Flo232
21 Jan 2024, 19:34
Hallo zusammen,
ich bin aus Verzweiflung auf dieses Forum gestoßen und freue mich auf einen Austausch und hoffe auf Tipps von euch. Ich bin gerade etwas mit meinem Latein am Ende.
Kurz zur Historie:
09/2021 - Bandscheibenvorfall L4/L5 mit starken Schmerzen im Bein sowie Paresen im Fuß (Zehenheber) - nach zwei Neurochirurgen und einem Neurologengespräch habe ich mich direkt einer OP unterzogen, bei dem der Bandscheibenvorfall entfernt wurde. Danach hatte ich weitestgehend keine Probleme, habe 2x die Woche Rückentraining bzw. EMS gemacht und die Historie schnell verdrängt
04/2023 - Im letzten Frühjahr hatte ich dann wieder Schmerzen im Bein und war beim Orthopäden. Dieser verordnete Ibuprofen und Physiotherapie und vermutete eine ISG Blockade. Als dies nicht besser wurde, erhielt ich im Juni eine Überweisung zum MRT.
07/2023 - Die Diagnose im MRT war wieder Bandscheibenvorfall L4/L5, also rezidiv. Von der Ausprägung so stark, dass der NC verwundert war, dass ich ohne Probleme gehen konnte und keine Lähmungserscheinungen hatte. Aufgrund der "überschaubaren Beschwerden" verlängerte er nur mein Physio Rezept.
10/2023 - erneute Vorstellung beim NC, da die Probleme nicht besser wurden. Er sagte, dass wir es mit PRT Spritzen probieren können. Von denen habe ich bis Weihnachten 4 Stück erhalten, die eine kurzzeitige Besserung brachten, jedoch keine längerfristige Wirkung entfalteten.
12/2023 - der NC schickte mich zwischen den Jahren erneut ins MRT. Die Aufnahmen waren identisch mit denen aus 07/2023 - der BSV hat sich nicht abgebaut. Aus diesem Grund sagte mir der NC, dass er jetzt doch nochmal operieren würde, damit die Probleme verschwinden. Das möchte ich jedoch gerne vermeiden.
Meine Beschwerden beschränken sich auf Schmerzen am linken Bein oberhalb des Knöchels. Sie treten auf, wenn ich stehe oder langsam gehe. Beim Sitzen oder Liegen verschwinden sie sofort wieder. Ich habe Tage, an denen ich komplett schmerzfrei bin und Tage an denen ich auch mit Ibu 600 oder alternativen Medikamenten nahezu keine Besserung erreiche. Es zermürbt halt langsam ein wenig. Wenn ich viel Sport mache für den Rücken, dann habe ich das Gefühl, dass es in Summe schlechter wird. Im Urlaub bei anderer Ernährung, weniger Stress und v.a. nahezu keinem Sport, ging es mir gut.
Die Ansätze, die ich jetzt von der Physiotherapeutin habe, sind noch einmal die Ernährung umstellen in Bezug auf Ausloten von Unverträglichkeiten sowie das Thema Stressbewältigung. Sie bemerkte auch, dass die Durchblutung im unteren Rücken schlecht sei, was aus ihrer Sicht den Abbau des BSV bremst. Parallel hole ich mir im kommenden Monat nochmal eine Zweitmeinung eines anderen NC ein und probiere eine Behandlung beim Chiropraktor.
Mein Bauchgefühl sieht mich irgendwann schon auf dem OP-Tisch, aber vorher bin ich bereit ggfs. auch alternative Wege zu gehen. Habt ihr vielleicht Ansätze, mit denen ihr gute Erfahrungen gesammelt habt, die ihr empfehlen könnt?
Flo232
21 Jan 2024, 19:39
Noch eine Ergänzung, da ich nicht editieren kann:
Die Beschwerden sind überwiegend Schmerzen. Manchmal fühlt sich das linke Bein deutlich schwächer an, aber ich kann dies nicht belegen. Bei Kniebeugen auf einem Bein, dem Laufen oder Stehen auf einem Bein merke ich keine spürbaren Nachteile ggü. der rechten Seite.
Pauline69
22 Jan 2024, 07:40
Hallo Flo,
Die von dir beschriebene Problematik ist eigentlich genau der Grund, warum man mit einer Operation, eines Bandscheibenvorfalls, so lange warten sollte, bis wirklich gar nichts anderes mehr geht!
90 % aller Bandscheibenvorfälle könnten konservativ behandelt werden und bilden sich mit der Zeit wieder zurück.
Aber man braucht Geduld dafür, es kann 4-6 Monate dauern, bis sich deutliche und dauerhafte Verbesserung einstellen.
Ist man erst mal einmal an der Bandscheibe operiert worden, wird die Wirbelsäule immer ein größeres Risiko haben, dass es zu neuen Schäden kommt.
Man hat an der operierten Stelle Gewebe entfernt, wodurch es relativ schnell, insbesondere durch eine ungünstige Bewegung, häufig zu einem nachrutschen von weiteren Bandscheibenmaterial kommen kann.
Man muss sich das ein bisschen so vorstellen, als hätte man von einem Häufchen Knete, den äußeren, stabilen und trockenen Rand entfernt und die ausgelaufenen Knete entfernt. Kommt es zu einem Druck, von oben und unten, drückt sich, da der stabile, äußere Rand fehlt, weitere Knete heraus.
Bis sich außen wieder eine trocken und stabilere Schicht gebildet hat, dauert es einige Zeit und die Gefahr eines Rezidiv‘s ist deutlich erhöht.
Daher ist es unumgänglich, dass man nach der ersten Bandscheiben OP, regelmäßig etwas für die gesamte Rückenmuskulatur tut, insbesondere für die kleine Rückenmuskulatur, denn diese ist der Halteapparat der Wirbelsäule und somit der Bandscheiben.
Bandscheiben ernähren sich durch Bewegung, über Nacht füllen sie dann ihren Flüssigkeitshaushalt auf, den sie dann über Tag wieder langsam etwas verlieren. Daher ist es außerordentlich wichtig, gerade wenn die Bandscheibenprobleme schon begonnen haben, dass man regelmäßig und ausreichende Bewegung hat.
Langes Sitzen, insbesondere bei einem Bürojob, gegebenenfalls dann noch abends zu Hause auf dem Sofa ist Gift für die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule. Man sollte sich daher für einen guten Ausgleich sorgen.
Was du auf jeden Fall vermeiden solltest, sind Kraftübungen, mit hohen Gewichten, für den Oberkörper.
Mir ist etwas schleierhaft, wie die Physiotherapeutin eine mangelnde Durchblutung im unteren Teil der Wirbelsäule feststellen möchte. Auch ob sich etwaige Unverträglichkeiten in der Ernährung, auf einen Bandscheibenvorfall auswirken können, möchte ich dezent bezweifeln. Stress hingegen kann sich natürlich negativ auswirken, da man in diesen Situationen, auch die gesamte Muskulatur verkrampft.
Dass du grundsätzlich noch schmerzfreie Tage hast, spricht er für einen milderen Befund.
Eine zweite Meinung eines guten Neurochirurgen, kann sicher nicht schaden, aber ich denke, er wird zu einer ähnlichen Beurteilung kommen, da du bisher noch keine Zeichen eines operationswürdigen Bandscheibenvorfalls aufweist.
Gegen die ausstrahlende Schmerzen oberhalb des Sprunggelenk‘s könnten durchaus PRT Spritzen hilfreich sein.
Diese müssen allerdings von einem Schmerztherapeuten verordnet werden, wenn sie von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden sollen.
Es wäre auch durchaus möglich, dass du nie wieder komplett und dauerhaft schmerzfrei sein wirst, da deine Wirbelsäule, durch die erste OP, bereits vorgeschädigt ist.
Daher das Sprichwort: EINMAL BANDI, DIE IMMER BANDI
Viele Grüße,
Pauline
Flo232
22 Jan 2024, 16:40
Hallo Pauline,
danke für deine ausgiebige Antwort.
Damals wollte ich die OP vermeiden, aber aufgrund der Lähmungserscheinungen waren die Empfehlungen eindeutig.
Jetzt möchte ich es gerne herauszögern in der Hoffnung, dass es eine andere Lösung gibt.
PRT gegen die Schmerzen half leider nicht...aktuell komme ich aber noch mit eher "harmlosen" Schmerzmitteln aus. Das beruhigt mich ein wenig, gerade wenn ich hier im Forum schaue.
Ich glaube den Zusammenhang mit Magen/Darm und Stress darf man wirklich nicht außen vorlassen. Mal schauen, was ich hier direkt im Alltag beeinflussen kann.
Das mit dem Sitzen ist im Moment eher die Konsequenz aus den Schmerzen, aber ich versuche auch das zu vermeiden. Den Tipp mit auf Gewichte verzichten, versuche ich auch insbesondere durch EMS Training zu adaptieren. Hier gehen gerade die Empfehlungen auseinander.
Ich bin jetzt erstmal auf den Chiropraktor und die Zweitmeinung gespannt und ob es noch weitere Erfahrungen gibt.
Viele Grüße,
Florian