Oh, ich hatte hier schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet.

Hallo Milka,
ich hatte bereits ein MRT von der gesamten Wirbelsäule, HWS inklusive. Befund siehe Eingangsposting.
8 Monate Physiotherapie/Osteopathie/Manuelle Therapie erwiesen sich als weitgehend wirkungslos. Meistens kurze Linderung, am nächsten Tag war es schon wieder wie vor der Behandlung.
Bei einem Neurochirurg war ich auch (sogar ein „Top-Mediziner“ aus der Focus-Ärzteliste). Diesen empfand ich allerdings als überhaupt nicht hilfreich.
Neurologe hat auch natürlich intensiv untersucht. Im Gegensatz zum Neurochirurg tippte er direkt auf ein muskuläres Problem.
Auf die Idee mit der CMD kam meine Orthopädin, die mich nun schon seit Monaten spitzenmäßig betreut. Ich hatte auch einen dahingehenden Verdacht, da ich 2015 gleich 4 Keramik-Inlays bekommen hatte und danach wochenlang leichte Zahnschmerzen verspürte. Die Diagnose CMD wurde dann in der Uniklinik Mainz bestätigt, wo man derzeit noch grübelt, welche Behandlungsoption (Aufbissschiene, Einschleifen, kieferorthopädische Maßnahmen) die Beste ist bzw. womit man anfängt.
Der Top-Neurochirurg wusste übrigens nicht einmal, was CMD überhaupt ist und empfahl eine multimodale Schmerztherapie und ggf. einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Völliger Schwachsinn.
Jedenfalls steht nun fest, dass Hauptursache für meine Beschwerden eine CMD ist. Einen schlechten Biss hatte ich schon immer, die 4 Zahn-Inlays (zu hohe Füllungen) brachten das Fass dann aber zum Überlaufen. Der Körper versuchte die Unregelmäßigkeiten auszugleichen, indem er den Kiefer um einige mm nach links verschob.
Durch diese Fehlstellung im Kiefer blockieren nicht nur immer die oberen Halswirbel, sondern auch der 6. Brustwirbel, der sich immer wieder auf spukhafte Weise verschiebt während die benachbarten Wirbel richtig stehen.
Dies löst die Schmerzen in der BWS aus. Der Bandscheibenvorfall Th 6/7 ist die Folge davon. Erklären lässt sich das Ganze nur mit der Spannung, die durch die CMD auf die gesamte Wirbelsäule kommt.
Finger/Armbeschwerden passen hervorragend zu CMD. Genau wie meine als Nebenbefund festgestellte Osteochondrose C5/6, die nachgerade typisch für diese Krankheit ist. CMD-Patienten weisen durch die Fehlbelastung der Kaumuskulatur fast immer eine Osteochondrose an der HWS zwischen C5 und C7 auf.
Mit der Diagnose CMD beginnt nun eine neue Odyssee für mich, denn die allermeisten Zahnärzte haben keine Ahnung von dieser Krankheit oder versuchen wirkungslose „Knirscherschienen“ zu verkaufen.
Ob eine CMD im Spiel ist, kann man recht einfach selbst testen, indem man sich einen provisorischen Aufbissbehelf (Aqualizer®) für rund 20,- EUR besorgt, der mit kleinen Wasserpölsterchen den Druck von den Zähnen nimmt. Bei mir stellte sich beim Tragen sofort Besserung ein.
Daraufhin ließ ich die eingesetzten Inlays auf sog. Frühkontakte untersuchen und diese abschleifen. Die Wirkung setzte sofort ein, insbesondere verschwanden Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen. Auch die Blockaden im Nacken und in der BWS nahmen Tag für Tag ab.
Zusätzlich hat sich meine Haltung verbessert. Hier kann ich nur jedem (insbesondere denjenigen mit Morbus Scheuermann) empfehlen, immer auf eine richtige Sitzhaltung zu achten. Auf keinen Fall zurückgelehnt sitzen! Ein neuer Bürostuhl mit verstellbarer Rückenlehne, Couch-Abstinenz und ein steil eingestellter Autositz wirken wahre Wunder, auch wenn es anfangs äußerst unangenehm ist. Mit einfachsten Mitteln habe ich binnen zwei Wochen meinen Rundrücken und die Schulterprotraktion beseitigt, was mit 60 Sitzungen Physiotherapie unter verschiedenen Therapeuten nicht gelang. Auch der Kopf sitzt jetzt wieder richtig, und nicht mehr in vorgeschobener „Schildkrötenhaltung“. Dies alles entlastet die Wirbelsäule natürlich deutlich.
Ich kann nur jedem Betroffenen raten, sich nicht vorschnell auf der Diagnose BWS-Bandscheibenvorfall auszuruhen. Es kann auch etwas völlig anderes dahinterstecken. Auch nicht blind auf vermeintliche Experten oder Neurochirurgen vertrauen, denn wie schon der alte Paracelsus sagte: Der Patient ist der Arzt und der Arzt sein Gehilfe.
Mein Fazit:
- Immer prüfen, ob vor Auftreten der Erkrankung etwas an den Zähnen gemacht wurde.
- Haltung ändern durch Alltagsmaßnahmen bringt mehr als Physiotherapie & Co.Gruß
Eagle