie knickte nach innen. Kein / kaum Gefühl vom Gesäß abwärts.
Es war alles ein rießen Drama, weil ich wusste, dass es jetzt ein Spiel mit der Zeit ist. Die Notaufnahme war mega voll, mir wurde eine Stundenlange Wartezeit voraus gesagt. Endlich wurde ich "Untersucht", die Untersuchung bestand mehrheitlich aus dem lesen meiner alten (!!!) ärztlichen Befunde und dem anschauen des 3.5 Monate alten Mrts. Ich betonte MEHRMALS dass es sich jetzt um eine neue Symptomatik handele, da:
1.) ich PLÖTZLICHE, massive Schmerzen im RECHTEN Bein hatte
2.) Die Symptome nicht zur Etage passen. MEHRMALS habe ich darauf hingeweisen, dass es sich um eine S1 Problematik handelt.
Arzt wollte nur ct machen, ich wieder: Bitte machen sie ein MRT, die Symptome passen nicht!
Tadaa, Arzt kommt mit ct zurück und meint: sehr großer BS. Welch Überraschung-NOT OP.
So, auf Grund von vielen anderen Not op´s, nicht ausreichender Arztbesetzung etc wurde ich dann in der Nacht vom 13. auf den 14.12.2017 erneut operiert.
Über die alte interlaminäre Fensterung wurde der alte, sehr verkalkte und verwachsene BSV entfernt. Dabei gab es auch ein Duraleck, weil einfach alles so verwachsen und verklebt war.
Am nächsten Tag kommt der Arzt rein: Na, wie geht´s ihnen? Ich nur so: mein rechtes Bein ist noch immer Taub und gelähmt.
Arzt: Oh, echt? Da machen wir doch lieber ein MRT. Ich hätte am liebsten schon im Strahl gekotzt.
Eine Stunde später, Arzt kommt rein: sie hatten recht mit ihrer Vermutung. Das Sequester hat sich gelöst und ist zu S1 runtergerutscht. Das ist echt ein rießen Sequester! Ich hatte natürlich einen halben Nervenzusammenbruch.
Ich musste dann bis zum 16.12 Nachts auf eine erneute Op warten. Chronische Unterbesetzung und nur 3 Operationssäle für die komplette Uniklinik Tübingen! Die Tage bis dahin waren furchtbar, da ich auf der "Bereitschafts-Op-liste" stand, habe ich teilweise nur alle 13 Stunden was zu essen/trinken bekommen können, da ich jeder Zeit hätte operiert werden können.
So, die zweite op fand dann wieder über die alte, linke interlaminäre Fensterung statt, weil man versuchen wollte, das Sequester von dort aus zu erreichen. Das ging dann nicht, daher habe ich rechts jetzt auch noch eine zusätzliche interlaminäre Fensterung.
Trotz des massiven rumgestocheres in meinem Rücken verläuft die Wundheilung definitiv viel besser als beim ersten Mal.
AKTUELLER STAND:
Keine Schmerzmedikamente nötig, Amitryptilin abgesetzt, gerade dabei Gabapentin auszuschleichen. Nächsten Montag kommen die Fäden raus.
- Großzehenschwäche 0/5
- Fußsenker komplett funktionslos, d.h. kein Zehenstand möglich
- Quadrizeps/ Abduktor nur Schwach, d.h. rechtes Knie knickt nach innen, linke Hüfte geht nach außen. Einbeinstand nicht richtig möglich.
- Sensibilitätsstörung vom Gesäß abwärts, über Hinterseite Unterschenkel inklusive dem größten Teil des Fußes.
Mein Fazit:
beim nächsten Massenbandscheibenvorfall mit Sequaster lasse ich mich SOFORT operieren.
Anscheinend lösen sich bei manchen ja komplette Bsv in wohlgefallen auf. Bei anderen Verkalken sie nur und ob das im Endeffekt besser ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Natürlich habe ich Angst, dass mein Bein nie wieder so wird wie vorher, versuche aber natürlich positiv zu denken, da Nerven einfach lange brauchen um wieder zu funktionieren. Oft ist auch eine Funktionsübernahme durch ander Nerven/Muskeln möglich (siehe linkes Bein). Sollte es jedoch so bleiben, dann...ich weiß auch nicht. Ich bin jetzt 33 Jahre alt und mache schon seit 2 Jahren mit dem scheiß rum. Mit Schmerzen kann ich umgehen. Aber nicht mit einer dauerhaften Lähmung.
Ich Danke euch jedenfalls für das lesen. Ist auch etwas lang geworden.
Sollte jemand noch nützliche Tipps in puncto Nervenschäden/ Sensibilitätsstörungen haben: immer her damit

Viele Grüße vom Hinkebein