Hallo Cherubino
Sitzen ist auch für eine gesunde (Lenden)Wirbelsäule nicht optimal.
Ausgehend von einem normalen Körpergewicht lastet auf den Bandscheiben im Liegen (auf dem Rücken) ein Gewicht von ca 30 kg.
Bei Stehen bzw Gehen lasten dann schon um die 70 kg auf den BS.
Und bei aufrechter Sitzposition sind es dann schon um die 100 kg, bei schlampigen Sitzen (also z. B. vorn übergebeugt) sind es dann schon ca 120 kg. Mit jedem Kilo "Übergewicht" lastet dann dementsprechend mehr Gewicht auf den BS.
Für vorgeschädigte Wirbelsäulen (und dazu zählen nunmal operierte Rücken, denn jede OP ist nur eine Reparatur, der Originalzustand kann nicht wieder hergestellt werden) ist Sitzen suboptimal, weil die degenerierten Segmente damit nur weiter belastet werden.
Dazu kommt, dass oftmals kaum oder gar keine WS-Stützmuskulatur vorhanden ist, die den Bandscheiben (und den Facettengelenken und Co) Last abnimmt.
Damit die Operation langfristig Erfolg hat, musst Du nach einer Versteifung einfach für einige Monate kürzer treten.
Eine Spondylodese ist kein Spaziergang! Dein Körper hat nach der Op einiges zu verdauen und umzustellen.
Je nach OP-Technik wirst Du entweder vom Rücken her aufgemacht oder von vorne durch den Bauch (evtl auch von beiden Seiten), dabei wird die gesamte Muskulatur durchtrennt. Diese muss nach dem Eingriff auch erst einmal wieder zusammenwachsen.
Dann wird aus einer oder mehreren Etagen durch die Wirbelkörperfusion die Bewegung herausgenommen, das muss Dein Körper erst lernen, dann hast Du eine neue Statik, auch auf die muss sich Dein Körper erst neu einstellen.
Die nicht versteiften Etagen werden stärker belastet, sie müssen die Bewegung des/der versteiften Segments/e mit übernehmen usw usf.
Je schonender (und langsamer) Du nach der OP mit Deinem Körper umgehst, desto größer die Chance, dass Du langfristig Erfolg hast.
Natürlich kann Dir niemand garantieren, dass hinterher alles paletti ist, aber wenn Du Dich kurz nach der OP sofort wieder ins Studium stürzt mit stundenlangem Sitzen im Hörsaal und der Bibliothek, dann belastest Du Deinen Rücken über und das ist dann richtig übel.
Wir wollen Dir hier alle nix Böses. Aber viele von uns, die Dir hier schreiben haben ihre Versteifung nun schon ne Zeit und haben so ihre Erfahrungen gemacht.
Ich bin ein Beispiel, ich war zu früh zur Reha - 3 Monate nach der Spondy. Und was hat es mir gebracht? Mir geht es schmerzmäßig noch schlechter als vor der OP, ich laufe an Krücken und brauche mehr und höher dosierte Medis als vorher.
Keiner will Dir Angst machen, aber wir leben nunmal tagtäglich die Realität und die Erfahrung hat uns halt gelehrt, dass zu frühe bzw zu starke Belastung nach einer Spondy in den meisten Fällen schief gegangen ist.
Es heißt jetzt nicht, dass Du Dich in Watte packen sollst und gar nix tun sollst
Zum Essen hinsetzen oder eben bei anderen natürlichen Bedürfnissen ist kein Thema. Wie Masumol schon schrieb, meist meckert der Rücken dann sehr schnell, wenn ihm was nicht passt.
Manchmal meckert der Rücken aber zu spät, weshalb Du wirklich drauf achten solltest, nicht länger als 10 min am Stück zu sitzen.
Gut wäre es, wenn Du täglich mind einen leichten Spaziergang machst, denn nur Liegen ist auch nix. Außerdem ist es wichtig, den Stoffwechsel anzuregen.
Ich weiß nicht, ob Du von den Ärzten aufgeklärt worden bist, dass Du alle paar Monate zur Kontrolle (mittels Röntgen oder CT) gehen sollst, um zu guggen, inwieweit die Verknöcherung fortgeschritten ist. Das ist ganz wichtig! Die OP selbst ist nur der erste Schritt. Dann muss der Körper im fusionierten Gebiet Knochen aufbauen - das dauert ca 1 Jahr (bei Ausnahmefällen oder älteren Menschen kann es bis zu 2 Jahre dauern). Erst wenn alles durchknöchert ist, ist auch die Versteifung richtig fertig. Sollte es nicht verknöchern, dann muss evtl eine Re-Spondy gemacht werden.
Und am allerwichtigsten ist, dass Du - sobald es Dir gut genug geht, einige Wochen nach der OP - mit leichter KG (isometrische Übungen) beginnst. Und diese Übungen dann zuhause weitermachst.
Dadurch dass die benachbarten Etagen der Versteifung mehr belastet werden, können sie auch schneller verschleissen. Und um dieses Risiko zu minimieren, braucht es eine gute WS-Stützmuskulatur.
Du siehst, was da alles dranhängt...
Alles Gute!
Lg
Maria