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Komplette Version Periradikuläre Spritzen -Tagesspiegel vom 31.1.05

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Manda
Ich weiss nicht, ob es hier richtig ist:

Das Kreuz mit dem Rücken

Warnung vor Spritzen bei Schmerzen an der Wirbelsäule: Neue Verfahren könnten gefährliche Folgen haben

Von Adelheid Müller-Lissner

Querschnittsgelähmt durch eine Schmerzspritze? In seiner aktuellen Ausgabe berichtet der „Spiegel“ von Rücken-Patienten, die durch neuartige Injektionen schwere Gesundheitsschäden erlitten. Dabei geht es um ein anspruchsvolles Verfahren, das nur unter Kontrolle durch ein Röntgengerät oder einen modernen Computertomographen angewandt werden kann. Bei dieser „periradikulären Therapie“ werden Schmerzmittel oder das entzündungshemmende Cortison direkt in die Nähe von Nervenwurzeln bei ihrem Austritt aus dem Rückenmarkskanal gespritzt.

Im Kampf gegen die Schmerzen sind Spritzen bei Ärzten und Patienten schon seit Jahrzehnten eine beliebte Waffe. Im Unterschied zu Tabletten scheinen sie direkt an den Ort des Geschehens – in zwei Dritteln der Fälle ist das der untere Abschnitt des Rückens, die Lendenwirbelsäule – vorzudringen. Meist werden dabei Schmerzmittel oder entzündungshemmende Substanzen durch die Haut (subkutan) oder in den Muskel (intramuskulär) gespritzt, in selteneren Fällen gehen die Injektionen in die Zwischenwirbelgelenke.

Die Spritzen in den Muskel, wie sie viele Rückengeplagte bekommen, gelten als ungefährlich. Problematisch dagegen können offenbar die neuen Verfahren sein, bei denen in die Wirbel gespritzt wird.

In den Leitlinien zur fachgerechten Schmerzbehandlung wird von den Experten, wenn Medikamente nötig sind, zunächst zur Einnahme gängiger Schmerzmittel wie Paracetamol geraten. Auch cortisonfreie Rheumamittel und muskelentspannende Präparate können kurzzeitig eingenommen werden. Das dient vor allem dem Ziel, die Schmerzen schnell auszuschalten, um den Rückengeplagten möglichst rasch wieder mobil zu machen. In den Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft werden die Ärzte generell gemahnt, die „Indikation zur Injektionstherapie kritisch zu stellen“. Grund: „Die Wirksamkeit der meisten Spritzen konnte bisher nicht nachgewiesen werden“, resümierte der Schmerzspezialist Prof. Jan Hildebrandt von der Uni Göttingen im Oktober beim Deutschen Schmerzkongress in Leipzig. Auch in neuen Leitlinien der EU werden sie deshalb nicht empfohlen.

Statt Zurückhaltung und Beschränkung auf wenige Einzelfälle scheint sich jedoch in deutschen Arztpraxen eher eine Ausdehnung der Schmerzlinderung per Spritze abzuzeichnen. Denn neue Verfahren wie die periradikuläre Spritze kommen hinzu, mit denen Arzneimittel noch näher an den Ort des schmerzhaften Geschehens herangebracht werden sollen. Nach Einschätzung der Arzneimittelkommission könnte es im Einzelfall gerechtfertigt sein, wenn etwa Bandscheiben auf Nervenwurzeln drücken und andere Therapien keinen Erfolg zeigten. Die große Gefahr liegt jedoch in Infektionen und Vereiterungen, die in diesem empfindlichen Areal leicht Nervenfasern abquetschen können. Der Boom der Methode hat dem „Spiegel“-Bericht zufolge verheerende Folgen wie Querschnittslähmungen und Todesfälle.

Für Rückentherapien gibt es eine große, ständig wachsende Zielgruppe: 75 Prozent der erwachsenen Bundesbürger haben schon mindestens einmal im Leben unliebsame Bekanntschaft mit Rückenschmerzen gemacht. Sie sind der Grund für die meisten Krankschreibungstage und einer der größten Kostenfaktoren im Gesundheitswesen. Den Zahlen zufolge scheint die Wirbelsäule eine Fehlkonstruktion zu sein.

Auch ein anderes Verfahren zur Schmerzbekämpfung bei Bandscheibenschäden boomt: Ein Katheter, den der texanische Arzt Gabor Racz vor zehn Jahren entwickelte, wird dafür vom Kreuzbein her durch den Rückenmarkskanal bis zum „Hindernis“ vorgeschoben, das die eingeklemmte Nervenwurzel bildet. Dort soll ein Cocktail von Medikamenten nicht nur für Schmerzlinderung sorgen, sondern auch störendes Gewebe zum Schrumpfen bringen.

Die Bundesärztekammer verwies kürzlich darauf, dass die Methode wissenschaftlich noch nicht genügend abgesichert sei. Sie könne „derzeit nicht als gesichert gelten“.

Umso sicherer scheint zu sein, dass sie schwere Nebenwirkungen haben kann: Im „Spiegel“ ist von 60 Patienten die Rede, die wegen schwerer Komplikationen in neurochirurgischen Zentren operiert werden mussten.

Hottefee
Hi Manda,

danke für diesen Beitrag.

Da ich selbst regelmässig seit längerem PRTs erhalte,habe ich diesen Artikel natürlich sofort gelesen,
es sind darin keine neuen Informationen-vor Beginn dieser Spritzentherapie wurde ich ausführlich auf mögliche Risiken oder unerwünschte Nebenwirkungen aufgeklärt,und zwar nicht zwischen Tür und Angel,wie heute leider vielerorts üblich,sondern wirklich im persönlichen Gespräch.
Selbstverständlich ist die PRT kein Allheilmittel - meine behandelnden Ärzte sind der Auffassung,wenn sich nach der 3.PRT keine Besserung zeigt,sollte man den Versuch abbrechen-sie ist auch ,wie auch im Bericht steht,nicht für jeden Fall geeignet.Bei mir wurde sie auch erst begonnen,als anderen konservativen Maßnahmen nicht halfen oder aufgrund des Schmerzbildes nicht durchgeführt werden konnten-eine OP-Indikation aber noch nicht zwingend bestand.

Der Unterschied zum Racz-Katheter wurde mir hier viel zu wenig herausgestellt-bei dieser Methode,die in der Tat boomte,aber mittlerweile absolut rückläufige Zahlen bietet,bleibt der Katheter einige Zeit/Tage liegen,womit sich die Infektionsgefahr,die nicht zu unterschätzen ist,deutlich erhöht,ebenso ist die Verletzungsgefahr um ein vielfaches höher,da der Weg ja ein ganz anderer ist.

Interessant wäre es zu wissen wer sich in diesem "Ausschuss" befand,bzw. wer diese Studie erhob.... zwinkert.gif

Gefragt -dies ist meine Meinung-ist wie bei vielen oder gar fast allen Behandlungen,ob nun medikamentöser oder operativer Art der mündige Patient,vielfach nicht beliebt,aber seiner eigenen und eben einmaligen Gesundheit verpflichtet.
Die Ärzte haben einerseits die Informations-und Aufklärungspflicht,aber diese ist häufig nicht ausreichend,sei es aus Zeitgründen oder der mangelnden Fähigkeit patientengerecht ohne Fachtermini informieren zu können.
Aber damit muss man sich nicht abspeisen lassen.....nachfragen,nachfragen und nochmal nachfragen......und letztlich liegt die Entscheidung bei mir als Patient....

Auch ich habe durch die PRTs Nebenwirkungen,die ich aber für mich perönlich akzeptabel sind .......ohne schriftliche Einwilligung und vorhergehende Aufklärung wurde bei mir noch keine PRT gemacht-
noch schnell ein kleiner Punkt: ich habe schon öfter von Bandis gehört,dass diese Spritzentherapie NICHT unter sterilen Bedingungen,sprich im OP durchgeführt worden sind...unverständlich und nicht akzeptabel....man kann Risiken oder Gefahren auch minieren,dies ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt hierbei.

Euch allen einen guten Start in die neue Woche, smilie_up.gif

hfee winke.gif
Manda
Moin Hottefee,

mehr Infos habe ich leider nicht gefunden, wer in dem Ausschuss weiss ich also leider nicht.

Meine Aufklärung war sicher nicht so ganz ausführlich, aber ich habe Unterschiede beim Spritzen gemerkt, da es zwei versch. Ärzte gemacht haben, der 2. hatte viel nicht viel Ahnung, mein Gefühl war, die PRT war umsonst, ich hatte Schmerzen vom Spritzen, aber sonst keine Wirkung. Ich habe nach der 3. aufgehört, da ich keine Besserung spürte.

Vielleicht ist der Artikel für Leute wichtig, die wenig Aufklärung haben oder die vor der Entscheidung stehen, denn letztendlich müssen sie dafür unterschreiben, dass sie von den Risiken wissen. Und wie du schreibst, auch auf Hygiene achten.

LG Manda

PS: das las ich gerade im BandiNewsletter:

Vorsicht bei Eingriffen am Rücken

Neurochirurgen an deutschen Universitätskliniken haben sich nach einem Be-
richt des "Spiegel" besorgt über die zunehmende Zahl gefährlicher Spinal-
infektionen bei Patienten mit Rückenbeschwerden geäußert.

Zu den Infektionen komme es, weil Mediziner solchen Patienten immer wieder
Linderung durch per Computertomographie gesteuerte Spritzen oder minimalinvasive Katheter versprechen, die direkt bis an die Nervenwurzel geführt werden.

Laut "Spiegel" sind an den Folgen solcher Infektionen im Spinalkanal bereits
mehrere Patienten gestorben.

Hottefee
Hi Manda,

QUOTE
Laut "Spiegel" sind an den Folgen solcher Infektionen im Spinalkanal bereits
mehrere Patienten gestorben.


und wer ist hier "DER SPIEGEL",wer verbirgt sich dahinter?Wäre echt interessant...denn die Medizin ist nun einmal auch ein grosser Wirtschaftszweig....klingt hart,ist aber so und daher sollte man auch vorsichtig sein und erstmal hinterfragen von wem gewisse Studien angestrebt oder durchgeführt werden/wurden....... zwinkert.gif

danke dir liebe Manda für diesen Beitrag,wirklich interessant, smilie_klatscht.gif


hfee winke.gif
Speaker
Hallo Manda!
Ich bin gerade am überlegen, ob ich die Kathetermethode nach Racz bei mir machen lassen soll (NPP L4/L5, durch MRT bestätigt, z.Z. starke Schmerzen, aber keine neurologischen Ausfälle). Bin jetzt natürlich total irritiert, nachdem ich Deinen Bericht gelesen habe.
In welcher Ausgabe "Der Spiegel" steht den das?
Viele Grüße
Speaker smokin.gif
Speaker
Hallo!
Habe es schon gefunden: "Der Spiegel", Heft 5/2005, Seite 130
Viele Grüße
Speaker smokin.gif
Viola
Hallo Speaker,

über den Racz-Katheter haben wir uns vor kurzem in einem anderen Teil des Forums ausgetauscht, vielleicht interessiert es dich:

Klick hier

winke.gif Viola
Speaker
Hallo

Dank an Viola, diesen Meinungsaustausch habe ich irgendwie verpennt, ist sehr aufschlußreich.
Habe inzwischen selbst was gefunden:

[URL=http://www.bundesaerztekammer.de/30/HTA/index.htlm]

der "Spiegel" hat wohl doch Recht.

Viele Grüße an alle

Speaker smokin.gif

PS: hoffe, der Link fuktioniert, hab das noch nie gemacht

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Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter