Zitat (Panther @ Dienstag, 17.April 2007, 18:12 Uhr)
Hi, sich an die Situation zu gewöhnen bzw. Sie anzunehmen ist nicht einfach. Früher war ich z.B. einige Jahre bei der Feuerwehr. Da hatte ich kein Problem von Null auf Hundert durchzustarten. Zum Glück habe ich dieses "Hobby" aber schon länger aus anderen Gründen aufgegeben. Wäre ich aber noch aktiv dabei hätte ich jetzt wohl echt ein Problem. Nachts vom Alarm geweckt sofort aus dem Bett zu springen ist halt einfach nicht mehr.
Das ist halt genau der Punkt den ich einfach nicht begreifen kann. Früher war das für mich vollkommen normal. Heute wäre ich froh, wenn ich wieder so in Form wäre das ich einfach mal so aus dem Bett aufspringen könnte. Da könnte man meinen das hätte ein 80 jähriger geschrieben, doch davon bin ich doch noch weit entfernt.
Hallo, Alex!
Da erkenne ich mich doch glatt wieder ;)
Ich hatte Ende 2005 einen Prolaps L5/S1, nachdem ich schon Jahre immer wieder wegen
"Wehwehchen" im Bereich des ISG rechts beim Orthopäden war ...
Ich hatte mich auch immer für "sportlich" und "aktiv" gehalten (fliege z.B. Gleitschirm),
aber bei ehrlicher Betrachtung war da die letzten 15 Jahr im wesentlichen "no sports".
Mit 22 war ich regelrecht "austrainiert", 2x die Woche Judo, bei der Bundeswehr Laufen
bis zum geht nicht mehr (Sport ist besser als Laster putzen ...). 80 kg bei 1,90m, ziemliche
Muckis. Mit dem Studium hat dann irgendwie der regelmäßige Tagesablauf und der
"Zwang" von außen gefehlt. Also hab' ich's mir schön geredet. Und bin natürlich
in irgendwelchen Hauruck-Aktionen auch mal wieder morgens um 6 Joggen gegangen und
so - hat nur nie lange gehalten.
Ein junger Körper macht das aber durchaus ein Weilchen mit und wenn man mal einen
gewissen Trainingszustand hat, kann man lange davon zehren. Übergewicht habe ich
deshalb immer noch nicht. Richtig fitte Muckis und Kondition aber auch nicht ;) Bis jetzt
wieder so langsam.
Die ersten paar Wochen hat mir ein Osteopath geholfen, überhaupt erst mal wieder in die
Gänge zu kommen. Danach habe ich sofort nach einer Therapiemöglichkeit gesucht, die
die - echten oder vermeintlichen - Defizite in der Muskulatur angeht.
Ich bin dann bei der MKT (Medizinische Kräftigungstherapie) gelandet und trainiere jetzt
regelmäßig bei Kieser-Training. Bitte nicht denken, ich will jetzt nur für den Laden Werbung
machen ...
In der Theorie der MKT und auch bei Kieser ist eine Degeneration der Muskulatur schuld an
vielen Problemen des Bewegungsapparates. Diese Annahme beruht auf Studien an älteren
Menschen (manche Alten können sich ja überhaupt nicht mehr richtig bewegen), denen man
unter ärztlicher Aufsicht Krafttrainig an speziellen Maschinen verordnet hat. Die Ergebnisse
waren angeblich spektakulär.
Für mich als Ingenieur ist das alles sehr logisch und nachvollziehbar. Deshalb paßt diese
Therapie auch sehr gut zu mir und ich gehe wirklich konsequent da ran. Je schlechter
die Muskulatur, desto gravierender die möglichen Erfolge.
Bei MKT/Kieser geht es um reinen Muskelaufbau mit maximaler Effizienz. Zunächst nur
die unteren Lumbalextensoren bei Bandscheibenproblemen der LWS, dann der ganze
Körper.
Bei mir funktioniert das wunderbar. Ich habe den Vorfall richtig positiv angenommen als
"Warnschuß", daß ich jetzt wirklich etwas *tun* müsse, nachdem ich mich die 5 Jahre
davor immer nur von Orthopäde zu Orthopäde geschleppt habe. Mein seit dem Vorfall
favorisierter Hausarzt, der selbst auch LWS-betroffen ist, hat von Orthopäden übrigens
eine ziemlich üble Meinung. Meine Erfahrung war ähnlich - bißchen spritzen, bißchen Fango,
bißchen Massage, aber nichts, was die *Ursache* anginge.
Selbiger Hausarzt sagt aber auch: die Therapie muß zum Patienten passen. Nicht jeder kommt
mit Kieser klar, guck hier im Forum. Neben dem konsequenten Training ist es nach meiner
Erfahrung genauso wichtig, daß man auf seinen Körper hört und sich nicht stumpf die
Trainingsmethode "überstülpen" läßt. Wenn etwas nicht gut tut sondern Schmerzen bereitet,
ist was verkehrt.
So hatte ich als Begleiterscheinung - obwohl ich in diesem Bereich vorher nie Probleme hatte
- auf einmal arge Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule, die auch noch nicht 100%
weg sind. Aber dann muß man eben den Mund aufmachen, wenn einem eine Maschine nicht
taugt. Nach mehrfachen Gesprächen mit den Trainern und dem begleitenden Arzt habe ich
jetzt alle Maschinen gestrichen, die auf den Trapezmuskel gehen - von dort zog sich die
Verspannung immer bis in den Nacken hoch.
Meinem Osteopathen habe ich inzwischen wegen ausbleibender Langzeitresultate gekündigt,
aber seit neustem Übungen nach Feldenkrais hinzugenommen, um eine Entspannungs-Technik
als Gegenpol zu dem "harten" Kieser-Training zu haben.
So weit fühle ich mich inzwischen besser als unmittelbar vor dem Vorfall. Leg los. Mach was.
Bei Dir ist die Bandscheibe noch nicht rausgeknallt und Deine Geschichte las sich für mich
nach "klassischer MKT/Kieser-Kandidat". Also probier's aus.
Ich bin jetzt 38 und habe einen dreijährigen Sohn. Ich will auch nicht akzeptieren, daß
irgendwas "nicht mehr geht". Ich bin noch nicht 70. Und mit zweimal die Woche Training plus
Feldenkrais sehe ich eigentlich recht positiv in die Zukunft. Fliegen tue ich übrigens seit Frühjahr
2006 schon wieder, also kein halbes Jahr nach dem Vorfall.
Was nicht heißt, daß ich 100% beschwerdefrei währe. Aber die Beschwerden sind erstens
gering (Kribbeln im kleinen Zeh vom Ischiasnerv her und solcherlei) und ich weiß, wo sie
herkommen und daß sie nicht schlimmer werden, solange ich weiter trainiere. Im Grunde
nehmen sie eher ab. Und die gestiegene Kraft und die neu gewonnene Fähigkeit, sich
auf einmal wieder bewußt und atlhetisch zu bewegen, bringt ein ganz neues Körpergefühl.
Da wird das bissel "Ischias" auch noch verschwinden.
Es bleibt: wenn ich nicht konsequent an der Sache dranbleibe, *dann* ist wahrscheinlich
wirklich irgendwann "Schluss". Du glaubst gar nicht, wie das motiviert ;) Wahrscheinlich
traniere ich bis weit in die "70er" hinein, wenn ich denn so alt werde.
Gute Besserung,
Patrick