Hallo Zusammen.
Ich bin 35 Jahre alt und habe ernsthafte Rückenprobleme.
Das Ganze hier wird etwas länger aber ich möchte meinen Leidensweg beschreiben und über meinen aktuellen, hoffnungsvollen, Stand berichten.
Wenn ich nämlich eher einen bestimmten Arzt gefunden hätte, dann hätte ich mir wahrscheinlich sehr viel Schmerz erspart und wenn ich jemanden helfen kann aus dieser Hölle aus Schmerz und Arzt-Odyssee zu entkommen, dann ist die Zeit, die ich für diesen „Roman“ hier investiert habe gut angelegt.
Aber bitte daran denken, ich bin absoluter Laie, kann mit den ganzen Befunden und den zugehörigen Fachbegriffen wenig anfangen und musste sogar für die Überschrift wieder in meine Unterlagen schauen!
Also dann mal los…
Bei mir wurde Ende 2009 ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert, nachdem ich einige Monate unter anhaltende Schmerzen litt, die eher zu- als abnahmen.
Der Vorfall betrifft die rechte Seite, was auch die Schmerzen auf ausschließlich dieser Seite bestätigten.
Erst mal ein Schock … der damalig Arzt hat mir jedoch gesagt, dass ich Glück im Unglück hätte und an dieser Stelle ein Bandscheibenvorfall noch am günstigsten läge, weil dort am meisten Platz für den Nerv ist und dieser somit begrenzt ausweichen kann.
Also erst mal keine OP => Mir wurden Schmerzmittel verschrieben, die ich nicht einnahm und Massagen / Krankengymnastik.
Die Massagen und Krankengymnastik hatten so gut wie keine Wirkung.
Somit bin ich in den ersten Monaten erst mal in ein tiefes Loch gefallen und in Selbstmitleid zerflossen.
Was für eine Schei … jeder Gang aufs Klo, jeder Gang in den Keller wurde abgewägt. Meine Arbeit => Außendienst, war ein Qual … viel Sitzen im Auto, im Büro … alles übel ..
Jedoch habe ich mir die Übungen der KrGy eingeprägt und diese sowie andere Übungen konsequent im Fitnessstudio durchgezogen => Also Zweimal pro Woche Fitnessstudio, Spinning außerdem habe ich begonnen Inliner zu fahren.
Von da an ging es auf und ab, mal mehr mal weniger Schmerzen.
Insgesamt konnte ich jedoch wieder ein vernünftiges Leben führen .. konnte sogar wieder Skifahren und Motorradfahren…
2012 habe ich dann beschlossen, meine Ernährung umzustellen … Wenig Kohlenhydrate, viel Fisch, Fleisch Gemüse …
Innerhalb von wenigen Wochen habe ich mein Gewicht von 85 auf 72 Kilo reduziert … Bin ca. 183 groß .. weiter konsequent ins Fitnessstudio gegangen … alles super, war fit, gute Kondition Schmerzen im Rücken erträglich.
Jedoch sind diese immer wieder sporadisch stark zurückgekommen und eigentlich auch latent immer vorhanden.
Aber egal … wenn’s mir mal in den „Rücken fuhr“ habe ich ein zwei Tage Diclofenac genommen und danach wars wieder ok.
Mein Gewicht habe ich gehalten bei ca. 75 Kilo eingependelt, Ernährungsumstellung hat super geklappt! Weniger Gewicht … gut für die Bandscheibe … alles gut!
Aber jetzt kommt’s.
Ab ca. Mitte 2013 habe ich begonnen das Fitnessstudio nicht mehr regelmäßig zu besuchen. Im Herbst 2013 war ich kaum mehr drin … auch Stressbedingt … dann im September einen 3-wöchigen USA / Hawaii Urlaub gemacht … viel Sitzen im Flugzeug, im Mietwagen … schon im Urlaub immer wieder Rückenschmerzen, die aber wieder vergingen.
Zwei Tage nach der Rückkehr dann das Drama.
Nach der Arbeit begann der Schmerz im Rücken … es wurde immer schlimmer … wusste nicht wie mir geschah … hab mich auf allen Vieren ins Bett geschleppt und, trotz Diclo unter Schmerzen eingeschlafen.
Am nächsten Tag … gleiches Bild!
Die nächsten Tage … keine Besserung im Gegenteil … konnte nur noch gebückt durch die Gegend laufen … aufrichten war nicht drin … unglaubliche Schmerzen ab Gesäß bis runter in die Fußsohle.
Wow … nach ner Woche zum Orthopäden … Druckpunktanwending, neues Rezept für Diclo … wird schon wieder … aha.
Nichts wurde wieder … keine Besserung!
Also … wieder in den Kernspind …
Ergebnis: Ähnlicher Befund wie 2009 => Bandscheibe schaut ca. 11mm raus und nun ist der Nerv verdickt … offensichtlich war der Vorfall nie weg, nur hat er nicht immer direkt auf den Nerv gedrückt ... nun war das wohl anders.
OK, wieder zum Orthopäden … mit dem Hinweis, dass ich so einen starken Schmerz noch nie hatte.
Ok, also erst mal Kortisonspritzen in den Rücken .. super … hat fast einen ganzen Tag etwas geholfen … was nun? … mehr Spritzen … zusätzlich Diclo und dann zum Physio.
Erst noch mal ohne OP versuchen … und was wenn’s nicht besser wird … OP .. aha… super.
Nachdem ich die Spritzen nicht mehr akzeptierte, sollte ich Kortisontabletten schlucken … niedrig dosiert, zwei Wochen .. sollte helfen … hatte es aber nicht.
Ok, habe einen guten Physiotherapeuten … nimmt sich Zeit … eine Stunde pro Behandlung + zusätzlich Übungen.
Nur war der Schmerz so stark, dass ich am Anfang nicht mal Übungen machen konnte!
Kurz nach der Behandlung besser … aber nur weinige Stunden … dann wieder Schmerzen ohne Ende.
Das einzige was länger Linderung brachte waren die Diclos … 3 mal am Tag!
Und Wasser .. also Schwimmbad … im Becken war ich einigermaßen schmerzfrei … was für eine Wohltat. Laut Dok normal, weil das Wasser den Druck von der Badscheibe nimmt.
Aber (Brust-) Schwimmen verboten ... weil es könnte kontraproduktiv sein.
Also habe ich mich zu den älteren Damen und Herren gestellt und Aquajogging mitgemacht.
Ende 2013 … keine wesentliche Besserung… jeden Tag Diclos …
Zudem begann nun mein Oberschenkel sowie mein Fuß taub zu werden … ich fühlte ein ständiges Kribbeln .. in etwa so, wie wenn der Fuß und der Schenkel eingeschlafen waren und danach wieder aufwachen .. Diese Kribbeln war mal stärker mal Schwächer nun ständig da!
Über Weihnachten jeden Tag meine Übungen gemacht .. trotz starker Schmerzen und diesem verdammten Kribbeln und Taubheitsgefühl!
Ich bin trotzdem nicht in ein Loch gefallen und hatte kein Selbstmitleid. Ich kämpfe auch wenn ich keine Perspektive hatte! Ich war genervt … die Schmerzen ließen mich einen Arzt Marathon im neuen Jahr starten … andere Orthopäden … Chirurgen … alle haben mir etwas anderes gesagt … der Chirurg wollt operieren … Nach meiner Frage, wie die Chancen stehen er => 80% aha … und wie groß sind die Chancen, dass der Vorfall wieder kommt oder an einer anderen Stelle ein weiterer Vorfall entsteht? Er: kann man nicht sagen … alles denkbar …ok.
Und was ist mit Vernarbung, ein Orthopäde hat mir gesagt, dass könnt passieren und dann drückt das Narbengewebe, statt der Bandscheibe auf den Nerv? … laut Chirurg kleines Risiko…
Also nun hatte ich folgendes Bild:
Physiotherapeut: Nicht operieren, weiter behandeln und wenn es noch ein Jahr dauert. Oder eben Kur, da könnt ich richtig behandelt werden.
Chirurg: Operieren, ganz klar … dann wären die Schmerzen wahrscheinlich (erstmal) weg…
Orthopäde: Wenn ich’s noch aushalte und „mir noch nicht in die Hose mache“ (-> Nerv geschädigt) weiter Pysio, ansonsten halt OP …
Normaler Arzt: Wie lange nimmst du schon Diclo … lange solltest du das nicht mehr nehmen ... macht deinen Nieren kaputt und für den Magen ist es auch nicht so gut …
Meine Frustration war grenzenlos der Schmerz leider auch!
Diclo abgesetzt … Anpfiff vom Orthopäden bekommen … Weiternehmen, sonst brennt sich der Schmerz ein, Strichwort Schmerzgedächtnis … Hilfe!!! ….
Ich stand kurz vor der OP … echt … ich konnte nicht mehr …
Neben der klassischen OP wollte ich mir jedoch nun weitere Meinungen über alternative OP Methoden einholen.
Also gegoogelt und auf Dr. Alfen in Würzburg gestoßen.
Schlüsselloch OP … ok, angeblich keine Narben … 10 Jahre Erfahrung … Hm. Also los, Termin ausgemacht und hingefahren.
Jetzt wird interessant:
Dr. Alfen wollte mich nicht operieren!
Er hat sich meine Unterlagen angeschaut, danach meine Bewegungsmöglichkeiten und danach hat er mit mir geredet und was er mir erzählt hatte … machte Sinn!
Das erste Mal, dass mir ein Arzt nachvollziehbar erklärt hat, was mein Problem ist und was man dagegen tun muß!
Offensichtlich drückt der Vorfall auf meinen Ischias Nerv.
Aus diesem Grund habe ich auch Schmerzen hauptsächlich vom Gesäß abwärts über den hinteren Ober- und Unterschenkel der Fußsohle entlang bis in die Fußspitzen.
Neben dem Nerv hatte ich auch bereits eine Schutzhaltung eingenommen und somit gab es wohl auch schmerzhafte Muskelverspannungen.
Und jetzt kommt’s … er hat sich mein Kernspintaufnahem angesehen und mir gezeigt, dass meine innere Muskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule quasi nicht mehr vorhanden ist.
Und dass dies der Hauptgrund für meinen Badscheibenvorfall sowie die nicht eintretende Verbesserung ist.
Er hat mir erklärt, dass eine OP zum jetzigen Zeitpunkt nur die Symptome bekämpfen würde. Aufgrund der schwachen Muskulatur jedoch der Erfolgt nicht von Dauer sein wird.
Außerdem hat er mir erklärt, dass aus diesem Grund auch die Krankengymnastik keine dauerhafte Besserung bringen wird.
Dort wird lediglich versucht die Muskulatur zu entspannen, was kurzfristig helfen kann aber langfristig wahrscheinlich zu Rückfällen führt. (Kam mir bekannt vor)
Die innere Muskulatur lässt sich jedoch nur sehr schwer klassisch trainieren … sie verbindet wohl die einzelnen Wirbel und stabilisiert die Wirbelosäule.
Wenn diese Muskeln geschwächt sind, entsteht Druck auf die Bandscheiben und es kann, sei es durch eine ungünstige Bewegung oder einseitige Belastung (Sitzen) zum Vorfall kommen.
Ok … und nun?
Es gibt eine Möglichkeit die innere Muskulatur gezielt zu trainieren und aufzubauen mit Hilfe der so genannten medizinischen Trainingstherapie (MTT).
Hierbei wird man in einer Vorrichtung fixiert, sodaß die innere Muskulatur möglichst isoliert wird und dann führt man Bewegungen aus, um eben diese Muskulatur zu trainieren.
Nachdem dann die Muskulatur aufgebaut wird, können die Bandscheiben entlastet werden und der Druck nimmt ab, der Vorfall erschlafft und trocknet aus … bzw. wird vom Körper abgebaut … so die Theorie … unglaublich … aber nachvollziehbar …
Also erst mal hat mich Herr Dr. Alfen an einen Kollegen in Stuttgart überwiesen … und dann ging es los … erst mal 12 Sitzungen, 2 x die Woche …
Heute sind die 12 Sitzungen vorbei und ich bin einigermaßen begeistert.
Als ich angefangen habe konnte ich mich kaum in die Vorrichtung setzen und die Bewegung nur unter starken Schmerzen durchführen aber ich wollte nicht mehr warten, keine weiteren Schmerzmittel …
Und heute?
Keine Schmerzmittel mehr notwendig!
Ich kann wieder einigermaßen schmerzfrei Sitzen, stehen und Laufen.
Schmerzen sind noch da aber bei Weitem nicht mehr so stark.
Das Kribbeln sowie das Taubheitsgefühl ist verschwunden!
Lass mich nun zusätzlich noch einmal pro Woche vom Pysio behandeln, einfach um meine Beweglichkeit wieder herzustellen.
Da ich mich vor Schmerz nicht mehr nach vorn beugen konnte, haben sich wohl die Muskeln verkürzt die ich jetzt mühsam wieder aufdehnen muß. Ok, aber das ist das kleinste Problem.
Jedenfalls hat die Auswertung heute gezeigt, dass meine Kraft und vorallem mein Bewegungsrange immer noch deutlich eingeschränkt sind.
Aber hey … das Ergebnis nach nun knapp 6 Wochen ist riesig, verglichen mit den Minischritten und Rückschlägen, die ich in den 3 Monaten zuvor unter „Drogeneinfluss“ Diclo durchgemacht habe!
Ich bin immer noch nicht euphorisch, weil ich immer noch nicht glauben kann, dass alles gut wird.
Aber ich bin nun so weit, dass ich vielleicht Leidensgenossen hier eine Option aufzeigen kann.
Falls noch jemand bis hierher durchgehalten hat:
Meine Empfehlung lautet, ein Termin bei Herrn Dr. Alfen.
Selbst wenn es nicht von der KrKa übernommen werden sollte (ich selbst bin privat versichert) würde ich die Kosten für eine Diagnose von ihm privat übernehmen .
Für mich war der Gang zu Dr. Alfen nach einer langen und unglaublich schmerzhaften Odyssee eine Offenbarung!
Ich werde nun weitere 12 Behandlungen durchziehen … ich werde mich danach natürlich wieder melden und das Ergebnis hier posten.
In diesem Sinne … allen hier gute Besserung!