Hallo Heike (landei) und hwaegeli (?) ,
danke für Dein Mitgefühl, aber Du hast da ja selber auch ganz schön was durchzumachen und hast es nicht leicht im Leben.
In der ersten Zeit nach meinem Unfall hatte ich ein sehr großes Problem, meine Behinderung zu akzeptieren. Nach meinem Unfall war ich schon einmal 1 1/2 Jahre in neuropsychologischer Behandlung, da ich erhebliche kognitive Defizite hatte und diese nicht akzeptieren konnte/wollte. Ich wollte unbedingt mit dem Kopf durch die Wand! Allerdings war ich damals ja auch erst 21 Jahre alt, also noch sehr jung.
Mittlerweile habe ich meine Behinderung zum Teil schon ganz gut verarbeitet, wobei mir die Beschwerden durch das HWS-Trauma mehr Probleme in punkto Akzeptanz bereiten, als die Querschnittslähmung.
Es fällt mir immer noch schwer um zu akzeptieren:
Warum bin ich seit dem Unfall nur noch wenig belastbar und so schnell erschöpft? (vor dem Unfall war ich ein Energiebündel)
Warum tue ich mich so schwer um Romane zu lesen und Spielfilme zu schauen?
Warum bin ich so vergesslich?
Warum kann ich keine zwei Sachen zur gleichen Zeit machen.
Warum reagiere ich teils so überempfindlich, wenn ein Therapeut oder Arzt an meine obere HWS geht?
Zum Teil liegt das daran, dass diese Beschwerden unsichtbar sind, wie Hwaegeli ja auch schon geschrieben hat. Dadurch stößt man oft auf Unverständnis bei Ärzten und dem sonstigen Umfeld.
Nach meinem Skiunfall habe ich tatsächlich einige sogenannte "Freunde" verloren. Sie konnten nicht damit umgehen, daß ich mich nach dem Unfall verändert habe aufgrund der Beschwerden. Vor meinem Unfall war ich ein kleiner Wirbelwind und ständig in Aktion. Ich hatte nach meinem Unfall sehr große Probleme um mich mit mehr als einer Person gleichzeitig zu unterhalten, war ständig müde und habe alles vergessen. Dementsprechend war ich natürlich viel zu Hause und habe ich mich zurückgezogen. Mein Studium musste ich nach dem Unfall ja auch mehrere Male unterbrechen, erst ein paar Monate uns später habe ich ein ganzes Jahr unterbrochen. Ich bin dadurch eine Zeit lang recht einsam gewesen.
Zum Glück fühle ich mich nun nicht mehr einsam, seitdem ich mit meinem Studium fertig bin und ich wieder in Deutschland bin bei meinem Freund.
Durch meine Behinderung habe ich verschiedene Freunde verloren, aber ich habe auch sehr wertvolle Menschen dazu gewonnen. Ich weiß jetzt, wer meine waren Freunde sind.
Meine waren Freunde können mir zuhören und mit meiner Behinderung auch umgehen.
Die Leute, die mit meiner Behinderung nicht umgehen können, die haben einfach Pech gehabt. Ich habe nämlich keine Lust mehr, mich zu rechtfertigen!
Wenn man immer an andere Leute denkt, dann läuft man an sich selber vorbei. Manchmal muss man dann auch mal ein wenig egozentrisch und egoistisch sein, sonst geht man als kranke/behinderte Person unter. Egoistisch zu sein entspricht zwar überhaupt nicht meinem Naturell, aber manchmal geht es eben nicht anders.
Das Forum hier hilft mir auch sehr bei der Verarbeitung des Schicksals. Ich kann mir meine Gedanken von der Seele schreiben und mich mit anderen Betroffenen austauschen. Das tut gut und ganz nebenbei kann ich anderen mit meinen Erfahrungen helfen, dass sie es vielleicht einmal einfacher haben als ich es hatte.
Das klingt jetzt vielleicht total verrückt, was ich jetzt schreibe. Trotz aller negativen Erlebnisse und Einschränkungen habe ich durch das Schicksal auch eine Menge gelernt fürs Leben. Es hat mich gemacht zu dem, was ich jetzt bin. Nur das Schicksal hätte etwas weniger hart sein dürfen und ich vielleicht ein paar Jährchen älter. Manchmal fühle ich mich etwas meiner Jugend beraubt.
Im großen und ganzen bin ich in meiner eigenen kleinen und beschaulichen Welt trotz Behinderung recht glücklich.

Unglücklich bin ich eigentlich nur dann, wenn ich mit der großen weiten Welt konfrontiert werde, die Welt der Gesunden!
Vielleicht erkennt ja der eine oder andere etwas in meinen Gefühlen und Gedanken.
Hwaegeli, Dir wird sicher das eine oder andere aus eigener Erfahrung bekannt sein.
Wie gehst Du denn mit Deinen Einschränkungen und den Erinnerungen an den Unfall um?
Liebe Grüße von Nicoline