Hallo ihr lieben Bandis!
Jetzt komme ich endlich mal richtig zum Laptop und somit zum Schreiben. Vor 3 Wochen begannen die Lähmungen, zunächst konnte ich die Zehen nicht mehr bewegen, ich wollte es noch beobachten und ging montags arbeiten. Nach der Arbeit legte ich mich kurz hin und bemerkte, dass ich die Beine nicht mehr senkrecht heben konnte, so sehr ich wollte, es bewegte sich nichts. Nach telefonischer Rücksprache mit meiner Hausärztin fuhr mich mein Mann ins AKH Wien. Dort musste ich leider über 2 Stunden in der Notaufnahme warten, danach ging es aber recht schnell, da ich mittlerweile die Beine gar nicht mehr bewegen konnte und im Rollstuhl saß. Es folgten Untersuchungen, MRT und schließlich die Not-OP mitten in der Nacht. Trotz der skurillen Situation war ich nicht panisch und hab den Neurologen und die Schwester sogar zum Lachen gebracht ;-) Meine Meinung war "und wenn ich schrei und heul, ändert das auch nix an der Situation" - damit bin ich recht gut gefahren, auch wenn ich das alles noch nicht mal ansatzweise verarbeitet hab.
Der Vorfall bei TH9/10 quetschte das Rückenmark so sehr, dass sich ein Ödem im Myelon bildete und es fast komplett abdrückte. Der Professor der zur OP hinzugerufen wurde, sagte mir danach es war mehr als knapp, 1 mm mehr und es wäre zum totalen Querschnitt gekommen. Laut ihm hätten die vorhergehenden MRT-Bilder von Jänner sowie das Not-MRT niemals das Ausmaß gezeigt, erst bei der OP sah man wie groß der Vorfall tatsächlich war. Also doch nix mit Psychoschiene oder "wunderschöner Wirbelsäule" wie so manch ein Arzt es sagte... Laut Bericht wurde einen Bandscheibenextraktion durchgeführt, wobei ich jetzt gar nicht weiß, ob nur der Vorfall entfernt wurde oder auch zwischen den Wirbeln der Rest der Bandscheibe entfernt wurde. Das werd ich dann hoffentlich beim nächsten Kontrolltermin erfahren. Ich weiß nur, es wurde von hinten operiert, die Narbe ist ca 12 cm lang und sie mussten Knochen wegfräsen um sich den Weg zu bahnen. Die OP dauerte ca 2,5 Stunden.
Bereits beim Aufwachen konnte ich die Zehen bewegen und der Rest kam nach und nach über 2 Tage verteilt, darüber waren auch die Ärzte mehr als erstaunt und es war wohl ein Lotto-6er. Ich kann nun wieder gehen, habe aber durch das kaputte Rückenmark Kraftverlust und Schmerzen in den Beinen sowie Temperaturmißempfindungen und Kribbeln&Taubheitsgefühle. Das Gehen fällt mir nach 10 Minuten schwer, ich muss mich konzentrieren die Füße wirklich zu heben und nicht nur zu schlurfen und je mehr ich tagsüber mache, desto weniger Kraft hab ich abends in den Beinen. Stehen geht so gut wie gar nicht, da tut mir sofort alles weh. Sitzen ist halbwegs ok, aber eine Liegemöglichkeit in der Nähe zu haben ist immer noch wichtig. Mit Physiotherapie kann ich in 10 Tagen beginnen und hoffe, es bringt auch symptommäßig etwas. Die Dranginkontinenz war ja schon vorher da, sie ist minimal schlimmer geworden und ich hab das Gefühl es bildet sich Restharn, mal sehen... Am mühsamsten ist es nachts weil ich stündlich aufwache und einfach nicht gut schlafen kann.
Zum Neurologen und zu meiner Urologin sowie zu meiner Schmerzärztin muss ich in der nächsten Zeit, auch wenn ich diesen Ärztemarathon hasse. Mein Mann tritt mir da eh immer liebevoll in den Allerwetesten ;-)
Krankgeschrieben bin ich mal auf jeden Fall bis Ostern, in den Ferien hab ich frei und danach wird mans dann sehen, was die Herren in Weiß bei der Kontrolle sagen. Da ich Teilzeit arbeite, hoff ich, bald wieder hin zu können. Auch wenn mein Mann mir den Vogel zeigt. Meine Chefin und Kollegen sind gottseidank mehr als nett (denen hab ich einen ordentlichen Schrecken eingejagt), da wir alle sehr freundschaftlich verbunden sind, fehlen sie mir zwar sehr, aber sie sind definitiv der Meinung ich darf ja nicht zu früh kommen.
Am 10.April habe ich einen Termin bei Dr. Rosenthal in Bad Homburg, ich durfte ihm ja schon vorher meine Bilder und Befunde schicken, er möchte mich trotz allem unbedingt sehen. Da ich ja noch einen Vorfall bei TH4/5 habe und einiges andere, möchte ich seine Meinung unbedingt hören, denn nochmal so ein Glück werd ich wohl kaum haben, wenn es wieder hart auf hart kommen sollte.
Ich hab hier schon ein bisschen gestöbert wegen Querschnittssymptomatiken und Rückenmarksschäden, gibts jemanden aktuell hier, der vielleicht ähnliches erlebt hat? Gottseidank hatte ich ja Glück im Unglück, dass ich überhaupt wieder gehen kann, dennoch würde mich der Austausch mit Betroffenen sehr freuen, auch inwieweit sich Dinge verbessert haben und ob die Schmerzen irgendwann weniger wurden. Auch falls jemand aus Österreich Tipps hat, wegen Haushaltshilfe, etc.wäre ich dankbar, auch wenn ich immer noch hoffe, dass der jetzige Zustand nicht bleibt :-/
Über generelle Tipps bezüglich Rückenmarksschäden etc. freue ich mich natürlich ebenso, auch wenn ich natürlich schon gegoogelt habe.
Liebe Grüße, Julia