Hallo Ihr Lieben,
hier kommt, wie versprochen mein Erfahrungsbericht. Ich hoffe, er wird nicht zu euphorisch, im Moment bin ich total begeistert. Ihr habt sicher auch alle ein bischen Zeit, das wird jetzt wohl länger.
Am 30.09. bin ich wie geplant in der Orthopädischen Fachklinik des Vereins Oberlinhaus e.V. eingetroffen. Ein bischen mulmig war mir ja schon. Da ich aufgrund meiner Erfahrungen darum gebeten hatte, wieder auf die Station 1 zu kommen, war mir eigentlich klar, daß ich auf gewissen Komfort verzichten muß, da es sich um einen Altbau handelt. Ich bin also mit der Einstellung dorthin gefahren, ein Bett im 4-Bettzimmer mit Toilette auf dem Flur zu erhalten. Daraufhin folgte die erste positive Überraschung. Ich wurde in ein 2-Bettzimmer gelegt, was noch dazu ein eigenes Bad hatte (das einzige der Station, da im Neubau gelegen). Dort blieb ich zumindest bis Montag, dann mußte ich allerdings umziehen, da das Zimmer anderweitig gebraucht wurde. Da ging es mir aber schon wieder so gut, daß es mich nicht weiter gestört hat.
Die Schwestern waren superlieb, ich habe mich die ganze Zeit dort sehr wohl gefühlt. Es folgte das übliche Prozedere mit Aufnahmeuntersuchung usw. Am Abend noch eine positive Überraschung. Der Oberarzt, der ja auch im August schon die Diskographie bei mir gemacht hat und mir danach zu einer Prothese geraten hat, nahm sich die Zeit, nochmal bei mir vorbeizuschauen, um zu fragen, wie es mir in den 4 Wochen zwischendurch so ergangen ist. Zu meiner Beruhigung sagte er mir auch, daß er selbst zusammen mit dem Chef operieren würde. Außerdem, wenn ich die Wartezeit nervlich so nicht verkrafte (ich stand als 4. auf dem OP-Plan), würde er mir etwas zur Beruhigung geben lassen. Dieser Arzt ist wirklich noch Mensch!
Dann hatte ich auch noch das Glück, daß ich früher an die Reihe kam, als angekündigt. Eigentlich war erst nachmittags gedacht, doch man holte mich dann schon um 12.20 Uhr ab. Die übliche Sch....egalpille hatte ich entsprechend früher erhalten, sie nutzte jedoch nichts, weil meine Bettnachbarin mich alle 3 Minuten gefragt hat, ob ich schon schlafe. Wie denn? Entsprechend aufgedreht geriet ich dem Anästhesisten in die Hände. Der hat mich dann recht schnell ins Reich der Träume geschickt, obwohl wohl noch Stau im OP war. Das nächste, an das ich mich ganz bewußt erinnere war, daß ich gegen 16 Uhr in die ganz erleichterten Augen meines Mannes geblickt habe. Er war mittlerweile bis zur ITS vorgedrungen. Wenig später erschien auch schon wieder der Oberarzt himself und schaute nach, wie es mir geht, testete das Gefühl meiner Beine usw. Gegen 18 Uhr wurde mir von der ITS-Schwester mitgeteilt, daß ich davon ausgehen sollte, die Nacht schon wieder auf Normal-Station zu verbringen, weil sie einen Notfall bekommen würden. Standard ist dort eigentlich bei solchen OPs mindestens eine Nacht auf ITS. Da es mir jedoch ziemlich gutging, wurde entschieden, daß ich rausfliege. Nachdem mein Mann erleichtert gen Heimat gedampft ist (er mußte ja auch noch unser Kind beruhigen) fand es meine Bettnachbarin dort ganz toll, endlich jemanden zum Reden zu haben. Ich war so froh, als ich wieder verlegt wurde, ihr könnt es Euch sicher vorstellen. Ich hing immer noch am Tropf, aber das störte nicht weiter. Das war auch nur so, weil man mir eine Schmerzpumpe verpasst hatte, mit der ich die Medis selbst dosieren konnte. Geniales Teil! Schmerzen hatte ich eigentlich nicht viel, nur wenn ich wegen der abklingenden Erkältung husten mußte, war es eklig. Aber das Schmerzmittel hat so schön müde gemacht. Also dämmerte ich den Samstag genüßlich vor mich hin. Zumindest bis die KG kam und mich aus dem Bett holte. Markus würde es wahrscheinlich so beschreiben, als ich auf dem Bett saß und aufstehen sollte:
Kopf an Kreislauf, bitte melden
KG stellte mich hin
Kreislauf ............
KG: so jetzt legen wir uns ganz schnell rückengerecht wieder hin
Kreislauf: Was war?
War das Zimmer auf einmal schwarz, dabei war es doch gelb gestrichen. Anschließend verpasste ich mir einen Schluck aus der Schmerzpumpe und dämmerte friedlich weiter. Am Samstag morgen bekam ich auch schon wieder leichte Kost und ab Sonntag abend durfte ich wieder ganz normal essen. Am Sonntag wurde dann auch der Blasenkatheter und alle Zugänge entfernt. Was war ich dankbar, daß ich nicht auf den Schieber mußte. Dann erschien der diensthabende Arzt und testete wieder das Gefühl in meinen Beinen. Als auch er mich unter den Füssen kitzelte, habe ich bei meinem Mann eine der Wasserpistolen unseres Sohnes bestellt, damit ich mich für die Schmerzen des dadurch veranlassten Lachens rächen kann. Danach hat es komischerweise niemand mehr versucht. Mein Kreislauf entschied sich dann, mich bei meinem ersten Toilettengang nur auf dem Hinweg zu begleiten, was eine leichte Panik bei den Schwestern auslöste. Diesmal war auch egal, ob ich rückengerecht ins Bett komme, hauptsache ich lag erstmal. Abends hatte der Kreislauf sich dann endgültig entschieden, mit mir zusammen zu arbeiten, daß ich schon ganz alleine Zähne putzen konnte. Am Montag drehte ich dann in Begleitung der KG schon meine erste Runde über den Flur, leider mußte ich da das Zimmer wechseln und hatte nun 3 alte Damen zur Gesellschaft. Die waren ein wenig anstrengend. Am Dienstag durfte ich dann wieder das Zimmer wechseln, in ein älteres 2-Bettzimmer und bekam eine ganz nette Gesellschaft in meinem Alter. Am Mittwoch sind wir beide gemeinsam aus dem Zimmer geflogen und bekamen wiederum 2 alte Damen als Gesellschaft. Das war die schlimmste Nacht der ganzen Zeit. Mittwoch wurde ich nochmal geröntgt, die Prothese sitzt einwandfrei. Am Donnerstag kam der Chefarzt persönlich zur Visite, obwohl Chef-Visite eigentlich Dienstags ist und da sein Oberarzt die Visite leitete. Ich hatte nicht geglaubt, den Chef persönlich noch zu sehen. Als er reinkam, lief ich gerade auf Strümpfen durchs Zimmer, weil nur mal schnell eine Jacke holen wollte. Er hat es nicht gemerkt, puh, schwein gehabt. Er fragte dann, wie es mir ginge, worauf ich antwortete, mir geht es gut, ich kann nach Hause. Er: legen Sie sich bitte mal hin, daß ich mir die Wunde ansehen kann. Zack, Pflaster ab. Ist der Kerl sensibel... Er: die Wunde sieht gut aus. Ich: ich würde wirklich gerne nach Hause, mein Mann hat morgen Geburtstag. Er: was wollen Sie denn mit Ihrem Mann anfangen? Ich: da möchte ich jetzt lieber nichts zu sagen..... Er: na gut, dann können Sie morgen gehen.
Eigentlich hätte ich erst am Montag entlassen werden sollen. Im Nachhinein habe ich herausgefunden, daß die ganz dringend das Bett brauchten, aber mir war es egal, ich fühle mich gut, da kann ich auch zuhause sein.
Mein Fazit fällt im Moment total positiv aus. Ich kann nach langer, langer Zeit endlich wieder sitzen. Die Wunde heilt super und verursacht nur noch wenig Schmerzen, ab und an zieht es ein bischen im Rücken, aber ich denke, daß sind die Muskeln usw. die sich jetzt an die neue Höhe gewöhnen müssen. Der Höhenunterschied in dem Segment zwischen vorher und nachher ist schon enorm. Die Schwestern waren immer total nett und geduldig, obwohl sie Streß ohne Ende hatten. Auf diese Station und ganz besonders zu diesem Oberarzt würde ich jederzeit wieder gehen.
So, dann drückt mir mal die Daumen, daß mein Zustand so bleibt, oder noch besser wird. Am 21. geht es erstmal wieder zur Reha.
Liebe Grüße
Petra